Im Februar 2024 starteten zwei Höhlenforscher aus der Region eine Reihe von Erkundungen im Raum Donau-Ries, mit dem Ziel, potenzielle Höhlengebiete zu identifizieren. Bei diesen Untersuchungen stießen sie auf eine vielversprechende Gegend, die durch mehrere Karststörungen, darunter auch Dolinen, geprägt ist. Die Entdeckung führte zu einer intensiveren Untersuchung und einer gezielten Eingrenzung des Suchgebiets.
Es stellte sich heraus, dass in der weiterreichenden Umgebung, insbesondere in Richtung Altmühl bis Mörnsheim, bereits die Ingolstädter Höhlenforscher e.V. (IHF) und die Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken e.V. (FHKF) aktiv waren. Diese Gruppen hatten bereits einige kleine Höhlen erforscht und vermessen. Ihr Fokus liegt jedoch vornehmlich im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Die von ihnen untersuchte Stelle im Donau-Ries-Gebiet war nur relativ grob erkundet worden. In diesem Kontext konnte die Region von den aktuellen Forschern nun detaillierter erforscht und „neu entdeckt“ werden.
Besonders erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist auch der Speleoclub ANDON (Ansbach-Donauwörth) mit dem Dachverband Deutscher Alpenverein (DAV), der bis zum Jahr 2019 mit viel Engagement einen bedeutenden Beitrag zur Höhlenforschung in der Region geleistet hat. Zu den Aktivitäten des Clubs zählten unter anderem die Erforschung der Pumperhöhle, einigen kleinere Neuentdeckungen sowie zahlreiche Fledermauszählungen in der Region. Dieses Engagement legte wichtige Grundlagen für die heutigen Forschungsarbeiten und zeigte bereits früh das Potenzial der Region für die Höhlenforschung auf.
Als die Region genauer untersucht wurde, fiel die Entscheidung, an einer spezifischen Stelle eine Sondierung vorzunehmen. Die ersten Ergebnisse waren vielversprechend, was den Entschluss festigte, das Projekt weiterzuverfolgen. Es folgte die Kontaktaufnahme mit dem Grundstückseigentümer sowie den zuständigen Behörden, darunter der Naturschutz, der Denkmalschutz und die Wasserschutzbehörde.
Um dem Projekt einen Namen zu geben, war es erforderlich, die Grabungsstelle zu benennen. Aufgrund der enormen Größe und Tiefe der Doline, die für diese Region durchaus bemerkenswert ist, sowie des dunklen Abgrunds, der den Zugang zu einer Höhle vermuten lässt und mit etwas Fantasie und Aberglauben fast unheimlich wirkt, haben wir diese Doline "Höllschlund" genannt. Dieser Name wird im Zusammenhang mit Höhlen und Dolinen häufiger verwendet und stammt aus früheren Zeiten, in denen unterirdische Orte in der christlichen Tradition oft als Eingänge zur Hölle oder als Aufenthaltsorte des Teufels angesehen wurden.
Nachdem sichergestellt war, dass das Grabungsgebiet außerhalb von Schutzgebieten lag oder die notwendigen Genehmigungen erteilt wurden, konnte die Forschungsgrabung beginnen. Im Zuge dieses Projekts wurde schließlich die IG Speleo Donau-Ries gegründet, da in dieser Region bislang kaum Höhlenforschung betrieben wurde und es keine aktive Gruppe von Interessierten gab.
Trotz der anfänglichen Herausforderungen fanden sich ein paar InteressentInnen, die sich der IG anschlossen und gelegentlich an den Grabungsterminen teilnehmen. Ihre Unterstützung macht die Arbeiten nicht nur effizienter, sondern auch angenehmer und trägt dazu bei, das gemeinsame Ziel zu erreichen: neue Höhlen in der Donau-Ries-Region zu entdecken und zu erforschen.
Das erste Projekt der IG Speleo Donau-Ries verfolgt neben dem primären Ziel der Höhlenforschung auch die wichtige Aufgabe, die lokalen Anwohner sowie die gesamte Region für das Thema Höhlen und Höhlenforschung zu sensibilisieren. Durch Gespräche und gezielte Aufklärung möchten wir das Bewusstsein für die Bedeutung dieser einzigartigen Naturphänomene schärfen.
Um dieses Ziel zu erreichen, stehen wir in Austausch mit der Lokalpresse. Wir informieren die Öffentlichkeit nach unserem Ermessen über wichtige Neuigkeiten und Fortschritte im Projekt. Dennoch bleibt der genaue Standort der Grabung aus Gründen des Schutzes geheim. Diese Maßnahme ist notwendig, um die Region und insbesondere die Grabungsstelle vor unerwünschtem Tourismus und potenziellem Vandalismus zu bewahren.
Seit Beginn der Forschungsgrabung im Februar 2024 wurden bereits rund 15 Grabungstermine erfolgreich durchgeführt.
Die Dauer dieser Einsätze variiert je nach Wetterlage, Motivation der Beteiligten und dem jeweiligen Arbeitsaufwand. In der Regel beträgt sie zwischen 4 und 7 Stunden – Vor- und Nachbereitungen nicht eingerechnet.
Zum Zeitpunkt dieses Berichts erreicht der entlang des anliegenden Felsens angelegte Schacht eine Tiefe von etwa 5 Metern. Die einzelnen Schachtsegmente bestehen aus Leitplanken und Winkelstahl, die fest im Fels verankert sind – eine notwendige Maßnahme zur Absicherung der Grabungsstelle.
Zum Schutz vor dem Hineinfallen von Personen oder Tieren sowie zur Verhinderung eines unbefugten Zugangs wurde ein verzinktes Stahlgitter mit abschließbarem Zugang installiert.
Im unteren Bereich des Schachtes vergrößern sich die Hohlräume zwischen den Steinen deutlich. Die Gesteinsoberflächen zeigen starke Auswaschungen und sind deutlich vom Wasser gezeichnet. Diese Merkmale deuten auf eine langfristige Einwirkung fließenden Wassers hin – ein entscheidender Prozess für die Entstehung von Höhlen durch die Lösung des Kalkgesteins.
Q4 2024 - Q1 2025: Winterpause
In einer Tiefe von etwa 5 bis 6 Metern innerhalb des angelegten Schachts konnte eine seitlich in den Fels führende, röhrenartige Struktur identifiziert werden. Es handelt sich dabei um den ehemaligen Verlauf eines Wasserablaufs. Die Röhre ist mit etwa drei Metern relativ kurz, weist jedoch einen sehr geringen Durchmesser auf. Zu Beginn war sie beinahe vollständig – bis knapp unter die Decke – mit Lehm verfüllt, der zunächst mühsam entfernt und aus dem Schacht transportiert werden musste.
Nach der Beräumung war es möglich, die Röhre zu bekriechen. Am gegenüberliegenden Ende öffnete sich ein kleinräumiger Hohlraum, der stark von Lehm und eingetragenem Geröll geprägt ist. Am Ende dieser Kammer befindet sich ein spaltförmiger Gang, der sich jedoch bereits nach wenigen Metern so stark verengt, dass ein weiteres Vordringen für Personen nicht möglich ist.
Wenige Meter vor diesem Engstellenbereich wurde jedoch eine leicht schräg abfallende Vertiefung entdeckt, die als möglicher Ansatz eines verfüllten Schachts interpretiert wurde. Nach sorgfältiger Abwägung dieser Hypothese wurde entschieden, diesen Bereich freizulegen. Die Vermutung bestätigte sich: Es handelt sich tatsächlich um einen Schacht mit einem Durchmesser von etwa 1,5 Metern, vollständig von massivem Fels umgeben.
Nach mehreren Metern Grabungsfortschritt konnte festgestellt werden, dass ein Teil dieses Schachts nicht verfüllt ist. Durch einen freigelegten Spalt lässt sich in die Tiefe blicken; zudem ist ein leichter, aufsteigender Luftzug spürbar – ein starkes Indiz dafür, dass sich am Schachtgrund eine weitere Fortsetzung der Höhle befinden könnte.
Der Schacht wurde bislang auf eine Tiefe von ebenfalls etwa 5 bis 6 Metern freigelegt, was die Gesamttiefe der Höhlenstruktur auf etwa 10 bis 12 Meter bringt. Die aktuelle Gesamtlänge des bekannten Hohlraums beläuft sich auf etwa 20 bis 25 Meter. Nach Einschätzung fehlen derzeit noch etwa 3 bis 4 Höhenmeter, um den mutmaßlichen Grund des Schachts zu erreichen.
Es sind daher weitere Grabungstermine notwendig, um abschließende Aussagen über die Tiefe und mögliche Fortsetzungen der Höhle treffen zu können.