Johannes Schmidt sagt, er würde diese wichtige Sache mit dem »Rundfunkbeitrag« nicht mehr in seinem Kanal ansprechen, weil er damit Leute anzieht, die er nicht auf seinem Kanal haben will.
https://www.youtube.com/watch?v=WxX0a1qtEQw
Das bringt mich zu der Frage, was ist eigentlich »Öffentlichkeit«, was bedeutet es, in der Öffentlichkeit sich zu bewegen. - Wir sind immer dem Risiko ausgesetzt, dort auch Menschen zu begegnen, die wir nicht in unserer Nähe haben wollen. - Das kommt daher, dass alle sich in der Öffentlichkeit aufhalten können.
Dann geht es darum, den Aufenthalt in der Öffentlichkeit so zu gestalten, dass ein Kompromiss zustande kommt. - Wichtige Anliegen nicht in der Öffentlichkeit anzusprechen, weil ich damit Leute anziehe, die ich nicht mag, wäre genau das Gegenteil von dem, was mich eigentlich motiviert, die Öffentlichkeit zu nutzen.
Wie sehen solche Kompromisse aus?
Ich nutze zum Beispiel Google+ als Soziales Netzwerk. Es bietet eine vielfach abgestufte Form von Kommunikation an: Eigene Beiträge schreiben, Verlinkungen der Beiträge ermöglichen oder nicht, Kommentare ermöglichen oder nicht, Personen können »blockiert« und gemeldet werden.
Beim »Rundfunkbeitrag« gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, das Thema zu diskutieren. Wenn mir eine Zugangsweise zu dem Thema nicht gefällt oder ich keinen Bezug dazu habe, wende ich mich mehr den anderen Erklärungen und Sichtweisen zu. - Das war es.
Aber der Umstand, dass andere Leute, Leute mit Vorstellungen, die ich nicht teile, auch Ansichten vertreten, die ich sehr wohl teile, bringt mich nicht davon ab, Ungerechtigkeiten weiter zu kritisieren oder notwendige Veränderungen anzusprechen. - Denn von der Tendenz könnte das Ganze dann völlig absurd werden, wenn ich etwa für Menschenrechte eintrete, in konkreten Situationen, und weil jetzt jemand auch für Menschenrechte eintritt, den ich nicht mag, würde ich dann mein Engagement einstellen. - Das kann es ja wohl nicht sein.
Meine Meinung dem anderen mitteilen.
Allerdings muss ich sagen, dass da ein grundsätzliches Missverständnis offenbar wird, wie Kommunikation in der Öffentlichkeit, im Internet »überhaupt« nur möglich ist. - Die Kommentarfunktion in den Sozialen Netzwerken, auf YouTube, aber auch bei den Online-Zeitungen ist ein großes Missverständnis. - Nicht das jemand »in mein Haus« reinschlümpft und dann »von innen« mich kritisiert oder lobt, kann das Ziel sein, von öffentlicher Kommunikation, sondern die Antwort erfolgt auf »eigenem Grund und Boden«. - Dieser Ort, der mein Zuhause ist, und wo ich mich äußere, kann nur mein eigener Beitrag in meinem Stream, auf meinem »Kanal« oder auf meiner Homepage sein.
Wer sich einmal die Mühe macht, Trollen hinterherzuschauen, der wird finden, dass die Trolle nur auf fremden Terrain »lebendig« und munter daherreden, während sie dort, wo sie eigentlich zu Hause sind, »sprachlos« wirken. - Das heißt, es ist ausdrücklich Methode, immer nur »bei den anderen« ordentlich auf den Putz zu hauen und auf eigener Fläche wird vor sich hin geschwiegen.
Ein Gespräch in der Öffentlichkeit, im Internet kommt deshalb sinnvollerweise ausschließlich so zustande, dass die Teilnehmer Interesse zeigen für die Aktivitäten der anderen. Dabei ist es notwendig, die Regeln einzuhalten. Also wer eigene Beiträge schreibt zum Beispiel zum »Rundfunkbeitrag«, sollte diese Beiträge mit »Tags«, den üblichen Markierungen versehen, damit sie im Netz und in den Sozialen Netzwerken gefunden werden können. - Ich antworte auf diese Beiträge nicht, indem ich die Kommentarfunktion des Beitrags nutze, sondern ich schreibe einen eigenen Beitrag, den ich in meinem Stream veröffentliche. - So ist die angemessene Verfahrensweise.
Die Kommentarfunktion dient eigentlich nur dazu, mal freundlich zu sagen, »Das hast du gut gemacht«. - Wer aber Kritik äußern will, oder grundsätzlich anderer Meinung ist, sollte die Mitteilungen anderer Personen verlinken, wenn darauf Bezug genommen wird. Aber der eigene Beitrag wird dann auf dem »eigenen Grund und Boden« veröffentlicht.
Das ist meiner Meinung nach die angemessene Vorgehensweise, im Internet miteinander zu kommunizieren. Weil man so die Privatsphäre des anderen achtet, aber dennoch die Gedanken und Aktivitäten aufgreifen kann, um den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen.
Eine weitere Möglichkeit, um sich von Personen abzugrenzen, die sich an die eigenen Aktivitäten »dranhängen«, ist: Die Kommentarfunktion abschalten, sofern sie überwiegend Leute anzieht, die man nicht mit den eigenen Aktivitäten in Zusammenhang haben will. - Die »Teilen« Funktion kann beibehalten werden, weil der Teilende das Teilen selbst verantwortet.
Nun scheint das erstmal ein Widerspruch zu sein: Ich will Kommunikation, aber verhindere sie, indem ich die Kommentarfunktion deaktiviere. - Ist das so?
Kommunikation entsteht nicht über »Kommentare«. - Alle Personen im Internet, in den sozialen Netzwerken müssen ihren »eigenen Bereich« haben, und diesen auch nutzen. - Bei Leuten, die keinen eigenen Bereich im Internet haben (Homepage, Profil, Kanal), oder diesen nicht pflegen und mit Inhalt füllen, sich nicht Mühe geben, einen ansprechenden öffentlichen Eindruck zu erzielen, die kaum oder nur in einer abstoßenden, aggressiven Weise sich mitteilen, und überwiegend nur als »unangenehme« Kommentatoren auffallen, bei denen kann eine Troll-Anfälligkeit angenommen werden. - Oder sie sind sich dessen überhaupt nicht bewusst, dass sie einen eigenen Anteil (Bereich) haben müssen, um im Internet »präsent« zu sein. - Ja, man kann sogar sagen, diejenigen die nicht mit einem eigenen Bereich im Internet vertreten sind, sind die häufigsten Kommentarschreiber. Weil sie dann »bei jemandem anderen« zuschlüpfen, und da dann erzählen. - Dieser »Zuschlupf« führt uns aber nicht weiter.
Es ist ja schon ein riesen Schritt für viele, überhaupt in den Sozialen Netzwerken aufzutauchen. Manche dieser Personen waren es über Jahre gewohnt, in Foren, anonym, »sich mitzuteilen« und manchmal in einer ruppigen Art und Weise mit den anderen Foren-Teilnehmern umzugehen. - Dass das jetzt nicht mehr geht, in den Sozialen Netzwerken, haben manche noch gar nicht realisiert. - Aber die Diskussion über »Hass-Beiträge« macht deutlich, dass ein gewisses Maß an Kommunikations-Standard nötig ist.
Weitere Ausgestaltung
Die Teilnahme an der öffentlichen Auseinandersetzung, an der Kommunikation im Internet, verlangt eine gewisse Vorbereitung und ein Bewusstsein über die Notwendigkeiten. Derjenige, der den Öffentlichen Raum nutzen will, muss seine eigene Person darstellen. Dies geschieht über eigene »Orte«. Diese sind im Internet und in den sozialen Netzwerken: das Profil, die Homepage, der Blog, der Kanal. Dort geben diejenigen, die sich im Internet an Gesprächen, Diskussionen, Auseinandersetzungen, Kampagnen und Aktivitäten beteiligen wollen, über sich und das eigene Denken Auskunft, und ermöglichen es so den anderen im Netz, sich ein Bild zu machen, von dem Teilnehmer. Das ist die Grundlage.
Und ich bin der Meinung, dass die Bedeutung der »Diskussionen« im Netz stark zurückgehen wird, weil irgendwann und manchmal »sehr schnell«, die Dinge klargestellt sind und weitere Gespräche »sinnlos« erscheinen. - Viel spannender wird es in Zukunft sein, über das Internet »zusammenzuarbeiten«. - Gerade aber dafür ist es wichtig, über die Mitmenschen Informationen zu haben. Und die können wir nur freiwillig uns gegenseitig zur Verfügung stellen.