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Bei allem, was zur Ausstattung dieses Lagers gehört, wurde vor der Anschaffung oder Herstellung erst einmal die Fachliteratur befragt. Beim Karfunkel-Verlag z.B. findet man etliche Fachbücher mittlerweile, Museumsschriften wurden herangezogen, im Internet geforscht, Geschichtsbücher durchsucht. Auf jeden Fall lohnt es sich, vorher zu forschen und dann erst anzuschaffen und herzustellen.
Überdachungen:
Unser Lager besteht im Kern aus einer Überdachung, die aus einem Satteldachzelt entwickelt wurde. Eine schwere gewachste Leinenplane und ein Holzgestänge (3 Rundhölzer quer und zwei doppelte Dreiecke aus Brettern auf jeder Seite). Die Seiten kann man mit einem zusätzlichen Wetterschutz verschließen. Das nimmt zwar ein wenig die Sicht, jedenfalls von der Seite, aber bei Regenwetter, Wind oder auch starker Sonne entsteht dadurch ein nicht zu verachtender Schutz, über den alle dann sehr froh sind. Etwas aufwändig ist es allerdings, diese Seitenteile anzuknoten. Und möglicherweise werden die Verbindungen auch noch durch zwei weitere ergänzt. Sie werden mit Brettchenborte angebunden.
Hinzugekommen ist eine weitere Plane aus Leinen. Diese können wir oben an die alte Überdachung anbinden, ebenfalls wieder mit Brettchenborte. Allerdings werden noch neue "Ösen" aus Borte befestigt müssen, die etwas weiter zurück auf der alten Plane liegen, so dass bei Regen kein Spalt entsteht. In der Mitte wird diese Plane durch zwei Masten hochgestemmt. Nach vorne werden die Ecken auch durch zwei Masten gehalten, die abgespannt werden.
Dadurch können wir auf lange Tafeln im Trockenen erweitern oder aber auch die Feuerstelle mit unter da Dach nehmen.
Zelte:
Das große Rundzelt hat ein Holzgestänge, Vordach und ein kleines Fenster im Dach. Dadurch wird es bei Wärem nicht ganz so stickig im Zelt. Meistens befestigen wir eine zusätzliche Innenwand im Zelt, das bringt einerseits Schutz bei ungemütlichem Wetter, zweitens sind dann keine Schatten von draußen mehr im Dunkeln auf der Zeltwand zu sehen und drittens ein wenig unauffälliger Stauraum für solche Dinge wie Zivilkleidung oder Packsäcke.
Das fast quadratische Zelt ist selbst entwickelt in der Konstruktion. Grundlage ist ein Firstgestänge. Darüber liegt die Dachplane. Die Dachplane hat an den vier Seiten Taschen. In diese werden lange Hölzer hineingeschoben. Dadurch wird das Dach stabiler. Dann wird ddas Firstgestänge mitsamt der Dachplane angehoben und mit den daran befestigten Seilen abgespannt. Dabei muss man ein bisschen darauf achten, dieses möglichst gerade auszurichten. Denn die Seitenplane wird anschließend oben an die Dachplane angebunden mit etlichen kleinen Bändern. Dann wird diese Seitenwand unten ebenfalls mit Heringen abgespannt. Das hat den Vorteil, dass man auch nur das Dach aufbauen könnte. Die Idee hatten wir, weil wir eine Töpferscheibe haben und diese einmal mitnehmen wollten. Weil die Töpferscheibe aber nicht dem Regen ausgesetzt werden sollte, sind wir auf diese Idee gekommen. Das Firstgestänge könnte man nämlich auch an dem Gestell der Töpferscheibe befestigen. Dann wäre alles zu sehen und trotzdem ein Wetterschutz gegeben.
Auch bei diesem haben wir vor, noch einen Innenleinwand zu ergänzen.
Dann haben wir ein kleines Gästezelt. Das wird hier jetzt nicht näher erläutert. Und es werden weitere umgearbeitete oder im Handel so fertig erhältliche Zelte aufgebaut.
Möbel:
Die Bänke sind aus Kiefernholzbrettern gebaut. Sie werden zusammengesteckt. Auf jeder Bank können zwei Personen sitzen. Sie sind so durch ihre Größe handlich und variabel einsetzbar. Bei zwei Bänken gibt es eine ansteckbare Rückenlehne. Außerdem haben wir eine kleine Truhenbank. Und auf unserer Vorratskiste kann man auch prima sitzen.
Die Tische:
Der große besteht aus einem fest verkeilten Grundgestell: vier Bretter als Standbeine, vier Querhölzer oben und unten. Auf den unteren kann man wunderbar die Füße abstellen. Und durch das Verkeilen wird das Gestell in sich sehr stabil.
Die Platte liegt nur lose auf. Durch ihr Eigengewicht verrutscht sie nicht. Und man kann, je nach Teilnehmerzahl die große oder die etwas kleinere Platte auflegen. Ziel wäre, ein zweites Grundgestell zu bauen, dann könnte man sogar eine ganz lange Tafel herrichten.
Die beiden kleinen sind aus einem uralten Eichenbrett entstanden. Sie haben je vier Beine, die mit dem oberen schmal zugeschnittenen Ende in ausgefräste Aussparungen in der Tischplatte greifen. Unten werden Rundhölzer als Quergestänge in die Beine eingesteckt und mit Brettchenborte zusammen gehalten. Die Tischplatten und das Gestänge werden dann mit Ketten schräg verbunden, dadurch werden sie so stabil, dass man sie an der Platte anheben und versetzen kann.
Das Praktische ist, das man auch unten auf den Rundhölzern etwas lagern kann.
Manchmal dienen diese kleinen Tische als Esstisch, manchmal als Waschtisch oder Arbeitstisch, je nach Bedarf.
Kochstelle:
Wir haben zwei Dreibeine zum Aufhängen von Töpfen und einen kleinen Dreifuß, der ins Feuer gestellt wird. Bei den Kochtöpfen haben wir mit einem schwarz emaillierten begonnen. Für den Anfang erst einmal schön unauffällig. Der fährt aber schon lange nicht mehr mit. Und dann haben wir uns die Deckeltöpfe und die anderen Kochtöpfe angeschafft. Keine Emaille! Einen Wasserkessel benutzen wir nicht. Das Wasser wird in den Deckeltöpfen erhitzt. Der Grapen wird weiter unten erwähnt bei der Keramik. Und je nach Planung des einzelnen Events kommen die kleinen oder die großen Töpfe mit. Inzwischen gibt es ja schöne Reenactmenttöpfe bei verschiedenen Händlern, da sollte man immer etwas Passendes finden.
Bratpfannen haben wir vier: eine ganz große, die über das Feuer gehängt werden kann, und drei kleinere in verschiedenen Größen und Ausführungen.
Und zwei Waffeleisen...
Küchengerät:
Beim Geschirr war es wichtig, zu sehen, welche Keramiken, welche Art von Gefäßen gab es zu dieser Zeit überhaupt. Und des weiteren - was würde zu uns und unserer Darstellung passen.
So haben wir angesammelt und zusammengetragen - verschiedene Messer, Holzlöffel, einen handgeschmiedeten Eisenlöffel, Knochenlöffel, Holzbretter für verschiedene Zwecke und einen Backtrog.
An Keramik gab es zu der Zeit um 1300 noch die Pingsdorfer Keramik und zum anderen auch schon die Rheinlandkeramik. Von beidem haben wir Krüge, Schüsseln, Becher und einen Grapen. Gute Replikate bekommt man bei Marei Müller, Töpferin der Fogelvreien, und Ilja Frenzel (im Internet zu finden).
Auch Glas gab es. Da die Herkunft der Lagerleitung aus gutem Hause stammt, gibt es also auch Gläser und zwei Karaffen bei uns. Bei Waldglas (Internet) kann man sehr schöne Glasrepliken bekommen. Sie stellen, so wie die Töpfer, Repliken aus verschiedenen Zeiten her.
Beleuchtung:
Die Zeit des Mittelalters war eine dunkle, was die Beleuchtung angeht. Wenn wir es ganz genau nähmen, dann würden die Plätze abends doch recht dunkel aussehen. Es gab Kienspäne, Kerzen (teuer), Öllampen, Fackeln, das offene Herdfeuer. Kerzen in Haltern oder Laternen. Bei den Laternen wird noch gesucht und geforscht. Es gab offensichtlich Laternen, die ähnlich wie Windlichter einfach nur mit Aussparungen waren, diese lassen dann aber nicht viel Licht durch. Dann gab es wohl welche mit Pergament oder Horn in den Seitenteilen. Stoffe wohl eher nicht. Bei Glas ist man sich nicht sicher. Gerade erst hat man einen Fund gemacht, aus dem hervorgeht, dass die Glasherstellung wohl doch schon verbreiteter war, als man zuerst gedacht hat.
Ja und wir brauchen Beleuchtung, die auch nicht gefährlich werden darf und zusätzlich schönes Licht wirft. Ich verwende Laternen mit Glas an den Seiten, Holzrahmen verschiedener Art, die dann aufgehängt werden. Das ist auf jeden Fall relativ sicher, gerade bei Kinderbetrieb im Lager. Eine Hornscheibenlaterne habe ich und einen schmiedeeisernen, vierarmigen Leuchter. Der sieht sehr schön aus. Allerdings geht das nur, wenn nicht zu viel Wind weht. Die Laterne mit den Hornscheiben hätte schon einmal beinahe einen Brand verursacht. Die Kinder hatten sie im Zelt aufgehängt, und zwar leicht schräge. Und Horn ist brennbar... Zum Glück nicht sofort, aber... Trotzdem überlege, es wenigstens teilweise einmal mit Öllampen zu versuchen. Obwohl die Frage der Sicherheit bleibt. Oder ob ich manche Laternen mit Pergamentseiten versehe? Die runde Pergamentlaterne, die es des öfeteren zu sehen gibt, ist eigentlich für die Zeit um 1300 schon wieder Vergangenheit. Also - hier werden Kompromisse bleiben. Aber ich denke, sie sind vertretbar. Was nicht ginge, wären Aluminiumlaternen oder Ähnliches. Wer Anregungen hat, darf diese gerne mitteilen. (rahel- katharina@arcor.de) Hier ist noch ein Link zu einer Seite, die sich mit genau diesem Thema befasst: Beleuchtung im Mittelalter
Wasser:
Ohne Wasser geht gar nichts. Also haben wir einen Trinkwasserbottich mit Deckel. Einen Waschbottich für Hände und körperlichen Bedarf aller Art, einen Abwaschbottich für das Geschirr und einen weiteren Transportbottich.
Damit man nun nicht jeden Bottich einzeln mit zwei Mann zur Zapfstelle schleppen muss, gibt es ein Joch. Und damit schafft man tatsächlich auch als Weib zwei schwere Bottiche zu tragen, die man alleine einzeln sonst kaum fünf Meter weit zu tragen schaffte. Wunderbar.
Damit man auch das Wasser daraus benutzen kann, werden diese Bottiche vor jedem Start gründlich geschrubbt und mit kochendem Wasser einmal ausgebrüht. Wenn man dann täglich da Wasser darin erneuert, kann da schon eine ganze Weile funktionieren, ohne dass man sich ein Unwohlsein einfängt. Zum Schöpfen des Trinkwassers verwenden wir einen kleinen Dreifußtopf aus Rheinlandkeramik. Der darf auch nur dafür verwendet werden und es darf kein Wasser in den Trinkwasserbottich zurück gekippt werden. Dsa klingt vielleicht erst einmal sehr streng und pingelig, hat sich aber in den Jahren bestens bewährt.
Gewandung:
Da haben wir auch etliche Bücher gewälzt. Verwendete Literatur:
Dr. Katrin Kania: Kleidung im Mittelalter, Bohlau Verlag 2010
Karfunkel, Zeitschrift, alle Hefte, auch die Schnittmusterhefte
Kleidung im Mittelalter, Zauberfederverlag, 3 Bücher
Ulrich Lehnart, Kleidung und Waffen der Früh- und Hochgotik, Karfunkel Verlag
" " , Kleidung und Waffen der Spätgotik I, Karfunkel Verlag
Erika Thiel, Geschichte der Mode, Weltbild Verlag
Xenia Mohr & Michael Störmer, Buch der Gewandung
Monika Hartz, Kopfbedeckungen der Kopfbedeckungen
Lange gesucht habe ich nach der Housse. Weil die Gugel eigentlich ein Männergewand ist und die Garnache auch. Ich habe sie dann bei Lehnart gefunden bei der Früh- und Hochgotik. Ja und dann hat mir geholfen, dass ich spinnen und weben kann und auch etwas nähen gelernt habe. Und zum Spinnen und Weben habe ich dann auch noch wieder spezielle Literatur. Leinen, Wolle, Seide, Leder. Aber das Wichtigste findet man in den genannten Büchern oben.
Fibeln sind über die Jahre von verschiedenen Schmieden angesammelt.
Frauen: Untergewand, Cotte, Surcotte, Housse, Mantel, Kopfbedeckungen
Mädchen das gleiche, brauchen aber noch keine Kopfbedeckung, wenn sie nicht möchten.
Männer: Hemd (bzw. Tunika, blieb über 'ewige' Zeiten fast unverändert), Cotte, Surcotte, Garnache und/oder Mantel, Haube, Bruche, Beinlinge, evtl. Wadenwickel.
Schuhe - CP-Schuhe kann man gut kucken. Die sind ziemlich reell mit ihren Angaben. Und sonst - selber machen. Und sonst - lesen und dann die Händler durchsuchen...
Instrumente:
Stolz bin ich auf meine Spielmannsfidel. Ein Nachbau eines Instrumentes aus der Zeit um 1300. Sie ist auf Umwegen bei mir gelandet, hat 5 Saiten, einen kurzen Bogen, mit der Hand zu spannen beim Spiel, in Quinten und Quarten gestimmt. Sie kommt fast immer mit.
Außerdem eine keltische Harfe, eine Knickhalslaute (nehme ich nur selten mit, sie ist empfindlich, aber klasse), eine Bodhran, Flöten.
Eine Wanderlaute kommt auch oft mit - ein Zugeständnis an die Spielkünste vieler heutiger Menschen. Ist zwar auch ein historisches Instrument, aber nicht aus der Zeit vor 700 Jahren 'umzu'.
Mein persönlicher Traum wäre es, noch einmal Drehleier zu erlernen. Und Dudelsack. Mal sehen...
Liederbücher kommen auch immer mit. Und musiziert wird im Lager und über alle Lagergrenzen hinweg, mit anderen aus dem Lager und auch mit Gästen, wie es gerade passt.
Textiles Werken:
Ganz oft haben wir die Spinnstube im Gepäck. Das Spinnrad kommt im Moment kaum noch mit, weil der Anhänger einfach voll ist. Aber die Handspindeln sind in der Regel schon dabei. Mit diesen wurde ja über lange Zeit hinweg praktisch das gesamte benötigte Garn hergestellt. Das muss man sich mal vorstellen. Im Grunde ein Wahnsinn. Welchen Wert die Kleidung damals gehabt haben muss...
Oft bieten wir auch den Besuchern an, selber einmal das Spinnen auszuprobieren. Und in Dornum findet regelmäßig ein Spinnworkshop statt. Gefärbt haben wir auch schon im Lager, das war lustig.
Die Brettchenweberei kommt auch oft dran. Die Borten kann man einfach so dermaßen vielfältig einsetzen, wunderbar. Und viele Leute kennen das nicht, finden das interessant und werfen gerne einen Blick darauf.
Scriptorium:
Die Schriften des Mittelalters sind auch ein Kapitel für sich. Es macht so einigen aus unserem Lager immer mal wieder Spaß, diese Schriften auszuprobieren und damit Briefe oder Grüße zu schreiben. Auch Auftragsarbeiten werden ausgeführt. Und wer möchte nicht einmal so einen besonderen Brief bekommen? Einzelheiten zu Tinten und Schriften ergänze ich vielleicht ein anderes Mal.
weitere hilfreiche Bücher sind:
Stephan Wester, Praktische Alltagsgegenstände des Hochmittelalters, Verlag Barbarossa
Erika Uitz, Die Frau im Mittelalter
verschiedene Kochbücher des Mittelalters
Bücher über Kalligraphie
Bücher über Tinte
Daniel Diehl, Mittelalterliche Möbel selber bauen, Verlag DragonSys
Wir bemühen uns, uns in allem so gut es geht dieser vergangenen Zeit anzunähern. Perfekt ist niemand und man lernt immer dazu. Es macht Spaß und Freude, weiter zu stöbern, zu recherchieren, weiter zu entwickeln, auszutüfteln. Die Gemeinschaft der Darsteller ist unvergleichlich. Sie ist im Laufe der Jahre zu einer riesengroßen Sippe zusammengewachsen. Man lernt, über dem offenen Feuer zu kochen und zu backen. Und wenn der Winter kommt und man den Wollmantel gewaschen hat, steckt man als erstes die Nase hinein nach der Wäsche und stellt dann beruhigt fest - er riecht noch nach Lagerfeuer.
Diese ganze Geschichtsszene ist so ungeheuer faszinierend, der Austausch, die Gemeinsamkeiten, die Verbundenheit mit der Natur, Sonne, Wind, Regen, Hitze, Kälte, Vogelgesang am frühen Morgen, Sterne in der Nacht, das unvergleichliche Aroma der auf dem offenen Feuer zubereiteten Speisen, Gewürze zu verwenden, die man sonst nicht unbedingt kennt, altes Handwerk, das heute unter Kunsthandwerk läuft.
Ich wünsche Euch viel Spaß bei eigener Recherche und freue mich über Rückmeldung. Wenn Ihr fragen oder Anregungen habt, schreibt uns. Zu erreichen bin ich/ sind wir über Email: rahel-katharina@arcor.de
Seid herzlich gegrüßt von
Rahel Katharina von der Sigeburg (Lagerleitung)