eine lebende Legende spielt einen Gig vor 350 Gästen. So geschehen am Montag, 15.3.2010 in München. Schauplatz war der kleine, intime Club 59:1 in München. Vor einigen Monaten kommentierte ich ein Youtube Video, etwa so: "der Typ ist so geil, wenn der in Europa spielen würde, ich würde hingehen". Und plötzlich kam eine Antwort per Mail: "schau Dir seine Homepage an, er spielt bald in Europa". Sofort stöberte ich, und tatsächlich, München als Auftrittsort war die näheste Location. Karten? Sofort über Internet bestellt und ohne Probleme erhalten. Partner fürs Konzert? Ander "zog nicht recht", so erhielt L. eine Chance. Ohne geringstes Zögern nahm er sofort an und begleitete mich. Karten zu meinen Lasten - eh klar!
Wir starten um 18:00 Uhr im Raum Innsbruck und gleiten mit dem vorgeschriebenen 100er Richtung Deutschland. Keine Hektik. Zeit. Konzertbeginn 21:30 Uhr, Einlaß 20:30 Uhr. Ankunft München, direkt beim 59:1 um 20:10 Uhr. Nach Außen hin cooles Abwarten. Nur 2 Stunden von daheim weg, aber doch in München, Großstadtflair, fremde Leute. Wir sind aufgeregt, wollen es aber nicht zeigen. Niemand soll uns als Provinzheinis abtun.
Einlaß pünktlich. Staunen, daß die Location so klein ist. 3-400 Leute gehen da rein, sicher nicht mehr. Die handvoll Plätze vor der Bühne sind sofort besetzt. Wir stellen uns gleich dahinter in zweiter Reihe auf. Warten.
Schon stürmt die Vorgruppe auf die Bühne, 3 agile Londoner Bubis, ganz sympathisch. Laut ohne Ende. Wir hoffen, daß endlich LES kommt.
Das zehnte Lied der Vorgruppe ist aus. Abmarsch. Die Bühne wird geräumt. Warum sollten auch 2 Schlagzeuge dastehen? Kabel herumgestecke, Geräte her, ein paar Utensilien der Vorgruppe noch weg, Soundcheck. Zügige, profihafte Hektik beherrscht für 15 min den Raum. Dann, unangekündigt und unspektakulär - huscht "er" und seine Mannen auf die Bühne. LES CLAYPOOL!! Endlich! Ich gestehe, ich bin kein fanatischer Fan, aber es kam trotzdem ein fast "teeniverliebtseinähnliches" Wohlgefühl in mir auf, als ich ihn so nahe sah. Seine Musik begeistert mich und es tat gut, hierzusein und damit zu beweisen, daß man ihn wertschätzt. Ob es L. mit seinen 13 Jahren ähnlich ging wie mir, kann ich nicht sagen. Jedenfalls war der ganze Ausflug, während des normalen Schulalltages, für ihn alleine schon sicher Aufregung genug.
Die Band spielt sich warm und der Baßvirtuose handelt sein Seiteninstrument wie kein anderer. Bekannte und noch nicht gehörte Lieder wechseln sich ab. Les tauscht vom E-Baß zum akkustischen, spielt später sogar sein - ich weiß nicht - stehendes 1-Seitending mit Ratsche, das zusätzlich auch noch mit einem Drumstick geschlagen wird. Nichts für harmoniebedürftige Ohren. Alternativ wird wohl der beste allgemeinverständliche Einwortbegriff für seine Stilrichtung sein. Wir genießen den Sound. Leider rüpeln einige Besucher unnötig herum und zwängen sich von ganz hinten nach ganz vorne, per Ellbogentaktik, L. und ich ringen um Gleichgewicht und Fassung. Die letzten 20 Minuten verbringen wir halb mit Konzertgenuß und halb mit Platzverteidigung.
Das Finale erklingt. Schade, daß es schon vorbei ist. Trotzdem spüren wir fast eine Art Erlösung. Ich bin naßgeschwitzt. L. auch. "Zugabe, Zugabe, Zugabe!!" Ich habe das Gefühl, daß höflichkeitshalber noch 1 letztes Lied geboten wird.
Dann zischen sie zielbewußt hinaus. Wir auch. 23:50 Uhr. Frisch ist es draußen. Die Ohren dröhnen. Zügig latschen wir zum Auto. Den Weg aus der Stadt finden wir dank Navi leicht und cruisen bald wieder mit angenehmer Geschwindigkeit Richtung Innsbruck zurück. L. schläft nach einer halben Stunde ein. Ich muß fahren, die Lieder von Les Claypool klingen noch immer im Ohr. Ich stampfe und klopfe im Takt und halte mich dadurch wach.
01:50 Uhr: Ankunft zuhause. Schlafen, Träumen, vom großen Ereignis im kleinen Club. Und wir waren dabei.
Video: http://www.youtube.com/watch?v=yqTIoI4nH3I
Christian, 18.3.2010