Freitag, 30.4.2010: ich muß raus. Die fantastischen Berichte von Schitourenkollegen vom Mittwoch und Donnerstag vor Augen, glaube ich ans Unmögliche. Die eigene Erfahrung ignoriere ich, gleich wie die Prophezeihung von Wolfi. Bedeckter Himmel, warm, Regen. Eigentlich gibt es ja keine eindeutigeren Hinweise darauf, daß man so ein Vorhaben gar nicht erst starten soll. Es ist mir aber von Anfang an klar, daß ich nichts verlieren kann, sondern nur gewinnen. Nämlich die Chance, daß es doch noch geht (ok ok, ich bin nun mal Optimist), und im schlimmsten der schlimmsten Fälle (der ist eingetreten), lerne ich eine Hütte kennen, wo ich noch nie war und vielleicht ein paar nette Leute.
Also, ich fetze ins Ötztal, parke am großen Platz am Talende und schnalle die Schi auf den Rucksack. Am Parkplatz sind nur 2 Autos - verdächtig. Es weht ein unnötig warmer Wind, so um mich ein letztes mal zu warnen. Ich bin froh um die 3/4 Knike, mit der es angenehm zu gehen ist. Die Lautstärke vom MP3 Player schraube ich anständig auf und marschiere zügig Richtung Hütte. Ja, jetzt fällt die Wochenlast schön ab. Nebenbei kann ich das Sulztal kennenlernen und male mir aus, wie herrlich die Abfahrt mit Schi vom 3348 mtr hohen Windacher Daunkogel ganz ins Tal auf 1569 mtr sein muß. Bald passiere ich die vordere Sulztalalm und weiß, daß es nicht mehr weit ist. Auf 2050 mtr beginnt auf dem Fahrweg eine durchgehende Schneedecke. Trotzdem, ich wollte die Felle nicht naß machen, stapfe zu Fuß die letzten Meter Richtung Hütte, die unerwartet hinter einer Kurve vor mir auftaucht.
Eincheck. Zimmer 7 mit 2 Betten gehört mir ganz alleine. Auch ein Vorteil, wenn wenig Leute auf der Hütte sind. Neben mir noch 4 Bergführer, 2 Steirerbuam und 1 deutscher Studi aus Innsbruck mit seinem Kumpel. Mit ihnen schließe ich gleich einen Pakt, daß wir morgen zusammen auf den Windacher Daunkogel gehen. Nach einer gscheiden Portion Hirtennudeln genieße ich den Abend in der Stube beim Lesen von Bergheften. Um 21:30 Uhr verabschiede ich mich von den Anwesenden. Mit den beiden Kameraden vereinbare ich als Frühstücktermin 05:00 Uhr. Kein Problem, weil das erste mal war ich schon um 03:10 Uhr wach, dann wieder ab 04:30 Uhr. Nach der Morgenmahlzeit mit lauwarmem Kaffee und Butterbrot machen wir uns marschbereit. Anfangs scheint gar zwischen dem Nebel etwas Helles durch. Doch als die Felle kleben und der Pieps eingeschaltet ist, zieht es in 2 Minuten zu und fängt zu regnen an. Wir staunen uns an und ich treffe für mich die Entscheidung, naß zu werden. Aber nicht, im Aufstieg zum Gipfel sondern am Weg zurück zum Auto. Von den 2 Mitkämpfern verabschiede ich mich und trotte, nicht wie man meinen könnte enttäuscht, ins Tal. Immerhin wußte ich von vorneherein, auf was ich mich einlasse. So kann ich heute nur von einer Hüttennacht und nicht von einem Gipfelsieg berichten. Ich werde diese Tour trotzdem nicht so schnell vergessen, zumal wir uns ja bekanntlich das Außergewöhnliche eher merken, als das Alltägliche.
Außerdem könnte man noch so zusammenfassen:
3 Schiwasser a`€ 2,-- € 6,-- (am Vortag ausgefaßt, am nächsten weggeschüttet)
Abendessen, Schlafen, Kuchen € 33,50
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€ 39,50 für eine Nacht auf der Hütte, Schitragen bis dorthin, Abfahrt
ca 80 hm, naß bis auf die Haut, aber am Samstag schon um 08:00 Uhr wieder daheim
PRICELESS!!!
jetzt trotzdem zufrieden!
1.5.2010
Giggi
unterwegs im Sulztal
Blick von der Hütte ins Talende
Zimmer 7
Gammelwetter am Weg heim (06:10 Uhr)
Giggi