der Tag beginnt mit einem Blick aus dem Fenster, ich hole nur schnell die Bestätigung ein, daß es auch wirklich schön ist. Mit Grausen erinnere ich mich an die Tour vom 17.9.2011, wo beste Verhältnisse prognostiziert waren und es am Morgen wie aus Kübeln regnete. Die heutige Etappe soll "nur" auf die Starkenburgerhütte führen. Dort war ich noch nie und dort werde ich heute schlafen, obgleich nicht weit weg von daheim. Und da gibts noch den Hohen Burgstall, da war ich auch noch nie oben, der wird mitgeschlenzt. Die Gehzeit von Hütte zu Hütte ist mit 5,5 Stunden veranschlagt, was mir wieder zu denken gibt. Breche ich um 08.30 Uhr auf, bin ich kurz nach Mittag drüben. Und dann? Wirds langweilig. Also, es muß etwas her, was das Ganze ein bißchen in die Länge zieht. Den Burgstall noch am gleichen Tag mitnehmen? Nein, viel besser, den aufheben für den nächsten Tag und stattdessen über Wildkopfscharte - Hohe Schöne - Schwarzhorn - Marchsäule gehen. Erstens wieder eine schöne Gratwanderei, zweitens den (heute die) auferlegten Gipfel mitnehmen.
Genauso mache ich es. Ich starte durch und der immer wieder beindruckende Wegabschnitt gleich am Anfang verleiht mir Flügel.
Ganz schnell bin ich in der Sonne unterwegs und kann schon kurzämlig marschieren. Abwechslungsreich geht es in leichtem Auf und Ab dahin, Höhenwegluft wird geschnuppert.
Die erste Station heute ist die Hochseduckalm, auf 2.249 mtr. Leider, niemand da. Ich genieße ein kurzes Päuschen und stampfe weiter Richtung Wildkopfscharte, der dazugehörige Gipfel wird gerne von den Gästen der Potsdamer Hütte besucht. Wir waren schon im Winter oben, fein, daß das als Tagestour möglich ist. Im Nu bin ich dort und es fängt die kurzweilige Gratpartie an. Was ich nicht erwartete, daß es sich derart in die Länge zieht.
Aber Zeit war genug vorhanden, ja ein verschwenderischer Umgang mit ihr nahezu erwünscht. Ein Problem, das sich auftat, war die Wasserversorgung. Hatte ich bei den letzten Bächen, die vor der Hochseduckalm passiert wurden, doch hochnässig wie ich bin, immer wieder gedacht, "beim nächsten" "beim nächsten" und so weiter, bis kein Wasser mehr kam. Nun stand ich ganz oben am Grat und dachte über physikalische Gesetze nach. Nämlich, daß Wasser aufgrund der Schwerkraft ja nach unten fließt und ich am Grat oben sicher keinen Bach finden werde. Oh shit, bin ich dumm. Nun stehe ich hier, nordseitig Schnee, südseitig alles aper und versuche mich an die vielen Survival Serien (auf D-Max, dem Kanal für Männer) zu erinnern. Sicher fällt mir bald ein, wie das der Marine oder der Hippie erledigt hätten. Ich setze mich hin und versuche, einen Schneeball zu formen und so lange in der Hand zu halten, bis Wasser daraus rinnt. Kannst du vergessen, geht nicht. Viel zu kalt. Also nehme ich Schnee und fülle ihn in meine Wasserflasche, gieße lauwarmen Marschtee drauf und fülle hin und her, mal wieder Schnee dazugebend, bis ich den letzten 3/4 Liter zu 1,25 ltr machte, nun halt eiskalt und mit Schnee drin schwimmend. Der wird schon schmelzen. Und sparen werde ich auch. Immer nur kleine Schlucke trinke ich.
Der Aufstieg zur hohen Schöne (2675 mtr) erfolgt über riesengroßes Blockwerk und war kurzweilig wie nie. Am Ziel ist nur ein halbes Gipfelkreuz, nämlich ein senkrecht aufragender Pfosten.
Weiter spaziere ich gemütlich am Grat, immer, wenn Schnee kam, wich ich auf die Südseite aus und dachte mir, dieses Vorgehen ziehe ich durch bis zum Schwarzhorn. Geht aber nicht. Weil bald kam ein Wegteil von etwa 200 mtr Länge, der nordseitig gegangen werden MUSSTE, nixda auf die Warmduscherseite rüberlinken. Ich holte mir also auch heute wieder nasse Füße und brachte es hinter mich. (nachfolgend der Rückblick auf diese Passage vom Gipfel des Schwarzhorn aus betrachtet)
Der letzte Aufschwung zum Schwarzhorn war "schwarzer Bergweg" und ich freute mich, auf dem schönen Giebel einzutrudeln. Er ist ja immerhin 2.812 mtr hoch. Der Weiterweg führte direkt über den Bergrücken bis zur Marchsäule, ich nenne es "Bonuskreuzerl" - auf 2.598 mtr.
Unten am Sendersjöchl kommt das unvermeidliche, und immer wieder selbe Schild: "Starkenburgerhütte 2 h". Ich glaube, von jedem "Letzjoch" zur Zielhütte sind es in den ganzen Stubaier Alpen immer 2 h. Am Weg zum Seejöchl begegnen mir viele Murmeltiere, die sich gar nicht stören ließen.
Unterhalb der Schlicker Seespitze gehts dann recht anregend Richtung Hoher Burgstall, dessen Abzweig ich ignoriere und nach mehreren Kurven kommt endlich die Starkenburgerhütte in Sicht. Dort schlage ich um 15:30 Uhr auf und checke ein. Keine Dusche, dafür aber wenigstens warmes Wasser. Die Wirtin gibt mir ein Zimmer und ihr Mann macht mir eine Monster-Hüttenplatte. Das was drauf war, habe ich mit Haut und Haaren verdrückt. Nichtmal mehr das Salatblatt, wo der Kren drauf war, blieb übrig.
Ich genoß die Nachmittagssonne auf der Terrasse und wunderte mich, daß nur noch 2 (!!) Gäste kamen, mehr war nicht. Die schliefen im Lager. Nach dem Abendessen bemühte ich mich, nicht allzuschnell raufzugehen, um 20.00 Uhr kann nichtmal ich einschlafen. Um zehne knippse ich endlich das Licht aus und freue mich auf den morgigen vorhergesagten Schönwettertag, an dems zuerst auf den Hohen Burgstall soll und später dann über die Schlicker Alm und das Halsl endlich wieder nach Hause.
Gewesen sind`s:
1150 mtr Aufstieg
17,3 km
7,5 Stunden in Bewegung