Geschichte der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus

1914

Am Himmelfahrtstag, im Jahre 1914 wurde der Grundstein für das Tropengenesungsheims unterhalb der Tübinger Eberhardshöhe gelegt (Bildquelle: Landeskirchliches Archiv Stuttgart). Die Planung erfolgte durch das Architekturbüro Bihl & Woltz, Stuttgart.

1916

Die Eröffnung des Tropengenesungsheims findet am 15. November 1916 mitten im ersten Weltkrieg in kleinem Rahmen statt.

Direktor des Difäm und Chefarzt des Tropengenesungsheims war Prof. Dr. med. Gottlieb Olpp.

Vortrag von Prof. Olpp am 14. Mai 1917

1922

Bau einer Baracke mit 24 Betten für Tropenkranke oder rückkehrende Missionarskinder, die die Grundlage für das Difäm-Institutsgebäude neben dem Krankenhaus war.

1931

Erstmalig wurden „Erholungsbedürftige“ aus dem Raum Tübingen aufgenommen. In den Folgejahren gewann die allgemeine medizinische und internistische Versorgung zunehmend an Bedeutung.

1936

Presseartikel von Prof. Olpp

1937

Fertigstellung des neuerrichteten, winterfesten Kinderheimes (ab 1954 Institutsgebäude des Difäm). Beginn der Belegung am 15. Juni 1937. Dr. med. Samuel Müller wird neuer Direktor des Difäm und Chefarzt des Tropengenesungsheims.

1939 bis 1945

Im Winter 1939/1940 hatte das Krankenhaus den großen Ansturm von heimkehrenden Missionaren und ihren Familien aus Ägypten, Palästina und später auch aus Ostafrika zu bewältigen. Schließlich wurden Teile des Krankenhauses im zweiten Weltkrieg als Lazarett beschlagnahmt.

Juni 1945

Auflösung des Reservelazaretts wobei noch eine Anzahl Schwerkriegsverletzter bis zum Herbst 1945 in einer so genannten „Dienstuntauglichen-Station“ blieb.

Ende 1945

die Franzosen machten das Tropengenesungsheim zum Referenzkrankenhaus für alle tropenmedizinischen Begutachtungen ehemaliger deutscher Soldaten und Fremdenlegionäre in ihrer gesamten Besatzungszone. Dank noch vorhandener Vorräte aus der Lazarettzeit, der guten Beziehungen ins Umland und der eigenen Gärtnerei und Landwirtschaft gab es ausreichend Lebensmittel für die Patienten und Mitarbeiter/ innen, was bei einigen Tübingern zur Bezeichnung „Drobenernährungsheim" führte. In dieser Zeit wurde das Krankenhaus als eine Art Oase inmitten aller Kriegsfolgen empfunden.

Nach Auflösung der „Dienstuntauglichen-Station“ verfügte das Krankenhaus über 75 Krankenbetten

1946

Auf Bitte von Paul-Lechler spendet der Deutsch-Amerikaner und Arzneimittelunternehmer Max Kade aus New York 20 Liter Oleum Chenopodii, das früher zum Abtreiben von Spul-, Haken- und Bandwürmern verwendet wurde, sowie ein großes Fass Rizinusöl. Fast die ganze Bevölkerung litt aufgrund der damals üblichen Kopfdüngung an Wurmbefall. Da zweimal 20 Tropfen für eine Behandlung ausreichten, konnte man auch die Allgemeinheit teilhaben lassen. Viele Menschen kamen zur Entwurmung in die Klinik. Sogar Industriefirmen brachten ihre Belegschaft. Carola Babick (Bild), die damals im Labor arbeitete, setzte ihre ganze Arbeitskraft für diese Therapie ein und führte bis zur Währungsreform über 22.000 ambulante Wurmkuren durch.

1948

Mit der Währungsreform sank die Belegung im Tropengenesungsheim rapide ab. Man hatte zu wenig Geld, um sich im Krankenhaus behandeln zu lassen. Die Betreuung der ausreisenden und heimkehrenden Missionare mit ihren Familien konnte die Existenz des Krankenhauses nicht sichern

1951

Direktor Dr. Müller schloss mit dem Direktor der AOK Tübingen einen Vertrag, der zur Umwandlung des Tropengenesungsheims in ein Krankenhaus führte. Ab diesem Zeitpunkt war die Klinik auch für die internistische Behandlung von Patienten aus dem Raum Tübingen zuständig. In diesem Zusammenhang wurde die Bezeichnung „Tropenheim Paul-Lechler-Krankenhaus“ eingeführt

1954

Für die Weiterentwicklung des Krankenhauses war es wesentlich, dass es unter einer eigenen ärztlichen Leitung stand. Bisher war der Direktor des Difäm gleichzeitig auch verantwortlicher Chefarzt des Krankenhauses. Am 1. Oktober 1954 wurde Dr. med. Werner Röllinghoff, Facharzt für Innere Medizin, nach dem Besuch der London School of Tropical Medicine und Erwerb des Diplom in Tropical Medicine & Hygiene offiziell Chefarzt im Paul-Lechler-Krankenhaus. Das Krankenhaus wurde jetzt selbständig geführt, blieb aber eng mit der Arbeit des Difäm verbunden.

1956

Angesichts der zunehmenden Akzeptanz, die das Krankenhaus auch bei der Tübinger Bevölkerung entwickelte, musste Mitte der 50er Jahre über eine Vergrößerung nachgedacht werden. Im Rahmen der Finanzierung der geplanten Baumaßnahmen wurde das frühere Institutsgebäude des Difäm in der Nauklerstraße und das ehemalige Schwesternheim in der Mohlstraße 18 mit dem dazugehörenden Grundstück im August 1956 für 999.999 DM an das Land Baden-Württemberg verkauft

1957 - 1959

Umbau und Erweiterung des Tropenheims – Paul-Lechler-Krankenhauses. Während der Bautätigkeit lief der Krankenhausbetrieb mit einer auf 40 reduzierten Bettenzahl weiter. Es entstand auch ein Mehrzwecksaal, der nach der verstorbenen Ehefrau von Paul Lechler jun. „Olga-Lechler-Saal” benannt wurde. Im neu gestalteten Eingang des Krankenhauses schuf Carola Babick das Mosaik „Der barmherzige Samariter“. Am 23. April 1958 war das Richtfest (Artikel in der Tübinger Chronik) und am 27. Mai 1959 fand die festliche Einweihung des Krankenhaus anlässlich der Gedenkfeier an die 50 Jahre zuvor stattgefundene Einweihung des Institutsgebäudes in der Nauklerstraße statt.

1967/1968

Erweiterung der „Ärztlichen Abteilung“ mit einem Vorbau nach Süden. Hierzu gehörte eine große Wartehalle mit einem Steinmosaik des Künstlers Wilhelm Pfeiffer aus Hirschau mit dem Regenbogenmotiv „Gottes Heilsangebot für alle Menschen“. Die Laborräume wurden vergrößert und die Sekretariatsräume und ärztlichen Untersuchungszimmer erweitert. Hinzu kamen Bibliothek, Archiv und ein Kursraum für Laborkurse.

1971

Die folgenden Jahre waren von einem weiteren Aufschwung geprägt. Das Tropenheim Paul-Lechler-Krankenhaus wurde in zunehmendem Maß von Angehörigen der Missionswerke, Auslandsmitarbeitern, Industrieunternehmen aber auch von vielen Tübingern angenommen.

Seit 1969 wurden zwei- bis dreimal jährlich Tropen- und Laborkurse für Krankenschwestern und Krankenpfleger in neuer Form unter Leitung von Dr. Aart van Soest veranstaltet. Er war gleichzeitig ein besonders gefragter Dozent für die Tropenkurse, die vom Tropeninstitut der Universität Tübingen veranstaltet wurden

Mit dem Bezug des neuen Schwesternhauses 1971 war der so genannte Schwesternflur im 3. Stock freigeworden und konnte für die Erhöhung der Bettenzahl benutzt werden. Das Krankenhaus hatte damit jetzt 101 Betten und wurde der Forderung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes vom 29.06.1972 gerecht, dem entsprechend mindestens 100 Betten vorhanden sein mussten.

1970er Jahre

In den 70er Jahren verschob sich bei den stationären Patienten das Gewicht mehr und mehr hin zu den internistischen. Die internistischen Patienten wurden im Wesentlichen aus umliegenden Krankenhäusern eingewiesen. Es handelte sich oft um schwer Pflegebedürftige, die nach einer Operation nicht direkt nach Hause entlassen werden konnten. Der hohe Anspruch an die Krankenpflege führte zur Entwicklung entsprechender Qualitätsstandards. Aus dem gleichen Grund setzte sich das Krankenhaus früher als andere mit den Problemen des Alterns und des Sterbens auseinander. Die christliche Ethik mit einer intensiven Zuwendung zu den Patienten zusammen mit der hervorragenden Krankenpflege ist bis heute die Basis für den außergewöhnlichen Ruf des Krankenhauses in der Behandlung internistisch kranker älterer Patienten/innen.

1979

Dr. med. Harald Kretschmer übernahm die Leitung im Tropenheim Paul-Lechler-Krankenhaus. Damit begann eine Zeit der Konsolidierung der Krankenhausarbeit, eine Zeit des Ausbaus von Tropenmedizin und Innerer Medizin, der modernen Geriatrie und Palliativmedizin sowie der baulichen Erneuerung und Reorganisation des Krankenhauses.

1988-1990 Erweiterungsbau Ost. In den Folgejahren grundlegende Modernisierung der Klinik. Sie nennt sich jetzt „Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus“.

1994

Gründung des Geriatrischen Zentrums am Universitätsklinikum Tübingen unter Miteinbeziehung der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus, das als Mitgliedseinrichtung seitdem auch offiziell mit der medizinischen Akutversorgung älterer kranker Menschen beauftragt ist.

2003

Dr. med. Johannes-Martin Hahn übernimmt die ärztliche Leitung in der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus, das sich in den Folgejahren zum Kompetenzzentrum für Altersmedizin einschließlich Palliativmedizin entwickelt. Die Tropenmedizin wird unter der Leitung von Dr. med. Helmut Scherbaum eigenständiger Funktionsbereich und profiliert sich mit zunehmenden Fallzahlen als Zentrum für Tropen- und Reisemedizin. Presseartikel

2004

Umstellung von Tagessätzen auf diagnosebezogene Fallpauschalen.

2007

Einrichtung eines palliativ-geriatrischen Schwerpunkts mit 6 Betten.

2009

Erste Überlegungen zur Planung eines neuen Bettenbaus mit dem Ziel einer verbesserten Unterbringung und Behandlung älterer Patienten.

2011

Organisatorische Änderungen im Aufnahmeprozess und eine zunehmende Anzahl akutkranker älterer Patienten führen zur Einweihung eines eigenen Aufnahmebereichs im November 2011.

Presseartikel

Im August 2011 übernimmt Dr. med. Johannes Schäfer die Leitung des Fachbereichs Tropenmedizin.

Presseartikel

1990 wurde der Erweiterungsbau Ost

fertiggestellt und in den Folgejahren die Klinik

grundlegend modernisiert. Sie nennt sich seither

„Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus“.

2013

Die Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus wird gGmbH. Alleingesellschafter ist das Difäm. Erster Geschäftsführer der gGmbH wird Wolfgang Stäbler.

2014

Im April Einweihung der gemeinsamen Palliativstation des Universitätsklinikums Tübingen und der Tropenklink Paul-Lechler-Krankenhaus unter dessen Trägerschaft mit 10 Betten.

Presseartikel

2015

Beginn der Bauarbeiten.

2017

Bezug des Klinik-Neubaus