Merlscheid

Kapelle St. Brixius

1736 wurde mit dem Bau des kleinen Gotteshauses in Merlscheid begonnen und im Jahr 1737 wurde sie eingeweiht. Man erwählte den heiligen heiligen Briktius zum Patron. Wahrscheinlich hatten sich an diesem Bau auch die Gläubigen aus Hüllscheid beteiligt. Als der eigentliche Erbauer wird allgemein Peter Gönen, der vorletzte Schultheiß von Thornbach, genannt.

Wie bei den meisten Sakralbauten der Region, handelt es sich bei der Kapelle in Merlscheid um einen einschiffigen Bau, bei dem der dreiseitig geschlossene Chorraum ohne Mauervorsprung in das Schiff übergeht. Der vorgebaute Westturm ist zu ca. einem Viertel in das Schiff integriert. Der gesamte Bau ist aus Bruchstein gefertigt, verputzt und weiß gestrichen.

Die Kapelle hat im Inneren eine Länge von ca. 11 m und eine Breite von ca. 4 m. An den Längsseiten des zweijochigen Schiffs sind je zwei Stichbogenfenster mit einer Umrandung aus Rotsandstein angebracht. Ursprünglich war das Schiff mit einem Pliestertonnengewölbe versehen, welches jedoch Mitte des 20. Jh. verändert wurde. Zwischen den beiden Jochen sind heute noch an beiden Seiten die geschwungenen Holzkonsolen des Gewölbes zu erkennen. Der Eingang befindet sich auf der Südseite des Turms, ist rundbogig und ebenfalls mit Rotsandstein umrandet. ln der Westwand des Turms ist ein rundbogiges Fenster im Treppenhaus gebrochen. Der Turmhelm ist achtseitig und wie der gesamte Bau mit Schiefer gedeckt.

In dem schlichten und ohne bemerkenswerte Architekturverzierungen versehenen Kirchlein fällt besonders der barocke Hochaltar aus dem 18. Jahrhundert auf. Es handelt sich um einen zweigeschossigen Säulenaufbau, dessen Unterbau von einem bemalten Antependium verhüllt und mit zwei seitlichen Muschelnischen versehen ist. Der eigentliche Aufbau (Retabel) zeigt in seinem unteren Bereich einen Tabernakel mit Muschelform und Puttenkopf; flankiert von zwei kleinen Säulen. Die beiden großen geraden Säulen des Mittelteils werden von zwei Sockeln mit Diamantspitzen getragen. Dazwischen befindet sich das Altarbild mit rundbogigem Abschluss und von einem Puttenkopf bekrönt. An den Seiten sind geschnitzte Wangenbretter mit Fruchtgehängen angebracht. Den bekrönenden Aufsatz bildet ein weiteres Gemälde mit rundbogigem Abschluss. Neben den Säulen und auf dem Gesims befinden sich Statuen von Heiligen und Engeln. Der Altar ist aus Eichenholz gefertigt und war bis zu seinem letzten Anstrich in den 1950er Jahren in weiß, Gold und Marmorimitation gefasst. Möglicherweise handelte es sich hier um die Originalfarbfassung, die dem Altar sicherlich besser stand als die heutige braun-orange Bemalung.

Zwei der drei Gemälde des Altars sind dem Barock zuzuordnen und somit Originale: die Aufnahme Mariens in den Himmel auf dem Antependium und die Dreifaltigkeitsdarstellung im Aufsatz. Es handelt sich in beiden Fällen um Ölmalereien auf Holz. Das große Altarbild hingegen ist stilistisch dem 19. Jh. zuzuordnen. Warum dieses Bild ausgetauscht wurde und welche Darstellung auf dem Original zu erkennen war, ist heute nicht mehr bekannt. Die Malerei des Antependiums zeigt Maria, umgeben von Gottvater, Sohn und Heiligem Geist (Taube), in einem Medaillon, das von einem auffälligen Blütenkranz umgeben ist. Im Aufsatz finden wir abermals die Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit. Dieses Thema scheint also besonders wichtig zu sein und steht im Zusammenhang mit dem Schriftstück von 1720, in dem „Nachbarn zu Merlscheid“ bekunden, eine „Capell zu Ehren der allerheiligsten Dreyfaltigkeit und deß wunderthäytigen heiligen Anthony von patua“ zu erbauen.

Das große Altarbild zeigt eine Kreuzigungsszene. Der heilige Briktius, Patron der Kapelle, und der ursprünglich vorgesehene Patron, der heilige Antonius von Padua, sind als Statuen dargestellt und stehen seitlich der Säulen. Der heilige Briktius trägt ein Bischofsgewand mit Mitra und Hirtenstab. Mit seiner rechten Hand segnet er das Kind, das zu seinen Füßen kniet und leicht von seinem Mantel bedeckt wird. Der heilige Antonius von Padua trägt eine Mönchskutte mit einer auffällig dicken Kordel. In seiner linken Hand hält er ein Buch und auf seinem Arm sitzt das Jesuskind. In seiner rechten Hand halt er eine sehr große Lilie.

Beide Statuen sind eindeutig vom selben Künstler gefertigt, da die zwei Kinderdarstellungen und auch die Gesichter der Heiligen sich sehr ähneln, und sind Teil des Hochaltars. Die beiden knienden Engelchen mit Kelch, die sich zur Zeit auf dem Gebälk befinden, wurden wahrscheinlich ebenfalls von diesem Künstler gefertigt.

Eine dritte Heiligen-Statue ist die des heiligen Jakobus. Sie ist älter und kunstvoller als die anderen Statuen gearbeitet. Der Faltenwurf seines Gewandes ist schlicht, seine Körperhaltung leicht gebeugt, die Gesichtszüge fein geschnitzt und die Proportionen gewahrt. Jakobus ist als solcher an seinem Buch, dem Wanderstab und dem Pilgerhut mit Jakobsmuschel zu erkennen. Diese wertvolle Arbeit ist in das 16. Jahrhundert einzuordnen und gehört nicht zum Altar. Vielleicht stammt sie auch aus einer anderen Kirche der Pfarre, weil sie schon vor dem Bau der Kapelle gefertigt wurde. Die derben Darstellungen, die wir auf dem Barockaltar erkennen können, sind Ausdruck frommer Volkskunst. Die Darstellung als solche und weniger die künstlerische Fertigkeit haben hier eine Rolle gespielt und dies macht den Charme solcher Kunstwerke aus.

Es scheint, dass vor dem Ersten Weltkrieg zwei Glocken im Merlscheider Turm hingen, die möglicherweise um 1900 aus der Kapelle Holzheim kamen. Eine ist dem heiligen Cornelius geweiht und ist von 1659 datiert. Die andere Glocke wurde im Krieg abgegeben und trug laut Vikar H. Beulen die Inschrift S. CORNELIUS ODER MARIA HEISCH ICH. Die verschwundene Glocke wurde in den 1920er Jahren durch eine neue ersetzt, deren Datum und Inschrift unbekannt sind. Diese und die noch erhaltene Corneliusglocke von 1659 mussten im Zweiten Weltkrieg abgegeben werden, doch die Coneliusglocke kam später zurück. Sie trägt die Aufschrift S. CORNELIUS O.P.N. FUSA 1659.

REFUSA 1869 VON MARK IN BROCKSCHEID mit Kreuz und Palmzweig. 1953 erhielt Merlscheid wieder eine zweite Glocke aus der Gießerei Michiels jr. in Tournai. Sie trägt die Aufschrift ICH RUFE EUCH ZUR PFLICHT. FOLGT FREUDIG MEINER STIMME.