Für die Durchführung der Behandlung ist die Zusammenarbeit von Schmied und Tierarzt erforderlich.
Unter Sedierung und Schmerzmittel oder eventuell Vollnarkose muß sämtliches käsige Horn entfernt werden. Ebenso gesundes Horn, das von kranker Lederhaut und käsigem Hornersatz unterwandert ist. Auch vorhandene Wucherungen der Lederhaut müssen entfernt werden. Die an den Hufkrebs angrenzenden, gesunden Bereiche müssen ebenfalls bis auf die Lederhaut heruntergeschnitten werden. So wird auch hier ein Reiz gesetzt, der dazu führt, daß die Lederhaut von außen nach innen nachwächst und die Erkrankung abheilt. Mit jeder Folge-Op wird der erkrankte Bereich dann kleiner.
Das ist eine blutige Angelegenheit. Deshalb wird der Huf dazu im Fesselgelenk für die Dauer der Op mit einem Gummiband abgebunden. Dauert es länger, muss das Band zwischendurch kurzzeitig geöffnet und das Operationsfeld danach wieder gesäubert werden.
Danach bekommt der Huf ein Eisen mit verschließbarem Deckel. Der Raum zwischen Huf und Deckel wird unter erheblichem Druck mit Mullkompressen aufgefüllt.
Zuvor wird mit Hufkrebspulver behandelt.
Der offen bleibende Bereich zwischen dem Steg des Hufeisens und dem Ballen wird nach dem Befüllen mit den Mullkompressen mit einer Haftbandage verschlossen.
Drei Tage nach dieser Op müssen die Kompressen durch neue ersetzt werden. Auch dazu ist eine Sedierung durch den Tierarzt notwendig. Die Nasenbremse lenkt von den Schmerzen ab. Dabei wird nach Abnahme des Deckels das alte Verbandsmaterial entnommen, der operierte Bereich mit einer desinfizierenden Lösung (z.B. Kupfersulfatlösung) und Mullkompressen gereinigt, lose Teile und käsiges Horn werden mit dem Hufmesser, einer Pinzette oder dem scharfen Löffel entfernt und es wird wieder mit Hufkrebspulver behandelt.
Eine gute Alternative zum Hufkrebspulver kann auch eine spezielle Paste gegen Parakeratosen der Haut (Tierarzt! Es gibt nur eine Marke.) sein. Dies ist eine Paste mit dem hochkonzentrierten Wirkstoff Salizylsäure (diese ist auch im Hufkrebspulver enthalten). Diese Paste sollte jedoch erst dann angewendet werden, wenn die Wunde nicht mehr näßt. Dazu wird eine Mullkompresse (10 x 10 cm) großzügig mit der Paste bestrichen und dann mit leichtem Druck auf den betroffenen Bereich aufgelegt. Dann werden soviele Mullkompressen darübergelegt, daß sich der Deckel noch verschließen läßt. Durch den offengebliebenen Spalt zwischen Ballen und Hufeisen werden weitere Mullkompressen hineingestopft, bis keine mehr hineingeht. Der Spalt wird zuletzt mit einer Haftbandage verschlossen.
Wichtig ist beim Neubefüllen mit den Kompressen, den nötigen Druck aufzubauen.
Nächster Verbandswechsel nach vier Tagen, dann aller sechs Tage, wenn die Wunde nicht mehr nässt.
Diese Op muß aller drei Wochen wiederholt werden, bis überall nur noch gesundes Horn nachwächst.
Während der gesamten Behandlungsdauer soll das Pferd trocken stehen, damit keine Nässe bzw. kein Schlamm eindringt.
Bei Offenstallhaltung kann bei Matsch ein Hufschuh aus Leder (kein Gummi!) hilfreich sein, damit das Pferd nicht ständig eingesperrt sein muß und die nötige Bewegung bekommt. Sobald der Boden wieder trocken ist, wird der Hufschuh wieder entfernt.
Das Pferd wird in der gesamten Zeit nicht zu sehr geschont, damit es die nötige Bewegung und der Huf die nötige Belastung bekommt. Das erhöht den Reiz an die Lederhaut für die Produktion von festem, gesunden Horn.
Je nachdem, wieviele Op's notwendig werden, kann sich die Behandlung über Monate hinziehen. Der betroffene Huf verkleinert sich während dieser Zeit, da ja das Strahlhorn in der Hufmitte fehlt. Dadurch fehlt der Druck aus der Mitte. Durch das Hufeisen, das hinten einen Quersteg hat, wird die Verformung des Hufes nach außen auch noch vollständig verhindert. Das ist ein ungünstiger Nebeneffekt, der sich aber aus technischen Gründen nicht vermeiden läßt.
Die Trachten müssen in dieser Zeit kurz gehalten werden. Dadurch verkleinert man den Raum zwischen Huf und Deckel und es läßt sich mit den Mullkompressen mehr Druck aufbauen.
Natürlich ist das nicht nur für das Pferd sondern auch für den Besitzer, der ja in der Regel die Nachbehandlung durchführt, eine anstrengende und leidvolle Zeit. Aber die Geduld zahlt sich bei dieser Behandlung aus!
Natürlich ist die Zeit der Behandlung mit der Gabe vieler Medikamente verbunden. Die häufigen Sedierungen für die Operationen und Verbandswechsel belasten den Kreislauf. Oral (über den Mund) verabreichte Medikamente, z.B. Schmerzmittel, können zu Entzündungen und Geschwüren des Magens führen. Alle Medikamente müssen von Leber oder Nieren abgebaut und ausgeschieden werden, die dadurch ebenfalls belastet werden. Da ist es natürlich, wenn man sich Sorgen macht und die Medikation deshalb in Frage stellt. Dazu Folgendes: Ja, mit der Gabe von Medikamenten sind Risiken verbunden. Aber die Behandlung ist für das Pferd enorm wichtig, denn ohne Huf ist es nicht lebensfähig.
Immerhin kann man sich aber Gedanken machen, welche Medikamente unbedingt erforderlich und welche verzichtbar sind. Bei der Behandlung unseres Pferdes ist mir aufgefallen, daß die gegebenen Schmerzmittel offenbar keine Wirkung an der frischen Wunde hatten. Immer wieder war zusätzlich die Anwendung einer Nasenbremse erforderlich. Als wir die Schmerzmittel weggelassen und das Pferd nur noch sediert hatten, bemerkten wir keine Veränderung. Also führten wir die weiteren Behandlungen nur noch unter Sedierung und Nasenbremse durch.
Um die Schmerzempfindlichkeit für eine Operation auszuschalten, kann der Tierarzt an die Nerven über dem Huf ein Lokalanästhetikum (z.B. Lidocain) spritzen. Das wirkt nur lokal und belastet den Gesamtorganismus kaum. Allerdings wird diese Injektionstechnik nur sehr selten angewendet, weshalb sie nicht jeder Tierarzt ohne Vorbereitung beherrschen kann.
Aufgrund der häufigen Verbandswechsel, bei denen eine Sedierung notwendig ist, entstehen beträchtliche Kosten für den Tierarzt. Auch bleibt es nicht bei einer einzigen Op, sondern in den allermeisten Fällen muß diese Operation mehrfach wiederholt werden. Das Hufeisen mit dem Deckel ist eine Spezialanfertigung des Schmieds.
Führt man als Besitzer des Pferdes die Verbandswechsel selbst durch (unter Sedierung durch den Tierarzt) und sorgt auch selbst für die erforderliche Bewegung und Belastung des Pferdes, kann man erheblich zur Kostensenkung beitragen. Dasselbe gilt nochmal für die Durchführung der Operationen vor Ort, wenn die Klinik nicht nötig ist. Auch Verbandsmaterial und die Chemikalien für das Hufkrebspulver kann man selbst beschaffen.
Bei insgesamt 7 Operationen vor Ort beliefen sich die Kosten für unser Pferd auf ca. 3500 €.
Es gibt auch die Möglichkeit, sein Pferd für die Dauer der Behandlung zu einem der wenigen Spezialisten in Deutschland zu bringen. Dort werden dann alle Behandlungen und Trainingseinheiten übernommen. Bei dieser Variante liegen die Kosten ungleich höher.
Diese Angaben bezüglich der Kosten sollen und können nur der groben Orientierung dienen.