Box oder Paddock müssen täglich gesäubert werden. Hierbei geht es nicht um Matsch und Schlamm. Gefährlich sind Kot und Urin, die das Hufhorn angreifen und den enthaltenen Fusobakterien den Weg ins Horn ebnen. Es ist auch nicht schlimm, wenn das Abäppeln oder Ausmisten mal einen Tag nicht klappt (so ist das Foto unten entstanden). Gefährlich wird es, wenn Pferde über längere Zeit im Mist stehen müssen und ihre Hufe nicht gesäubert werden.
Die Hufe sollten mindestens aller zwei Tage, am liebsten aber täglich, ausgekratzt werden. Dabei gefällt mir das hierfür meist verwendete Wort "Auskratzen" gar nicht. Denn um keinen Preis sollte man in den vielleicht ohnehin schon tiefen, engen Strahlfurchen noch mit der Spitze des Hufkratzers herumkratzen. Lieber den Dreck heraushebeln und -schieben. Man kann mit dem Hufkratzer dabei mehr Druck auf die Seitenwände der Strahlfurchen als in die Tiefe ausüben. Wichtig ist, keinen Mist mehr in den Furchen zu hinterlassen. Dort, wo welcher war, kann man hinterher bei feuchtem Wetter hin und wieder mit Alkohol oder Kupfersulfatlösung desinfizieren.
Hat sich über der mittleren Strahlfurche feuchter Dreck angesammelt, kann man diesen mit dem seitlich gehaltenen Hufkratzer einfach abschaben.
Eine tiefe mittlere Strahlfurche kann man säubern, indem man eine zusammengefaltete Mullkompresse hindurchzieht, bis kein Dreck mehr daran haften bleibt. Ist dieser Schmutz schwarz, schmierig und übelriechend, kann man nach der Reinigung mit Jod oder Kupfersulfatlösung desinfizieren.
Beginnt in der mittleren Strahlfurche sich bereits Strahlfäule auszubreiten, kann man nach der Säuberung auch eine Mullkompresse hineindrücken, mit Jod tränken und bis zum nächsten Tag darin belassen (siehe Foto).
Beginnende Strahlfäule (schwarz, feucht, übelriechend) soll immer sofort behandelt werden: Kupfersulfatlösung mit der Bürste des Hufkratzers einarbeiten und einwirken lassen. Noch besser ist es, wenn man lernt, die befallenen Bereiche mit dem Hufmesser auszuräumen, wo es möglich ist.
Das ist es, was die Hufe unserer Pferde angreift und krank macht: Kot und Urin. Im Mist kommen natürlicherweise Fusobakterien vor. Sie lösen Fäulnisprozesse aus. Besonders leicht haben es die Bakterien im durch Kot und Urin aufgeweichten und angegriffenen Strahlhorn. Hier können sie sich besonders gut einnisten und in die Tiefe vorarbeiten. Vor allem in tiefen, engen Strahlfurchen bleibt der Mist hängen. Deshalb müssen Paddock, Box und Hufe täglich gesäubert werden.
Das ist ein häufig benutztes Argument gegen das tägliche Auskratzen der Hufe eines Pferdes. Sogar manche Hufschmiede benutzen es und empfehlen, die Hufe NICHT auszukratzen. Dazu folgende Überlegungen:
Abgesehen davon, daß es keine echten Wildpferde mehr gibt - die haben wir Menschen erfolgreich ausgerottet - sind die Bedingungen, unter denen wieder ausgewilderte Pferde leben, gänzlich andere als bei Pferden unter Haltungsbedingungen. Pferden in Freiheit stehen wesentlich größere Areale zur Verfügung als von Menschen gehaltenen Pferden. Deshalb passiert es bei freilebenden Pferden kaum, daß sie in ihren eigenen Mist treten. Der bleibt hinter ihnen liegen, während sie weitergehen. Sie haben ein anderes Bewegungsverhalten als Pferde, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind.
Auf einer Koppel oder gar in einer Box liegt der Fall nämlich ganz anders: Hier ist es fast sicher, daß Pferde mit ihren Hufen irgendwann im Mist stehen. Dieser kann sich in die Strahlfurchen hineindrücken und dort verbleiben. Dann können die Fusobakterien "ihre Arbeit" machen und Strahlfäule auslösen. Deshalb müssen wir als Besitzer der Pferde die Einschränkungen, denen sie in menschlicher Obhut unterliegen, ausgleichen: Wir müssen täglich ihre Hufe säubern!
Ach und noch etwas: Das Leben von Pferden in freier Wildbahn wird oft romantisiert. Auch dort werden Pferde krank und nicht alle überleben. Es ist sogar so: Erkrankt ein Pferd unter Haltungsbedingungen, kann es aufgrund tierärztlicher Behandlung und Pflege durch seinen Besitzer eine viel größere Überlebenschance haben!
Hufe, die hinten zu hoch stehen und tiefe, enge Strahlfurchen haben, sind prädestiniert für Strahlfäule und somit auch für Hufkrebs. Manche betroffene Pferde stehen tatsächlich zu steil. Deshalb muß bei der begleitenden und nachfolgenden Hufbearbeitung darauf geachtet werden, daß der Huf nach und nach hinten abgesenkt wird. Nicht jeder Hufbearbeiter geht darauf ein.
Die Trachten müssen ungefähr ein Jahr lang nach erfolgreicher Behandlung kurz gehalten werden, damit beim Laufen mehr Druck als normalerweise auf das Strahlhorn entsteht. Das verstärkt den Reiz auf die Huflederhaut, festes, gesundes Horn zu produzieren. So soll ein Rezidiv (eine Wiederkehr) des Hufkrebses verhindert werden.
Nach überstandener Hufkrebsbehandlung soll die Hufbearbeitung spätestens aller sechs Wochen erfolgen. Neigen die Strahlfurchen zum Zuwachsen, muß sich der Besitzer des Pferdes befleißigen, das Offenhalten der Strahlfurchen mit dem Hufmesser zu erlernen.
Hufeisen beeinträchtigen den Hufmechanismus und behindern den Druck des Strahlhorns nach außen auf die Hufwand. Das kann dazu führen, daß sich die Hufbreite verringert und die Strahlfurchen dadurch enger werden. Wenn es der Abnutzungsgrad der Hufe erlaubt, sollte daher nach Möglichkeit auf Hufeisen verzichtet werden.
Pferde sind Lauftiere. Bewegung ist für die Erhaltung ihrer Gesundheit wichtig. Sehr viel mehr für Pferde, die Hufkrebs hatten! Deshalb müssen wir für ihre regelmäßige Bewegung und Belastung sorgen. Wir benötigen den regelmäßigen Druck auf die Huflederhaut. Spaziergänge, Bodenarbeit und Reiten erzeugen den gewünschten impulsartigen Druck. Man darf hier keinesfalls nachlässig werden! Die Huflederhaut von Pferden, die Hufkrebs hatten, ist nicht mehr so leistungsfähig und funktional wie die gesunder Pferde. Deshalb brauchen sie besondere Behandlung.