Ursachen und Entstehung

Ursachen und Entstehung

Die Fachleute streiten

So richtig einig ist man sich bei den Ursachen und der Pathogenese (Entstehung) nicht. Die einen sagen, es hat mit unzureichenden hygienischen Zuständen im Stall und länger dauernder Strahlfäule zu tun, andere behaupten das Gegenteil und sagen, daß Hufkrebs nichts mit Strahlfäule zu tun hat. Wieder andere vertreten die Meinung, Hufkrebs entsteht aus ungünstiger Hufstellung und -form sowie Fehlbelastung.

Die Ursachen zu kennen, ist aber wichtig, um sie für eine erfolgreiche Therapie bekämpfen zu können.

Strahlfäule

Als Strahlfäule bezeichnet man Zersetzungsprozesse durch Fäulnis im Strahlhorn des Hufes. Sie wird durch im Kot natürlicherweise enthaltene Fusobakterien ausgelöst.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß man die ursächliche Strahlfäule scheinbar erfolgreich therapieren kann. Der Hufkrebs bleibt aber. Schaut sich jemand diesen Zustand dann an, ist das eine Momentaufnahme:

Strahlkrebs aber keine Strahlfäule! So könnte man zu dem Schluß kommen, Hufkrebs hätte nichts mit Strahlfäule zu tun.

Die Strahlfäule kommt aber immer wieder. Von innen heraus, denn dort sitzt der Hufkrebs! Auf dem käsigen Hornersatz haben Fusobakterien leichtes Spiel. So bricht die Strahlfäule immer wieder, auch durch das äußerlich trockene Strahlhorn, von innen nach außen durch.

Primäre, "normale" Strahlfäule arbeitet sich jedoch von außen nach innen durch das nasse, aufgeweichte Strahlhorn vor. Erst wenn sie unbehandelt bleibt und deshalb die hornbildende Lederhaut erreicht, so kann diese eine chronische Entzündung ausbilden (Infektion mit den Fusobakterien!) und durch Vergrößerung der Zellen zu wuchern beginnen. Ihre Funktion der Hornbildung ist dann stark eingeschränkt. Statt Horn bildet sich eine käsige Masse, die es nicht mehr schafft, auszuhärten. Hufkrebs!

Stoffwechsel

Oft gibt es auch eine zentrale Ursache im Stoffwechsel des Pferdes, denn letztlich hatte sein Organismus den Fäulniserregern nicht genügend entgegenzusetzen. Das können Mangel oder Überschuß von Mineralien, Spurenelementen oder Vitaminen, aber auch andere Erkrankungen sein, die das Immunsystem schwächen. Denkbar ist dann, daß das Horn deshalb nicht die erforderliche Qualität und Festigkeit aufweist. (Siehe "Ernährung und Diät"!)

Hufform und -stellung

Natürlich spielt auch die Form des Hufes eine Rolle: Steile Hufe mit tiefen, engen Strahlfurchen lassen sich schwerer säubern. So verbleibt Schmutz und es können sich Fäulnisbakterien in der Tiefe der Furchen leicht ansiedeln. Diese Strahlfurchen wachsen auch schneller zu und sind dann gar nicht mehr zu reinigen.

Eine ungünstige, nicht korrigierte Hufstellung kann auch zu inneren Verletzungen an den durch die Fehlstellungen überlasteten Bereichen der Huflederhaut führen. Auch dann kann sich die Lederhaut chronisch entzünden und ihre Funktion einbüßen.

Bewegungsmangel

Bewegung verbessert die Durchblutung der beteiligten Gewebe. Das gilt auch und besonders für die Horn bildende Huflederhaut. Man kann sich leicht vorstellen, daß die Durchblutung eingeschränkt ist, wenn das Pferd den ganzen Tag steht. Es steht ja praktisch auf der Lederhaut! Durch den unveränderten Dauerdruck werden die Blutgefäße zusammengedrückt und der Blutfluß gedrosselt. Dadurch erreichen weniger Nährstoffe und Sauerstoff die Zellen der Lederhaut. Stoffwechselprodukte werden unzureichend abtransportiert. Im Ergebnis entsteht qualitativ minderwertiges Horn, das anfällig gegen Fäulnisbakterien ist.

Beim Laufen dagegen wird durch die regelmäßige Druckänderung das Blut aktiv durch die Kapillaren gepumpt. Der Stoffaustausch erfolgt sehr viel schneller.

Durch Laufen wird auch der sogenannte Hufmechanismus in Gang gesetzt. Dadurch erweitern und verengen sich z.B. auch die Strahlfurchen regelmäßig, so daß Schmutz herausfallen kann oder nach und nach herausgearbeitet wird. Der Huf reinigt sich sozusagen (in Grenzen) selbst!

Durch die Druckimpulse beim Laufen erhält die Lederhaut immer wieder Reize, Hufhorn nachzubilden.

Mechanische Ursachen

Eine chronische Entzündung der Lederhaut kann auch durch Fehlbelastungen, Überlastungen und Verletzungen der Lederhaut hervorgerufen werden. Durch Stellungsfehler des Hufes oder anatomische Besonderheiten können Fehlbelastungen des Hufes und somit der Lederhaut entstehen: Einige Bereiche werden schwächer, andere dafür stärker belastet, das Gesamtgewicht also ungleich über die Fläche verteilt. Dadurch entstehen partielle Überlastungen an der Lederhaut, die dann an diesen Stellen mit Entzündung reagiert.

Auch Verletzungen der Lederhaut können, wenn sie keine Chance zum Heilen bekommen, zu chronisch entzündlichen Prozessen werden.

Aus der chronischen Entzündung entsteht eine Hypertrophie (Vergrößerung) der Zellen, die in diesem Zustand kein gesundes Horn mehr produzieren können.

Entzündung der Lederhaut

Wir unterscheiden Entzündungen infektiöser und mechanischer Genese.

Infektiös bedeutet die Entstehung durch Krankheitserreger, im Falle des Hufkrebses vermutlich durch Fusobakterien. Auch bestimmte Viren sind als Ursache in der Diskussion. Wir wissen es noch nicht. Sonst wäre eine zielgerichtete Therapie vielleicht einfacher.

Mechanisch heißt, Entstehung der Entzündung durch Überlastung und Verletzungen.

Genetische Prädisposition

Einige Pferde scheinen eine spezifische Anfälligkeit für Erkrankungen aus der Gruppe der Parakeratosen, der Hornbildungsstörungen zu haben.

Zusammengefaßt: Ursachen

Zusammengefaßt: Pathogenese

(Pathogenese ist der medizinische Fachausdruck für Entstehung.)