Das Erkennen von Hufkrebs ist ohne Eröffnung des verdächtigen Bereiches mit dem Hufmesser nur schwer möglich. Kaum einem Schmied fällt die Erkrankung auf, denn gesundes Horn wächst von außen um den erkrankten Bereich herum und verschließt ihn. Trockener Boden und die austrocknende Behandlung der begleitenden Strahlfäule läßt die äußere Hornschicht trocken und gesund aussehen.
Es gibt allerdings einige Vorzeichen.
Sein Kommentar: "Die Strahlfäule sieht doch schon viel besser aus! Kaum noch was zu sehen."
Niemandem ist damals aufgefallen, daß der Schnitt sauber durch den Hufkrebs ging. Der rosa gefärbte Bereich in der Mitte des Strahls, die käsige, krümelige Masse weiter innen und die geschwürigen Veränderungen am Ballen erkenne ich heute sofort als Hufkrebs. Damals nicht.
Kaum jemand kennt sich damit aus...
Das Auskratzen der Strahlfurchen verursacht phasenweise Schmerzen. Der Ballen und der Bereich um die mittlere Strahlfurche sind auf Druck schmerzhaft. Der Schmerz entsteht bei Druck auf die entzündeten Wucherungen der Lederhaut.
Tritt das Pferd mit dem befallenen Bereich auf einen Stein, kann es vor Schmerzen regelrecht explodieren.
Auch fortgeschrittene Strahlfäule allein kann schmerzempfindlich sein, wenn die Lederhaut bereits entzündet ist.
Viele Pferde mit Hufkrebs leiden auch an einer Saumbandentzündung. Auch diese ist schmerzhaft. Deshalb ziehen die betroffenen Pferde den Huf bereits weg, wenn man ihn nur aufgenommen und noch gar nicht daran gearbeitet hat. Es ist also kein Theater, was das Pferd da macht! Es reicht, wenn man den Huf so hält, dass man das Saumband nicht berührt. Dasselbe kann für den Ballen gelten: Auch dieser kann unabhängig schmerzhaft entzündet sein.
Bei Theo hatten wir, nachdem er wieder ohne Hufverband laufen durfte, eine Saumbandentzündung festgestellt. Wir hatten vermutet, dass die Hufverbände über die lange Zeit eine entsprechende Reizung verursacht hatten. Inzwischen weiß ich, dass diese Entzündung mit dem Hufkrebs in Verbindung stehen kann.
Wenn ich an Theo's betroffenen Huf arbeiten wollte, drückte ich unbewußt mit meinem Daumen auf den Ballen. Dabei ist normalerweise nichts falsch. Bei Theo darf man das aber an diesem Huf nicht tun, wenn man keine Schmerzen auslösen möchte. Er zog dann den Huf schon weg, bevor ich das Hufmesser ansetzen konnte.
Manchmal tritt aus der mittleren Strahlfurche zähflüssiges, weißliches, übelriechendes Exsudat aus, z.B. am Ballen.
Auch bei Strahlfäule kann die mittlere Strahlfurche sehr tief werden. Dann ist sie innen schwarz und faulig feucht. Bei Hufkrebs ist sie innen weißlich und käsig.
Manchmal verläuft die Furche bis weit nach vorn. Innen zeigt sich eine gallertartige Masse, die beim Schneiden schmerzempfindlich ist und leicht zu Blutungen neigt.
Auch beim Freischneiden bluten bereits Bereiche, wo normalerweise gesundes Strahlhorn wachsen sollte. Die Blutungen entstehen aus den Wucherungen der Lederhaut, die reichlich mit Kapillaren durchsetzt sind.
Immer wiederkehrende Strahlfäule ist ebenfalls ein Hinweis auf Hufkrebs. Vor allem, wenn die Strahlfäule auch am trockenen Huf immer wieder von innen nach außen durchbricht.
Es ist wirklich empfehlenswert, ein großes Blutbild anfertigen zu lassen. So lassen sich z.B. ein Zinkmangel oder Vitamin-A-Überschuß feststellen. Aber auch andere, bisher nicht bekannte Störungen kommen so zum Vorschein. Auch die können zu Hufkrebs unterstützenden Faktoren werden, wenn sie z.B. das Immunsystem belasten und schwächen.