das 9speedtool von Fighting Monkey
Was ist das 9speedtool?
2,2 kg Stahl, ein aus Rohren geschweißtes Rechteck mit einer Mittelstrebe. Es schwingt, rotiert, taumelt, wird beschleunigt, in Kreisbahnen gezogen…
...es spiegelt die Kraft, die wir in es projizieren, hilft uns zu erkennen, wenn wir unsere Kraft verschenken, sie nicht dort angelangt wohin wir sie leiten wollten…
Wir bezeichnen das 9speedtool als „abstraktes Werkzeug“, es ist ein Platzhalter für andere Werkzeuge, andere Aktivitäten: Das Schwingen eines Tennisschlägers, Boxschläge, das Werfen eines Gegenstands – das 9speedtool schult nicht die spezifische Bewegung sondern das zugrunde liegende Kraftprinzip, wie Impuls erzeugt, aufgenommen und weitergeleitet wird.
Die Absicht der Erfinder war ein Werkzeug zu schaffen, das uns hilft „die Explosivität unserer körperlichen Struktur zu verstärken, indem wir ihr kinetisches Potential in höherem Maß entfesseln. Eine Brücke zu schlagen von vorhersagbarem, symmetrischem Kraftraining zu einer neurologisch anspruchsvolleren, multidirektional koordinativen Ebene. Es hilft uns die Stabilität unserer Gelenke zu schulen, Geschwindigkeit, elastische Kraft und Beweglichkeit des Oberkörpers und der Arme.“
Wie benutzt man das 9speedtool?
Das 9speedtool kann beidhändig oder einhändig geführt werden. Die Formen sind dem Tai Chi, dem Boxen und werfenden Bewegungen entnommen oder angelehnt. Sie sind jedoch nicht identisch mit ihnen – eine Bewegung, die wie ein Boxschlag aussieht weist bei genauerem Hinsehen Unterschiede auf. Es geht hierbei nicht darum Bewegungen einfach mit einem zusätzlichen Gewicht, also „kräftiger“ auszuführen, und dadurch die „benötigte“ Muskulatur stärker auszuprägen. Indem wir üben, das Tool nicht über den Kraftschluss zu kontrollieren, es nicht durch Klammern der Hand am Schwingen zu hindern, stellen wir uns die Aufgabe es nur über Schub und Zug zu führen. Hierfür müssen wir spüren, wohin es durch Schwerkraft und Trägheit gezogen wird, müssen abwägen, wie wir seine Bahn beeinflussen können, wie viel Energie benötigt wird, seinen Flug begleiten und lenken.
Die dynamische Natur der Bewegungen zwingt uns im Moment zu handeln. Sie können zu einem gewissen Grad entschleunigt aber nicht zerstückelt werden, sie lehren uns ihren fließenden Charakter zu verstehen, ihren Flow zu verinnerlichen.
9Speedtools werden in Paaren ausgeliefert, die bilateralen Formen, zwei Objekte zeitgleich aber nicht symmetrisch zu bewegen, beiden Situationen zu lauschen, sie zusammenzuführen, stellen die komplexeste Ebene unseres motorischen Systems dar.
Wie sieht das jetzt konkret aus?
Die Grundformen, bei denen ein Tool mit beiden Händen geführt wird, schulen die Wahrnehmung unserer senkrechten Rotationsachse, der Wirbelsäule, und fördern einen effizienten Einsatz der Rotation in Übertragung auf Bewegungen der Hände.
Die einhändigen Formen ähneln am deutlichsten bekannten Bewegungsmustern, sie bilden dynamischere Aktivitäten wie Würfe und Schläge ab, linear, elliptisch, in Schrauben oder Achten; das volle räumliche Potential des menschlichen Arms wird ausgeschöpft. Dennoch wird auch hierbei Wert auf einen koordinierten Einsatz des Rumpfes und seiner senkrechten Achse gelegt.
In Vorbereitung auf die zweihändigen Formen wird selbstverständlich auch mit der schwächeren Hand geübt, das Spiegeln der Erfahrungen der stärkeren Hand verbessert bereits auf dieser Ebene das Gleichgewicht neurologischer Repräsentation.
Die zweihändigen Formen testen über eine wechselseitige, ineinander greifende Ausführung die Symmetrie der Handlungen. Zuerst auf je eine Form beschränkt können sie auf eine choreographierte Abfolge mehrerer Handlungen gesteigert werden, auf einem hohen Niveau in eine intuitive Improvisation übergehen, bei der die Möglichkeiten kombinierbarer Kräfte erkundet werden.
Was bringt mir das Üben mit dem 9speedtool?
Das Tool fördert die Koordination unseres komplexen neuro-motorischen Systems. Es vernetzt die Wahrnehmung mit der Handlung, von den Fußsohlen über das Rückenmark und die Hirnwindungen bis in die Fingerspitzen. Wir erleben das Potential unseres Körpers und unseres Nervensystems, integriert, als ein Ganzes.
Es speist unser Nervensystem mit Informationen unserer Propriozeption, der innere Wahrnehmung mechanischer Kräfte in all unseren Geweben, Muskeln, Sehnen, Gelenken.
Es fordert und fördert eine feine zeitliche Abstimmung muskulärer Aktivität, Anspannung und Relaxation.
Es bietet uns eine Konfrontation mit den Kräften, die unsere Körper und unsere Umwelt beherrschen, Schwerkraft und Trägheit, greifbar im Körper des Tools. Das Üben mit dem Tool erzeugt eine Umgebung, in der wir sie erfahren und mit ihnen spielen können.
Es verstärkt unsere Fehler, lässt sie uns durch seine Instabilität spüren und erlaubt uns so, sie in der Aktion zu korrigieren.
Welche Gelenke trainiert das 9speedtools?
Vereinfacht gesagt: Alle -- zusammen. Das Üben mit dem 9speedtool entspringt einem ganzheitlichen Verständnis körperlicher Betätigung. Anstatt Gelenke mit spezialisierten Übungen zu isolieren werden sie in das komplexe Zusammenspiel unseres neuro-motorischen Systems integriert. Niemand kann heute noch leugnen, dass menschliche Bewegung in kinetischen Ketten geschieht. Häufig entstehen Überlastungsverletzungen aus mangelhafter Ankopplung eines Gelenkes an die übrigen Kettenglieder; werden die auftretenden Kräfte nicht gut auf die gesamte Kette verteilt, treten sie verstärkt in einem Glied oder zwischen zwei Gliedern der Kette auf. Eine kognitive Fokussierung und Isolation dieses „betroffenen“ Gelenks durch spezifische Übungen kann in manchen Fällen zwar wichtige und hilfreiche Reize im Gewebe setzten, birgt jedoch die Gefahr einer der Verstärkung der bestehenden koordinativen Abkopplung des Gelenks auf neurologischer Ebene.
Das Üben mit dem 9speedtool ist also in erster Linie eine Übung in koordinativer Integration unserer Gelenke in unserem gegenwärtigen Zustand, ob verletzt oder gesund, stark oder schwach, alt oder jung.
Macht mich das 9speedtool stärker? „Baue ich Muskulatur auf oder ab?“
Leider wurde diese Frage dem Erfinder des 9speedtools, Jozef Frucek, tatsächlich gestellt. Für viele Menschen in unserer modernen Gesellschaft dreht sich die Beschäftigung mit und für ihren Körper um den Zugewinn an Muskelmasse, ein muskulöses Aussehen. Diese Körperideal steht für Kraft und Gesundheit. Doch weder sind die Darsteller, die dieses Ideal vermitteln, Bodybuilder und Fitnessmodells, tatsächliche Verkörperungen ganzheitlicher Gesundheit, noch fördern die Methoden, die Menschen in ihrem Streben nach diesem Ideal anwenden, auf mittlere und lange Sicht ihre Gesundheit.
Das Streben nach Wachstum, über ein Maß hinaus, das in unserem Lebensumfeld sinnvoll eingesetzt wird, spiegelt die quasi-religiöse Wachstums-Maxime unserer Gesellschaft wieder: auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene bedeutet sie einen Raubbau an unseren Ressourcen. Die Langlebigkeit von Gelenken, Gefäßen, des Zellstoffwechsels werden der Maximierung, nicht nutzbarer Kraft, sondern dem Anschein von Kraft geopfert. Selbstverständlich entsteht das muskuläre Aussehen durch die wiederholte und gesteigerte Erzeugung von Kraft, das Bewegen von Masse; allerdings ausschließlich in einer stark eingeschränkten, unterkomplexen Umgebung. In diesem Training wird die Diversität der Winkel in den beteiligten Gelenken, der Stränge im belasteten Gewebe, reduziert – optimiert um wiederhol- und zielgenau maximale Wachstumsreize zu erzeugen.
Das 9speedtool arbeitet in die entgegengesetzte Richtung: Langlebigkeit der Gelenke und kraft-effiziente Koordination sind die führenden Ziele im Training mit den Tools. Das Ziel ist nicht maximale Spannung zu erzeugen, sondern ein notwendiges Maß, eine ausgeglichene Verteilung auf die beteiligten Strukturen.
Wer oder was ist Fighting Monkey?
Seit 2002 entwickeln und unterrichten die Gründer des Fighting Monkey, Linda Kapetanea und Jozef Frucek, FM als Methode, die Prinzipien der menschlichen Bewegung, Kommunikation und Alterungsprozesse zu erfahren und verstehen.
Linda ist ursprünglich als professionelle Turnerin und Tänzerin ausgebildet, Jozef war langjähriger Schüler des Meisters Ming Wong C.Y. in Tai Chi und Traditioneller Chinesischer Medizin und promovierte 2002 an der Kunsthochschule von Bratislava über „Stimme und Bewegung“.
Sie haben bereits an vielen namhaften Institutionen des modernen Tanzes unterrichtet (P.A.R.T.S. Brüssel, SEAD Salzburg, ImpulsTanz Wien) und als Tänzer und Choreografen gewirkt. Seit 2006 unterrichten sie an der griechischen staatlichen Tanzakademie und arbeiten künstlerisch unter dem Namen rootlessroot.
Fighting Monkey Practice, zu deutsch nur dürftig als Fighting Monkey Methode übersetzt, „lotet unsere Grenzen über das praktische Erfahren aus und erkundet unser Potential, indem wir durch Hindernisse und Bedrohung Kraft, Anpassungsfähigkeit und Weichheit entwickeln. Wir erzeugen irreguläre Bewegungssituationen um vergessene Bewegungsmuster und Beweglichkeit wiederherzustellen und zu fördern; und somit das immense Potential der menschlichen Bewegung an und für sich zu entfesseln.“