2015

Diese Weihnachten gibt es etwas Besonders. Ich habe bei dem Wettbewerb "Tierische Weihnachten" von 1001buch.net gewonnen und eine meiner Geschichten wurde für den Literarischen Adventkalender vertont, und dies sogar genau hinter dem Türchen vom 24. Dezember. Weiter unten kannst du den Text auch lesen.

Auf dieser Website findest du rechts unter (24) Verrückte Weihnachten meine Geschichte zum Anhören:

https://www.1001buch.net/ausschreibungen/der-literarische-adventskalender-2015

Zusätzliches Lob von 1001buch.net: "Ihre Geschichte ist auch sehr gelungen und die Vertonung konnten wir wunderbar umsetzen."

https://drive.google.com/open?id=0B2-SlxZFB17Na0MtcjZDeGg0d2M

Hier kannst du dir meine Kurzgeschichte "Verrückte Weihnachten", gelesen von Denise Monteiro, anhören.Leider hat sich beim Herunterkopieren die Sprechgeschwindigkeit erhöht und es klingt nicht gut. Bald bekomme ich von 1001buch.net eine korrekte Aufnahme!

Verrückte Weihnachten

Wie ich es liebe, Leute zu erschrecken! Man sollte meinen, das wird langweilig mit der Zeit, aber ich genieße es jedes Mal aufs Neue. Ich schleiche mich auf leisen Sohlen nahe heran. Und dann, ganz plötzlich, zeige ich mein schönstes Grinsen. Da kann ich mich immer wieder auf lustige Reaktionen freuen. Wenn ich anschließend den Rest von mir bis hin zu meinen langen Schnurrbarthaaren und meiner weichen Schwanzspitze erscheinen lasse, ist das nur mehr der halbe Spaß. Trotz allem genieße ich es bis zum letzten Augenblick bzw. bis zum letzten Schwanzzucken.

Und wenn ihr glaubt, dass das schon alles ist, was ich so den lieben ganzen Tag treibe, will ich euch eines Besseren belehren. Denn die umgekehrte Prozedur macht mich fast noch glücklicher. Da spreche ich in einem Moment noch mit jemandem und im nächsten bin ich weg. Nur halt nicht so langweilig wie die Zauberer das machen: Kaninchen im Hut, Tuch drauf, Kaninchen weg. Puh, das ist doch ein „alter Hut“ (hihi, guter Wortwitz, alter Hut, hihi, ihr versteht schon. Und fragt mal das Kaninchen, dem taugt das nicht besonders, dem wird immer völlig schwindelig davon).

Ich mache das viel aufregender: Zuerst verschwindet meine seidenweiche Schwanzspitze, dann der Rest vom Schwanz, meine samtigen Pfoten, mein eleganter Körper, dann erst meine wohlgeformten Ohren, meine feinen Schnurrbarthaare, meine schmalen Augen und ganz zum Schluss - ach wie ich diesen Moment liebe - da ist nur mehr mein breites Grinsen zu sehen. Das lasse ich dann einige Momente lang wirken und dann „Puff“ verschwindet auch das.

Der verrückte Hutmacher bittet mich jeden Tag, dass ich für ihn auftauche und wieder verschwinde. Ganz irre findet er das und dann fällt ihm gleich der Hut vom Kopf. Und meist kommt dann noch das weiße Kaninchen vorbeigehoppelt, zieht seine Taschenuhr hervor und ruft ganz verzweifelt: „Ich komme zu spät, viel zu spät.“

Wenn ihr Glück habt, stolpert ihr auch mal in diesen ganz bestimmten Kaninchenbau. Dann werdet ihr ja selbst erfahren, wie sehr ich es liebe, euch zu erschrecken…mit meinem Grinsen. Tja, welches Tier kann sonst noch behaupten, so berühmt zu sein wie ich: Die Grinsekatze aus dem Wunderland.

Und jetzt auf Wiedersehen! Ich verschwinde aus diesen Wörtern, diesen Zeilen, aus diesem Text - zuerst der Schwanz, dann der Körper, dann die Ohren und Augen. Bis zum Schluss nur mehr mein Grinsen übrig bleibt.

Halt, wo bin ich denn hier gelandet? So was ist mir noch nie passiert. Das ist offenbar ein Tannenbaum, aber furchtbar verunstaltet mit kitschigen Kugeln und Kerzen – wer macht denn so was in aller Welt. Hoffentlich zündet niemand die Kerzen an, sonst fängt der arme Baum noch zu brennen an. Ich und meine großes Grinsemaul – schon passiert, jemand hätte um ein Haar meine Schnurrbarthaare in Brand gesteckt. Nur gut, dass ich mich noch nicht ganz sichtbar gemacht habe, wer weiß, was denen sonst noch einfällt. Verrückt so was! Hihi, eigentlich lustig, wo ich doch selbst verrückt bin – im Wunderland sind schließlich alle ein bisschen „anders“.

„Verrückte Weihnachten, liebe Grinsekatze!“ höre ich da jemanden leise flüstern. Diese sanfte Stimme kenne ich doch. „Dir auch verrückte Weihnachten, liebe Alice!“ wispere ich zurück, bevor ich leise und feierlich im warmen Kerzenschein mit meinem breiten Grinsen verschwunden bin.