Optische und sonstige Täuschungen
Die Welt der Täuschungen ist eine faszinierende, man schaue z.B. mal in die Wikipedia für weiterführendes.
Ein Aspekt, der mir hier am Herzen liegt ist die Welt der statistischen Täuschungen, wenn man es so nennen will.
Der naive Satz „Ich glaube nur, was ich sehe“ geht auf eine falsche Auffassung dessen zurück, was wir (nicht) wahrnehmen können und wie das Gehirn Informationen verarbeitet. An optischen Täuschungen lässt sich zeigen, daß wir im wesentlichen das wahrnehmen, was in unserer Vorstellung eh schon existiert. Umgekehrt wird ein Schuh aus dem Satz: Ich sehe nur, was ich glaube.
Und das ist oft genug falsch. Dazu sagt uns der Biologe Rupert Riedl:
„Das biologische Wissen enthält ein System vernünftiger Hypothesen, Voraus-Urteile, die uns im Rahmen dessen, wofür sie selektiert wurden, wie mit höchster Weisheit lenken; uns aber an dessen Grenzen vollkommen und niederträchtig in die Irre führen“.
Information und der Flaschenhals ihrer Wahrnehmung nach Grams
Man beachte die Reduktion von einer Milliarde bit/s auf unter 100 bit/s, die unsere ach so hellen Sinne uns vermitteln. Das ist bei weitem zu wenig, man stelle sich einen Text vor, von dem wir ein Wort auf 10 Mio. lesen, wohl eher nicht machbar (ein Werk mit 10000 Seiten, aus dem wir ein Wort herauspicken) Die Reduktion der Daten ist gewaltig, und mit diesem Minimum an Information soll sich das Hirn nicht Irren dürfen? Das ist doch wohl zu viel verlangt. Wir haben etliche Mechanismen zur Bewältigung von Alltagssituationen, gegen manipulative Infos sind wir äußerst schlecht gewappnet. So meinen wir, daß der Griff nach einem Gegenstand bewußt getätigt wird. Aber längst bevor wir die "bewußte Entscheidung" treffen, nach einem Glas zu greifen, hat unser Unterbewußtsein die Befehle für die Motorik längst sortiert. Auch dies ist eine Selbsttäuschung der wir unterliegen.
Es ist diese Art von Täuschung, oft also eine Selbsttäuschung oder völlige Fehleinschätzung, die hier gemeint ist. Eine Umfrage per Telefon kann Leute ohne Telefonanschluss nicht erreichen, das ist trivial, geht aber in den Randbedingungen sogenannter repräsentativer Umfragen oft unter. Das Ergebnis einer Befragung, die in Luxushotels durchgeführt wurde, ist für die Gesamtbevölkerung alles andere als Repräsentativ, leider wohnen unsere Politiker und Topmanager selten in Absteigen mit 12 Betten pro Zimmer.
Faszinierend sind die Graphiken von Escher, etwa Treppauf Treppab, wo Mönche eine Treppe hochgehen, immer rauf (oder runter) und man nach den graphischen Kniffen sucht, die der Künstler benutzt hat. Ich war ziemlich erleichtert als ich erfuhr, daß selbst Escher solche Graphiken nicht aus dem Ärmel schüttelte, sondern viele perspektivische Hilfskonstruktionen verwandte, seit Hofstadters "Gödel Escher Bach" bin ich geradezu verrückt nach solchen selbstbezüglichen Schleifen, leider bin ich zu unmusikalisch, um solche auch in der Musik wirklich genießen zu können. Selbstbezüglichkeit verdeutlicht der folgende Satzanfang:
Dieser Satz besteht aus drei a, zwei b, ???d... wenn man drei schreibt sind es ja vier, aber wenn man vier schreibt wieder nur drei, ein Deadlock im Computerslang.
Aber zurück zu den üblen Täuschungen der Mächtigen, die uns manipulieren sollen.
Zum Thema kann man sich auch auf der Beispiele Seite das Programm Callwas anschauen, den AI-Psychiater, der den Turing Test vielleicht bestehen könnte, wenn er einem mit Computern nicht vertrauten Menschen vorgeführt wird. Callwas greift auf das Internet zurück, um auf die Eingaben des Menschen zu reagieren, wodurch ein erstaunlicher Fundus an Wissen entsteht (oder genauer vorgegaukelt wird), der lediglich dann ins Trudeln kommt, wenn der Mensch Unfug eingibt und dieser zurück in den Textgenerator gerät. Einer meiner Tester hatte z.B. als Hobby Zuhälter eingegeben, was dann später in ein etwas Comedymäßiges hin und her ausartete.
Bleibt die Frage, wie bringe ich dem Rechner bei, was einem Menschen spontan klar ist. Letztlich ist es Humor, der dem armen Androiden Data genau so wenig zugänglich ist wie meiner CPU. Eine Liste der Hobbys, die wir als "korrekt" ansehen ist nirgends geschrieben, dennoch wissen wir sofort was ernst gemeint sein kann und was nicht.
Das Wie der Manipulation ist also vorgezeichnet. Man konstruiere eine scheinbare Alltagssituation und lasse unser Hirn den Rest automatisch falsch machen. Als Beispiel nehmen wir den aus der Mathematik bekannten Beweis der vollständigen Induktion. Wenn eine Aussage für n Richtig ist, und wir Beweisen, daß für n+1 auch alles stimmt, ist der Schuh geputzt. "Wenn in einer Menge Schafe eines Schwarz ist, sind es alle" ist ein gern zitiertes Beispiel für das Ziehen falscher Schlüsse. Umkehrschlüsse werden aber allzu oft Kurzschlüsse. "Wenn es geregnet hat ist die Straße nass" ist was anderes als "wenn die Straße naß ist hat´s geregnet". Eine nasse Straße kann auch andere Ursachen haben.
Post hoc ergo propter hoc!!
Geschickt in viele Worthülsen gepackt kann der Schluß aber leicht passieren. Bei der Interpretation von Statistiken wird dies gerne getan. Genau wie beim Placebo-Effekt der Homöopathie, die Wasser ein Gedächtnis zukommen läßt und ähnlichen Humbug. Da wird mit Verdünnungen gearbeitet, die jenseits von gut und böse sind, bekanntlich entspricht D78 einem Wirkstoffmolekül verteilt im Universum und trotzdem gibt es da D100 und mehr. Nun war in dem Wasser wahrscheinlich schon alles mögliche, aber es merkt sich halt genau das, wofür es ein Etikett aufs Fläschchen bekommt. Nichts gegen den Placebo-Effekt, aber daß meine Krankenkasse diesen teuer bezahlt sehe ich nicht wirklich ein. Vernünftige Leistungen bleiben da auf der Strecke, nur weil man sich eine gesunde, gutzahlende Klientel erhofft die auf Humbug steht, weil´s grade In ist.
Stehen Sie vor den Kassen nicht auch immer in der längsten Schlange? Auf der Ax ist immer Stau, wenn Sie dort lang müssen? Man kann 9 mal ohne Probleme durchjagen, aber in der Erinnerung bleibt der Vorfall mit dem Stau, so sind wir halt gepolt. Eben deshalb ist es auch leicht, den Leuten einzureden, Vollmondnächte und Schlaflosigkeit würden korellieren. Das einzige was zusammenfällt ist die Erinnerung an die besonders helle Nacht, in der wir mal wieder nicht schlafen konnten.
Da kann man ruhig dutzende Studien hervorzaubern, welche die Gleichverteilung der schlaflosen Nächte belegen. In Erinnerung bleibt halt die mit dem dicken hellen Ball am Himmel.
Es stimmt nicht, das Churchill gesagt habe, er traue keiner Statistik, die er nicht selbst gefälscht habe. Meines Wissens war dies Goebbels, denn Churchill machte ausgiebigen Gebrauch von Statistiken. Allerdings hatte er genug Übung darin, diese richtig zu benutzen. In totalitären Regimen sitzen die Köpfe locker auf dem Hals, wer das Soll nicht erfüllt... Arbeitsmarktstatistiken sind gern genommene Opfer für verzerrende Darstellung, vor Wahlen mit Sicherheit. Da werden dann auch schnell noch die Kriterien geändert und die Grafiken unserem Flaschenhals der Wahrnehmung angepasst, und das es dein Bruder ist, der dich beobachtet, ist sowieso gelogen. Und wenn es unser Bruder ist, heißt er wahrscheinlich Kain.
Nehmen wir die Lüge mit den Arbeitslosen Anno 2011, Ende 2010 hatten wir erstmals seit bla bla unter 3 Millionen. Bullshit, denn es werden so lächerlich unterbezahlte Sklavenjobs als Arbeitsplatz bewertet, daß man kotzen möchte. Am liebsten der Teflonlady ins Gesicht. Leistung soll sich wieder lohnen hab ich gehört. Ich persönlich sehe recht wenig Leistung, wenn ich in deutschen Amtsstuben zu Gast bin. Die wahre Leistung besteht darin, den Schutzgeist der Langeweile bei Laune zu halten.
Ein Beispiel: Es werden derart viel Verkehrsschilder an die Straßen gestellt, daß für die Straße kein Geld mehr da ist. Man muß halt die Schlaglöcher umfahren, wenn einem die Achse seines Wagens nicht zerbröseln soll. Die Verkehrssicherheit spielt keine Rolle, solange völlig sinnlose Radarfallen den Gemeinden nur genug einbringen. Man überfordert den Fahrer halt mit so viel Schildern, daß er das völlig verblasste Tempo 30 Schild auf der vierspurigen Schnellstraße gerade noch theoretisch sehen könnte. Das eingenommene Bußgeld wird dann in Schmiergeldinduzierte Baumaßnahmen investiert. So haben alle was davon, nur nicht der Bürger und seine Kinder.
Es gibt mir keinesfalls das Gefühl von rechtsstaatlicher Sicherheit, wenn sich aufgeblasene Deppen auf die Jagd nach Leuten machen, die ihre Zigarrettenasche auf die Straße fallen lassen, während die Giftmüllmafia gleichzeitig ihr Dioxin im Viehfutter versteckt.