Nach wiederholten vergeblichen anderweitigen Initiativen in den Jahrzehnten zuvor konnte ich 1986/87 einflußreiche Bürgergruppierungen bis hin zum damaligen Bürgermeister dafür gewinnen, den Kaak wieder zu errichten, zumal für diesen Zweck beim einstigen „vorläufigen“ Abbruch das Originalmaterial sorgfältig eingelagert worden war.
Hier einiges zur Motivation :
Der wiedererrichtete Kaak auf dem Lübecker Markt, ein steingewordenes Denkmal zur Rechtsgeschichte.
H. Wiechell in Lübeckische Blätter 1996/21 S.337
Vor mehr als 500 Jahren wurden durch den Rat der freien Stadt Lübeck gleichzeitig das Holstentor und der Kaak errichtet. Es gab einen Anlaß: Die Bedrohung durch den Dänenkönig, der kurz zuvor die Herzogtümer Schleswig und Holstein an sich gebracht hatte und nun auch die Stadt in sein Reich eingliedern wollte. Seiner Feudalherrschaft stellte die wehrbereite Bürgergemeinschaft das Holstentor und den Kaak als Zeichen, als Denkmale entgegen: Für das seinerzeit hochmoderne, progressive, republikanisch-demokratische Staatsgebilde freier Stadtbürger.
Diese erfolgreiche Bürgergemeinschaft stand auf einem als revolutionär-fortschrittlich empfundenen Fundament: Die Bürger Lübecks konnten sich, frei von herrscherlichen Willkür-Eingriffen, selbst ihre Rechtsordnung geben und fortentwickeln.
Dieses „Lübische Recht“ bot Gleichbehandlung und Rechtssicherheit bald auch für die Bürger der vielen Ostsee-Städte, die es ihren feudalen Landesherren hatten abtrotzen können, das als vorbildlich empfundene Lübische Recht auch in ihren Gemeinden anzuwenden: Diese Rechtsgemeinschaft war eine der bedeutendsten Kulturleistungen Lübecks !
Dieses staatstragende Fundament fand nun in Zeiten der Bedrohung in einzigartiger und symbolhafter Weise im Kaak seine zeitgemäße bauliche Gestaltung: Bewußt als Denkmal, im Gegensatz zum Pranger, dem „Schandpfahl“ als Stätte des praktischen Strafvollzugs, der neben dem Kaak in Benutzung blieb :
Wenn Sankt Marien als Zeichen für die allumfassende christliche Weltsicht der alten Stadtgemeinde gilt, das Rathaus für die eigenständige Regierungsautorität der Stadtrepublik, das Heilig-Geist-Hospital für den sozialen Opfersinn der Bürger und das Holstentor für ihre Wehrbereitschaft, dann reiht sich der Kaak gleichrangig ein als Zeichen und Denkmal für die städtische Rechtsordnung als Lebensgrundlage für die freien Bürger. Der Kaak war und ist ein Aufruf, diese Rechtsordnung zu verteidigen gegen Rechtsbrecher von innen wie von außen !