Dafür aber tosend, denn er stammt direkt aus den Seen der umliegenden Berge von Huaraz: dem Chinchey 6309 müM, dem Palcaraju Oeste 6110müM und dem Palcaraju Este 6180müM, dem Tocllaraju 6034müM, dem Urus 5495müM, alles Nachbarberge des höchsten Berges von Peru und mit 6768müM der drittgrösste Berg von ganz Südamerika, dem Nevado Huascarán sur. Die Namen der Berge zerfliessen wie Sahneeis auf der Zunge und kommen zum klingen, wenn sie von Einheimischen ausgesprochen werden. Die südamerikanische Sonne lässt das ewige Eis an den majestätischen Gipfeln schmelzen. Das schon fast heilige Wasser sammelt sich an den Füssen der Giganten und tobt zu Tale, um Stunden später durch Huaraz zu flissen. Hier treffen sich die Menschen aus Huaraz und der Umgebung, hier versammeln sich Gleichgesinnte am Rio Quilcay um... ihre Autos zu waschen.
07.01.18
Im Hostal Chavin bekomme ich ein Zimmer mit 4 Betten und einem Balkon. Die Einzelbetten füllen das Zimmer vollständig aus. Der TV ist so positioniert, dass man ihn von jedem Bett aus gut sehen konnte. Was nie fehlt: ein TV. In jedem Restaurant, in jedem öffentlichen und in jedem privaten Raum hängt ein TV ander Wand. Und alle sind eingeschaltet. Auch fehlt nie die Hupe. Da Autos nicht sprechen können lässt man sie hupen, hupen = kommunizieren. Auch stosse ich immer wieder auf fensterlose Zimmer. Also Zimmer ohne Fenster... also solche ohne Tageslicht... ich meine... für mich kaum nachvollziebar! Dabei wählen die Leute diese Zimmer freiwillig wie hier im Hotel, in dem ich gerade schreibe, vorausgesetzt, es hat einen TV im Zimmer. Geschaut werden Soap Operas vom Feinsten. Ich stelle mir vor, dass sie in irgendeinem Studio mit einer Art Handkamera gedreht wurden um die Abgründe von Mittelstandsfamilien aufzuzeigen. Das Beste daran ist: alle Darsteller sind Gringos. Also, bis jetzt habe ich nur Blondschöpfe und keinen einzigen indigenen Darsteller gesehen. Aber immerhin: sie sprechen spanisch. Der Gipfel des Absurden erlebte ich heute Nachmittag beim Essen, als ein Bollywood Film über die Matscheibe flimmerte: er kam praktisch nur mit süssen Bildern, süsser Musik und ohne Text aus. Alternativ zu Soaps werden Nachrichten gesendet, die durchs Band Gräueltaten und Unfälle zeigen, vorzugsweise aus Lima.
Weiter fehlen auch die Hunde nicht. Überall Hunde, Hunde ohne Ende. Die meisten sind ok., da sie Gringos kennen. Die anderen sind aggressiv, rennen blitzschnell aus dem Hinterhalt heraus und bellen sich die Galle aus dem Leib während sie dicht neben dem Pedal herrennen. Für diese Sorte Hund habe ich ein Abwehrsystem erfunden: eine Gerte aus Holz griffbereit beim Lenker, die ich während dem Fahren sofort zücken kann. klappt wunderbar.
Denn nach 2ookm direkt aus der Winterstarre spürte ich die Anstrengung, die gefühlten 35°C von heute machten es auch nicht besser. In Huallanca waren drei von vier Hostales geschlossen, da gerade Ferien und alle in Huaraz sind. Ich bin alleine Gast und werde auf der Strasse schon bald von Kindern umringt, die mir beim Kochen zuschauen, fragen und erzählen. Irgendwann kommt meine Gastgeberin und bringt mir einen Teller Spaghetti, ich lasse das Kochen sein. Während ich esse und die Kinder fragen und erzählen, spannen die Erwachsenen ein Seil quer über die Strasse und spielen Voleyball. Kommt ein Auto, wird das Seil angehoben. Kommt ein Bus, muss er warten bis die Partie zu Ende und das Seil abgehängt ist. Dann wird weitergespielt. Am Morgen habe ich mich entschieden weiterzufahren. Ausgang Dorf startet per Zufall ein kleiner Bagger gleichzeitig mit mir die Steigung hoch und ich hänge mich dran, mal mit der linken Hand, mal mit der rechten. Mit 6-11km/h geht es 1,5 Std. ca. 6ooHm die Enternschlucht hoch.
Aber bei 2o'ooo HM bis Cuzco finde ich, kann ich mir meinen Ruhetag auch so gestalten:)
Caraz
04.01.18
Seit gestern bin ich weg von der Panamericana. Nach 80km kam endlich die Abzweigung auf die Privatstrasse und somit erstmals Schotterpiste. Ich habe ganz vergessen, was Schotterpiste bedeutet...aber sie ermöglicht mir, früher von der Küstenautobahn wegzukommen, denn die offizielle Strasse zweigt erst 40 km später ab. Von der Küste Richtung Anden muss zunächst mal die Wüste überwunden werden
Nach Stunden komme ich in's Santatal und werde die nächsten Tage am Rio Santa entlang fahren. Die Dimensionen hier sind einfach anders. Etwa 1 km auf der gegenüberliegenden Flussseite erahne ich die offizielle Strasse. Das Flussbett wird bewirtschaftet, die Menschen arbeiten und Leben im Tal.Ich suche lange nach einem Abstieg zum Fluss, um zu übernachten. Vor dem Eindunkeln biege ich ab zu einem Arbeiterhaus, das sich aber weit weg vom Wasser befindet. Glücklicherweise gibts hier ein Bewässerungs-system, aus dem ich Wasser pumpen kann. Und jetzt beginnt meine erste Lektion für weiteres draussen Campieren: ich werde von 1000en von kleinen Fliegen heimgesucht . Sie schwirren um mich herum, was ich zunächst noch locker nehme. Dabei hat mich Lucho auf die Fliegen vorbereitet: "beim Absteigen vom Velo sofort lange Kleider anziehen"! Erst später beginnt es zu jucken und am nächsten Tag sehe ich das ganze Ausmass.
Dann sind auch die Viecher gleich wieder zur Stelle: nichts mit gediegen Zmörgele. Ich steige aufs Rad und... die Fliegen hinterher. Auf der Schotterpiste kann ich sie nicht abhängen. Erst als der Wind aufkommt (Rückenwind!) verblasst es sie