18.02.18
Carneval, in der Altstadt herrscht der Ausnahmezustand. Und wie immer bei wichtigen Anlässen: zwei Flagge auf der Plaza de Armas. Die peruanische und arco iris, der Regenbogen, der den Inka heilig war. Zum verwechseln ähnlich mit der internationalen Regenbogenfahne der Schwulenbewegung
16.02.18
Von Limatambo nach Cusco sind es noch 85km. Gleich ab Dorfausgang geht es 1000hm hoch, um auf 3700m das Tal zu wechseln. Nach 200hm radeln lasse ich mich schamlos bis zuoberst hochziehen. Trotzdem ist die Strecke bis Cusco eine unglaubliche Fuhr. Endlos scheint sich die Fahrt durch das Anta-Tal und die Vororte hinzuziehen. Nach einem letzten Aufstieg, einer letzten Biegung liegt sie schön eingebettet in einem Talkessel unter mir: die älteste ständig bewohnte Siedlung auf dem gesamten Kontinent, die Inka-Hauptstadt, qosq’o, der Nabel der Welt.
15.02.18
Der Abstecher runter zum Baños termales am Rio Apurimac hat sich selbst im Wissen gelohnt, danach die 2oohm zur Strasse wieder hochradeln zu müssen. Nach dem gestrigen Aufstieg nehme ich es heute ruhig, suche in der Nähe der Brücke über den Rio einen Platz zum übernachten.
Da hier die Strasse entlang dem Rio Apaurimac hoch nach Limatambo (der letzte Ort am letzten Pass vor Cusco) in einer engen Schlucht verläuft, gibt es praktisch keinen flachen Platz für das Zelt. Und es dämmert bereits. Bei einer Abzweigung hinauf in ein Bergdorf spricht mich ein Lastwagenfahrer an. Er fährt die steile Schotterstrasse hoch, kommt wieder zurück und fährt dann nach Limatambo. Er würde mich mitnehmen, wenn ich will. Ich will. Ich wart, lese. Es ist schon längst dunkel und der Laster kommt zurück. Velo und ich auf die Ladefläche, 20km, 7oohm die Schlucht hoch, durch die Nacht, vorbei an einsamen Lichtern, einsamen Häusern, vorbei an Menschen am Strassenrand. Über uns die Sterne. Das pure Glück!
14.02.18
Um ins nächste Tal zu kommen geht man von Abancay einfach weiter den Hang hoch bis zur Passhöhe (Ende blaue Linie). Abancay selbst liegt so in den Hang gebettet, dass die Strassen der Stadt auf eine Seite nach unten gehen und auf die andere Seite nach oben. Bis ganz nach oben auf 4000m sind es 1500hm auf 35km. Ich radelte 4std. Immer konstant steil und weit und breit kein Lift zum anhängen. Lange Zeit sieht man die Stadt unter sich. Ab Passhöhe 35km Abfahrt nach Curahuasi auf 2700m. Und das Schönste, ganz in der Nähe befindet sich Baños termales de Cconoc
13.02.18
Andreas Altmann fragt sich in seinem Buch "Reise durch einen einsamen Kontinent", weshalb er die Reise durch Südamerika eigentlich macht. Seine Antwort regt zum Denken an: "ich vermute, dass ich meine Reflexe überprüfen will. Jene Reflexen vor allem, mit wenig leben zu können. Oder ob ich schon einknicke und nach Komfort Ausschau halte, nun endlich ein Wohlfühl-Kasper geworden bin, den keine andere Leidenschaft mehr treibt, als sich ununterbrochen wohlzufühlen."
Ich habe nicht den Eindruck, dass ich hier mit wenig leben muss. Aber in Südamerika zu Reisen bedeutet definitiv, auf Komfort zu verzichten. Die Bühne auf der sich das Leben abspielt befindet sich im Rohzustand, quasi Rohling. Gebäude, Strassen, Parkanlagen. Hotel, Zimmer, Duschen. Geschäfte, Märkte, Wohnhäuser. Fahrzeuge, Strassen. Man könnte tatsächlich auf die Idee kommen, nach Komfort Ausschau zu halten. Südamerika ist vieles, aber sicher nicht dekadent. Überzüchtung gehört nicht hierhin und das ist gut so. Der Reiseschriftsteller beobachtet weiter. Ein Graffiti in Potosí: "Wann warst du das letzte Mal auf abenteuerliche Weise am Leben?" Zitiert Jorge Luis Borges, der vielleicht einflussreichste Schriftsteller des Kontinentes: "Könnte ich mein Leben nochmals von vorne beginnen, würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen. Ich würde albern sein, würde ganz locker werden, nur noch ganz wenige Dinge ernst nehmen. Ich würde entschieden verrückter sein und weniger korrekt. Ich würde mehr Gelegenheiten beim Schopf ergreifen und öfters auf Reisen gehen. Ich würde mehr Berge ersteigen, mehr Flüsse durchschwimmen und mehr Sonnenuntergänge auf mich wirken lassen. Ich würde mehr echte Probleme und weniger eingebildete Nöte haben. [...] Wenn ich nochmals von vorne anfangen könnte, würde ich mehr verrückte Augenblicke haben. Genauer gesagt: einen Augenblick nach dem anderen und keine Pläne zehn Jahre vorans". Muss ich mir merken.
12.02.18
Von Andahuaylas bis Abancay dauerte die Fahrt drei Tage. Drei Tage in Seitentälern. Jedenfalls ist erst heute ein Tal gekommen, das sich nach Haupttal anfühlte. Auf 1800m. Vorher kam ich nie unter 3000m. Ursprüngliche Landschaft, Bergdörfer, Passstrassen zweimal über 4000m, oben im Nebel oder den Wolken, Hochebene mit Vicuñas, den Hängen entlang ins nächste Seitental, runter, rauf. Nach 120km das Haupttal, unten heiss, richtig heiss. Und auf der anderen Talseite wieder rauf, denn Abancay liegt auf 2500m.
Noch 50km bis Abancay
Übernachten in Kishuara, 3700m
Übernachten in Huancarama, 3000m
Hotelterasse in Huancarama,
Aussicht auf Pilatus mit Hut
09.02.19
Um von Ayacucho ins nächste Tal zu kommen führt die Strasse steil aus der Stadt über zwei Pässe auf 42oom und 44oom. Schon die Einfahrt in die Stadt glich einer Pässefahrt: von Huanta her arbeitet man sich 5oohm über Staubstrassen im dichten Verkehr verfolgt von Hunden über 15-20 % Rampen hinauf in die Stadt. Ayacucho gilt nach Cusco als die interessanteste Stadt Perus. Stadt der 37kirchen, etliche Kolonialbauten, schöne Plaza. Und die Schöne hat eine dunkle Vergangenheit: sie war Hauptsitz des Sendero Luminoso (Leuchtender Pfad). Die terroristische Organisation zielte auf den politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umsturz des Landes und brachte in den 1980er-Jahren der Bevölkerung v.a. Schrecken und Tod. Heute gilt die Stadt als sicher, nur das Museo de la Memoria erinnert noch an die schreckliche Zeit.
Auf ca. 32oohm schlage ich mein Zelt auf.
05.02.18 Heute schaffe ich es nicht bis runter in's Tal. Obschon alles asphaltiert ist, will die Abfahrt nicht Enden. Ich übernachte in einem Bergdorf, die restlichen 900hm fahre ich morgen.
06.02.18 Runter in's Tal auf 1700m und wieder rauf auf 28oom in Chincheros. Steile, schöne Passstrasse, heiss
Dann folgt ein weiterer Pass von über 42oom mit kleiner Hochebene, bevor es ins nächste Tal nach Andahuaylas geht.
07.02.18 Aufstieg auf die Hochebene. Oben werde ich von Peruanern begrüsst, bekomme zu Essen. Vor der Abfahr in's Tal bleibe ich lange am Rand der Hochebene sitzen. Weit unter mir die Strasse die sich runter in's Tal windet. Vor mir Berggipfel und Wolken, so weit ich sehen kann.
In Andahuaylas: https://youtu.be/HwpnwV3bA7w