07.03.18
Die Zeit ist reif, um nach Hause zu gehen. Ich fliege am 09.03. 10Uhr ab La Paz
Fahrt mit Bus am Titicacasee entlang nach La Paz
Samstag 03.03.18 13:30 Uhr. Grenzübergang Peru - Bolivien
Noch 3 km bis zur Grenze. Die Zollabfertigung hat bis 1800 Uhr offen. Ich denke das sollte reichen, um noch heute rüber auf die bolivianischen Seite am Titicacasee zu kommen. Konkret nach Copacabana. Weit gefehlt! In Yunguyo, dem letzten Kaff in Peru esse ich mal was, denn ich habe ja noch Zeit. Auf der Plaza schaue ich den Läden zu, wie sie schliessen, auch der Bank. Dann die letzten 3 km bis zur Grenze. Dort wird bestätigt, dass meine Aufenthaltsbewilligung am 26.02.18 abgelaufen ist. Da mir das schon lange klar war, habe ich auf dem Weg hierhin in Migracionsämtern in 4 verschiedenen Städten nachgefragt, wie ich die Bewilligung verlängern könnte. Die kann man in Peru nicht verlängern. Entweder man geht kurz aus dem Land und kommt dann wieder zurück oder man bezahlt pro überzogenen Tag eine Busse. Der Betrag war unterschiedlichen hoch, je nachdem wo ich nachfragte. Entweder 3 US$, 3 Soles oder 4 Soles pro Tag. An der Grenze waren es 4 Soles, die ich aber nicht hier an der Grenze sondern in der Bank im letzten Kaff bezahlen muss. Das ist nun eine völlig neue Info für mich. Bis jetzt hat niemand was von einer Bank gesagt, wobei ich auch nie danach gefragt habe... Die Bank die vorhin geschlossen hat, öffnet erst am Montag wieder. Wutentbrannt radle ich ins Kaff zurück um das Wochenende dort zu verbringen. Richtig Scheisse wenn man bedenkt, wie schön Copacobana ist.
Copacobana
Montag 05.03.18.
Heute regnet es erstmal seit 2,5Monaten den ganzen Vormittag. Das Folgende muss man sich also mit heftigem Regen vorstellen. Zwei lange Warteschlangen vor der Bank. Triefend nasse, alte Peruaner, die vermutlich ihre Rente abholen und zwei Touris. Ich werde in die kürzere Schlange eingeteilt, trotzdem geht es lange lange bis ich an die Reihe komme.
Kulant informiert mich der Bankbeamte, dass er mir keine Rechnung ausstellen kann, bevor er nicht einen Auftragsschein dafür habe und den bekomme ich...wo?... an der Grenze. Im Ernst! 3km entfernt von hier, genau dort, wo ich vor zwei Tagen war... AN DER GRENZE! Mich ereilt eine Art Flash-Back, eine Szene vor 10 Jahren auf dem Migracionsamt in Bolivilen. In Begleitung mit Claudio. Wir standen in einer langen Schlange um ganz vorne zu erfahren, dass ich an einem anderen Schalter anstehen müsse. Dort zu vorderst wurde ich zurück an den ersten Schalter geschickt... Am ersten Schalter nun brauchten sie eine Kopie von meinem Pass, für die ich quer durch die Stadt in einen Laden rennen musste, denn auf der Migracion gab es keinen Kopierer. Wieder zurück erfuhr ich an einem neuen Schalter, dass sie nochmals zwei Kopien brauchten... hier kochte ich schon regelrecht hoch, rannte wieder zum Copieshop, bracht die neuen Kopien zurück und erfuhr nun nach Stunden in der guten Migracions-Stube, dass ich meinen Pass samt Verlängerung morgen abholen könne, denn gerade jetzt werde geschlossen. Nun war fertig mit Lustig, es reichte gründlich, mir knallte es vollends den Schnuller raus. Claudio übersetzte simultan, was ich halb ohnmächtig vor Wut von mir gab. Plötzlich betretenes Schweige im Laden, die entspann miteinander schwatzenden wie auch die TV schauenden Angestellten gerieten plötzlich in Bewegung, holten den Chef der mich zu beruhigen versuchte und oh Wunder, den Pass samt Verlängerung bekam ich 5min. später.
Puno
Kaff am am T-See
Blick aus dem Hotel im Kaff (Ilave) am T-See
Gestern war ich um 17Uhr fertig, suchte nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Auf halber Strecke habe ich in Calapuja nach Menschen Ausschau gehalten. Weit und breit keine Seele. Auf der Plaza dann, zwei offene Läden, in einem mit Kunden. Eine Frau und ihr 3jähriges Kind, das mich beim Eintreten spontan um die Beine umarmt und später an meinen Händen hüpft. Das hat vermutlich bei der Frau zum Vertrauen beigetragen, denn nach kurzem Zögern lässt sie mich in ihrem Haus, das heiss im Haus ihres Vaters übernachten. Ihr Vater ist gerade in Arequipa und sie hütet sein Haus. Man stelle sich das mal plastisch vor: ein wildfremder Gringo, den man seit 5min. kennt, draussen dunkelt es bereits, ein Gewitter braut sich zusammen und er kriege ein Bett mit direktem Zugang zum Innenhof. Bei uns undenkbar, aber hier... wunderschön. Sie will nichts für die Übernachtung und bringt mir obendrein noch einen Zweigänger zum Nachtessen. Ich nutze die Gelegenheit und kaufe später etwas für sie und Julia im Dorfladen.
Dann am nächsten Tag Juliaca, das Pure Gegenteil. Wer es gerne rough hat, sollte sich diese Stadt merken: https://youtu.be/WPveC0Aq4Yc
Juliaca
Unterwegs
Puno
28.02.18
Von Ayaviri bis nach Puno sind es noch 140km zu fahren. Praktisch alles flach. Die letzten 7km geht es kurz auf 4000m hoch und danach runter nach Puno am Titicacasee.
26.02.18
Ayaviri
25.02.18
Hinter dem Abra de Raya (dem Strich/Federstrich, gemeint ist die Grenze Peru-Bolivien, die mal hier durchging) kommt man runter zum Altiplano, der sich zwischen den bis zu 6000 Meter hohen Ost- und Westkordilleren ganze 965 km bis zum südwestlichen Zipfel von Bolivien erstreckt.
Nach 165km ab Anfang Altiplano gelangt man von 4000m runter auf 3800m am Titicacasee
Das Gefühl, sich auf einer riesigen Fläche zu bewegen, parallel die Zugstrecke, die Berge in weiter Ferne. Lange, gerade Abschnitte, irgendwann ein Dorf oder eine kleine Stadt
16km schnurgerade Strecke
Zug von Cusco nach Puno
Waschtag
Übernachten im
Hotel Gemely, Ayaviri
24.02.18
2ookm hinter Cusco verlasse ich heute Nachmittag das Departement Cusco und gelange über den Abra la Raya ins Dep. Puno.
Den Vormittag verbrachte ich am 43°C heissen Pool mit ein paar Hartgesottenen. Ein Veterinärmediziner aus dem Ort mit seiner Tochter und einem Advocat. Aroldo Aguirre Ninteg aus Lima ist blitzgescheit, erzählt von der Inka Kultur, dass sie ursprünglich nicht aus Peru stammt sondern aus Bolivia, nahe la Paz und sich von dort nach Peru, Argentinien, Chile etc. verbreitete (Indiz neben der gefundenen Keramik ist auch die Ausrichtung der Strassen, nicht nach der Himmelsrichtung wie üblich sondern nach dem Sonnenstand am 21. Juli, also um 6 Grad verschoben). Er erklärt und zeichnet die unterschiedlichen Schriftsysteme der Inkas auf, berichtet von aktueller innovativer Technik aus Amerika und Europa. Nach dem gemeinsamen Essen, fahre ich um 13 Uhr die restlichen Hm bis zur Passhöhe. Auf der anderen Seite arbeiten sich drei Radler hoch, zwei Franzosen und ein Kolumbianer, die sich vor 5ookm beim Start in la Paz gefunden haben und nun gemeinsam Richtung Norden fahren.
Ihre Motivation für die letzten happigen Hm heisst "Agua Caliente" - ich kann sie nur motivieren, die 20 km durchzuhalte, das Thermalbad lohnt sich.
Bis zum heutigen Ziel in Santa Rosa bringe ich mich vor zwei Gewitter in Sicherheit. Santa Rosa ist in meiner Wahrnehmung komplett unturistisch, die Bewohner sind anderer Meinung. Vielleicht kann ich deshalb zwischen 4 Herbergen aussuchen.
Alle 4 liegen mitten im Dorf an einer Strasse, die gerade umgepflügt wird. Mein Zimmer ist nach hinten, gegen den Innenhof ausgerichtet und kostet 10 Soles. Gegenüber meiner Absteige ist eine Pelugeria, Ich lasse mir die Haare. Sicherheitshalber erkundige ich mich, ob sie auch Blondschöpfe bearbeitet und wie viel ein Haarschnitt kostet. 2,5 Soles! 1Sol ist um die 30 Rp. Das Resultat lässt sich sehen. Ich runde auf 3S auf und erzähle ihr nicht, dass man in der CH für einen Haarschnitt locker 50 mal mehr bezahlt.
23.02.18
Ab Cusco geht es zunächst mal 30 km in's Tal runter zum Río Vilcanota, zum Fluss der später durchs Heilige Tal und als Río Urubamba durch Machu Picchu Pueblo und weiter Richtung Urwald fliesst. Der Fluss entspringt auf 4470m am Abra La Raya, dem Übergang zum Altiplano, meinem nächsten Etappenziel. Die ersten 150 km geht es bis Sicuani auf 3550m moderat dem Fluss und der Zugstrecke Cusco-Puno entlang.
Das breite Tal wird von grünen, sanften Bergen flankiert. Ab Sicuani kommt man in einen Talkessel. Ab hier beginnt die eigentliche Steigung. Diese Stadt würde ich allen Cuscomüden als alternative Destination empfehlen. Lebendige, authentisch
Das Tal hoch braut sich ein Gewitter zusammen. Schon gestern tobte am Nachmittag ein heftiges Unwetter. Heute lässt es sich Zeit, erst in Marangani bricht es los. So setze ich mich nach 50km ab Frühstück bei einer Peruanerin in ihr Restaurant, esse und warte. Danach weiter. Ich will unbedingt Agua Caliente Occobamba erreiche. Denn ich hoffe, dass ich bei den heissen Quellen übernachten kann. Laut Karte gibt's dort nur ein paar Gebäude, kein Dorf. Nach 20km und ein paar hundert Höhenmeter treffe ich auf 4050m eine Art Thermal-Landschaft an. Naturbecken, Badehäuser, Sauna. Das Wasser ist unterschiedlich warm, maximal aber so heiss wie in unserem Hot-Pot, wenn zu heftig geheizt wurde. Und die Einrichtung hat 24h offen. Ich darf auf dem Areal zelten und so lange Baden, wie ich kann:)
19.02.18
Machu Picchu werde ich auf das nächste Leben verschieben. Mit dem Velo machte ich mich auf den Weg durch das Heilige Tal zuerst nach Pisaq und weiter Talabwärts bis Calca, wo in übernachtet. Pisaq war schon mal happige Kost: das erste Dorf im Heiligen Tal gleich hinter Cusco wird von Freaks dominiert.
Pisaq
Am nächsten Tag nach Ollantaytambo. Hier steigt man ein in den Zug nach Machu Picchu. Und hier beginnt mein Kreuzweg. Scharen von Touris strömen zum Bahnhof runter. Alle steigen in Ollanta zu, denn die Eisenbahnstrecke von Cusco hierhin ist wegen Verschüttungen nicht passierbar. Also, ich runter zum BHf. Will mein Velo mit in den Zug nehmen, damit ich in Aqua caliente zum Zeltplatz bei der Brücke nach MaPich und früh am Morgen evt. hoch zum Inkadorf fahren könnte. Veloverlad ist möglich, aber nur mit dem letzten Zag um 21 Uhr. Und zurück mit dem ersten Zug um 5:53 Uhr.
Auf der Plaza de Armas nichts als Kitsch zu kaufen, alles zum Wohlfühlen. Weiter, Shops mit Kakten- und anderen Drogen, Vegane Restaurants, Hellhäuter mit Rastas, indigene Mädchen in traditionellen Kleidern und streichel-Lamas, alles für uns Tuouris. Ich: fliehe so schnell es geht. Am Dorfrand suche ich ein Restaurant für den Durchschnittsmenschen und finde es. Alles normal. später Calca: besser, wenn auch versucht wird das Maximum aus dem Tourie zu pressen. Zum Glück habe ich schon ein bisschen Peruerfahrung.
Ich überlege, sehe logistische Probleme. Also ohne Velo, aber mit Zelt und Kocher, da zelten am besten. Also nochmals runter zum BHf. Alles umpacken und Einstellort für Velo suchen. Am Schalter erfahre ich jetzt, dass es heute und auch morgen keine Bahn-Billete mehr für Touris gibt. Busfahrer informen mich, wie ich sonst noch zum Ausgangsort nach MaPich kommen konnte: über einen Pass, dann runter in's Tal und von hinten mit dem Zug nach Aqua Caliente. Alles in allem 155 km. Mit dem Velo. Ich lasse es gut sein, gehe mit dem Bus zurück nach Cusco.
21.02.18. Heute verlasse ich Cusco auf der entgegengesetzten Stadtseite von vorgestern. Gegen Osten, quer durch die Stadt. Kaum hat man das historische Zentrum verlassen, ist Cusco nur noch normale südamerikanische Stadt: Schlaglöcher, Staub und Verkehr. Also, das Tal hinunter. Puno als nächstes Ziel, bevor es am Titicacasee über die Grenze nach Bolivien geht. Unterwegs treffe ich auf Juwelen:
Drei Barockkirche der Jesuiten, in Andahuaylillas, in Huaro und in Canincuna. Vor allem die erst, die grosse ist extrem eindrücklich. Auf Nachfragen wurde ich in die Empore und den Glockenturm geführt. Unterwegs schön dokumentiert wie die Kirche vom Aufbau bis zu den Vergoldungen entstanden ist.
Andahuaylillas
Calca