27.12.17
Ich bin im Hotel mit dem schönsten Innenhof von ganz Lima abgestiegen. Das Hostal el Patio befindet sich in Miraflores, dem Stadtteil den sich fast alle Touris aussuchen, die das erste mal nach Lima kommen. So auch ich. Und ich bin froh um den Komfort und die Sicherheit, zumal ich mich von einer Grippe erholen muss. Am 26.12. bin ich kränkelnd ins Flugzeug gestiegen und nach 12 Stunden ab Madrid nicht gesünder ausgestiegen. Nun kann ich mich auskurieren und akklimatisieren, was mir bis jetzt gut gelungen ist. Unterwegs hatte ich schon ein paar schöne Begegnungen: mit meiner Sitznachbarin Nina aus Deutschland, die mich ein bisschen auf Lima und Peru vorbereitet hat; mit dem Taxifahrer, der mir nach Ankunft die Stadt zeigte (als er mir vorschlug am Pazifik zu halten um zu Fotografieren, winkte ich ab um möglichst rasch ins Bett zu kommen), mit den Travelers im Hotel und mit dem Hotelpersonal. Die Einheimischen sind sehr geduldig wenn ich mit meinem Spanisch komme. Und ich gebe mir Mühe, täglich meinen Wortschatz zu vergrössern.
Mein Fahrrad habe ich zusammengebaut und ich plane, heute 28.12. in die Altstadt zu fahren. Der gestrige Ausflug ans Meer zeigte mir, dass die Leute hier nicht schlimmer fahren als zu Haus. Nur die ewige Huperei erscheit irgendwie inflationär. Auf der Strasse gilt: fahre offensiv aber mit Verstand ! oder: fahre mit Verstand, aber offensiv!
Auf der Suche nach Velowegen in Lima bin ich auf eine Familie aus der Schweiz gestossen, die seit längerer Zeit in Lima sesshaft ist und spannende Projekte betreibt: walders.didaktis.ch leider ist Michael erst am 2./3.1. zrück in Lima, evt. warte ich auf ihn.
Nun, die Fahrt in die Altstadt hat sich als Tagestour herausgestellt. Hin und zurück ergab das satte 28 km bei 23 Höhenmeter, die vermutlich von all den Hindernissen für die Autos stammen, die ich überwinden musste. Die Altstadt war dann ein einziges abgeriegeltes Gelände weil:
Ich habe mich durch die Altstadtmenschenmenge geschoben und gefahren und bin dann nach x Kilometer am Rio Rímarc angelangt. überall Menschen und Autos und Betrieb... wunderbar! hier eine Strassenaufführung, ich vermute die Peruaner lieben den Kitsch:
30.12.17
Jetzt ist genug. Ich habe mir das Ticket gekauft. Morgen um 9 Uhr steige ich in den Bus nach Truiillo. Nach 10Std. bin ich dort. Ich rechne schwer damit, dass die drittgrösste Stadt nicht besser ist als die Grösste. Lima ist sowas von Unstadt. eigendlich ist es ein Wohnort im Verkehr, nein eigendlich ist es Verkehr in dem aus irgendeinem Grund auch Menschen leben. Damit ich morgen keine Überraschung erlebe, bin ich schon heute probehalber zum Busbahnhof gefahren. Mit GPS, denn ohne hätte ich keine Chance gehabt die Richtung zu behalten, geschweige denn den Ort zu finden. Auf dem Weg habe ich die ganze Verkehrspracht mitbekommen. Da gibt es 6-8 spurige Strassen, je 3-4 in eine Richtung, die lassen sich fast nicht überqueren. Und trotzdem müssen die Leute rüber. Aber das ist nichts im Vergleich zur Stadtautobahn. Die sieht man im Bild ganz zuunterst: sie führt am Strand entlang und geht dann rauf in die Stadt und quer durch. Aber nicht nur einmal und fertig sondern immer wieder weg vom Strand, rauf und quer durch ZB. zum Busbahnhof. Irgendwann erahne ich ihn... auf der anderen Seite der Autobahn. weit und breit kein Übergang, doch halt! ich entdecke eine Fussgängerbrücke. Rasch das Velo die Treppe runtertragen, dann auf der Brücke wieder hochtragen und rüberfahren. Ich stehe mitten über der Stadtautobahn und der Lärm und Gestank ist unglaublich intensiv. Mittendrinn halten sich Frauen mit ihren Kindern auf. Sie spielen, alles scheint in Ordnung zu sein. Leider habe ich die Kamera nicht dabei, ich wollte ja nur kurz zum Busbahnhof. Der befindet sich aber 500m westlich von hier, also zurück, von der Fussgängerbrücke die Treppe runtertragen und rauftragen et voilà, ich bin wieder am Ausgangspunkt. Ich frage mich, wie Familien ohne Autos hier zurecht kommen. 500m westlich gibts dann eine Art Turm, den man über eine Wendeltreppe hochsteigt um über die Fussgängerbrücke zum Turm auf der anderen Seite zu kommen. Von dort kommt man dann einfach über die Treppe wieder runter. geht ja! Und jetzt sehe ich auch schon den Busbahnhof. Alles bestens! Beim Zurückfahren mache ich den Fehler des Tages. Ich starte das GPS neu und lösche damit gleich auch meinen Ausgangsort -mein Hotel, das irgendwo in Miraflores ist! So verfahre ich mich sinnlos, komme mit Fragen dem Kennedypark näher, Verfahre mich erneut und finde meinen Standpunkt auf meiner interaktiven Karte östlich von Mirafloses. Nun gut. Da es so schöne Sachen gab die ich fotografieren wollte hole ich im Hotel die Kamera und mache mich nochmal auf den Weg zum Busbahnhof...
31.12.17
Ich sitze im Bus nach Trujillo. Gestern Abend alles schön gepackt: 4 Taschen für's Velo links und rechts, eine Lenkertasche und den Rucksack. Alles Bestens. Am Morgen bin ich vor dem Wecker aufgewacht, zum Glück, denn der Handywecker wäre nicht losgegangen, da dem Gerät über Nacht der Saft ausgegangen ist...
...das Problem ist nur, dass die Adresse von Lucho für heute Abend auf dem Handy ist und ich das Kabel irgendwo in den Taschen habe. Also hochmals alles ausräumen, das verdamte Kabel finde ich trotzdem nicht! Genau das versuchte ich gestern zu vermeiden in dem ich systematisch alles schön verstaut habe, damit ich für die 10 stündige Fahrt alles Wichtige bei mir habe. Ich sage mir: tief durchatmen, schön ruhig bleiben! Tatsächlich finde ich das Kabel und ich kann in Ruhe Frühstücken. Aus der Stadt zu kommen scheint unendlich lange zu dauern: überall Häuser und Menschen und Verkehr. Die Panamericana streift östlich die Stadt und geht dann gegen Norten durch die Favelas, hier Pueblos jovenes. Lima endet genau dort, wo die Panamericana den Pacifiks erreicht. Und hier beginnt dann auch die Wüste, Die Strasse wird schmäler, die Dörfer karger, weniger Menschen und mehr Wind.
Man sagt, die Atacamawüste im Norden von Chile sei die trockenste Gegend der Welt. Wenn ich aber hier aus dem Fenster schaue habe ich nicht das Gefühl, dass es hier die letzten Jahre geregnet hat. Geröll und Sand so weit das Auge reicht. Die Strecke zieht sich entlang der Andenkette im Osten.
Es ist die Strecke, die ich später auf der Andenhöhe von Norden nach Südosten fahren werde. Ursprünglich habe ich mir ja mal überlegt, ob ich zum Einwärmen auf der Panamericana nach Trujillo fahren soll. Aber ich habe schnell eingesehen, dass das Leben zu kurz ist für solche Sachen. Zumal die Strecke in der Höhe in vieler Hinsicht mehr bietet als die Ödnis vor meinem Busfenster.