Schützenfeste

Das Grosse Gesellenschiessen Anno 1605

1605 erschien der erste Band des 'Don Quixote', der durchaus als der erste 'moderne' Roman der Weltliteratur gilt. 1605 erschien in Strassburg durch Johann Carolus die Zeitung 'Relation aller Fürnemmen und gedenckwürdigen Historien', die vom Weltverband der Zeitungen als erste Zeitung überhaupt anerkannt wurde. 1605 wurde in Rom die päpstliche Bank gegründet und 1605 hatten Basler Schützen, nebst Freunden und Förderern, 614 Gulden gesammelt, mit der Intention, ein grosses Schützenfest zu veranstalten. Der Rat der Stadt genehmigte die Veranstaltung, diente sie doch einerseits der Übung an den Waffen, damals Hackenbüchsen und Musketen, zum anderen konnte man eidgenössisches Networking betreiben.

Einladungen an Schützenmeister und Schiessgesellen gingen in die ganze Schweiz und ins Ausland. Als Preis dienten ein vergoldeter Becher aus Silber im Wert von 300 Gulden und ein eben solcher zu 100 Gulden. Damit waren 400 der 614 Gulden schon mal aufgebraucht. Um weitere Gewinne zu finanzieren, wurde ein Schiessgeld von 4 Gulden erhoben. Ein Vergleich mit dem entsprechenden heutigen Wert ist nur ganz schwer anzustellen. Ein Ansatz aus Deutschland spricht von 16 Kilogramm Rindfleisch als Gegenwert für einen Gulden im Jahr 1600. Wer nun rechnen mag...

Die Scheiben wurden in einer Distanz von 805 Werkschuh aufgestellt. Auch der Werkschuh war ein Mass, das nicht unbedingt genormt war. Aber man kann ungefähr sagen, dass diese Distanz ca. 240 Meter betrug. Die Scheiben waren 'vom Nagel bis zur Runde' circa 90 Zentimeter. Schauen wir uns die Abbildung oben an, sehen wir links, dass die Scheiben ungefähr Manneshöhe haben. Aber auch auf kürzere Distanz und kleinere Scheiben wurde geschossen.

Die Schützen, deren Gewehre und Kugeln, waren strengen Regeln unterworfen. Doch auch die Basler Bürgerschaft bekam Auflagen, die unter Strafandrohung von einer Silbermark, einzuhalten waren. Die Strassen mussten sauber gehalten werden, während des Festes sollten sich Mannes- und Weibspersonen, Jung und Alt, ehrvoll verhalten und Hader, Gezänk und Dispute über Religion und andere Sachen gänzlich meiden. Auch durfte man das Freudenspiel, Trommeln und Pfeifen der ankommenden nicht-Basler Schützen nicht kritisieren, sollte stattdessen Schweizer Gastfreundschaft walten lassen. Ebenfalls war es Weibern, Töchtern und Mägden verboten sich beim Schützengelände aufzuhalten.

Eine Garküche sorgte für das leibliche Wohl der Schützen und eine extra für das Fest abkommandierte Polizeitruppe mit Hellebarden sorgte für Ruhe und Ordnung.

Links und rechts vom Schiessgelände wurden 12 Zelte aufgebaut und den verschiedenen Städten und Ländern zugewiesen. Schützen und Gäste trafen nach und nach in der Stadt ein und manche davon zogen von Kanonenschüssen begleitet auf dem Festgelände ein. Das Fest begann mit Reden des Stadtschreibers und dem von den Gästen ausgewählten Redner Heinrich von Schönau aus Zürich.

Tagsdrauf, am 3. Juni, begann das Schiessen. 796 Schützen waren angetreten mit 457 Musketen und 339 Hackenbüchsen. Am 14. Juni war das ganze Spektakel vorbei und die Schützen zogen mit ihren Trophäen hoch in die Stadt. Den Abschluss fand das Ganze mit einem Festmahl für 600 Personen im Zeughaus. Mit einem Dankgebet beschloss der Stadtschreiber die Veranstaltung und die Gäste zogen wieder von dannen.

Eidgenössisches Ehr- und Freischiessen 1827


Bis zur Ausrichtung des nächsten grossen Schützenfestes auf der Schützenmatte sollten 222 Jahre vergehen. Dazu trugen der 30-jährige Krieg, die Revolution von 1653 in den Kantonen Bern, Luzern, Basel und Solothurn und die Religionsfehden von 1656 und 1712 bei.

Am 18. Januar 1827 wurde die Einladung an die eidgenössischen Schützengesellschaften herausgegeben. Bereits zwei Jahre vorher wurden drei Basler Prominente zum festleitenden Ausschuss bestimmt. Oberstschützenmeister und Stadtrat Minder als Vorstand, Benedikt Sarasin, ebenfalls Meister der Gesellschaft der Feuerschützen, als Säckelmeister und Oberst Johann Wieland als Schreiber, wobei es sich bei letzterem nur um unseren bereits bekannten Namensgeber des Wielandplatzes handeln kann.

Auf Bitten der Zürcher Schützen wurde das Schiessen vom Juni auf den 14. bis 19. Mai vorverlegt. Der Wert der Preise wurde mit 12'400 Franken angegeben, was der Stadtrat mit 2400 Franken und 5 silbernen Bechern bezuschusst hatte. Die Basler Feuerschützen hatten 10'000 Franken selbst aufgebracht.

Die Schützenmatte wurde wieder zum Festplatz auserkoren. Als Eingang wurde ein grüner Triumphbogen aufgestellt und eine Speisehütte, die mehreren hundert Gästen Platz bot, wurde gebaut und mit Laub und Zweigen geschmückt. Im Schützenhaus war ein Gabensaal eingerichtet, in dem die 1500 teilnehmenden Schützen die zu gewinnenden Preise bestaunen konnten.

Auch diesmal hielten die Schützen der verschiedenen Städte nach und nach Einzug auf dem Schützenplatz. Die St. Galler unter Jodeln und der Darbietung von Volksliedern. Die Fahne der Berner wurde von einem Mann, verkleidet als Bär, getragen.

Die Zürcher, derentwegen der Termin verlegt wurde, blieben allerdings aus.

Was die Schützen nicht am Feiern hinderte. Die Basler Bewohner erschienen zahlreich und es wurde ausgelassen getanzt, gesungen, gegessen, getrunken und geschossen.

Eidgenössisches Ehr- und Freischiessen 1844

Die Schützenmatte bei dem eidgenössischen Ehr- und Freisschiessen zu BaselIn: Illustrirte Zeitung No. 57, Leipzig, 03. August 1844Public Domain Mark

Seit 1827 waren einige Jahre vergangen und vieles war in Basel und der Schweiz passiert.

Mit Napoleon, der 1813 durch die Schweiz marschiert war, hatten sich vielerorts die alten Eliten wieder in einflussreiche Machtpositionen geputscht.

Der Wiener Kongress versuchte in Europa die vorrevolutionären Zustände wieder einzuführen. Der Schweiz wurde aber die immerwährende Neutralität und die Unverletzlichkeit ihres Territoriums zugesprochen. 1815 wurde durch Intervention ein Bundesvertrag zwischen den Schweizer Kantonen geschlossen, der den Kantonen die fast vollständige Selbstverwaltung ermöglichte, den Bund selber aber massiv schwächte. Immerhin war im Vertrag ein Untertanenverbot enthalten.

Doch blühten in dieser Zeit die Ideale der Französischen Revolution in der Bewegung der Regeneration wieder auf und erreichten um 1830 auch die Schweiz. Die in den Regierungen und Räten benachteiligten ländlichen Gebiete forderten politische und soziale Gleichberechtigung.

Das Aufbegehren der Basel-Landschaft gegen die Rechtsungleichheit und die blutigen Kämpfe, die daraus folgten, führten in der Konsequenz 1833 zur Abspaltung der Landschaft und Gründung des Kantons Basel-Land.

Fortschrittlichere mittelländische Kantone gaben sich liberalere Verfassungen und führten Gleichberechtigung, Presse-, Vereins-, Versammlungs-, Handels- und Gewerbefreiheit ein. Die Bildung rückte in den Fokus und das Bildungswesen wurde reformiert. Dies passte den kirchentreuen Reformierten und Katholiken nicht und verschärfte den Konflikt soweit, dass die liberalen Regierungen in Zürich und Luzern wieder gekippt wurden.

Es standen hier also auf der einen Seite die liberalen und radikalen Kräfte der Regeneration und auf der anderen Seite die reaktionären konservativ-klerikalen Gesinnungen. Die ersten eine Erneuerung und Stärkung des Bundes fordernd, mit oder ohne Gewalt, die anderen, die alten Machtverhältnisse beibehalten wollend.

1844 hatte Basel-Stadt grösstenteils die Schmach der Kantonstrennung überwunden und sich wieder mehr dem Bund zugewandt. Da es auch genug liberale Kräfte in der Bürgerschaft gab, entschloss man sich, zusammen mit der 400-Jahr Feier der Schlacht zu St. Jakob, zusätzlich ein grosses Ehr- und Freischiessen, wiederum auf der Schützenmatte, zu veranstalten und sämtliche Schützengesellschaften der Schweiz einzuladen. Die Schützen hatten sich bereit 1824 zu einem Schweizer Schützenverein zusammengeschlossen, ein Zeichen für die Verbundenheit auf nationaler Ebene.

Dies sollte nun ein grosses Ereignis werden und musste wohl geplant werden.

Der uns von 1827 schon bekannte Ratsherr Minder wurde mit der Führung des Festausschusses beauftragt. Zudem stand die Prominenz der Stadt den verschiedenen Komitees vor. Alle denkbaren Bereiche wurden von einem solchen abgedeckt, wie da waren das Empfangs-, Bau-, Schiess-, Wirtschafts-, Finanz-, Dekorations-, Einquartierungs- und Polizeikomitee und zuletzt noch das Sekretariat.

Es wurde eine Aktiengesellschaft gegründet und 1415 Aktien zu 70 Schweizer Franken ausgegeben. Das ergab eine Summe von fast 100'000 SFr. Die Aktien verkauften sich wie die Schnitten Brot, sanken aber schnell im Wert, da die Ausgaben für die Festbauten schon 90'000 SFr. des Kapitals verschlangen.

Das Fest sollte in dieser turbulenten Zeit den eidgenössischen Geist beschwören, über alle Standesgrenzen und politischen Gesinnungen hinaus. Die Einladung für die erste Juliwoche ging an 356 Schützengesellschaften.

Der Grundriss des Platzes von 1844 über das heutige Gelände gelegt.A) Schiesshütte a 60 ScheibenB) Speisehütte a 4000 PersonenC) KücheD) CafésE) Wachhütte, Ärzte und OffizierszimmerF) Schlafhütte der ZeigerG) Fahnenturm und GabentempelH) Ehrenpforte
Grundriss des Geländes 1844In: Illustrirte Zeitung No. 57, Leipzig, 03. August 1844Public Domain Mark
Schützenmattpark: Open Street MapOpen Database License (ODbL) v1.0https://www.openstreetmap.org/copyright© OpenStreetMap-Mitwirkende

Die Festbauten

Die Festbauten waren dem Stil der Neugotik verpflichtet und komplett aus Holz erbaut. Die einzelnen Gebäude von verschiedenen Zimmerleuten. Tonnen an Holz, Nägeln und Klammern wurden gebraucht. Wenn es auch keine Bauten für die Ewigkeit waren, so gab der eine oder andere schon früh auf, sei es dadurch, das schweres Wetter dafür sorgte, oder die zu dünnen Asphaltpappen dem Regen nicht wirklich standhalten konnten.

Staatsarchiv Basel-Stadt: SMM Inv.1976.45Vierte Sekular-Feier zur Schlacht von St. Jakob an der Birs1844Guise, Constantin u. Winterlin, Anton

Die Ehrenpforte

Empfangen wurde der Schütze und der Gast von der Ehrenpforte. Die nach heutigem Mass ungefähr 20 Meter breit, 5 Meter tief und 15 Meter hoch war und noch die Schlafplätze für 60 Wärter beherbergte.

Die Eingangsehrenpforte.In: Illustrirte Zeitung No. 57, Leipzig, 03. August 1844Public Domain Mark

Die Caféhäuser

Rechts vom Eingang befanden sich zwei verpachtete Cafés. Das Café Bürgi und am anderen Platzende gegenüber das Café Riedtmann, in achteckigen, zweistöckigen Gebäuden mit einer Galerie auf dem Dach und Platz für je 500 Besucher.

Wach- und Zeigerhaus

Links vom Eingang lag das dem Café entsprechende Wachhaus mit einem Sitzungssaal und dem Sekretariat. Auch beherbergte es die Offizierszimmer, Ärztezimmer und eine Wachstube für 80 Mann. Gegenüber, am anderen Ende des Platzes, lag ein gleiches Gebäude, was als Wohnung der Zeiger fungierte. Die Aufgabe der Zeiger war es, den Richtern Treffer oder Fehlschuss anzuzeigen.

Ein Zeiger. In: Illustrirte Zeitung No. 59, Leipzig, 17. August 1844Public Domain Mark


Diesen Häusern waren jeweils kleine Verkaufsläden beigestellt, die Festschriften, Münzen, Blumen und kleine Andenken, sowie Tabak verkauften. Desweiteren gab es in den Bogengängen zwischen den Hauptgebäuden einen Waffenschmied, die Kugelgießerei und eine Rasierbude.

Die Speisehütte

Die Speisehütte hatte die enorme Breite von ungefähr 120 Metern, war knapp 50 Meter tief und 12 Meter hoch. In seinem Inneren befand sich freier Platz für circa 3500 Menschen. Dazu kamen der Komiteetisch für 80 Personen, 152 Tische für je 30 Personen, also nochmals 4640 Gäste. Für die Musik gab es zwei Galerien mit Platz für jeweils 40 bis 50 Personen, einen Rednerbalkon (wobei die Vortragenden erheblich Mühe gehabt haben sollen, im ganzen Saal gehört zu werden) und die Damengalerie, die etwa 200 Personen fassen konnte.

Jedem der 152 Tische, die auf die verschiedenen Gesellschaften der Städte aufgeteilt waren, war zudem ein Kellner beigestellt.

Das innere der SpeisehütteIn: Illustrirte Zeitung No. 57, Leipzig, 03. August 1844Public Domain Mark
Rechts die Speosehütte von AussenIn: Illustrirte Zeitung No. 57, Leipzig, 03. August 1844Public Domain Mark

Die Küche

Auch die Küche ist eine Erwähnung wert. Hinter der Speisehütte liegend beinhaltete das 42 Meter breite und 15 Meter tiefe Gebäude zwei grosse Feuerstellen für 16 Kessel mit einem Fassungsvermögen von je 225 Litern, drei Bratöfen, eine Pastetenbäckerei, mehrere Brunnen, einen Kühlkeller, ein Spül- und ein Waschhaus. Hier arbeiteten ein Oberkoch, fünf Köchinnen, drei Pastetenbäcker, vier Zuschneider, zehn Gemüsezurichterinnen, 22 Küchenmägde und 200 Kellner, von denen 20 in Reserve eingestellt waren. Zudem bestritten sieben Personen das Rechnungswesen.

Der Fleischverbrauch in den sieben Tagen lag täglich bei 1.3 Tonnen sowie 2.1 Tonnen Brot.

Man hatte sich mit 120'000 Flaschen Wein für die Schützen bevorratet, 14'000 Flaschen Ehrenwein und 2500 Flaschen Schweizerblut, die weitere Liste von Alkoholika zeigt, dass hier nicht nur geschossen wurde.

Der Schiessstand

Mit circa 260 Metern Breite, 19 Metern Tiefe und 10 Metern Höhe, war der Schiessstand für 71 Schiessplätze und 3000 Ladeplätze eingerichtet. Die Zielscheiben waren in einer Entfernung von ungefähr 160 Metern aufgestellt.

Das innere der SchiesshütteIn: Illustrirte Zeitung No. 57, Leipzig, 03. August 1844Public Domain Mark

Die Fahnenburg und der Gabentempel

Die Mitte des Platzes schmückte der Gabentempel, der gleichzeitig als Fahnenturm diente und auf einem grossen Podest stand. Der Grundriss war dem Schweizerkreuz nachgeahmt. In der Mitte hob sich der Fahnenturm empor, der sich nach oben verjüngte, und den auf der Höhe von circa 15 Metern die Fahnen der Schützengesellschaften schmückten. An der Spitze wehten die Fahnen der Kantone und obenauf stand ein Abbild des Hemmann Seevogel, einem Helden der Schlacht von St. Jakob, die Schweizer Fahne tragend.

Wie eine kleine Kathedrale aussehend, war im inneren des Gabentempels der Gabensaal, in dem die von Schweizern aus aller Welt gestifteten Preise und Trophäen ausgestellt waren. Es waren aber nicht nur Becher und Pokale, die Bevölkerung hatte das Schiessen mit allem Möglichen unterstützt, so kam Käse aus dem Emmental, zwei Gemsen aus den Bergen, eine Kuh aus dem Mittelland. Ein Realschullehrer bot zwei kostenlose Plätze in seiner Schule an. Die Liste war schier unendlich.

Doch gab es nicht nur begeisterte Stimmen, schon im Vorfeld hatten konservative und klerikale Kreise, besonders die Jesuiten, Stimmung gegen die Veranstaltung gemacht. Warf die katholische Presse den Baslern vor, das Geld aus dem Fenster zu werfen, welches besser für die Armen hätte gespendet werden sollen, war anderen der liberale, republikanische Geist nicht geheuer und betitelten es als "Seifenblase vaterländischer Begeisterung". Es ging sogar so weit, dass das Gerücht in die Welt gesetzt wurde, in Basel sei die Cholera ausgebrochen und das Fest abgesagt worden.

Auch Prostituierte und Taschendiebe reisten an, um ihren Geschäften nachzugehen, wurden aber oftmals von der Polizei vorher abgefangen.

Nichtsdestotrotz liessen sich die Befürworter nicht abschrecken und kamen aus allen Gegenden nach Basel. Die Gäste, wenn nicht schon in der Stadt untergebracht, konnten gegen Bezahlung in einem Zeltlager nächtigen, das 3200 Schlafplätze bot. Es gab allerdings auch noch eine Not-Zeltstatt, die denen einen Schlafplatz bot, die gar keine Unterkunft gefunden hatten.

Und so begann das Schiessen am ersten Juli frühen morgens um Sechs mit einem Kanonenschuss. Dann legten die Schützen los und es wurde geschossen was das Zeug hielt, man zählte 60 bis 100 Schuss in der Minute. Eine Rede jagte die andere. Ein Schütze nach dem anderen wurde gekürt und durfte sich darauf freuen, seinen Gewinn mit nach Hause zu nehmen. Am ersten Tag zählte man um die 50'000 Besucher, wovon 14'000 mit der Elsässerbahn herangekarrt wurden, die man pünktlich zu Beginn des Festes bis vor die Tore der Stadt geführt hatte.

Sieben Tage lang wurde geschossen, geredet, gefeiert, gehadert, gegessen, und getrunken.

Doch während des Festes kam es zu einem Eklat. Am 21. Mai 1844, also wenige Wochen vorher, waren freisinnige Unterwalliser von Truppen der klerikal geleiteten Oberwalliser besiegt, etliche gefangengenommen aber auch etliche niedergeschossen worden. Man zählte 105 Tote.

Am sechsten Festtag trafen unerwartet vier Walliser mit ihrer Fahne ein, die an der Fahnenburg angebracht wurde. Wie alle anderen hielt der Walliser Gesandte eine Rede, in der er das blutige Ereignis vom Mai mit den Worten ansprach, es sei ein ruhmvoller, vaterländischer Waffengriff gewesen und strafe nur die Feinde der Regierung und der guten Sache Lüge, da er nur die Herstellung der religiösen und politischen Ordnung, Gesetzlichkeit und wechselseitigen Zutrauens bezweckte und politische Vereine zersprengte, die den echten Liberalismus hemmten.

Mit seiner Rede machte sich der Walliser keine Freunde und sogleich kam der Verdacht auf, dass es nicht freisinnige Unterwalliser seien, die zum Fest gekommen waren, sondern Oberwalliser Reaktionisten.

Einem Schützen war es so zuwider, dass er die Fahne der Walliser zerschoss, die, wie es sich dann herausstellte, keine Fahne der Unterwalliser Schützen war, sondern eine Bataillonsfahne der Oberwalliser Regierung, die, so die Gerüchte, bei dem 'Massaker' an den Unterwallisern geweht habe.

Sofort gab es Forderungen die Fahne sofort zu entfernen. Ratsherr Minder löste die Situation, wahrscheinlich nicht zu aller Anwesenden Zufriedenheit. Die Fahne, so sagte er, könne nur abgenommen werden, wenn die, die sie gebracht hatten, sie wieder verlangen würden. Das Ereignis sprach sich herum wie ein Lauffeuer. Als am Mittag die Walliser in der Speisehalle an ihren Tisch kamen, fanden sie ihn mit Blut bespritzt vor.

Der Fahnenturm wurde nachts von vier bewaffneten Offizieren bewacht. Minder hatte es wohl geschafft, die Walliser davon zu überzeugen, dass es besser sei, das Fest zu verlassen, um ungeschoren davon zu kommen. Am nächsten Morgen holte man die Fahne 'auf Wunsch der Walliser' vom Turm und verabschiedete sie.

Das Fest endete am siebten Juli mit viel liberalen, vaterländischen Reden, 22 Kanonenschüsse wurden abgegeben und dem Standbild auf dem Gabentempel, dem Hemmann Seevogel, wurde die Fahne wieder abgenommen und an ihren angestammten Platz, bei Ratsherrn Minder, verbracht.

Am 12. September 1848 wurde der Schweizer Staatenbund durch die revisionierte Bundesverfassung zu einem Bundesstaat.

Jugendfest

Am Sonntag darauf wurde, ebenfalls auf der Schützenmatte, ein grosses Jugendfest abgehalten. 1800 Kinder von fünf bis fünfzehn Jahren zogen vom Petersplatz auf die Schützenmatte, angeführt von der Kadettenartillerie und -infanterie. Zwei Musikchöre spielten auf und während die Armeeanwärter ein kleines Manöver abhielten, spielten die Kinder auf dem Gelände alle Arten von Spiele.

Den Abschluss machte auch bei diesem Fest ein grosses Abendessen, das mit den Eltern zusammen eingenommen wurde.

Der grüne Heinrich

Gottfried Keller schildert im 39. Kapitel der ersten Fassung seines Romans "der grüne Heinrich" das Basler Doppelfest. In einer zweiten Fassung ist diese Schilderung leider nicht mehr vorhanden. Gut, dass es das Internet gibt: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. 1854/1855 bei: Projekt Gutenberg.de

Eidgenössisches Schützenfest 1879

Viel ist darüber im Netz nicht zu erfahren. Auf Antikseiten findet man die Abbildungen von Fünf-Fränklern, die zum Schützenfest geprägt wurden und Pokalen, die es zu gewinnen gab. Der Nebelspalter, das älteste noch bestehende Satiremagazin der Welt, druckte ein paar Witze zum Fest ab, wovon ich den ersten nicht verstehe... Gerne nehme ich Erklärungen entgegen.

In: Nebelspalter. Das Humor- und Satire-MagazinVom Schützenfest in BaselBand (Jahr): 5 (1879)Heft 28Public Domain Mark


Einen Eindruck vom Festplatz, von dem ich annehme, das es die Schützenmatte war, kann man dem Bild unten entnehmen, das von einem Buchtitel aus dem Jahr 1879 stammt und das Festgelände zeigt.

Benutzte Quellen und Literatur:

Weblinks:

Literatur: