Der Schützenmattweiher

Schon 1294 wird der Schützenmattweiher als 'Aqua der tücheln' schriftlich erwähnt. Der Weiher diente der Lagerung sogenannter Deuchel, Teuchel oder Tüchel. Diese Tüchel waren dünne Baumstämme, die der Länge nach durchbohrt wurden, um sie als Teilstück einer Wasserleitung zu nutzen. Damit die nicht benutzen Tüchel dicht blieben, mussten sie ständig nass gehalten werden. Dazu legte man sie in den dortigen Teuchelmattweiher, der nach der Verlegung des Schiessplatzes vor die Stadtmauer auch Schützenmattweiher genannt wurde. Das zeigt auch eine Stadtansicht von 1598 von Hans Rudolf Manuel, in der man deutlich (unten rechts) die Stämme im Wasser liegen sieht.

Matthaeus Merian zeigt in seinem Vogelschauplan auch die Tüchel, die hier allerdings nicht im Wasser liegen. Das, was wie ein Galgen aussieht, scheint ein Kran zu sein, um die Stämme aus und ins Wasser zu hieven.

oben: Beyde Stett Basel mit dem fürfliessenden Rhein und allen fürnemmen Gebewen. [Basel] : [Sebastian Henricpetri], [1598]. Universitätsbibliothek Basel, Kartenslg Schw Ml 1, http://doi.org/10.3931/e-rara-14005 / Public Domain Mark
links: Nova et genuina descriptio inclytae urbis Basileae. [Erscheinungsort nicht ermittelbar] : [Verlag nicht ermittelbar], [18--?]. Universitätsbibliothek Basel, Kartenslg Schw Ml 4e, http://doi.org/10.3931/e-rara-12618/ Public Domain Mark
Staatsarchiv Basel-Stadt: Falk. A 173Schützenhaus und Teuchelweiher

Die 'Teuchelbihrer' waren angesehene Handwerker, die die bis zu vier Meter langen Stämme mit einem grossen Handbohrer exakt durchbohren mussten.

War der niedrig gelegene Teil der Stadt mit Wasser aus Quellen und Brunnen versorgt, so wurde der höher gelegene Teil durch Wasser aus der Gegend um Allschwil gespeist. Eine Teuchelleitung sammelte Quellwasser längs des Dorenbaches und hinter dem heutigen Allschwiler Weiher und leitete dies, das natürliche Gefälle ausnutzend, erst entlang des Dorenbaches, dann Richtung Neubad, St. Galler RIng, Wielandplatz, Weiherweg zur Spalenvorstadt, um die dortigen Brunnen zu versorgen.

Archiv der Schweizerischen Vereinigung des Handwerks . Luzerner Teuchelbohrer, wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts. Creative Commons Attribution 2.5 Switzerland .

Der Weiher wurde teils mit überschüssigem Wasser der Teuchelleitung gespeist, aber auch mit einem kleinen 'Kanal', der Wasser vom Dorenbach abzweigte und den gleichen Weg nahm. Genannt wurde dieser 'Kanal' Herrengraben, was sich im Namen des Herrengrabenwegs erhalten hat. Angelegt wurde er vom Augustiner Chorherrenstift St. Leonhard, das früh sein Kloster mit dem Wasser aus dem Allschwiler Gebiet versorgt hatte. Machte der Herrengraben einen Bogen um den Schiessplatz, so ging die Teuchelleitung unter der Matte hindurch zum Weiher.

Mit dem Abbruch der Stadtmauer in den 1860er Jahren brach auch das Ende des Tüchelweihers an. Nachdem 1873 ein erster Versuch, den Weiher trocken zulegen scheiterte, wurde er 1880 endgültig aufgeschüttet. Nichts, ausser die Form der kleinen Grünanlage, die an seiner Stelle dort entstand, deutet mehr auf den kleinen Weiher vor dem Schützenhaus hin.