Ziel: Unterrichtsthema bestimmen, vertiefte Auseinandersetzung mit der Situation, der Sache und deren Bedeutung.
In der Phase Klären geht es darum, ein Thema zu bestimmen, möglichst umfassend Informationen zusammenzutragen und grundlegende Fragen zu klären. Diese können in die Aspekte Situation, Sache und Bedeutung des zu planenden Unterrichtsvorhabens gegliedert werden.
Das Fachverständnis der Lehrperson nimmt Einfluss auf die Planung von Unterricht, daher sollte vorgängig eine Auseinandersetzung damit stattgefunden haben (vgl. Praktikumskompetenzen IS1, S. 32/33) > Lehren & Lernen\Fachverständnis
Am Anfang jeder Planung steht der Entscheid für ein Thema. Ausschlaggebend können zahlreiche Faktoren sein. Für das Textile und Technische Gestalten gibt es keinen verbindlichen Inhaltskatalog (Praktikumskompetenzen IS1, PHBern, S. 27). Nach LP21 geht «die Planung eines Unterrichtsvorhabens […] von der Lebenswelt, den Interessen und dem Vorwissen der Schülerinnen und Schüler aus. Ausgehend von den Themenfeldern Spiel/Freizeit, Kleidung/Mode, Bau/Wohnbereich, Mechanik/Transport und Energie/Elektrizität planen Lehrpersonen konkrete Lernumgebungen und Unterrichtsvorhaben, in denen Schülerinnen und Schüler handwerkliche und gestalterische Fertigkeiten, Wissen und Haltungen erwerben. Themenfelder beinhalten gesellschaftlich bedeutsame Themen aus Design und Technik, die über das Handeln, das Herstellen und das Reflektieren erschlossen werden» (LP21 TTG, Didaktische Hinweise).
Weitere Faktoren, welche die Themenwahl beeinflussen
• Lehrmittel, Unterrichtsmaterialien
• Produkte, Materialien, Verfahren, Kontexte
• Schule: Jahresthemen, Anlässe
• Lehrperson: Fachverständnis, Interessen, Können
• Klasse: Stufe, Niveau
• Schüler:innen: Lebenswelt, Vorwissen, Können
• Gesellschaftliche Themen, Trends
• Vorgaben: Abmachungen, Praktikum, Studium, 3-Jahres-Planung
Themenvorschläge entlang der Themenfelder LP21
Spiel/Freizeit: Sport, Gruppenspiel, Pausenplatz, Geschicklichkeit, Draussen unterwegs, Feuer und Flamme.
Mode/Bekleidung: Tragen, Transportieren, Schützen, Identität, Textilindustrie, Sport, Sommer.
Bau/Wohnbereich: Ordnung, Arbeitsplatz, Licht/Leuchten, Kleinmöbel, Sitzen, Chillen, Wohlfühlen.
Mechanik/Transport: Fliegen, Automat, Mechanik.
Elektrizität/Energie: Lichtspiel, Robotik, Physical Computing, Sonne, Wind.
Weitere Vorschläge finden sich im Ideenkatalog von TuD: https://www.tud.ch/ideenkatalog/
Mögliches Vorgehen
Vorerst kann ein grobes Thema oder auch erst ein Themenfeld gewählt werden. Unter Einbezug der weiteren Klärungspunkte kann sich das Thema schärfen. Wenn die Wahl von Themenfeld und Thema vorläufig getroffen ist, kann ein Arbeitstitel gesetzt und erste Überlegungen diskutiert und notiert werden. Falls nicht: Die Themenvorschläge und oben genannten Punkte, insbesondere Lehrmittel, können helfen, ein Thema zu finden. Auch ein Gespräch mit einer TTG-Lehrperson, ein Museumsbesuch oder bereits vorhandene Materialien können inspirieren.
Bevor ein Thema definitiv festgelegt wird, ist es sinnvoll, mit involvierten Personen (Lehrpersonen, Dozierenden …) Rücksprache zu nehmen.
Ziel der Situationsanalyse ist es, Bedingungen bezüglich Infrastruktur, der Klasse und deren Vorkenntnissen und Erfahrungen zu sammeln. Im TTG wird ein besonderer Fokus auf das Klären der Infrastruktur und vorhandener Materialien gelegt.
Klärungspunkte Situation
Klasse
Wie gross ist die Gruppe und wie ist diese zusammengesetzt (Heterogenität z.B. in Bezug auf Niveau, Gender, Herkunft, Sprache)? Welche Klassenregeln hat die Gruppe? Welche Routinen sind etabliert?
Schüler:innen
Welchen Bezug haben Schüler:innen zum Thema? Welches Vorwissen und welche Präkonzepte bringen sie mit? Wie ist das Interesse? Wie ist die Motivation im Fach?
Fachrelevante Voraussetzungen
Welche Lern- und Arbeitsstrategien sind erprobt? Über welche Fach-, Medien-, Selbst- und Sozialkompetenzen verfügen die Lernenden? Welche Themenfelder und Kompetenzen wurden bereits erarbeitet? Welche Verfahren und Methoden sind bekannt? In welcher Weise wurde bisher entlang des Designprozesses gearbeitet?
Infrastruktur / Material
Welche Materialien, Medien, Lehrmittel, Maschinen und Werkzeuge stehen zur Verfügung? Wie sind diese geordnet, wo sind sie zu finden? Braucht es Reservationen (z.B. für Computer?). Was muss angeschafft werden?
Sicherheit
Welche Maschinen dürfen von den Lernenden allein oder unter Aufsicht bedient werden? Gibt es eine Sichtverbindung zu den Maschinenräumen?
Räumliche Situation
Liegen Holz-, Metall- und Textilraum beieinander? Wo sind Lagermöglichkeiten für SuS-Arbeiten? Gibt es einen Aussenraum? Ausstellungsmöglichkeiten?
Budget
Wie hoch ist der Betrag für Verbrauchsmaterial? Anmerkung: Eine verbindliche Angabe zum Budget im Kanton Bern zum TTG gibt es nicht. Als Richtwert können folgende Annahmen für ein Schuljahr getroffen werden: 7. Klassen 70.-, 8. Klassen 80.-, 9. Klassen 90.- + 100.- Pauschale pro Klasse.
Fächer- und klassenübergreifende Themen
Gibt es einen Stoffplan? Was für Fragen sind in der Schule aktuell? Gibt es im Schulhaus ein Jahresthema? Gibt es regionale Besonderheiten?
Dokumentation
Welche Möglichkeiten zum Dokumentieren des Designprozesses stehen zur Verfügung? Was kennen die Schüler:innen?
(Schul-)Team
Welche weiteren Personen sind involviert? Z.B. Teamteaching, Heilpädagog:innen, DaZ-Lehrpersonen, Klassenassistenzen, Fachteams.
Vorgaben
Wie ist der Stundenplan? Welches Zeitfenster steht für das Unterrichtsvorhaben zur Verfügung? Wann ist der Notenschluss? Welche Termine (z.B. Ausfälle) sind bekannt?
Mögliches Vorgehen
Informationen einholen und in Stichworten festhalten. Bei Unklarheiten können Annahmen zu den Voraussetzungen getroffen und diese später angepasst werden. Darauf achten, ob es Umstände gibt (z.B. fehlende Infrastruktur), welche eine Umsetzung verunmöglichen.
Die Sachanalyse zielt darauf ab, das eigene Wissen und Können zu klären, dieses zu erweitern, ordnen und visualisieren sowie Anknüpfungspunkte im Lehrplan zu suchen. Im TTG sind dabei praktische Erprobungen zentral. Weiter werden passende Lehrmittel/Unterrichtsmaterialien/Medien/Bilder gesichtet und geordnet.
Klärungspunkte Sachanalyse
Lehrplanbezug
Welche fachlichen und überfachlichen Kompetenzen bieten sich als Anknüpfungspunkte an? Welche Querbezüge zu anderen Fachbereichen und überfachlichen Kompetenz sind möglich? Können Bezüge zu den Modulen Medien und Informatik oder Berufliche Orientierung hergestellt werden? Welche Leitideen der Nachhaltigen Entwicklung können aufgegriffen werden?
Lehrmittel und Unterrichtsmaterialien
Was gibt es bereits? Worauf kann aufgebaut werden? Welche Absicht liegt dem Unterrichtsvorhaben, den Lernmaterialien zugrunde? Wie sind diese durch Aufgaben strukturiert? Wie sind die Aufgaben ausgestaltet? Welche Methoden werden eingesetzt?
Wissen (Theoretische Auseinandersetzung)
Welches Wissen ist vorhanden, was muss aufgefrischt oder erweitert werden? Welche Kontexte eröffnen sich mit dem Thema? Wie sieht ein mögliches Produkt aus? Welche Varianten gibt es? Welche Anleitungen/Tutorials sind vorhanden? Welches Wissen zu den Themenaspekten Funktion, Konstruktion, Gestaltungselemente, Material, Verfahren, Werkzeug und Maschinen ist bekannt, respektive muss erarbeitet werden?
Können (Praktische Erprobung)
Welche technologischen und gestalterischen Auseinandersetzungen verlangt das Produkt? Wie verhalten sich mögliche Materialien, wie können sie bearbeitet werden, welche Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen sich? Welche Stolpersteine werden erkannt? Welche alternativen Vorgehen sind möglich? Was muss nach Anleitung umgesetzt werden, wo können eigene Lösungen entwickelt werden? Wo ergeben sich Möglichkeiten für eine Analyse oder ein Experiment, wo wird ein Lehrgang benötigt? Welche Differenzierungsmöglichkeiten ergeben sich?
Mögliches Vorgehen
Nicht alle Aspekte müssen/können von Beginn an geklärt sein, jedoch hilft ein erweitertes Verständnis über Kontexte und Produkte, um Inhalte und Aufgaben zu bestimmen. Sind Inhalte bestimmt >Entscheiden\Lerngegenstand, kann gezielt dazu eine Vertiefung stattfinden. Je offener eine Aufgabe, desto breiter sollte das Wissen und Können der Lehrperson sein (vgl. Fraefel 2023).
Die Recherche in Lehrmitteln und Unterrichtsmaterialien eröffnet ein Verständnis für mögliche Aufgaben und zeigt gleichzeitig auf, welches Wissen und Können benötigt wird. Weiter finden sich in den didaktischen Kommentaren oft Sachanalysen zum Thema eines Unterrichtsvorhabens.
Vorgehen
Eine breit angelegte Sachanalyse durchführen, um Kontext und Produkt zu erschliessen. Festhalten z.B. mit Mindmap, Dateiablage, Bildersammlung.
Fachpraktische Auseinandersetzungen werden frühzeitig im Prozess durchgeführt. Dabei werden fachspezifische Methoden >Entwerfen angewendet und Teilarbeiten / Prototypen / Produkte erstellt.
Knackpunkte des Entwicklungsprozesses bzw. des Produktes werden festgehalten, die Herstellung fotografiert, damit das Bildmaterial bei Bedarf später für das Planungsprodukt für Lernende genutzt werden kann.
Bei der Didaktischen Analyse geht es darum, den Bildungsgehalt eines Themas zu prüfen, sich also die Frage zu stellen, warum das, was im Unterricht thematisiert wird, von persönlicher, schulischer oder gesellschaftlicher Bedeutung ist (LP21). Eng verknüpft mit der Bedeutung ist das eigene Fachverständnis > Lehren & Lernen. Dieses sollte vor der Bedeutungsanalyse geklärt sein (vgl. Praktikumskompetenzen IS1, S. 32/33).
Wie im Abschnitt Themenfindung (oben) dargelegt, bilden die Themenfelder die Grundlage für die Wahl eines Themas. Die Themenfelder bringen die Lebenswelt der Lernenden mit gesellschaftlich bedeutsamen Themen in Verbindung. Folgende Leitfragen können hilfreich bei der Klärung der Bedeutung sein:
Exemplarität, Gegenwarts- und -Zukunftsbedeutung (nach Klafki): Wofür steht das Thema? Welche Bedeutung hat es für Lernende heute und in Zukunft? Welche Perspektiven eröffnen sich?
Welchen Beitrag leistet das Thema zur Entwicklung eines Design- und Technikverständnisses?
Welche Sinn- und Wertfragen im Kontext der Herstellung, der Gestaltung, dem Gebrauch und der Entsorgung von Produkten werden thematisiert? (LP21 TTG, Bedeutung und Zielsetzung)
Welche Zusammenhänge von technischen und kulturellen Entwicklungen und Produkten werden aufgezeigt und kritisch betrachtet? (LP21 TTG, Bedeutung und Zielsetzung)
Inwiefern kann die Problemlösefähigkeit gefördert werden?
Wird eine Erfahrung von Selbstwirksamkeit ermöglicht?
Welchen Beitrag leistet das Thema bezüglich BNE?
Mögliches Vorgehen
Eigenes Fachverständnis klären. Mithilfe der Leitfragen den Bildungsgehalt des gewählten Themas begründen.
Hinweis: Abschliessend nach der Wahl der Inhalte > Entscheiden\ Lerngegenstand formulieren.