Diese Seite liefert eine Auswahl an fachdidaktisch Aspekten, die für die Planung von Unterricht bedeutsam sind. Im Tool wird an entsprechenden Stellen auf die folgenden Abschnitte verwiesen.
Abb. 9: Struktur Textiles und Technisches Gestalten. LP21, Strukturelle und inhaltliche Hinweise.
Im TTG-Unterricht wird in den Unterrichtsvorhaben jeweils in allen drei Kompetenzbereichen gearbeitet.
Der Lehrplan 21 ist als zentrales, verbindliches Dokument Basis jeder Unterrichtsplanung. Der LP21 hebt sich durch die Kompetenzorientierung von früheren Lehrplänen ab: «Lernen wird verstärkt als aktiver, selbstgesteuerter, reflexiver, situativer und konstruktiver Prozess verstanden» (D-EDK 2010, S. 14).
Für die Planung von TTG-Unterricht sind Inhalte der Abschnitte Didaktische Hinweise (Unterricht planen, Gestaltungs- und Designprozesse begleiten, Prozesse und Produkte begutachten und beurteilen) und Strukturelle und inhaltliche Hinweise (Zusammenspiel der Kompetenzbereiche, fehlende Orientierungspunkte, Technikverständnis) von besonderer Bedeutung.
Im Lehrplan wird darauf hingewiesen, dass die Lehrperson neben der Begleitung von Lernprozessen auch für die Gestaltung von Freiraum für eigene Erfahrungen durch die Lernenden verantwortlich ist. Der Unterricht erfolgt Handlungsorientiert. Dies bedeutet, dass Lernenden nicht nur nachahmen, sondern verstehen und kognitiv aktiviert werden (D-EDK 2016, S. 27). Dadurch werden Handlungskompetenzen erworben, die auf künftige Problemstellungen transferiert werden können. Im Kapitel Unterrichtsverständnis des LP21 ist dazu Folgendes formuliert: Eine Auseinandersetzung mit Inhalten führt «vom reinen Faktenwissen über das Verstehen, Analysieren und Strukturieren von Informationen hin zum Lösen von Problemen und zur Anwendung des erworbenen Wissens in neuen Zusammenhängen» (ebd., S. 25).
Der TTG-Unterricht soll überfachliche Kompetenzen fördern. Im Bereich der personalen Kompetenzen liegt der Schwerpunkt auf der Selbstreflexion, wobei Schülerinnen und Schüler Lern- und Problemlöseprozesse durchlaufen und reflektieren.
Im Bereich der methodischen Kompetenzen liegt der Schwerpunkt im Recherchieren, Beurteilen und Verknüpfen verschiedener Informationsquellen sowie auf dem zunehmend selbstständigen Lösen vielfältiger Probleme. (ebd., S. 382)
Das persönliche Fachverständnis prägt den eigenen TTG-Unterricht und somit auch die Planung von Unterricht. Im Studium werden Fachmodelle und Konzepte von TTG-Unterricht thematisiert (Einführend in Lerngelegenheit, Design und Technik Grundlagen). Fachmodelle und Konzepte sowie eigene Erfahrungen, die eigene Biografie oder Spezialisierungen können prägend für das Verständnis des eigenen TTG-Unterrichts sein.
Ein Bewusstsein des eigenen Fachverständnisses und dessen Einflüssen hilft, ein Unterrichtsvorhaben bewusst zu planen. Idealerweise fand im eigenen Berufskonzept bereits eine Auseinandersetzung statt, ansonsten könnte nun damit begonnen werden. (Wegleitung Berufskonzept PHBern IS1)
«Das Alleinstellungsmerkmal von TTG ist es, dass im Unterricht Produkte konstruiert und hergestellt werden» (Tebisio/FHNW: Güdel, Hägni, Möschler & Schumann 2022, S. 65, vgl. Reinhardt, Rehm & Wilhelm 2021) sowie die handlungsorientierte Herangehensweise in Verbindung mit der Aktivierung kreativer Potenziale bei Prozessen der Problemlösung und Gestaltung» (ebd., S.17).
Im TTG steht also nicht das Produkt oder ein Verfahren allein im Zentrum, sondern der Designprozess als Ganzes (vgl. Speiser Niggli & Lunin 2004) dadurch werden «Handlungskompetenzen erworben, die auch in neuen Problemstellungen im Unterricht und im Alltag angewendet werden können.» (LP21, Didaktische Hinweise Textiles und Technisches Gestalten, >vgl. LP21 oben). Der Designprozess, wie im LP21 aufgeführt, kann als Werkzeug zur Strukturierung von Unterricht dienen, um eine Prozessorientierung zu ermöglichen.
Im LP21 leitet folgender Satz den Designprozess ein:
«Herausfordernde Aufgaben- oder Problemstellung leiten den Gestaltungs- und Designprozess ein. In diesem lassen sich verschiedene Phasen unterscheiden, die meist entsprechend der Darstellung aufeinanderfolgen. Im Prozess kann es notwendig sein, einen Schritt zurück zu machen, um noch ungelöste Teilfragen zu klären» (LP21 TTG, Didaktische Hinweise).
Weiter finden sich methodische Hinweise in der Tabelle >Entwerfen\Strukturierung & Designprozess
Der Designprozess wird im LP21 tabellarisch dargestellt, was einen linearen Ablauf impliziert, jedoch wird darauf hingewiesen, dass «Gelegentlich ein Schritt zurück gemacht werden muss» (LP21 TTG, Didaktische Hinweise). Es sind jedoch viele Szenarien denkbar, in welchen es sinnvoll sein kann, von diesem Ablauf abzuweichen. «Der Designprozess ist kein lineares Problemlösen, es sind Schleifen und Feedbacks einzuplanen. Führt ein Teilschritt nicht zu einer optimalen Teillösung, muss der vorangegangene Schritt erneut ausgeführt werden» (Käser 2016, S. 43). Andere Darstellungen (z.B. >Lehrmittel\DesingStudio, Werkfelder) stellen den Designprozess kreisförmig dar und betonen damit dessen Zirkularität.
Der Designprozess ist ein Kernelement des TTG-Unterrichts. Er lässt sich auch in den Kompetenzbereichen wiederfinden: Begutachten, Weiterentwickeln, Dokumentieren, Präsentieren im Kompetenzbereich Wahrnehmung und Kommunikation; Sammeln und Ordnen, Experimentieren und Entwickeln, und Planen und Herstellen im Kompetenzbereich Prozesse und Produkte. Der Kompetenzbereich Kontexte & Orientierung kann in allen Phasen des Designprozesses aufgegriffen werden.
In einem konstruktivistischen Lernverständnis bedeutet Lernen, dass Schüler:innen einen Lerngegenstand entdecken und sich dadurch Kompetenzen aneignen und Wissen erschliessen. Im TTG werden diese Prozesse durch den Designprozess und fachspezifische Methoden strukturiert. Allgemeindidaktisch gibt es verschiedene Lernprozessmodelle z.B. KAFKA, AVIVA, PADUA oder LUKAS (Einführung an der PHBern in der Ringvorlesung «Grundlagen für die Berufspraxis»). Auch wenn diese meist nicht 1:1 auf das TTG übertragbar sind, können sie weitere Hinweise zur Gestaltung von Lernprozessen liefern.
Im Planungsprozess können folgende Fragen eine Hilfestellung bieten, um zu überprüfen, ob Lernprozesse ermöglicht werden (>Literatur & Links\Planungsmodell FHNW):
Welches Phänomen, welches fachliche Problem oder welcher inhaltliche Widerspruch ermöglicht ein Problembewusstsein des Lerngegenstands bzw. konfrontiert die Schülerinnen und Schüler mit einem kognitiven Konflikt?
Welche Strukturen, Begriffe, Operationen oder Handlungsabläufe müssen aufgebaut werden, damit die Schülerinnen und Schüler den Lerngegenstand erschliessen können? Welche Teilkompetenzen gilt es einzeln in den Fokus zu nehmen?
Wie können die Lerninhalte von verschiedenen Seiten zugänglich gemacht werden, sodass sie flexibilisiert und variiert werden?
Welche Strukturen, Begriffe, Operationen oder Handlungsabläufe sollen in der Phase des (wieder-holenden) Übens abwechslungsreich, lustvoll und differenzierend geübt werden?
Lernprozess im (Textilen) Gestalten
Im Buch Weiter im Fach. Textiles Gestalten erkenntnis- und lernendenorientiert unterrichten von Eichelberger wird ab Seite 25 ein Lernprozess im Textilen Gestalten beschrieben und anhand eines Modells visualisiert (S. 29). Eichelberger betont besonders, dass Lernprozesse eng an Inhalte geknüpft sind und dazu Wissen und Können erworben wird.
Zentrale Lernphasen im Technikunterricht
Das Projekt exreTu verbindet Naturwissenschaften und Technisches Gestalten. Güdel beschreibt in ihrer Dissertation Technikaffinität von Mädchen und Jungen der Sekundarstufe I Untersuchung von Technikinteresse, Selbstwirksamkeitserwartung, Geschlechterrollen und Berufswünschen auf den Seiten 33-35 zentrale Lernphasen im Technikunterricht. Spannend dabei ist eine Angabe zur Anzahl Lektionen, welche pro Phase eingesetzt werden:
ca. 2L Technik erklären und kommunizieren
ca. 2L Technik erkunden
ca. 4L Technische Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse entwickeln
ca. 2L Technik bewerten
ca. 4L Technik problemlösend angehen: Lösungsansätze entwickeln und Handlungsplan erstellen
ca.12L Technik konstruieren und herstellen
Seit der Einführung des LP21 ist das Dokumentieren ein fixer Bestandteil des TTG-Unterrichts: Wahrnehmungen, Erarbeitungsprozesse und Produkte werden beschrieben und dokumentiert (LP21 TTG, Schulische Bedeutung). Die entsprechende Kompetenz ist im Kompetenzbereich Wahrnehmung und Kommunikation zu finden: TTG.1.B.2.c > Schüler:innen können die Phasen des Designprozesses und die entwickelten Produkte nachvollziehbar dokumentieren und präsentieren (z.B. Portfolio, Lernjournal, Ausstellung).
Dokumentationen helfen das eigene Handeln zu reflektieren, Lernerfahrungen sichtbar zu machen, denn durch das (Be-)schreiben lassen sich neue Einsichten gewinnen und die Verständlichkeit einer Entwurfsidee überprüfen (vgl. >Lehrmittel\Werkspuren 1/2019)
Eine Dokumentation kann als «Denkwerkzeug» verstanden werden, die im Prozess Gedanken, Entscheide und Erfahrungen mit Text und Bild sichtbar macht. Zudem ist es ein «Mittel zur Kommunikation und als Hilfe für den Dialog zwischen Lehrperson und Lernenden, aber auch zwischen einzelnen Lernenden“ (>Literatur\Eichelberger & Huber Nievergelt 2020).
Zu fragen ist, wie das Dokumentieren den Lernprozess unterstützen kann und was die Absicht ist (z.B. Einsatz im Entwurfsprozess, als «Denkwerkzeug», als Kommunikationsmittel). «Dokumentationen sollen sinnvoll und von der Lehrperson geplant eingesetzt werden» (>Lehrmittel\Stuber 2019, Werkspuren, S. 35). Bei der Planung der Aufgaben (>Entwerfen) gilt es daher auch zu bedenken, was dokumentiert wird und dies den Lernenden zu kommunizieren, denn «die Aufforderung ‘dokumentiert den Prozess’ ist nutzlos und überfordert die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen» (ebd. S. 35).
Eine Dokumentation enthält z.B. …
… Bild: Bilder, Fotos, Skizzen, Zeichnungen, Pläne.
… Text: Notizen, Reflexionen, Textausschnitte.
… Material: Materialproben, Experimente, Analysen.
Analoge und digitale Formate/Formen können zum Einsatz kommen (>Klären\Situationsanalyse)
Analog: Z.B. Heft, Ordner, Mappe, Box, Poster, Leporello, Fotostrecke.
Digital: Z.B. TuD-Projektjournal, Word, PowerPoint, OneNote, Bookcreator, Webseite, Blog, Diashow, Video.
Literaturtipps >Literatur
Werkspuren 1/2019: Wahrnehmung und Reflexion
TuD Lernhilfen: Medien, ab S. 144
Berner & Rieder: Fachdidaktik Kunst & Design
Sicherheit
Sicherheitsaspekte müssen bei der Planung von TTG-Unterricht berücksichtigt werden. Hinweise bietet der Ratgeber Technisches Gestalten – Sicher werken in der Schule der BFU.
Materialbezug
Die Organisation von Unterrichtsmaterial ist ein wesentlicher, oft zeitintensiver Teil der Unterrichtsvorbereitung im TTG. Verzeichnisse von Materialbezugsquellen können hier eine Unterstützung bieten:
Bezugsquellenverzeichnis aus TuD
Bezugsquellenverzeichnis der Fachberatung PHLU