Ziel: Planungsprodukte für Lernende erarbeiten. Planungsprodukt für Lehrpersonen mit Verlaufsplanung ergänzen.
In der Phase Entwerfen wird es konkret, denn die Lernaktivitäten werden entworfen und entwickelt. Es entstehen Planungsprodukte für Lernende und die Verlaufsplanung für Lehrpersonen >Planungsprodukte
Im TTG werden Unterrichtsvorhaben in der Regel durch Aufgaben entlang des Designprozesses strukturiert (vgl. Berner et. al. 2021, S. 9). Eine übergeordnete Aufgabenstellung fasst das Unterrichtsvorhaben ein. Zu den einzelnen Phasen des Designprozesses oder auch davon losgelöst (z.B. zum Erschliessen von Kontexten) werden Teilaufgaben entworfen. In der Kreisdarstellung (Abb. 4) visualisiert der äussere Kreis die übergeordnete Aufgabenstellung und die Kreise im Innern die Teilaufgaben.
Abb. 4: Die übergeordnete Aufgabenstellung umrahmt Teilaufgaben. Berner & Rieder 2017, S. 93)
Hinweis Mögliches Vorgehen
In dieser Phase bezieht sich das mögliche Vorgehen auf alle Abschnitte und wird deshalb in einem separaten Abschnitt aufgeführt.
Bei Entscheiden wurden Inhalte festgelegt, welche erarbeitet werden, um die Ziele zu erreichen. Nun geht es um die Frage, «wie» diese Inhalte erarbeitet, entdeckt oder erforscht werden. Dazu dienen (Teil)Aufgaben, denn diese sind Träger von Lerngelegenheiten und Lernprozessen (vgl. Reusser 2014). Zudem unterstützen sie die Lernenden in ihrer Selbstständigkeit und entlasten Lehrpersonen bei der wöchentlichen Vorbereitung der einzelnen Lektionen. Vorgeplante Aufgaben zu haben, bedeutet nicht, dass diese im Unterricht strikt eingehalten werden müssen. Sie bieten Sicherheit und Flexibilität, da klar ist, wohin der Weg führt, was es braucht, um dies zu erreichen und wo alternative Vorgehen möglich sind. Aufgaben können aus Lehrmitteln übernommen, angepasst oder selbst entwickelt werden.
Ein Unterrichtsvorhaben im TTG geht von einer übergeordneten Aufgabenstellung aus. Teilaufgaben dienen dieser übergeordneten Aufgabenstellung zu >Planungsprodukte für Lernende. Siehe auch Kreisdarstellung Abb. 4 (oben).
Teilaufgaben werden unter Zuhilfenahme von fachspezifischen oder nicht fachspezifischen Methoden entwickelt >Abschnitt unten. Recherchen und Überlegungen aus den Phasen Klären und Entscheiden werden aufbereitet, es entsteht ein Angebot für Schüler:innen (vgl. Praetorius, 2022), wobei Lernaktivitäten und somit das Unterrichtsvorhaben inhaltlich und zeitlich strukturiert wird.
Entsprechend dem Designprozess braucht es Teilaufgaben in folgenden Bereichen (TuD, S. 179):
1. Erkunden, Eintauchen, Kontext
2. Recherchieren, Experimentieren, Entwickeln
3. Aufbauen von Fertigkeiten
4. Umsetzen und Anwenden
5. Dokumentieren, Präsentieren und Reflektieren
Ausgangspunkte für eine Auseinandersetzung sind z.B. Funktion, Konstruktion oder Gestaltungselemente eines Produktes, Verfahren oder Materialien.
Bei der Austegestalltung von Aufgaben soll der Grad der Offenheit soll variiert, eigne Lösungen sollen ermöglicht werden (vgl. LP21, S. 380).
Weiteres zum Designprozess >Strukturierung & Designprozess, Abschnitt unten.
Lernprozesse
Weitere Hinweise auf die Gestaltung von Aufgaben bieten Lernprozessmodelle >Lehren & Lernen\Lernprozess
Im TTG bieten fachspezifische Methoden eine Orientierung bei der Wahl und der Ausgestaltung der Aufgaben: «Gute herausfordernde Aufgaben erfordern den gezielten Einsatz fachspezifischer Methoden» (LP21, Didaktische Hinweise TTG). Um Aufgaben zu formulieren und mit diesen ein Unterrichtsvorhaben zu strukturieren, muss überlegt werden, welche Funktion die einzelnen Aufgaben im Gesamtablauf einnehmen bzw. welche Teilziele damit erreicht werden sollen. Auch nicht fachspezifische Methoden kommen zum Einsatz.
Fachspezifische Methoden
Es stellt sich jeweils die Frage, welche Methode sich zum Erreichen eines (Teil-)Ziels eignet. Der LP21 unterteilt die Methoden in entdeckende und nachvollziehende Methoden (Abb. 5):
Eine vertiefte Einführung in die fachspezifischen Methoden erfolgt in der Mikroplanung TTG. Ausführungen zu den Methoden finden sich in der Lehrmittelreihe Technik und Design im Kapitel «Technikdidaktische Grundlagen» (Grundlagenband und Handbücher für Lehrpersonen) sowie im Dossier Praktikumskompetenzen IS1 PHBern.
Strukturierung von Unterricht zählt zu den Qualitätsmerkmalen guten Unterrichts (vgl. Meyer 2012). Beim Planen eines Unterrichtsvorhabens kann durch aufbauende Aufgaben eine inhaltliche und methodische Strukturierung vorausgedacht werden. Dabei «geht es darum, die Tiefenstruktur [z.B. kognitive Aktivierung] und die Sichtstruktur [z.B. Methoden] passend zusammenzubringen» (Kalcsics 2017, S. 120, eigene Ergänzungen)
Strukturierung durch Designprozess
Wie im Überblick genannt, orientieren sich Aufgaben im TTG am Designprozesse. Dabei gilt zu beachten, dass sich die Gesamtheit der Teilaufgaben nach dem Designprozess richtet. Am Beispiel des Themas «Sitzen» >Entscheiden\ Lerngegenstand muss überlegt werden, welcher logische Aufbau dem Designprozess folgt (z.B. Einstieg).
Die Tabelle aus dem LP21 (Abb. 6) zeigt die Phasen eines Designprozesses. Zu beachten ist, dass dieser iterativ durchlaufen werden kann. Entsprechend müssen nicht alle Lernenden alle Aufgaben bearbeiten oder dies in der gleichen Reihenfolge tun. Vergleiche dazu auch Abb. 4 (Kreisdarstellung).
Weiteres zu Strukturierung >Beispiel Strukturierung durch Aufgaben (unten) und >Lehren & Lernen\Designprozess
Mögliches Vorgehen
Im Planungsprozess lässt die Phase Entwerfen zahlreiche Herangehensweisen zu. Hier wird exemplarisch beschrieben, wie ein konkretes, strukturiertes Vorgehen aussehen kann:
Einstimmung
Als Einstimmung kann ein «Gedankenrundgang» gemacht werden: Wie sieht der Unterricht aus? Welche Klasse, resp. Gruppe wird unterrichtet? Wie ist das Zimmer eingerichtet, welche Materialien, Medien, Werkzeuge und Maschinen werden genutzt? Welche Tätigkeiten werden wie ausgeführt? Was tun Schüler:innen? Was die Lehrperson? Wie ist die Stimmung?
Vorergebnisse vergegenwärtigen
Welche Inhalte sind gewählt? Welche Ziele, respektive Teilziele werden verfolgt? Was wurde bis jetzt zusammengetragen, geklärt? Was ist bekannt? Was sagen Unterrichtsmaterialien/Lehrmittel? Welche Aufgaben gibt es bereits? Was muss noch recherchiert und erprobt werden?
Beispielsweise können Inhalte auf Zettel geschrieben und ausgelegt werden.
Aufgaben skizzieren, Methoden wählen
Zu fragen ist jeweils nach dem Ziel der Aufgabe und wie dieses erreicht werden kann. Wie erlangen Schüler:innen Erkenntnisse? Welche (fachspezifischen) Methoden können angewendet werden, damit die Ziele erreicht werden? Gibt es eine ähnliche Aufgabe bereits?
Beispielsweise können Methoden und bekannte Aufgaben auf den Zetteln ergänzt werden.
Verlauf gestalten
Kann bereits eine logische Reihenfolge der Aufgaben bestimmt werden? Inwiefern bietet der Designprozess eine Orientierung? Können einige Aufgaben parallel laufen, z.B. in einer Werkstatt? Welche Aufgaben werden im Plenum, in Team- oder Einzelarbeit gelöst? Hier entsteht die Verlaufsplanung (>Planungsprodukt für Lehrpersonen). Ein besonderes Augenmerk gilt dem Einstieg (Abholen der Schüler:innen) und Abschluss (Abschliessen des Unterrichtsvorhabens).
Beispielsweise können die Zettel in chronologischer Reihenfolge arrangiert werden. >Planungshilfen bieten weitere Unterstützung bei der Strukturierung.
Aufgaben ausarbeiten >Planungsprodukte für Lernende
Das Format für das Planungsprodukt für die Lernenden wird definiert und ausgearbeitet (analog oder digital).
Die übergeordnete Aufgabenstellung wird formuliert, Rahmenbedingungen festgelegt und Teilaufgaben ausgearbeitet. Die Beschreibungen der Methoden (z.B. TuD, Kapitel Technikdidaktische Grundlagen) können eine Unterstützung bei der Ausgestaltung der Aufgaben sein.
Dokumentationsform und -inhalte
Wie und was wird dokumentiert? Form und Inhalte festlegen >Lehren & Lernen\Dokumentieren.
Lernmaterialien aufbereiten
Oft werden zu einer Teilaufgabe zusätzliche Materialien und Hilfestellungen benötigt (z.B. Arbeitsblätter, Tutorials/Lehrgang, Checklisten). Diese werden so weit wie möglich vor Beginn des Unterrichtsvorhabens erarbeitet.
Selbstversuch
Die Aufgaben werden nun von der Lehrperson selbst gelöst. Werden die Ziele damit erreicht? Erfüllt die Aufgabe bezogen auf die übergeordnete Aufgabenstellung und den Designprozess die Funktion? Wird in ein einem Team geplant, können die Aufgaben gegenseitig gelöst werden, so kann zusätzlich überprüft werden, ob die Formulierungen der Aufgaben verstanden werden und ob alle Materialien und Werkzeuge/Maschinen aufgeführt sind.
Eine Strukturierung kann aus dem Vorgehen der Konstruktionsaufgabe (TuD Technikdidaktische Grundlagen, S. 202) abgeleitet werden:
Einstieg: Mit Erkundungen, Aufträgen und Fragestellungen Interesse wecken und Zugänge eröffnen.
[Übergeordnete] Aufgabenstellung: Funktionale, konstruktive, technologische, formale und sicherheitstechnische Anforderungen klären. Ziele setzen und Beurteilungskriterien festlegen.
Sammeln und Ordnen: Sach- und Kontextwissen ergänzen und Anregungen sammeln.
Experimentieren und Entwickeln: Entwerfen von Lösungsvarianten. Experimentieren und Modelle herstellen. Lösungen beurteilen, auswählen und optimieren.
Planen und Herstellen: Werkstoffe und Verfahren bestimmen. Die Herstellung in Arbeitsschritte aufgliedern, Handlungsablauf festlegen. Produkte realisieren.
Begutachten, Dokumentieren und Präsentieren: Produkte und ihre funktionalen, konstruktiven und formalen Aspekte anhand der festgelegten Kriterien messen. Prozess in der Abfolge auf Effizienz überprüfen. Prozess und Produkt dokumentieren. Optimierungen erkennen.
Die Unterrichtsvorhaben in TuD sind nach diesem Vorgehen strukturiert, wobei der Einstieg unter Sammeln und Ordnen beschrieben wird. Als Beispiel dient das Unterrichtsvorhaben «Collegejacke» aus dem Band Freizeit, Mode, Wohnen (S. 339) (Abb. 7).
Formulieren von Aufgaben und Lernzielen
Schüler:innen direkt ansprechen mit «du» oder «ihr».
Verben dienen als Operatoren, welche zu einer Tätigkeit auffordern, darum sollten diese möglichst präzise gewählt werden.
In Befehlsform schreiben, ohne Ausrufezeichen.
Eine Information = ein Satz
«die/der/das» verweist auf etwas Bekanntes, «ein/eine/einer» auf etwas Neues.
Gendergerechte Formulierungen
Verwendete Begriffe müssen verstanden werden. Ev. Glossar anfügen, ev. mit Bildern
Fachbegriffe immer wieder verwenden (ohne Umformulierungen)
Formulierungshilfen
Folgende Sammlungen können eine Unterstützung bei der Formulierung von Aufgaben und Lernzielen sein.
Denk- und Handlungsweisen aus TuD, Lehrhilfen, S. 248
Faktenwissen: Wiedergabe von Fakten, einzelne Anweisungsschritte umsetzen: benennen, wiederholen, sammeln, nachvollziehend umsetzen.
Umsetzung: Informationen und einfache Zusammenhänge verstehen, Arbeitsschritte zu einem Produkt umsetzen: verbinden, zuweisen, erkennen, fertigen, angeleitet umsetzen.
Analyse: Prüfen, interpretieren von Informationen und Kontexten, Umsetzen von Modellen zu einem Produkt: strukturieren, vergleichen, erklären, Produkte nachbauen, weiterentwickeln.
Anwendung: Lösen von Problemen durch Anwenden des erworbenen Wissens, Produkte selbstständig umsetzen: Vorwissen transferieren und bewusst einsetzen, übertragen, einschätzen, herstellen.
Entwicklung: Verbinden von Informationen und Kontextwissen zu neuen Zusammenhängen, eigene Lösungen finden und in Produkten umsetzen: Ideen generieren, erproben, entwickeln, konstruieren.
Reflexion: Argumentieren und mitwirken durch Begutachtung von Kontextwissen, Prozessen und Produkten: nachdenken, argumentieren, bewerten, Lösungen entwickeln und fachgerecht umsetzen.
Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen aus Lernwelten (Kalcsics 2017, S. 9)
Wahrnehmung: erfahren, betrachten, beobachten, erkennen, beschreiben
Erschliessen: fragen, vermuten, erkunden, explorieren, laborieren, untersuchen, experimentieren, sich informieren, dokumentieren
Orientieren: ordnen, vergleichen, benennen, strukturieren, modellieren, erzählen, erklären, analysieren, einschätzen, beurteilen, reflektieren
Handeln: mitteilen, austauschen, entwickeln, umsetzen, sich engagieren
Anhand der folgenden Merkmale kann die Unterrichtsplanung reflektiert und überprüft werden.
Die geplanten Lernaktivitäten…
regen selbstständiges Denken, Lösen von Problemen und Entdecken von Zusammenhängen an.
stellen motivierende Fragen und Aufgaben, welche die Neugier und Lernbereitschaft fördern.
ermöglichen Lernenden handelnd aktiv zu sein und [eigene] Lösungswege auszuprobieren.
berücksichtigen Vorerfahrungen und Vorstellungen der Lernenden und nutzen diese produktiv.
bieten Gelegenheiten, um in der Gruppe oder im Klassengespräch gemeinsam über Fragen, Problemlösungen, Ergebnisse und Schlussfolgerungen nachzudenken.
bieten geplante Freiräume, damit die Lernenden eigene Lernwege einschlagen können.
fördern Reflexionsprozesse.
(Nach Möller in TuD Grundlagen, S. 216)