Sozialwissenschaftliche Alterstheorien versuchen die Lebensphasen des höheren Alters zu erfassen. Sie beschreiben Aspekte der sozialen Wirklichkeit alter Menschen, das bedeutet:
• Sie zeigen altersbedingte Veränderungen im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang auf
• Sie versuchen, Möglichkeiten und Grenzen des Alters aufzuzeigen
• Sie geben Hinweise, wie das Umfeld gestaltet werden kann
• Sie geben Hinweise, wie mit älteren Menschen umgegangen werden kann
1 Biologisches Alter
• Das biologische Alter bestimmt die körperliche Aktivität und die Fitness, sowie das Krankheitsbild
• Äußere Faktoren des Alterungsprozesses:
◦ Die Haare werden erst grau dann weiß
◦ Die Haut bekommt Falten
◦ Die Zähne fallen aus
◦ Nachlassend er Muskelkraft
◦ Nachlassend er Sinneswahrnehmung
◦ etc.
• Innere Faktoren des Alterungsprozesses:
◦ Zellteilung wird langsamer
◦ Die Nahrung wird schlechter und langsamer verdaut
◦ Ablagerungen in Organen finden statt (z. B. In den Arterien, Verkalkungen)
◦ Das Immunsystem wird nicht mehr ausreichend mobilisiert und gesteuert
2 Soziales Alter
• Das Soziale Alter wird anhand von sozialen Verhaltensweisen oder Reaktionen ausgerechnet (man ist so alt wie die Gesellschaft es sieht). ebenso wird das Soziale Alter anhand der Werte in der Gesellschaft bemessen.
3 Subjektives Alter
• Sie beschreibt, wie man sich selbst fühlt
• Wie man das eigene Alter einschätzt
4 Kalendarische Lebensalter
• Orientiert sich nach den Aktivitäten, die man betreibt. Als Alt gilt jemand, wenn dieser aus der z. B. Die Familienphase oder die Erwerbsphase ausscheidet
Kernaussage
• Zufriedenheit im Alter entsteht durch einen Rückzug von Rollen, Aufgaben und Aktivitäten. Der Rückzug wird sowohl vom alten Menschen als auch von der Gesellschaft gewünscht.
• Disengagement heißt Entbindung (von Verpflichtungen)
◦ Die Vertreter gehen davon aus das der Rückzug von der Gesellschaft gewollt ist, um den jüngeren Menschen Platz zu machen.
◦ Die alten Menschen wünschen auch einen Rückzug aus Rollen. Den Wunsch sich weiterhin nützlich zu machen haben alte Leute nur dann, wenn sie Angst haben aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden.
Relevanz für die Pflege
• Eröffnung von Pflegeheimen auf der grünen Wiese (Seniorenlandsitz).
• Keine Über-Aktivität der Bewohner gefordert
Positive Aspekte
• Der Rückzug von Rollen kann bei vielen alten Menschen Sicherheit ausstrahlen, da sie nicht mehr gezwungen sind zu arbeiten.
• Disengagement ist für das gesellschaftliche Funktionieren notwendig. Stimmen gesellschaftliche und individuelle Bereitschaft zum Disengagement überein, resultiert daraus eine hohe Lebenszufriedenheit. Jungen Menschen wird dadurch mehr Handlungsraum gegeben sich zu entfalten.
• Sie erfordert um wenig Biografie bedingter Pflege
Kritik
• Individuelle Unterschiede werden wenig berücksichtigt (z. B. Gibt es auch Menschen, die sich nicht im Alter zurückziehen wollen).
• Rückzug kann nur eine vorübergehende Phase sein, dies wird in der Theorie nicht berücksichtigt.
• Der Theorie wird eine Oberflächlichkeit vorgeworfen, weil sie nicht untersuchen auf sich ältere Menschen deswegen zurückziehen, weil ihn eine Teilhabe am Leben nur erschwert gewährleistet wird in der heutigen Gesellschaft.
• Eine globale Korrelation zwischen der Rollenaktivität und der Lebenszufriedenheit kann nicht nachgewiesen werden bei der Theorie.
• Nach neuesten Umfragen und Standards ist es von den meisten nicht gewünscht zu im Alter komplett zurückzuziehen.
Kernaussage
• Alte Menschen bauen ab, weil sie von sozialen Beziehungen ausgeschlossen werden.
◦ z. B. Die eigene Leistungsfähigkeit geht zurück, weswegen der Arbeitgeber das Arbeitsverhältnis vorzeitig beendet könnte
◦ z. B. Familie löst sich auf, Kinder gehen ihre eigenen Wege. Die Lebenspartnerin stirbt usw.
◦ z. B. Die Unterbringung in einem Pflegeheim, sie lässt viele Kontakte abbrechen
• Eine Beibehaltung sozialer Beziehungen und gesellschaftlichen Aufgaben verhindert Isolation.
Alltagsvorstellung in der Gesellschaft
• Der soziale Tod geht dem eigentlichen Tod voraus
Ablauf des Sozialen Todes
• Rollenverlust
• Funktionsverlust
• Einschränkung des Verhaltensradius (Immobilität)
• Isolation
• Vereinsamung
• Krankheit und Siechtum
• Sozialer Tod
Ausgegrenzt wird der Alte Mensch durch
• Arbeitsverlust: Rente
• Familie: Familie löst sich auf, Ehepartner stirbt, Freunde sterben, Kinder ziehen weg.
• Wohnumfeld: Wohnumfeld verändert sich, der Alte Mensch hat keine Chance mehr zum Arzt zu kommen etc... Angemessene Freizeitangebote fehlen
• Unterbringung: In einem Pflegeheim lässt eine Unterbringung die meisten Kontakte abreißen
so können alte Menschen Vorbeugen den sozialen Tod vorbeugen
• Solange es geht die Rollen beibehalten, die der Alte Mensch hat, damit er nicht ausgegrenzt wird von der Gesellschaft
• aktiv am Gesellschaftsleben teilnehmen
• Neue Aufgaben übernehmen
Relevanz für die Pflege
• Angebote der offenen Altenhilfe, wie z. B. Seniorennachmittage, Besuchsdienste und Ehrenämter.
• Alte Leute sollen mehr einbezogen werden und selbstständiger auf sozialer Ebene arbeiten.
• Den Menschen vermitteln das er was Wert ist und sich selbst organisieren darf
Durch Geragogisches Angebote kann eine Isolation vorgebeugt werden
Kernaussage
• Zufriedenheit im Alter kann nur erlangt werden, wenn der Verlust an Rollen und Aktivitäten ausgeglichen und das Aktivitätsniveau des mittleren Erwachsenenalters beibehalten wird.
• Die Aktivitätstheorie geht nicht von einen passiven, sondern von einem aktiven Menschen aus.
• Der alternde Mensch will sozial aktiv sein und strebt soziales Teilhaben an.
Aktivitätsvorstellung in der Gesellschaft
• Wer rastet der Rostet
Relevanz für die Pflege
• Aktivierende Pflege
• Geragogisches Angebote in Heimen
• Den Bewohner Möglichkeiten gegen sich frei zu entfalten (wie z. B. Bewohner fördern das Heim verlassen zu dürfen wenn möglich, den Bewohner so gut es geht Kontakte aufrecht zu erhalten)
• Aktivität in verschiedenen sozialen Rollen und deren gesellschaftliche Anerkennung trägt zu einem positiven Selbstbild bei und dieses zu einer hohen Lebenszufriedenheit.
• Verluste wie z. B. Kontakte, durch neue zu ersetzen, pflegebedürftige Person hier unterstützen.
• Den Bewohner vermitteln das er wichtig und nützlich ist.
• Intensive Biographiearbeit
Kritik
• „Sich aktivieren lassen“ besitzt eine andere Qualität als aus eigenen Antrieb heraus was zu machen. Manche Menschen reagieren allergisch darauf aktiviert zu werden.
• Aktiv sein zu jeden Preis ergibt nicht so viel Sinn. Es sollte schon eine Aktivität sein die glücklich macht.
In Trauer Phasen (bei Tod z. B. Eines Angehörigen) können Aktivitätsphasen als lästig empfunden werden.
Kernaussage
• Die Kontinuitätstheorie geht davon aus, Dass der Prozess der Anpassung an körperliche, psychische und soziale Altersveränderungen positiver verläuft, wenn man seinen im Laufe der Jahre entwickelten persönlichen Lebensstil über die Zeit hinweg beibehalten kann.
• Die Kontinuitätstheorie stellt eine Mittlerrolle zwischen der Disengagement - Theorie und der Aktivitätstheorie dar.
• Es wird das Bedürfnis nach „innerer- und äußerer- Kontinuität“ im Lebenslauf hervorgehoben.
• Die innere Kontinuität beziehe sich auf die Fortdauer der Selbsterhaltung und der Individualität, die sich in ihren Persönlichkeitseigenschaften, Emotionen, Vorlieben, Einstellungen, Ideen, also dem Habitus eines Individuums zeige.
Aktivitätsvorstellung in der Gesellschaft
• Das der Mensch seine Gewohnheiten nicht verändern kann / möchte.
• Das der Mensch eigene Interessen verfolgen, die aus dem mittleren Alter erworbenen Eigenschaften, Vorlieben etc. ins hohe Alter beizubehalten.
Relevanz für die Pflege
• Personen sollten sich nach ihrem eignen Vorstellungen entfalten können. Unterstützungsmaßnahmen dabei das im mittleren Alter erworbene Interesse Vorlieben etc. beizubehalten
• Viel Biografikarbeit, um den Menschen ein kontinuierliches Leben zu ermöglichen und Interessen auch Bei Depression oder Demenz zu fördern.
Kritik
• Die Theorie erfordert intensive Beschäftigung mit der Biografie, nur so kann man auf sie und ihren Lebensstil eingehen.
• Es geht nicht auf individuelle Aspekte ein. Menschen ändern sich in jedem Alter. Auch wenn das im späteren alter weniger wird, trifft es nicht auf jeden zu. Die Individualität fehlt.
Keine der vier genannten Theorien konnte sich in ihrer Ausschließlichkeit durchsetzen, obgleich einzelne Elemente jeder Theorie in verschiedenen Studien nachgewiesen werden konnten. Insgesamt sind aber die empirischen Befunde nicht eindeutig und enthalten Widersprüche.
Dir ist was aufgefallen bzgl. der Rechtschreibung, vom Sachlichen Inhalt oder du hast ein Vorschlag für ein weiteres Thema? dann schreib uns an.
Maik Ramke
Email: redmareck@gmail.com