Webinar vom 29.3.2018: Wie finde ich meinen Weg im Dschungel der Methoden und Angebote?

Webinar vom 29.3.2018:

Wie finde ich meinen Weg im Dschungel der Methoden und Angebote?

Wie schwierig es ist, den schönsten und besten Weg für sich und sein Pferd zu finden, der sich neben allem fachlichen Für und Wider auch noch gut anfühlt, kennt wohl jeder von uns. Es gibt unendlich viele Angebote, Methoden und Vorgehensweisen. Vielen von ihnen hören sich erstmal gut an, und sind es auch, aber passen sie auch wirklich zu mir und meinem Pferd? Wie kann ich also vorgehen, um DEN Weg für uns zu finden?

Erstmal gehören dazu gewisse Bereiche, die sich gegenseitig bedingen, so wie es Antoinette Hitzinger in diesem für dieses komplexe Thema sehr schönen umfassenden und übersichtlichen Schaubild zusammengestellt hat:

Ich und mein Pferd

Für ein schönes Miteinander brauchen wir eine gemeinsame Sprache, eine gemeinsame Kommunikationsebene mit unserem Pferd, denn nur wenn wir uns verstehen und verständigen können, ist das überhaupt möglich.

Sodann sollten wir uns auch folgende Frage stellen und ehrlich beantworten: Haben wir ein Pferd an unserer Seite, das die Dinge tun kann und möchte, die wir tun möchten und uns erträumen? Wir müssen also seine Stärken und seine Schwächen erkennen und akzeptieren und für uns realistisch überlegen, welchen Weg wir gemeinsam gehen können und wollen. Das Pferd muss dabei auf Augenhöhe und mit Augenmass berücksichtigt werden, sonst wird es nicht dauerhaft motiviert bei der Sache sein. Weiterhin kann es dazu führen, dass es sich widersetzt oder noch schlimmer völlig abschaltet und in sich verschließt und bestenfalls noch irgendwie funktioniert.

Möchten wir das? Ganz klar: Nein!

Aber: das impliziert auch, dass wir ein „Nein“ des Pferdes akzeptieren müssen und uns überlegen, wie wir damit fertig werden und umgehen können. Dazu gehört herauszufinden wie wir doch ein „Ja“ bekommen oder welch anderer Weg, welch andere Schwerpunkte besser passen könnten, bis hin zu der Frage, ob wir dem Pferd vielleicht ein neues Zuhause suchen sollten, wo es besser zueinander passt, und uns für uns selbst nach einem Pferd umsehen, das vermutlich eher auf unserer Wellenlänge liegt und wir auf seiner.

Ich für mich habe entschieden, dass ich meine bisherigen Vorlieben und Träume ergänze durch das, was dem Pferd mehr entgegen kommt als das, was ich mir bisher so vorgestellt hatte. Das heißt das Pferd bleibt auf jeden Fall bei mir und ich erweitere mein Spektrum und lerne dazu. Dabei habe ich festgestellt, dass die Pferde sich ebenso auf ein erweitertes Spektrum einlassen und uns auf ihre Weise entgegen kommen so wie wir ihnen - über einen Umweg sozusagen.

Auch wenn wir uns damit selber auf Neuland begeben, wenn wir uns darauf einlassen, ist das eine sehr faszinierende Weise, unser Denken flexibler zu machen und unseren Blick zu erweitern! Das Pferd ist dann ebenfalls bereit sich auf unsere ursprünglichen Ideen einzulassen, weil es sich mit uns wohlfühlt und merkt, dass es mit all seinen Stärken und Schwächen, Vorlieben und Sorgen, seinen Vorlieben und Launen von uns wahr- und ernst genommen wird.

Und das ist wahrlich das Schönste, was es gibt!

Wir in unserer Umgebung

Genauso wichtig wie dass wir uns miteinander wohlfühlen, ist es, dass wir uns auch in unserem Umfeld wohlfühlen. Dazu suchen wir uns wenn möglich einen Stall aus, in dem uns und unser Pferd die Haltungsbedingungen überzeugen und in dem wir Gleichgesinnte finden, mit denen wir uns gut verstehen und verständigen können.

Das trägt sehr zu unserem Wohlbefinden bei, was sich wiederum auf das Wohlbefinden unseres Pferdes auswirkt, und damit auf unsere ganze Lern- und Arbeitsatmosphäre – denn nur wer sich wohlfühlt, wird auch etwas aufnehmen und lernen können und Spaß am gemeinsamen Tun haben. Dazu ist es immens wichtig, immer mehr über die Sprache unserer Pferde zu lernen, denn nur so können wir auch mitkriegen, ob es unserem Pferd gut geht oder nicht.

Dazu ist es sehr hilfreich, so viele Pferde wie möglich für sich, untereinander und mit Menschen zusammen in jeweils unterschiedlichen zu beobachten und das Gesehene für sich zu verstehen und Schlüsse daraus zu ziehen.

So sammeln wir ganz viele Eindrücke und werden immer sicherer im Umgang.

Wissen und Techniken – Erfahrungen und das Bauchgefühl

Um Wissen und Techniken gut für sich „nutzen“ zu können, gehört zusätzlich der Aspekt der Erfahrungen dazu, und Erfahrungen bekommen wir durch erfahren, also MACHEN. Und dadurch kommen wir dann zu einem weiteren wichtigen Punkt: der Intuition. Wissen und Techniken sind überaus wichtig, aber erst die eigenen Erfahrungen füllen sie für uns und unser Pferd mit Leben und zeigen uns, ob die jeweilige Technik für uns passt oder nicht. Das kann an uns liegen, oder an unserem Pferd, oder an unserer Kombination.

Wer einfühlsam ist, hat ein Gespür dafür, was gut ist und was nicht – wir sprechen dann von Bauchgefühl. Aber „nur“ Bauchgefühl und gute Intuition reichen oft nicht aus, wir brauchen genauso das Wissen und die Theorie, um mannigfaltige Zusammenhänge erkennen und sie uns erklären zu können und somit gezielt vorgehen und trainieren zu können. Wir brauchen also alles zusammen.

Um das zu erreichen, müssen wir wie gesagt MACHEN. „Reiten lernt man nur durch reiten“ heißt es, und da ist was dran, das wissen wir alle. Wir dürfen – und müssen sogar - dazu auch einfach mal etwas ausprobieren, dabei immer ruhig und freundlich-konstruktiv, damit wir nämlich sehen, wie sich dieses oder jenes auswirkt und wofür wir verschiedenes brauchen können - und wo vielleicht auch Grenzen sind.

Solange wir uns vorher ein paar Gedanken dazu machen, also über das, wie es beim Pferd für Körper und Geist ankommen kann, und solange wir behutsam vorgehen und dem Pferd dessen „Antworten“ auf uns nicht als unzureichend oder gar Fehler ankreiden, ist das sehr konstruktiv und überaus spannend - wir erfahren dadurch sehr viel über unsere Pferde und noch mehr über uns selbst.

Und wir lernen vor allem eins: unsere Pferde FÜHLEN.

Und was bringt mir das jetzt für mich und meinen Weg und wie finde ich ihn?

Bei allem Wissen und allen Techniken sollten wir nie über unser Bauchgefühl hinweg gehen. Wir sollten in uns gehen, was wir gerne tun möchten und ob das überhaupt zu uns selbst und natürlich zu unserem Pferd passt, idealerweise auch schon vor dem Kauf unseres vierbeinigen Gefährten. Oft ist es allerdings so, dass Pferde „irgendwie“ zu uns gekommen sind, vor allem dann müssen wir gucken, wie wir unsere Wünsche, Vorlieben und Talente zusammenbringen können zu unserer beiderseitigen Freude. Oder wir träumen von etwas, was wir bei jemand anderem schön und bewundernswert finden, aber so nicht umsetzen können, weil wir uns nicht trauen, zu unsicher sind, oder es uns doch nicht so wichtig ist, dass wir einen so langen Trainingsweg auf uns nehmen möchten, oder es uns bei aller Bewunderung einfach nicht entspricht.

Habe ich also schließlich für mich und mein Pferd etwas gefunden, das zu uns zu passen scheint, dann steht die Aufgabe an, wie mein Pferd und ich daraus ein „Miteinander-Tun“ erwachsen lassen können. Wir brauchen dazu erstmal eine gemeinsame Sprache, denn kommunizieren ist so viel schöner als kontrollieren und funktionieren. Dies ist also die absolute Grundlage um gemeinsam einen Weg beschreiten zu können, und um sich, wenn man das möchte, eine Methode anzueignen.

Wir können uns dafür eine Checkliste machen:

- welche Reitweise? soll es überhaupt REITEN sein?

- welches Pferd, welche Rasse passt dazu und zu mir?

- wenn dies entschieden ist, welche Methode, Ansätze, Trainer können mir das zeigen? Bei Dressur z.B.: englisch-klassisch, klassisch- barock, Légèreté, akademische Reitkunst …?

- wenn ich mich für eine Methode entschieden habe – gefällt mir alles davon oder nur Elemente? Und wo finde ich „meine“ Ergänzungen?

- fühlt es sich für mich gut an und wie geht es meinem Pferd damit?

- wenn es sich nicht gut anfühlt, liegt es daran, dass ich noch unbeholfen bin und erst lernen muss, oder dass mein Pferd sich nicht wohl fühlt (Vorgeschichte, Stärken und Schwächen?), oder dass es in gewissen Teilen oder sogar in der Gänze doch gar nicht „meins“ ist?

- wenn ich mir aus verschiedenen Wegen und von unterschiedlichen Trainern meinen Weg suchen möchte – in wie weit ergänzen sich Teile sinnvoll oder widersprechen sich und würden so das Pferd verwirren? Z.B. Rückwärts: western = Beine vor, englisch und barock = Beine zurück

- wenn ich mir einen Weg ausgesucht habe, wie kann ich es weiterhin schaffen auf mein Bauchgefühl und auf mein Pferd zu hören und es wahrzunehmen und nicht einem Perfektionismus zu verfallen?

- möchte ich, dass mein Pferd immer brav, gehorsam und absolut „lektionssicher“ ist? Oder möchte ich ihm Mitsprache-Recht einräumen, lebe dann auch mit einem „Nein“ des Pferdes und finde einen Weg des Miteinanders dafür, auf Augenhöhe und zu beiderseitigem Vergnügen?

- hat mein Pferd körperliche und / oder seelische Baustellen, die ich berücksichtigen muss? Und wie ist es um meine eigenen bestellt? Was gibt es für Möglichkeiten, damit umzugehen, es zu verbessern oder damit trotzdem so gut wie möglich zu leben? Wenn ich einen Trainer habe, ist dieser willens, flexibel und in der Lage darauf einzugehen?

- was für ein Lerntyp bin ich überhaupt? Fange ich von der Wissens- und Technikseite her in einer guten Struktur an oder eher von der Intuition- und Bauchgefühl-Seite her? Das kann ich dann durch das jeweils andere ja nach und nach ergänzen – womit fühle ich mich zunächst am wohlsten?

- was für ein Lerntyp ist mein Pferd? Vorsichtig? Verspielt? Ein Streber? …

- bin ich mir dessen bewusst, dass ich das meiste an mir selber ändern muss? Das Pferd kann zwar auch die Ursache dafür sein, dass etwas noch nicht so klappt, aber nur wir selbst können mit Verstand und wohlüberlegt ihm helfen, ihm aus etwaigen Sorgen und Nöten herauszuhelfen oder seinen Körper besser einzusetzen, oder ihm die Dinge so erklären, dass es versteht, worum es geht, und es so motivieren, dass es gerne mitmacht

- wenn ich einen Trainer suche, steht und lebt er wirklich für das, was er nach außen hin vertritt?

- muss und möchte ich alles tun, was er sagt, auch wenn ich mich damit unwohl fühle? Oder mein Pferd?

- wann muss ich einen Weg mal durchhalten und üben und wann sollte ich innehalten und mich neu - oder auch in einer Variation – orientieren?

- egal wie pferdefreundlich etwas „verkauft“ wird – fühlt es sich für mein Pferd gut an oder zeigt es Unbehagen bis hin zur Widersetzlichkeit? Dann sollte ich abbrechen und nach Gründen suchen, bevor mein Pferd Schaden nimmt an Körper und/oder Geist

- fängt mein Pferd an mitzudenken und fröhlich zu wirken? Dann kann es so falsch nicht sein, oder?

Was mich betrifft, so wusste ich schon in den Anfängen meines Umganges mit Pferden eines: ich war nur dann zufrieden und glücklich in der Reitstunde, wenn ich das Gefühl hatte, mein Pferd war es auch. Fehlte mir das, fühlte ich mich traurig und überlegte, wie ich es wohl hinkriegen könnte, dass auch mein Pferd Spaß an unserem Tun hat. Es gibt soooo viele Wege und Ideen dafür!

Je mehr ich wahrnehme, nachdenke, ausprobiere, auf mich wirken lasse, mich frage, was das jetzt war und wofür ich es brauchen könnte anstatt überall Fehler und Unzulänglichkeiten zu sehen, umso motivierter, begeisterter, stolzer und fröhlicher sind meine Pferde und die in meinem Umfeld – sie denken mit und machen meine Ideen zu ihrer, und umgekehrt. Und wir finden somit und mit einem sehr kleinschrittigen Vorgehen und einem optimierten Timing unsererseits so viel mehr Gründe zum Loben und vor allem zu ehrlicher Freude: „Du bist für mich das tollste Wesen auf der ganzen Welt!“

Wenn wir uns so gegenseitig „loben“ und uns so unsere ehrliche Freude zeigen - ja, wirklich, Pferde tun das auch, in dem sie uns anbrummeln und uns ihr jeweils bestmögliches „geben“ – da frage ich Euch: Was, ja, WAS kann es denn überhaupt Schöneres geben?

Eure Christiane Gittner von Pferdeausbildung mit Spass

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Kurz in eigener Sache – unsere Projekte:

Ihr habt eine Frage rund um Kommunikation mit Euren Pferden und ihre Ausbildung und wißt nicht, wen Ihr fragen sollt?

Im neuen Glückspferde online-Frageforum bekommt Ihr liebevolle, klare, feine, kompetente und praxisorientierte Antworten innerhalb von 24 bis 48 Stunden von den zwei erfahrenen Trainerinnen Mera Brockhage von den Odenwälder Drachenreitern und Dr. Christiane Gittner von Pferdeausbildung mit Spass.

Ihr könnt uns Euer Anliegen in der Gruppe einstellen, gerne auch mit kurzen Videos. Wer mag ist in unseren persönlichen „Online-Gesprächen“ in der Gruppe dabei. Reitweisen- und methodenunabhängig richten wir uns nach Euren Vorlieben und Talenten sowie nicht zuletzt nach denen Eures Pferdes!

Außerdem bekommt Ihr Videos und Material zu den jeweiligen Themen, die Euch auf der Seele liegen. Das heißt: Ihr gestaltet Euren Weg und den Eures Pferdes zum glücklichen Pferd aktiv mit!

Im Schutz einer geschlossenen Gruppe könnt Ihr wirklich alles fragen, was Euch gerade bewegt – keine Frage ist zu banal, keine Angst zu blöd und keine Sorge zu peinlich. Und nicht zuletzt macht es riesigen Spaß sich mit Gleichgesinnten über all die kleinen und großen Schritte zu freuen!

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In der Sonnenpferd-Connection von Antoinette Hitzinger von Herzenssache Pferd, bekannt aus der Pferdekonferenz, findet Ihr jeden Monat ein neues spannendes Thema rund um’s Pferd, egal ob Ausbildung oder Gesundheit oder was sonst in der Welt der Pferde wichtig ist. Je nach Thema und Referenten bekommt Ihr lehrreiche Videos und Material und natürlich kompetente und liebevolle Antworten auf Eure Fragen dazu.

Abgerundet wird das Angebot durch regelmäßige online Treffen, in denen Antoinette und der jeweilige Fach-Referent des Monats persönlich mit Euch sprechen und live Eure Fragen beantworten, die Euch unter den Nägeln brennen, so dass Ihr das betreffende Thema aktiv mitgestalten könnt!