Generell und aktuell

Bürgerinitiative Rettet die Bäume

Die Arbeit der BI Rettet die Bäume von Mitte 2020 bis Ende 2022 wird hier zum Teil dokumentiert. In dieser Zeit hat die BI viele Menschen motiviert ihr Wort zu erheben gegen Naturzerstörung und Ignoranz gegenüber den globalen Herausforderungen, für die auch Hattingen Verantwortung übernehmen muss. Leider haben die Vertreter*innen der CDU, FDP und SPD in der Kommunalpolitik mehrheitlich diese Verantwortung abgelehnt und die Stadt naturfeindlich "weiter entwickelt".
Alle hier geschilderten Projekte (Platanen und Silberahorn in Welper, Bau der Feuerwache Nord am falschen Ort, Bau des zweitgrößten Verbrauchermarktes in Hattingen in einem sensiblen Bereich) sind vom Rat der Stadt mehrheitlich im Dezember 2022 beschlossen worden.

Die Arbeit der BI wird nun hier nicht weiter aktuell dokumentiert. Die bisherige Dokumentation bleibt aber vorläufig an diesem Platz.

Unsere Kinder und Enkel werden nicht mehr viel ändern können, WIR sind die letzte Generation...

Offener Brief an Stefan Lenk, der in Winz-Baak einen REWE-Markt bauen will

Sehr geehrter Herr Lenk,

wir kennen uns nicht persönlich, wenngleich wir seit Jahrzehnten eine Geschäftsbeziehung haben. Einige zehntausend Euro hat meine Familie für Lebensmittel in Ihren Rewe-Märkten in Blankenstein und Welper gelassen. Seit einigen Jahren verfolgen wir Ihre Bemühungen einen solchen Mark auch in Winz-Baak zu installieren. Andere Investoren haben sich dort mit ähnlichen Projekten im Laufe der letzten zehn Jahren zurückgezogen. Es gab und gibt dort Widerstand und Proteste der lokalen Bevölkerung aber auch in der Stadtgesellschaft und von zwei Fraktionen des Stadtrats gibt es Ablehnung gegen Ihr Investment an diesem Standort.

Nun scheinen aber fast alle baurechtlichen Ampeln grün zu leuchten und, auch wenn es möglicherweise weitere Verzögerungen geben wird, sieht es so aus, dass Sie der einzige Mensch sind, der das Bauvorhaben noch stoppen kann.

Es gibt eine Liste von Kritikpunkten an dem Projekt. Sie werden Sie vielleicht kennen, öffentlich Stellung haben Sie meines Wissens dazu noch nicht genommen. Ich teile viele der kritischen Einschätzungen. Besonders zwei Punkte, die das Thema auch gut zusammenfassen, möchte ich erwähnen. Zum einen verstärken die Auswirkungen von Bodenversiegelung und Baumrodungen die Auswirkungen der Klimakatastrophe und zum anderen zerstören sie Lebensräume von Pflanzen, Tieren und Pilzen. Von den Auswirkungen auf die anwohnenden Menschen möchte ich hier nicht sprechen. Beides – Auswirkungen auf das Klima auch auf die klimatischen Verhältnisse vor Ort und der Verlust von Lebewesen und Lebensräumen – verstärkt einander.

Viele Wissenschaftlicher sehen unseren Planeten in einer sehr kritischen Phase. Leider haben sie, wie wir heute wissen, schon vor 50 Jahren recht gehabt als sie die Grenzen des Wachstums aufzeigten und eindringlich vor einem „Weiter so“ warnten. Heute müssten sie nicht mehr warnen, weil wir die Auswirkungen sehen und fühlen und erleiden. Viele Menschen sterben an ihnen.

Wir alle sind gefordert unsere Einstellungen zu ändern, weniger und bewusster zu konsumieren, Böden zu entsiegeln, den Verbrauch von Lebensräumen zu stoppen. Ich bin aufgerufen und Sie auch.

Das Argument, dass der Verlust von Lebewesen in Winz-Baak anderswo ausgeglichen werden kann, ist lächerlich. Das wissen wir alle, trotzdem wird damit immer noch argumentiert. Sicher, man wird vielleicht den gesetzlichen Anforderungen gerecht, wenn man die vorgeschriebenen „Ausgleichsmaßnahmen“ durchführt, aber den vernichteten Lebensraum stellt man damit nicht wieder her. Trotzdem wird immer so getan. Damit lügen sich Planer*innen, Architekt*innen, Bauherr*innen, öffentliche Verwaltungen und Politiker*innen öffentlich was in die Tasche, ohne sich zu schämen.

Ich habe von Ihnen (und den vielen anderen Investoren, die ich in Hattingen habe auftreten sehen) noch kein Wort des Mitgefühls, des Bedauerns oder der Trauer zu der schleichenden Vernichtung von Lebensmöglichkeiten gehört.

Die ökologische Situation ist so zugespitzt, dass wir so nicht weiter machen dürfen. Wir haben keinen Spielraum mehr. Das ist bekannt, wissenschaftlich belegt und auch Alltagserfahrung. Und wenn wir es dennoch tun, verlassen wir den Boden von jeder Moral und Verantwortung für unsere Nachkommen. So wie die Generation vor meiner und meine Generation ihre Nachkommen verraten haben, weil sie auf Komfort und Konsum setzten, obwohl sie damit den Planeten gefährden, ihren Kindern und Enkeln Entfaltungsmöglichkeiten nehmen und ihre Gesundheit riskieren. Schon jetzt bemerken wir die wirtschaftlichen Veränderungen in sinkenden Aktienkursen, schwindendem Unternehmer*innen-Optimismus, Kapitalflucht in Realwerte, Kriege um rar werdende Rohstoffe, Fluchtbewegungen rund um den Globus, ...

Herr Lenk,
nehmen Sie Ihre persönliche Verantwortung ernst, verzichten Sie auf die Naturzerstörung in Winz-Baak. Wenn Sie unbedingt investieren müssen, kaufen Sie Boden und lassen ihn einfach in Ruhe. Er wird mithilfe von Millionen Lebewesen CO2 speichern, Luft und Wasser reinigen und speichern. Er wird Ihnen und uns Freude und Hoffnung machen und gesundes Wachstum zeigen.

Es ist noch nicht zu spät.

Thomas Griesohn-Pflieger

18. Oktober 2022

Offener Brief No. 2 an die Kommunalen Verantwortungsträger*innen in Hattingen

Offener Brief der Initiative „Rettet die Bäume“: Die Reaktion der Politik ist enttäuschend!

Auf den offenen Brief der Bürgerinitiative „Rettet die Bäume“ an die Hattinger Kommunalpolitik vom 6. September haben die Fraktionen im Hattinger Stadtrat sehr unterschiedlich reagiert. Die CDU hat den Empfang bestätigt, sich aber inhaltlich bisher nicht eingelassen. Die Grünen und „die Partei“ haben über die Presse Statements abgegeben, die die Einschätzungen der BI grundsätzlich unterstützen. Die Grünen schlagen zudem vor, Gespräche über die Vorschläge der BI noch im Herbst zu führen. Die SPD hat eine Stellungnahme an die BI geschickt, die zumindest diskutierwürdig ist und ein Gesprächsangebot enthält. Die Verlautbarungen der FDP in der Presse sind leider gehaltlos und pure Polemik.

Die nicht neue Erkenntnis, dass Klimaschutz nicht ohne wirksamen Naturschutz denkbar ist, scheint bei einigen Ratsfraktionen noch nicht angekommen zu sein. So entsteht der Eindruck, dass Begriffe wie Ökologie, Naturschutz und Artenschutz nicht zum Vokabular der Mehrheit der Ratsmitglieder gehören. Möglicherweise ist auch der Zusammenhang von Klima, Biologie, Biodiversität, Landnutzung und Kommunalpolitik nicht bekannt. Zum Klimaschutz fallen dem Bürgermeister die drei Reihen junger Ahorne ein, die als Schattenbäume in 10 bis 15 Jahren ihren Beitrag zum Schutz vor Sonnenstrahlung auf dem Parkplatz Roonstraße leisten können. Mit Klimaschutz oder Schutz der Biodiversität hat das nicht viel zu tun. Klimaschutz geht nicht ohne Naturschutz und Naturschutz nicht ohne Klimaschutz. Auch der Schutz der Bürger*innen dieser Stadt erfordert beides. Die von uns vorgeschlagenen Maßnahmen werden bislang nicht diskutiert, wurden sie nicht verstanden?

Wir erkennen an, dass es Bemühungen der Verwaltung gibt, nachhaltiger zu werden. Wir dürfen jedoch nicht nur auf technische Lösungen setzen. Die Natur als unser aller Lebensgrundlage findet zu wenig Beachtung. Die Natur muss im Vordergrund stehen, die Naturgesetze sind nicht zu umgehen. Die Funktionsweise der Natur wurde und wird von vielen Wissenschaftlern seit Jahrhunderten mit unterschiedlichem Fokus und sich erweiternder Erkenntnis studiert. Die meisten Entscheider in der Politik sind auf diesem Gebiet unwissend, was kein Makel ist, aber sie sollten nach den Erfahrungen der jüngsten Jahre klüger agieren und die Erkenntnisse der Wissenschaft mit ins Boot holen. So hätte es sich die Initiative gewünscht, dass der einladende Charakter des Offenen Briefes von den Adressaten erkannt und begrüßt worden wäre. Leider wurde die ausgestreckte Hand der Bürgerinnen und Bürger bislang nicht ergriffen. Die im Gesamtzusammenhang ergriffenen Maßnahmen in der Stadtverwaltung können von hier aus zwar mit gutem Willen, jedoch insgesamt nur als „eher niedlich“ bezeichnet werden. Die rationale Basis für Entscheidungen müssen die Erkenntnisse der Wissenschaft sein. Klimaschutz funktioniert nicht ohne Naturschutz und dies schließt den Schutz der Böden als wichtigste Maßnahme ein, das sagt die Wissenschaft. Warum wird das nicht ernst genommen?

Das „alte Denken“ muss umgekrempelt werden, auch wenn unser Wirtschaftssystem, das Wachstum als Wert an sich ansieht, dies erschwert. Wir alle müssen bereit sein Lernende zu sein und auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen. Alle Gedanken und Erkenntnisse müssen auf dem Tisch ausgebreitet werden. Was spricht inhaltlich gegen eine Ratssitzung zum Thema „Biodiversität in Hattingen“? Wollen wir nichts dazu lernen? Wissen wir schon alles? Unser Gesprächsangebot besteht weiter. Es ist fünf nach zwölf.

Die Initiative hat sich entschlossen nach der erfolgreichen Fahrraddemo vom 24.9. mehr Präsenz in der Öffentlichkeit zu zeigen, um dadurch sichtbarer Ansprechpartner zu werden.

Für die BI „Rettet die Bäume“: 23 Namen von Bürger*innen aus Hattingen

verschickt 14.10.2022

Offener Brief No. 1 an die Kommunalen Verantwortungsträger*innen in Hattingen

Wir, Hattinger Bürger*innen wenden uns heute an Sie, weil wir zunehmend verzweifelt sind über den Kurs, der in Hattingens Stadtentwicklung verfolgt wird. Wir wissen doch alle: Die bisherige Entwicklung führt in eine tödliche Sackgasse. Tausende Hitzetote in Deutschland auch in diesem Jahr, Milliardenschäden durch Dürre und Hochwasser, sterbende Bäume, auch in Hattingen. Die Klimakatastrophe ist global angekommen. Gletscher schmelzen, die Arktis verliert ihr Eis, Dürrekatastrophen und Waldbrände nie gekannten Ausmaßes weltweit...
All diese Nachrichten erreichen uns alle. Was machen wir damit? Weiter so?

Die Klimakatastrophe wird nicht mehr verschwinden, aber wir haben es in der Hand, dass die Auswirkungen nicht noch katastrophaler werden, als sie schon sind. Wir, das ist die ganze Menschheit. Alle. Sie und wir auch. Alle tragen Verantwortung, alle müssen mitmachen. Auch das „kleine Hattingen“, auch Sie und die Stadtverwaltung.

Was wir seit Jahren erleben, ist aber das Gegenteil. Verantwortung wird nicht übernommen. Die Flächenversiegelung geht weiter, Tiere, Pflanzen und Pilze verschwinden. Sollten wir, Bürger*innen und Stadtverordnetenversammlung nicht darüber gemeinsam beraten? Biologischer Kollaps und Klimakatastrophe schaukeln sich gegenseitig hoch. Alle Lebewesen sind CO2-Speicher. Je artenreicher eine Wiese, ein Wald, ein See, eine Parkanlage sind, desto stabiler speichern sie Klimagase. Wir brauchen kommunale Initiativen zur Förderung der Biodiversität! Wir sollten dies zum Thema einer außerordentlichen Stadtverordnetenversammlung machen.
Wenn es beim EN-Kreis eine Naturschutzbehörde gibt, heißt das nicht, dass jeder und jede von uns keine Verantwortung für die biologisch-wirksamen Folgen seiner Entscheidungen hätte. Jede Entscheidung in den technischen Ausschüssen muss eine Verbesserung für den Naturschutz beinhalten, analog dem „einen Prozent für Kunst am Bau“.

Wer glaubt denn wirklich, dass durch die mageren punktuellen Ausgleichsmaßnahmen nach dem Bundesnaturschutzgesetz und dem Baugesetzbuch tatsächlich Verschlechterungen verhindert würden? Die Roten Listen sprechen eine andere Sprache. Kümmert uns das? Dann lassen Sie uns den Kurs ändern!

Wer glaubt denn wirklich, man könne eine der schädlichsten Zerstörungen nämlich das Versiegeln von Erdboden durch ein paar Baumpflanzungen ausgleichen? Versiegelung kann nur durch Entsiegelung ausgeglichen werden. Es darf kein Quadratmeter Boden in Hattingen mehr versiegelt werden, ohne dass zwei Quadratmeter entsiegelt werden. Der Boden ist die Grundlage für unsere Existenz! Nicht nur als Quelle unserer Nahrung, sondern auch als Wasserspeicher, CO2- und Strahlungssenke und wichtigem Lebensraum sind wir auf ihn angewiesen.

Auf Kritik an Baumaßnahmen und weitere Flächenversiegelungen wird oft geantwortet, dass man eine Stadt weiterentwickeln müsse. Ja, wir müssen Hattingen weiterentwickeln. Aber doch nicht mit der Betonmentalität des vorigen Jahrhunderts. Hattingen muss grüner werden. Warum gibt es dazu keine öffentlich diskutierten Pläne? Setzen wir uns mit den Wohnungsgesellschaften an einem Tisch und diskutieren die Aufstockung von Gebäuden, die Ausstattung mit Solaranlagen, die Begrünung von Fassaden, die Aufwertung von Grünflächen? Davon würden wir gerne hören und auch mitmachen.

Sehr geehrte Damen und Herren des Stadtrats, wir gehen davon aus, dass dieser Brief auch die gut informierten und ebenfalls mit Sorge auf die globale Entwicklung schauenden Menschen unter Ihnen erreicht. Ihnen und natürlich allen Gutwilligen bieten wir unsere Zusammenarbeit und Beratung an. Die anderen bitten wir dringend innezuhalten und nicht in Abwehrreflexe zu verfallen. Alle, die Kinder und Enkel haben oder sich aus eigenem Verantwortungsgefühl Sorgen um die weitere Entwicklung des Planeten und auch Hattingens machen, wissen, dass es so nicht weitergeht. Ohne Verzicht wird es nicht gehen, aber dieser Verzicht ist andererseits ein Gewinn an Zuversicht und das Wissen etwas richtig zu machen.

Lassen Sie uns drüber reden und stimmen Sie bitte ab sofort gegen alle naturzerstörenden Vorhaben.

Für die „Bürgerinitiative Rettet die Bäume“

Hattingen, 6. September 2022

Martin Klingender/ Claudia Berger /Vera Lichtenstern /Daniela Sporny/ Jakobus Fröhlich / Dr. med. Susanne Ruff-Dietrich/ Martina Kampmann/ Beate Heinicke/Angelika Schindler /Carsten Meier/ Dr. Julia Osterhoff / Thomas Griesohn-Pflieger/ Arnhild Scheiermann/ Holger Wosnitza/ Brigitte Fröhlich /Anja Klan /Irina Leschber-Grossmann /Jürgen Rink / Michael Schindler/Andreas Heinicke /Andreas Kampmann/

Kontakt: Michael Schindler, Im Vogelsang 85, 45527 Hattingen, Telefon 02324 31544