bezeichnet das dem Augenschein nach unbezweifelbar Erkennbare oder die unmittelbare, mit besonderem Wahrheitsanspruch auftretende vollständige Einsicht. In einer philosophiegeschichtlichen Sichtweise wird der Begriff Evidenz in den jeweiligen Positionen mit eigenen Inhalten ausgefüllt.
Der philosophische Begriff Evidenz darf nicht mit dem englischen Wort evidence verwechselt werden, das heute eher mit Beweis oder Beleg, im juristischen Bereich auch mit Zeugenaussage übersetzt wird. Insofern ist die englische Bezeichnung evidence-based medicine für eine medizinische Entwicklungsrichtung durch die deutsche Übersetzung Evidenzbasierte Medizin nicht korrekt wiedergegeben (falscher Freund).
Ähnlich spricht man in den Sozialwissenschaften von empirischer Evidenz, wenn Theorien aufgrund empirischer Erhebungen aufgestellt oder durch empirische Daten bestätigt werden.
Eine weitere Abgrenzung betrifft den Begriff anekdotische Evidenz: Hierbei handelt es sich in der Regel nicht um eine mit wissenschaftlichen Mitteln erarbeitete Evidenz im philosophischen Sinne. Die anekdotische Evidenz schließt eine wissenschaftliche Methodologie und somit speziell eine notwendige Reproduzierbarkeit aus.
In der Philosophie gibt es unterschiedliche erkenntnistheoretische präzisierende Vorschläge, wie ein damit zu verbindender spezifischer Begriff zu analysieren ist – und Positionen, ob und in welchem Umfang und Kontext menschlicher Erkenntnis so bestimmte Evidenzen verfügbar sind. Viele Erkenntnistheoretiker nehmen an, dass Wissen auf dem Gerechtfertigtsein von Meinungen und letztlich auf einem Fundament gründet, das man als aus „Evidenzen“ bestehend beschreiben kann. Den Begriff der Evidenz bzw. der Gewissheit und die Mechanismen des Zustandekommens von Evidenzen zu verstehen ist demnach zentral für die Erkenntnistheorie.
In der Wissenschaftstheorie bezeichnet der Begriff Evidenz zumeist diejenigen empirischen Befunde, die Theorien bestätigen oder aufgrund derer Bestätigungsversuche scheitern. Es werden unterschiedliche Analysen diskutiert, welche Art von Beziehung dafür aufkommt, dass ein bestimmter Befund als „Evidenz für“ das Bestehen eines bestimmten Sachverhalts oder die Wahrheit bestimmter Hypothesen gelten kann – etwa deduktive, erklärende oder probabilistische Beziehungen. https://de.wikipedia.org/wiki/Evidenz
Die Evidenztheorie von Dempster und Shafer, englisch auch Theory of Belief functions, ist eine mathematische Theorie aus dem Gebiet der Wahrscheinlichkeitstheorie. Sie wird benutzt, um Informationen unterschiedlicher Quellen mit der sogenannten Dempster rule of combination zu einer Gesamtaussage zusammenzusetzen, wobei die Glaubwürdigkeit dieser Quellen in der Berechnung berücksichtigt wird. https://de.wikipedia.org/wiki/Evidenztheorie
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Evidenz bezeichnet in der Philosophie das aufgrund von Augenschein oder zwingender Schlussfolgerung unbezweifelbar Erkennbare oder die dadurch erreichte unmittelbare Einsicht.
Eine aufgrund von Evidenz gewonnene Gewissheit wird als selbstverständlich empfunden, somit erübrigt sich eine exakte Beweisführung. In einer philosophiegeschichtlichen Sichtweise wird der Begriff Evidenz in den jeweiligen Positionen mit eigenen Inhalten ausgefüllt.
Ausgehend von der Hauptbedeutung des englischen Wortes evidence hat sich insbesondere in der Medizin und in der Wissenschaftstheorie in jüngerer Zeit eine andere, teils gegensätzliche Wortbedeutung etabliert, nämlich Evidenz im Sinne von empirischen Nachweisen für einen Sachverhalt oder eine Behauptung. https://de.wikipedia.org/wiki/Evidenz