Voller Mut treten die Zwillinge Max und Gabriel den Aufstieg auf einen Gletscher an.
Die Natur ist überwältigend, der Gletscher vor ihnen eine Verheißung. Klein und unbedeutend stehen sie auf den Gipfeln, jubeln und lachen. Die Höhe und die Bergluft locken sie, fordern sie heraus und erfüllen ihre Herzen mit Freude und Übermut. Ihre
Jugend erscheint ihnen ewig, das Leben unendlich. Selbst als der Boden unter ihnen bebt, bleibt es für einen der beiden nur ein Spiel. Doch übermächtig ist keiner von ihnen: Ein falscher Schritt, eine Spalte, ein Fall und Gabriel, von beiden der romantische und
ungestüme Bruder, ist tot. Max bleibt zurück. Der Gletscher, der eben noch ein Ort der Schönheit und des Glücks war, wird grausames, ewiges Eis. Verzweifelt tritt er den Rückweg an und die Zeit vergeht. Als Gletscherforscher bereist er die Welt und muss nach 30 Jahren feststellen, dass der Schmerz über den Verlust mächtiger ist, als jedes Gebirge. Gabriel ist in jedem Baum, in jedem Felsen, in jedem See. Max, der seinem Bruder immer ähnlich sah, verlässt die Grenze zwischen Gedanken und Realität. Der Irrsinn scheint ein willkommener Trost.
Wie ein Getriebener steht er nach 30 Jahren wieder an derselben Stelle, der Stelle des Unglücks. Dort fasst er einen Entschluss: Er will den Körper seines Bruders bergen. Doch Max ahnt nicht, dass er einen Widersacher in seiner Nähe hat, der größer und mächtiger
ist, als ein Mensch: Ein Berggeist. Dieser ist unbeholfen und träge vom ewigen Leben und hat nicht viel mehr im Sinn, als Bergtouristen zu Darstellern seiner Unterhaltungsshow zu vereinnahmen. Ein mancher lässt dabei sein Leben, aber gut, was macht dies schon? Aber ein kleiner Mensch wie Max scheint diesen Geist nicht kalt zu lassen. Und so dreht sich das Blatt und damit die Zeit im Kreis.