Geschichte
Gründung der 17. Kompanie
Die Zeiten haben sich geändert. Heute sitzt man abends am Fernsehen, zieht sich ein Video rein, surft im Internet oder bei gutem Wetter wird auf der Terrasse gegrillt. Von all diesen Dingen konnte man 1953 nicht mal träumen. Neuigkeiten wurden durch das Radio und Zeitung verbreitet und kommunale und nachbarschaftliche Themen wurden an bestimmten Treffpunkten mündlich erörtert. Solch ein Treffpunkt war der Holzlagerplatz bei der Fa. Franz Bocklage. So kam es oft vor, dass sich bei einigermaßen gutem Wetter etliche Männer nach Feierabend trafen, das Tagesgeschehen besprachen und Neuigkeiten austauschten.
17.Kompanie 1953 auf dem Holzlagerplatz Bocklage - wo alles begann
Verwunderlich ist es darum nicht, wenn es auf einmal hieß: "Ick gäw 50 Pennig!" Damit war der Grundstein für 1 Flasche Schnaps gelegt, denn Bier konnte man sich nicht leisten und war in keinem Haushalt zu finden, so wie heute. Die Flasche Schnaps wurde natürlich bei ,,Elsken Lissy" gekauft.
Das Kolonialwarengeschäft ,,Elsken Lissy" ist eng mit der 17. Kompanie verbunden. Es gebietet sich darum ein paar Erinnerungen wieder ins Gedächtnis zu rufen. Wer kennt ihn noch den alten Hökerladen mit seinen vielen Schubkästen an der Stirnseite, gefüllt mit Mehl, Zucker, Gries, Reis, Grütze, Sago, Haferflocken, Nudeln usw.? Marmelade aus Blecheimern, Sirup, Senf, Sauerkraut oder Maggi wurden in mitgebrachte Gefäße abgefüllt. Waschmittel wie Persil, Suwa, Imi, Ata; Kaffeeersatz Lindes und Kathreiner (Bohnenkaffee konnte sich keiner leisten Ð Evtl. zu den Hochfesten), Zigaretten wie Juno, Eckstein und Golddollar, Heringe aus dem Fass, Schnaps aus der Korbflasche, Holzschuhe, ,,Saisenstrick", Petroleum, Stuten und Schwarzbrot, kurzum alles was für den Haushalt nötig war hatte ,,Lissy" zu verkaufen. Gegenüber heute hatte sie ganz andere Öffnungszeiten. ,,Lissy" war täglich, auch an Sonn- und Feiertagen für die Kundschaft da. Sollte wirklich der Laden mal abgeschlossen sein, solange noch Licht in der Küche brannte, wurde man auch noch bedient.
Wer kennt sie noch ? “Elsken Lissy”
Wenn durstige Kehlen ,,Lissy" in ihrer wohlverdienten Nachtruhe noch um Nachschub baten, wurden sie nicht abgewiesen. Wie schon gesagt, in dieser Zeit traf man sich des …fteren bei Bocklagen Franz. Aus dieser Laune heraus wurde angedacht mit einer eigenen Kompanie von der Bakumerstr. am Lohner Schützenfest teilzunehmen. Einige hatten schon in der Kompanie ,,Wiska" marschiert. Willy Nordlohne wurde beauftragt, schriftlich zu einer Gründungsversammlung einzuladen.
Die Einladungen gingen an sämtliche Haushalte der Bakumerstr. Erstaunt war man über die große Beteiligung an dieser 1. Schützenversammlung in der Zimmerei Bocklage. Zum Hauptmann wurde Alfred Sieveke gewählt, Feldwebel wurde Willy Nordlohne.
Somit wurde die 17. Kompanie zum Schützenfest 1953 beim Regiment angemeldet. Die Kompanie sollte den Namen ,,Nassauer Rosenkompanie" tragen. "Nassauer" ist abzuleiten vom feucht- fröhlichen Tun und ,,Rosen" von dem im Juni blühenden Rosenstock, der den Eingang zum Wohnhaus Bocklage zierte. So wurde die Werkstatt von Franz Bocklage zum 1. Kompanielokal zum Schützenfest 1953.
Im Wechsel wurde dann bis 1957 auch die Werkstatt von Alfred Sieveke als Kompanielokal benutzt.
17.Kompanie bei der Werkstatt Sieveke - 1955
Die Bewirtung und Bedienung, sowie das Suppekochen wurde von den Schützenfrauen übernommen. Der Braten wurde in den ersten fünf Jahren von Bäckermeister Klöker zubereitet und pünktlich zum Essen angeliefert.
Zum Schützenfest 1958 stand die 17. Kompanie vor dem Aus. Das Fass Bier war schon bestellt, jedoch zu diesem Zeitpunkt keine funktionsfähige Kompanie vorhanden. Josef Kühling stellte seinen Garten bzw. seine kleine Werkstatt als Kompanielokal zur Verfügung.
Durch verschiedene Hausbesuche von Bernd Westendorf und Alois Kühling hatte man zum Schützenfestsonntag 12 Schützenbrüder zum Ausmarsch bereit. Beachtens- und erwähnenswert ist, dass bei allen drei privaten Lokalen die Schützenfrauen insbesondere die Frauen und Mütter der Werkstattinhaber für das leibliche Wohl der Schützen besorgt waren und für das Essen für den damaligen Frühschoppen sich verantwortlich fühlten.
Heinz Bussmann