Offener Brief an Herrn von Glasenapp

Herrn
Hans-Jürgen von Glasenapp
Bilster Berg Drive Resort GmbH & Co. KG
Bilster Berg 1
33014 Bad Driburg

Nieheim, 21.11.2022


Sehr geehrter Herr von Glasenapp,


ich schreibe Ihnen als Geschäftsführer des Bilster Berg Drive Resort heute als Vorsitzender der Bürgerinitiative „Ruhe am Bilster Berg“ und als besorgter Bürger Nieheims. Wir in Nieheim und Umgebung haben wieder einige ziemlich laute Wochenenden hinter uns. Sicher sind daher wieder zahlreiche Beschwerden darüber beim Kreis Höxter eingegangen. Womöglich haben auch Sie deshalb Hinweise auf den - aus meiner Sicht – zunehmenden Unmut in der Bevölkerung Nieheims.


Herr von Glasenapp, ich plane, diesen Brief einige Tage nach postalischem Eingang bei Ihnen zu einem offenen Brief zu machen. Ich hege als engagierter Optimist einen Funken Hoffnung, dass Sie und vor allem Ihre Gesellschafter die Zeichen der Zeit erkennen und bedingt zu verantwortungsvollem Handeln fähig sind und dass dieser Brief ggf. dazu beitragen kann!


Zurück zu den lauten Betriebstagen: Wir als Bürgerinitiative werden zunehmend mit dem Unmut unserer Mitbürger*innen über Ihren lauten Betrieb konfrontiert. Wir hören vom Kreis Höxter trotzdem immer wieder, dass die sog. Test-und Präsentationsstrecke nach den genehmigten Regeln betrieben wird.

Sie wissen, dass wir als Bürgerinitiative von Anfang an bezweifelt haben, dass die allein emissionsseitige Lärmmessung (also nur auf der Strecke selbst) geeignet ist, um das, was an Lärm in Nieheim und Umgebung tatsächlich „ankommt“ zu überwachen. Wir denken auch, dass die veränderten Bedingungen wie der nun fast ganz fehlende Wald als „Lärmschlucker“ sich auf die Betriebsbedingungen auswirken müssten. Wir nehmen aber zur Kenntnis, dass der Betrieb der Rennstrecke wohl trotzdem genehmigungskonform erfolgt.


Sehr geehrter Herr von Glasenapp, in einer Zeit, in der wir unseren Kindern und Enkelkindern erklären müssen, warum Schwimmbäder kälter werden und Turnhallen unbeheizt bleiben. In einer Zeit, in der Städte darüber nachdenken müssen, auf Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten, in einer Zeit, die uns alle zu verantwortungsvollerem Umgang mit unserer Umwelt und unseren Ressourcen mahnt, in dieser Zeit wächst in der Bevölkerung unserer Region nicht nur der Unmut über den lauten Betrieb sondern auch über Sinnlosigkeit und Schaden eines Unternehmens, das sein Geld damit verdient, dass erwachsene Menschen (meistens Männer) schwere Fahrzeuge im Kreis drehen und so kostbare Ressourcen verbrauchen.


Und Sie muten uns noch immer diesen ungebremsten Rennstreckenbetrieb am Bilster Berg zu. Man könnte sogar den Eindruck haben, Sie forcieren den Betrieb in der letzten Zeit!


Ich lese gerade in Ihrem Messbericht, dass im September 2022 insgesamt 1174 und im Oktober 2022 677 Fahrzeuge auf der Strecke gefahren sind. Etwa Zweidrittel der Fahrzeuge im Oktober übrigens haben die Strecke an Samstagen, Sonntagen oder Feiertagen genutzt. Das ist meines Erachtens ein starkes Indiz dafür, dass sich die meisten Ihrer Kunden nicht beruflich auf Ihrer Rennstrecke aufhalten, sondern ihrem Hobby nachgehen. Nicht auszudenken, Herr von Glasenapp, wieviel Tonnen CO2 einzusparen wären, wenn sich bei Ihnen nichts bewegen würde. Gehen wir nur einmal davon aus, dass sich im Schnitt etwa 900 Fahrzeuge pro Monat auf der Strecke bewegen, dass die nur etwa eine Stunde da sind und mit durchschnittlich nur 60 km/h fahren und nur 8l Benzin auf 100 km verbrauchen. Gehen wir davon aus, dass sie nicht auf Anhängern hergebracht werden müssen und keine weiten Anfahrten haben. Gehen wir also von extrem unrealistischen Bedingungen zu Ihren Gunsten aus. Selbst dann stoßen diese Fahrzeuge unter den oben genannten Bedingungen noch etwas mehr als 10t CO2 pro Monat aus. Dieser CO2-Ausstoß entspricht in etwa dem Jahresausstoß von 2,5 Normalhaushalten, die mit Heizöl heizen. Der jährliche CO2- Fussabdruck Ihres Unternehmens entspricht also locker dem einer Wohnsiedlung mit Haushalten, die ohne zu sparen oder zu dämmen mit Heizöl weiter vor sich hin heizen!


Herr von Glasenapp, ich hege nun doch nicht die Hoffnung, dass Ihre Betreibergesellschaft, Ihre Gesellschafter und Ihre Kunden sich nun in Verzicht üben, so wie es die Normalbevölkerung wie es unsere Kinder bereits tun. Ich gehe auch nicht davon aus, dass Ihnen über das bekannte Greenwashing (z.B. Bienen, die „Rennhonig“ produzieren) hinaus an der Nachhaltigkeit Ihre Tuns gelegen ist.


Trotzdem möchte ich nur einen Wunsch vorbringen: Was viele Mitbürger*innen nicht (mehr) wissen, ist, dass Sie als Betreibergesellschaft unseres Wissens nach noch immer gegen den Kreis Höxter klagen, um zu erreichen, dass Sie die Rennstrecke noch intensiver also lauter betreiben können. Die Klage bzw. der Antrag auf Berufung liegt zwischenzeitlich wohl beim Oberverwaltungsgericht Münster. Das Verwaltungsgericht Minden hatte im Dezember 2020 bereits geurteilt, dass eine weitere Intensivierung des Streckenbetriebes nicht möglich ist, weil dem St. Nikolaus-Alten- und Pflegeheim in Nieheim ein besonderer Schutzstatus zusteht. Das sehen Sie offensichtlich nach wie vor anders!


Ich bitte Sie heute nur darum: Setzen auch Sie ein Zeichen von Einsicht in diesen schweren Zeiten. Ziehen Sie die Klage gegen den Kreis Höxter endgültig zurück und erkennen Sie auf Basis der bestehenden Genehmigung zumindest den Schutzstatus des Alten-und Pflegeheimes in Nieheim uneingeschränkt an!


Freundliche Grüße

Dr. Ulrich Kros


Vorsitzender der Bürgerinitiative „Ruhe am Bilster Berg“