3c - Das Raucherkammerl - ein Denkmal für rauchende Klosterschüler

Ein Denkmal für rauchende Klosterschüler - Das geheimnisvolle „Raucherkammerl“ in der damaligen 5. Abteilung des Konviktes Kremsmünster (1958 und 2019)

In den 1950er Jahren war ich Schüler des Gymnasiums zu Kremsmünster und „Zögling“ des dortigen Konviktes. Uns war damals verboten, im Gebäude des Gymnasiums und im Konvikt, welches im Stift untergebracht war, zu rauchen. Damals waren nicht wenige von uns Burschen zwischen ca 16 und 18 Jahren (also im Obergymnaisum) begeisterte Zigaretten-, Zigarren- und auch Pfeifenraucher, auch aus Gründen des Mutes. Wir hielten uns nicht an die betreffenden Gebote und rauchten an versteckten Orten. Erlaubt war uns in den beiden letzten Klassen das Rauchen in der Schank, aber auch außerhalb der Stiftsmauer. Innerhalb der Stiftsmauer wollten wir aber auch rauchen, wir taten dies heimlich. Als ich in der 5. Abteilung war, der damaligen letzten Abteilung, erlaubte uns unser Präfekt P. Paulus beim Türl des Kamins zu rauchen, denn der Kamin wäre ein geheimnisvoller Orft zwischen Himmel und Erde oder etwas ähnliches. Bei diesem Kaminzugang, den wir bald „Raucherkammerl“ nannten, rauchten wir nach der Schule, vor den Studierstunden oder auch nachher und in der Freizeit bisweilen ein Zigaretterl.

Dieser Kamin befindet sich knapp vor dem schönen Barockgitter, hinter dem der Kaisersaal sich zeigt. Im Laufe der Zeit (ungefähr ab 1958) klebten wir Teile von Zigerettenpackungen, auf denen ihr Logo zu sehen ist, an die Kamintür. Den Inhalt verpafften wir z.T. hier.

Als ich im Frühherbst 2019 das Stift Kremsmünster aufsuchte, das Konvikt gibt es schon lange nicht mehr, kam ich auch zu unserem „Raucherkammerl“ also zu dem Kamin beim prachtvollen Barockgitter. Ich dachte, an die Zeit, als wir hier vor vielen Jahren unsere Zigaretterln rauchten, würde nichts mehr erinnern. Doch ich täuschte mich. Die Überraschung war groß, als ich das Kamintürl öffnete. Ich sah sie nun wieder die ausgeschnittenen Bilder von vielen Zigarettenpackerln, die wir damals in der Zeit vor unserer Matura hier mit einem Kleber anbrachten. Unter diesen befinden sich Marken wie „Winston“, „Nil“, Lucky Strike“, „Austria 3“, „Smart“, "HB" usw.

So sieht die beklebte Tür unseres „Raucherkammerls“ heute aus (allerdings ein paar unserer Zigarettenbilder fehlen, vielleicht fielen sie Andenkenjägern in die Hände - schade) :

Inzwischen bin ich seit ca 50 Jahren Nichtraucher. Aber ich möchte sie nicht missen die Zeit, in der ich mich hier beim Kamin vor dem Barockgitter mit Freunden – u.a. mit Franz, Anton, Helmuth, Gerald, Hubert und Karl - traf, mit ihnen scherzte, mit ihnen frohen Mutes über die Zukunft, die lockend vor uns lag, sprach und mit ihnen Zigaretten rauchte. Jetzt bin ich weise und muss lächeln über diese Kamintür, die für mich den Charakter eines heiteren Denkmals mit einer interessanten Geschichte hat, die zu meiner Jugernd gehört. Möge es ein solches Denkmal bleiben.

Roland Girtler, Maturajahrgang1959