Wer über mehrere Standpunkte seiner Sichtweisen verfügt, hat mehr Erfolg und kommt rascher ans Ziel. Das sich Befreien aus dem Kokon einer "Wahrheit" bereichert das Leben.
Das erste Beispiel erzählt, wie eine neue Sichtweise erzwungen wird.
Das zweite Beispiel zeigt die Wahlmöglichkeit von Sichtweisen (Betrachtung). Wenn Spieler gemeinsam versuchen, das Spiel harmonisch, nicht ausgerichtet auf Gewinn oder Verlust miteinander als Partner zu genießen, dann ist das Spielergebnis um Klassen besser als mit der Einstellung Gegner zu sein.
Dies wird hier am Schachspiel aufgezeigt: Ein gemeinsam durchdachtes Spiel zweier Partner liefert fehlerfreiere und schönere Partien als mit der Einstellung mit einem Gegner zu spielen.
Uneinsichtigkeit erzwingt neue Sichtweise
Ob eine neue Sichtweise freiwillig oder erzwungen wird, das Ergebnis bereichert stets das Denken und weitere Handeln. Hier als Beispiel eine kurze Erzählung nacherzählt aus R. Covey nach einer angeblich wahren Begebenheit:
Durch die dunkle, neblige Nacht pflügt mit voller Fahrt ein Kriegsschiff. Das Meer war aufgewühlt. So beschloss der Kapitän auf der Brücke zu bleiben.
Da dringt vom Ausguck her eine Stimme: "Licht nach Steuerbord ist sichtbar.” "Steht es denn still oder bewegt es sich achteraus?” Frägt der der Kapitän in die Dunkelheit.
"Stillstand” tönt es vom Ausguck. Das hieß, das große Schiff befand sich auf Kollisionskurs! So lässt der selbstbewusste Kapitän seinen Fernmelder folgendes Signal senden: "Es droht eine Kollision. Empfehle Ihnen, Ihren Kurs um 20 Grad zu ändern.
Prompt kam ein Signal zurück: "Empfehle Ihnen, Ihren Kurs um 20 Grad zu korrigieren." Ärgerlich befahl der Kapitän die Durchgabe des Signals: ” Ich bin Kapitän, ändern Sie Ihren Kurs!
Sofort kam eine weitere Antwort zurück: "Ich bin Seemann zweiter Klasse, empfehle Ihnen sehr, den Kurs um 20 Grad zu ändern."
Der Kapitän fand das ungeheuerlich. Tobend vor Wut ließ er durchgeben: "Ich bin ein Flugzeugträger der US-Navi. Ich werde den Kurs nicht ändern!"
Darauf ein letztes Signal: "Ich bin ein Leuchtturm."
Grund genug, die Sichtweise zu ändern!
Partner ist besser als Gegner
Jedes Mal, wenn ich in den Schachklub kam, wurde bald gefragt: "ich suche einen Gegner zum Spielen". Dann antwortete ich: "Eigentlich suche ich einen Partner zum Schachspielen".
Warum sollte ein solch schönes Spiel, welches zu zweit viel interessanter ist, gegeneinander gespielt werden? Alternativ kann das Spiel doch nur mit sich selbst gespielt werden.
Die Sichtweise, dass zu einer Partie Schach ein Partner gebraucht wird und kein Gegner, macht doch das Spielen viel freundlicher. Es läuft einfach harmonischer ab und nicht verkrampft. Ist die Partie verloren, so hat doch der Partner gewonnen und nicht der Gegner.
Hier stellt sich die Frage: Wer hat den größeren Vorteil, der Gewinner oder der Verlierer - wenn vom Ergebnis Remis oder Patt (unentschieden) einmal abgesehen wird? Meine Sichtweise: der Verlierer! Warum? Wer verliert, hat durch den stärker spielenden Partner sicher während der Partie einiges gelernt. Er wurde - wenn auch unmerklich - stärker.
In Wien wurde in den Kaffeehäusern um einige Groschen je Partie Schach gespielt. Es waren immer drei Partner. Die "Blitzpartien" mit Schachuhr sahen für jeden Spieler fünf Minuten vor. War die Zeit eines Spielers um, hatte er die Partie verloren. Der Dritte im Bunde spielte an seiner Stelle weiter. Gewann ein Spieler zweimal hintereinander, strich er die gewonnenen Groschen ein.
Hier habe ich mitgespielt und manchen kleinen Betrag "verloren". Da jedoch je Stunde sechs Spiele durchgezogen wurden, waer es ein begrenzter "Verlust". Der Erfahrungsgewinn zeigte sich aber bald in der Spielstärke. Kein Kurs oder Schachbücher im Selbststudium hätten mich schneller das Schachspiel gelehrt. Es ist halt wieder die veränderte Sicht der Dinge.
Für dich als fortschrittlichen Leser stelle ich hier zum Schachspiel - übertragbar auch auf viele andere Gebiete - eine ganz andere Sichtweise dar: Miteinander anstelle Konkurrenz-denken. Ich habe nach der Frage: "Hast du Lust gegen mich zu spielen " die Gegenfrage gestellt: "Möchtest du einmal mit mir zusammen eine Partie besonders gut spielen?".
Die Idee dahinter: Wenn beide Spieler gemeinsam überlegen, welcher nächste Zug der beste sein könnte - nicht ausgerichtet auf Gewinn oder Verlust sondern auf die Schönheit der Partie - dann war erfahrungsgemäß die Partie um Klassen besser als die sonst von den Spielern gelieferten. Das hat bei manchen nachgespielten Partien Erstaunen hervorgerufen. Es beweist: Eins plus Eins ist mehr als die Summe.