Cornholio's corner
Vaya con Gottingen
Uh huh ähm,
zwar weiß ich nicht, ob das neu-besetzte Amt ein ehrenamtliches Mandat, oder ein vergüteter Auftrag (wie im Management üblich) ist, und ob es inhaltlich vielmehr der Aufsicht(-sratsfunktion) oder vielmehr der Geschäftsführung ähnelt – oder vielleicht keiner von beiden, sondern gar nur mit einem jenen beiden geradezu konträren mindset funktioniert.
Trotz solch sträflicher Ignoranz meinerseits – oder gerade deswegen, scheint mir immer wieder aufs Neue aufzufallen:
So oder so, ob materialistisch- oder idealistisch-bedingt, ob neo- oder palaeo- oder midlife-umbruchsliberal, verspürt jedes Menschenwesen, das mit einem solchen Amt investiert wird (oder mit einem solchen Amt bestraft wird für seine außerordentlichen, d. h. unterschwellig auch zunehmend-beneideten und feindselig-gönnerhaft ‘anerkannten’ Verdienste), jedenfalls also verspürt man dann in einem solchen Amt eine große Verantwortung, eine große Bürde, eine große Angst, am Ende nicht genug getan zu haben, einen großen Druck, etwas zu “liefern” (‘Probleme’, nämlich, energisch “anzupacken”, die Dienst- und Amtszeit ‘entsprechend’ zu “nutzen”), die Zeit “nicht verstreichen” zu lassen!
Insbesondere Letzteres (‘Dies-Illa–Dies-Irae’–vom-Ende-her geschwängert), das Gefühl nämlich, die Zeit nicht verstreichen lassen zu dürfen, stellt möglicherweise einen Trugschluss dar, oder wirkt als Quelle verschiedener Trug- und Kurzschlüsse (mit manchmal verheerenden Folgen).
Worauf wir uns von der neuen Besetzung freuen, ist ein intelligentes Aufklärungsprogramm (von der Universität ‘her’ bis in den Schulunterricht hinein) zu den großen Themen der Energieversorgung. Hier könnte die Universität Göttingen (als Wiege guter alter, neuer, neu-alter, alt-neuer Physik) nochmals der (Nach-)Welt bleibende Dienste leisten – im Guten oder Schlechten?
Und hier besteht womöglich eine Dringlichkeit von ‘dringenderer’ Qualität als irgendwelche mikromanagerische Planoptimierungen u. Dgl.; eine Dringlichkeit, wie sie sich die FFF-Bewegung, mit Goebbels’ Worten, “noch gar nicht vorstellen könne”.
[nebenbei, off-topic oder auch nicht: Welche Blüten das Ersetzen-Wollen einer “jüdischen Physik” mit einer “deutschen Physik” und die “deutsche Vorbildfunktion” treiben mag, spürt man leider auch heute noch]
Wie wäre es, wenn man sich nunmehr auf die Amtfahne schreibt:
Bis 2026 darf kein Göttinger-Schulabschluss-vorweisendes Menschenwesen mehr denken, man könne im Netz “Strom speichern”.
Bis 2026 darf kein Göttinger-Schulabschluss-vorweisendes Menschenwesen mehr denken, Wind und Sonne seien als Energiequellen (für Mitteleuropa zumindest) so schön und niedlich “dezentral” nutzbar.
Bis 2026 darf kein Göttinger-Schulabschluss-vorweisendes Menschenwesen mehr denken, Exergie, Anergie u. Dgl. seien “neoliberale Spitzfindigkeiten”. – Zum Beispiel?
– Solche Ziele erreicht man freilich nicht durch Denkverbote, sondern auf voll-fett-krass-total anderem Wege, nämlich: durch Schulunterricht.
(Und dies als Unterrichtsgestaltende demütig anzustreben, fiebrig daran zu basteln heisst fast schon 'annähernd erreicht'; man muss es nur wollen ...)
Schulunterricht wiederum stürzt nicht vom Himmel herunter, sondern wird an der Universität geformt. (Auch die Legislative eines Landes, Medienschaffende, Verfassungsorgane, Medienverfassungsschaffende, verfassungs- und organschaffende Medien, oder so, sind das Produkt einer, im ersten Lebensdrittel irgendwo gedrückten, mehr oder weniger universitären Schulbank.)
Man kann nicht alle “großen Themen” gleichzeitig voll-fett-krass-echt-energisch “anpacken”. Aber wenn man den Themen der Energieversorgung die ‘spürbarste’ Priorität zuteilt, macht man vermutlich am Wenigsten falsch, zumal sich diese Themen weitgehend auch entkoppeln lassen vom Hü-und-Hott der Klimawandelstreit- oder -zoffmustern.
Der Sündenfall der Menschheit war, wenn man so will, die Kreation der Dampfmaschine – und Ironie des Schicksals auch die nach dem mit Adam Smith befreundeten Perrückenmann genannte Leistungseinheit. Hey, Baby, hast Du Problem? wieviel Kilowatt brauchst Du in einem ganzen Jahr?
Vaya con Göttingen!