Die Dorfchronik

Die Dorfchronik für Werwölfe von Düsterwald 2019 ist fertig und beschreibt das Dorf, seine inzwischen dreißigjährige Geschichte und die Leute, die dort wohnen oder im Fall der KgH verwalten müssen. Die ersten fünf Jahre sind das Vorspiel zu WvD2017. Die KgH-Schreiber haben die Geschehnisse der Fünfjahresfeier und der folgenden Jahrzehnte leidlich festgehalten. Die Ereignisse von WvD2019 kommen früher oder später in die Niederschrift, damit alles Recht und Ordnung hat.

Teufelsfels, jeder im Umkreis von drei Tagesmärschen kennt unser Dorf hier im Düsterwald, die wenigsten allerdings aus nächster Nähe. Nach dem, was wir hier erlebt haben, ist es auch nicht verwunderlich, dass wir im Düsterwald, wenn nicht weiter, traurige Berühmtheit erlangt haben. In den letzten fünfzehn Jahren haben wir die Hölle auf Erden erlebt, dachten Luzifer selbst würde unter uns wandeln bis wir das wahre teuflische Ungeheuer stellen und vernichten konnten. Zumindest dachten wir das. Unseren Irrtum zahlten viele mit ihrem Leben. Die Schrecken einer einzelnen Nacht kann und vermag ich nicht durch Worte erneut heraufbeschwören, denn am Morgen dachten wir Überlebenden, dass das Ende unseres Dorfes besiegelt wäre.

Aber wir sind hier, wir sind nach unserem Rückzug zurückgekommen und haben unser Dorf wieder erbaut. Es war ein mühsamer Weg, wir waren wenige, das Verfallene wieder instand zu setzen war schwerer als es ein vollständiger Neubau gewesen wäre, aber wir haben es geschafft. Unser Teufelsfels ist wieder eine florierende kleine Gemeinde. Selbst den Gottesdienst können wir wieder selber feiern und müssen nicht jeden Sonntag in die Kapelle des nahen Schneppenbachs ziehen. Dies stellt gerade für die leicht besaiteten Gemüter unter uns Teufelsfelsern eine ungeheure Erleichterung dar, denn die Schneppenbacher trauen dem Frieden nicht und meiden uns als wären wir Aussätzige. Manche munkelten auch schon von einem möglichen Eingreifen der höchsten kirchlichen Instanzen, das aber sollte mit unserem neuen, dorfeigenen Priester hinfällig sein.

Mit dessen Hilfe konnte ich, Christopher Langschied, auch endlich eine richtige Dorfchronik anlegen, die zeigen wird, dass die dunklen Tage von Angst und Schrecken ein für alle mal vorbei sind! In den vergangenen Jahren haben wir viel erduldet, aber dieses Schriftstück wird den Weg in eine glänzende Zukunft unseres Teufelsfelses beweisen! Gott lächelt auf uns herab, wir haben seine Prüfungen überstanden und werden in die Geschichte eingehen als seine Kämpfer gegen teuflisches Unheil.


Das erste Jahr unseres Wiedererstarkens (Rückblick)

Frühjahr - die ersten Erkundungen in unserem Dorf. Zurückgelassener Besitz, verendete Tiere, tiefe Rillen im Stein.

Sommer - Nach Entfernen der düsteren Hinterlassenschaften, dem Tausch zerfetzter Balken und dem Abschleifen angsteinflößender Spuren konnten wir Gott sei Dank den Schneppenbacher Dorfkleriker überzeugen unseren Dorfgrund zu weihen und die letzten verbliebenen Gottlosigkeiten auszumerzen. Unsere jungen kräftigen Burschen, allen voran die von Birkenwald-Holzfäller konnten den Waldbestand soweit lichten, dass wir sowohl genug Holz zur Reparatur der Hütten hatten als auch dem Düsterwald ein paar seiner Schatten nehmen. Schließlich sollen unsere Kinder und Kindeskinder ohne die Angst vor dem Wald und dem, was in ihm lauert, aufwachsen können.

Winter - Fortschritte, die wir verzeichnen können: Es haben sich die ersten Familien angesiedelt: die Bäckersfamilie Runkelbeißer, das Ehepaar Schwarzenberg, auch im Schulhaus hat sich eine Gemeinschaft um den Veteran von Hagen gebildet. Dazu der alte Wirt Skalagrimson mit seinem Sohn, der eine Taverne aufbauen möchte und für kurze Zeit mein Herr, der Graf von Schönbirken mit seiner Gemahlin Amalia, zumindest um sich um die Geschäfte seiner Ländereien hier zu kümmern. Gerd Haselmann wurde zum Hauptmann gewählt. ChL


Das zweite Jahr unseres erneuerten Dorfes

1. April:

Das Dorf hat den ersten Winter gut überstanden, auch wenn er bitterkalt war. Die Hütten haben den Sturmböen getrotzt und die tapferen Dorfbewohner dem Schnee. Gott stellte uns mit der Witterung erneut auf die Prüfung, aber auch diese haben wir überstanden. Der Herr segnet uns mit einem warmen Frühling. Aber unsere Selbstversorgung ist noch nicht ausreichend, wir benötigen noch mindestens zwei bis drei Bauern und einen Schmied. Die Schneppenbacher verlangen horrende Preise von uns, vermutlich immer noch Überbleibsel ihrer abergläubischen Angst. Dafür ist ein Priester, dessen Name mir entfallen ist, schließlich redet jeder ihn mit “Herr Pfarrer” an, zu uns gestoßen. Wir müssen nicht mehr nach Schneppenbach, sondern haben unsere eigene Kirche. Durch seine Anleitung kann ich nun auch die geweihte Chronik unseres Dorfes in unserer Sakristei beginnen, auf dass sich jeder unserer Geschichte und Tapferkeit erfreue! ChL


1. August

Unser schönes Dorf hat nun einen Ort zum geselligen Zusammensein, denn zum Wirt kam noch ein junger Bursche, der Jacob, der so schnell ausschenkt, dass einem schwindelig wird und die Magd Marie, die unsere Schenke wieder in altem Teufelsfelser Glanz erstrahlen lässt. Woher unsere neuen Dorfbewohner kommen, interessiert hier niemanden - wir sind schließlich offen und warmherzig, v.a. im Vergleich zu den unleidigen Schneppenbachern. Da Teufelsfels für seine Gastlichkeit bekannt ist und es nette, gute Menschen sind, erfreuen wir uns unseres geselligen Gasthauses. Der Frühsommer war etwas zu heiß, von Gewitterstürmen sind wir jedoch verschont geblieben. ChL


Michaelistag

Wir haben eine wahrhaft prächtige Ernte eingefahren und unser Dorf entwickelt sich mit seinen Familien, den gut gemästeten Tieren und den vollen Speichern zu einem Ort, an dem Milch und Honig fließen. Niemals könnte jemand der Meinung sein, in unserem herrlichen Teufelsfels ginge etwas nicht mit rechten Dingen zu. ChL


31. Dezember

Das zweite Jahr unseres neuen Dorfes geht zur Neige. Neben dem Wirtshaus haben wir keine weiteren Neuzugänge. In den letzten Wochen war deutlich weniger Wild im Wald anzutreffen, diesen Winter wird es wohl kein Fleisch zum heiligen Fest geben. Ein tragisches Ereignis überschattet das Jahr, Christopher Langschied, unser Dorfchronist, ist wohl unter dem Einfluss des Weingeistes in die Schlucht gestürzt und wurde durch die spitzkantigen Steine so schwer verletzt, dass wir morgens nur noch seinen schwer entstellten Körper gefunden haben. Gott möge sich seiner Seele erbarmen. Unser guter, griesgrämiger Frerich hat sich um eine ordentliche Beerdigung gekümmert. Wenn ich meinen Küster nicht hätte, ich wüsste nicht, wie ich die Kirche gut verwalten könnte. Christophers Vermächtnis fortzuführen, obliegt nun mir, dem Pfarrer, dessen Name offensichtlich nicht wichtig ist... Aber de mortuis nil nisi bene.


Das dritte Jahr des Neuaufbaus

1. März

Der Winter war lang und hart, wir haben immer noch vereinzelt mit Schneefällen zu kämpfen und Schwierigkeiten das Vieh durchzubringen. Die Kunde von vereinzelten Wölfen versetzt die alten Dorfbewohner in Schrecken. Abergläubische Narren! Als ob ein paar streunende Wölfe einem Dorf etwas anhaben könnten. Da macht unser alter Seemann Pit das Ganze auch nicht besser, der von Schätzen und Meeresungeheuern brabbelt. Einige der Kinder spüren ihm gerne nach um zu sehen wo er denn nun seinen Schatz vergraben hat.


15. Juni

Der milde Frühling war wahrhaftig ein Segen, die Dorfgemeinschaft atmet auf und ist wieder frohen Mutes. Wir haben sogar Neuzugänge, zwei junge, freundliche Schwestern, Sara und Mara, die sich hier niederlassen möchten und sich augenscheinlich in der Familie Runkelbeißer heimisch fühlen, ich muss mich mal nach den Verwandtschaftsbeziehungen erkundigen, so häufig ist der Nachname ja nun doch wieder nicht... Und natürlich werde ich die beiden soweit unter meine Fittiche nehmen, dass sie nicht vom rechten Weg abkommen. Jutta, meine alte Haushälterin hat sich bereits angeboten mir das abzunehmen, aber das Vokabular kann ich den jungen Dingern wirklich nicht zumuten!


1. November

Die Ernte hätte besser sein können, aber es sieht nicht so aus, als ob wir hungern oder betteln müssten. Der Herr bürdet uns nie mehr auf, als wir tragen können. Alles in allem wirkt unser Teufelsfels wieder wie eine ruhige Ortschaft hier im Düsterwald.


Das vierte Jahr seit Neuaufbau

1. Januar

Einige unserer Schafe und Hühner wurden in den letzten Wochen gerissen, die Spuren ließen sich durch die eisige Trockenheit nicht ausmachen. Der Hauptmann schimpfte sehr über diese Tatsache, schließlich waren es hauptsächlich seine Tiere. Ich habe ihn aber auch die letzten Male nicht bei der Messe gesehen, ich werde ihn wohl so einmal aufsuchen. In Schneppenbach geht das Gerücht um, dass verwahrloste Hunde eines alten Einsiedlerhofs ihr Unwesen treiben. Der aktuell hier weilende Graf musste deswegen gestern Abend schon ein Machtwort in der Schenke sprechen, da die alten Dorfbewohner mit ihren abergläubischen Geschichten Unruhe stifteten. Der Verlust des Vieh schmerzt, aber Schauermärchen sind fehl am Platz.


1. Mai

Es ist wieder Ruhe im Dorf eingekehrt. Das Gebiet ist voller Wild, die Obstbäume stehen in voller Blüte. Die Gaukler haben im Dorf Halt gemacht und gastieren im Wirtshaus. Zusätzlich haben die Runkelbeißer den Vater der Zwillinge, Adalbert, und seine ... weitere... Tochter Gudrun aufgenommen. Die jungen Damen der Birkenwalds und der Runkelbeißer verstehen sich außerordentlich gut, damit sind die Großfamilien in Teufelsfels geeint. Nicht auszudenken, wenn es hier zu einem Zerwürfnis käme.


Michaelistag

Dieses Jahr ist ein Fest, das wir unserem Allmächtigen verdanken, der uns reich beschenkt in seiner Gnade: die Ernte war hervorragend, wir haben den Viehbestand deutlich vergrößern können und der Stellmacher Gidron Okalon, der zu uns gestoßen ist und die Kinder in Wald- und Wildkunde unterrichtet, stellt eine große Bereicherung für Teufelsfels dar.


31. Dezember

Der Schnee liegt hoch im Dorf, die Tage sind klirrend kalt. Der Graf war bei seinem Besuch besorgt, da dieses Wetter zu langen Umtrünken am Feuer einlädt und damit die düstersten Geschichten aus den alten Zechern lockt. Die Gaukler waren dazu am letzten Vollmond da und die vermaledeite Hexe, die ab und zu ihr Unwesen treibt, hatte nichts besseres zu tun als in ihrem wirren, abergläubischen Gestammel großes Unheil vorauszusagen. Meine armen Schäfchen sind dadurch stark verunsichert und uns, die solche Scharlatanerei durchschauen können, obliegt es, wieder Mut und Zuversicht fern des Alkohols in unsere Brüder und Schwestern zu flößen. Als wenn es etwas gäbe, das wir in unserem Dorf nicht mit vereinten Kräften schaffen könnten.


Fünf Jahre nach der Dorfneugründung


15. Februar

Ein Teil unseres eingelagerten Getreides ist dem Ungeziefer zum Opfer gefallen. Schon unken die Alten, dass die Hexe recht hätte. Verbrennen sollte man diese Giftspuckerin dafür! Also, hätte sie sich nicht schon vor Wochen aus dem Staub gemacht, kein Wunder, ihre Tränke haben mehr geschadet als genutzt. Der Graf wird hier wohl ein Machtwort sprechen müssen, dieses gottlose Gerede führt nur zu Problemen. Vereinzelt haben sich heidnische Vagabunden hier niedergelassen und hausen meistens in ihren Zelten, manchmal kommen sie in einem der Häuser unter. Mein gutes Zureden und meine Warnungen stießen beim Graf auf taube Ohren. Alle hoffen darauf, dass unsere guten Kräuterfrauen der Birkenwalds wirklich wissen was sie tun, dann sind wir nicht auf abergläubisches Gesinde angewiesen. Solange setze ich es mir lieber als Ziel den Vagabunden unseren Herrn näher zu bringen, ansonsten muss ich wohl zu anderen Mitteln greifen.

Durch das hervorragende Erntejahr haben sich glücklicherweise weitere, dieses Mal gläubigere Zuzüge angekündigt, sobald die Wetterlage passt. Solange diese Neuen nicht nur nutznießen wollen, sind sie hier allen herzlich willkommen. Der fremdländisch wirkende Barbier Jacques, der manchmal ganz ohne Akzent spricht, sorgt auf auf jeden Fall für gut aussehende Teufelsfelser und Farbe im Dorf!


1. Mai

Betroffenheit herrscht im Dorf. Eins der Kinder, der kleine Jakob Schwarzenberg ist beim Spielen spurlos verschwunden. Ich bin seit Tagen fast nur bei den erstarrten Eltern Hannah und Jonas. Die Gemeinschaft hofft, dass das Kind nur zu weit in den Wald gelaufen ist und einer der Holzfäller es wohlbehalten findet und nach Hause bringt. Der Hauptmann und ich dagegen fürchten, dass es am Schluss in die Schlucht gestürzt ist. Durch die vergangenen Sturmregen ist der Bach zu einem reißenden Strom angeschwollen und ein kleiner Leib könnte kilometerweit den Hahnenbach entlang getrieben sein. Und wir haben alle noch das Bild von Christophers Leib vor Augen. Herr, schütze dieses unschuldige Kind und schenk uns allen Gnade.


Michaelistag

Gott sei Dank, die Ernte war trotz des vielen Regens gut. Die ersten fünf Jahre unseres neuen Teufelsfelses neigen sich dem Ende zu, wir haben ihnen getrotzt, uns behauptet und sind gewachsen. Wie es in Dorfgemeinden so ist, gibt es natürlich auch bei meiner Herde Aberglauben, Spukgeschichten und allerhand kleinere Gottlosigkeiten, aber es sind liebenswerte Menschen, die niemanden einen Schaden zufügen könnten und das Herz am rechten Fleck haben. Die Schwarzenbergs haben ihren Besitz dem Gemeinwohl gespendet um sich mit der guten Mathilde um Bedürftige zu kümmern. Ihrem Sohn haben wir einen Grabstein gesetzt und die Messe gelesen. Umso mehr freue ich mich auf unser großes Dorffest mit Wein, Speis und Spiel, das um den nächsten Vollmond herum stattfindet und das ganze Dorf ist jetzt schon in heller Aufregung. Die Schneppenbacher werden Augen machen was wir hier als Gemeinschaft zustande gebracht haben!


Bericht der Fünfjahresfeier durch den Scribus der KgH [WvD 2017]

Unsere Schwester Hella Bonjwa hat uns bei unserer Ankunft einen ausführlichen Bericht übergeben über all die Dinge, die in Teufelsfels vertuscht wurden. Das ganze Dorf wurde infiltriert von teuflischen Wesen und durch blinden Hass und Gewalt an den Abgrund getrieben. Wir fanden das Dorf in Aufruhr vor: Der Priester, Bruder Deckard, war von Werwölfen am Vorabend der Feier ermordet worden, der Friedhof war verwüstet, der Totengräber entpuppte sich als Werwolf und wurde vom Hauptmann in der Nacht vor unserer Ankunft erschlagen, in der auch die Kirche in Brand gesetzt wurde. Die Gerüchte von Geistern, die eine unbescholtene Bürgerin in die Schlucht getrieben haben sollen, machen ebenso die Runde, wie das Geplärre, es wäre der Fluch dieser Mystikerin, deren Überreste auf dem heiligen Boden verscharrt wurden. Vielleicht stürmte es deshalb so sehr?

Die Gräfin machte einen nutzlosen Eindruck, der Graf war nicht vor Ort. Der Inquisitor beschloss die Führung des Dorfes an sich zu nehmen und den guten Bürgern die Möglichkeit zu geben selbst für die Reinigung ihres Dorfes zu sorgen. Ein Ultimatum wurde ausgesprochen allem Übel ein Ende zu setzen, bevor wir dies tun würden. In den abartigen Szenen wurde unsere Schwester Hella von ihrer eigenen Familie getötet, einige Werwölfe und verschiedene Dorfbewohner aus den verschiedensten Gründen erschlagen bis der letzten äußerst Verdächtigen, Halya von Birkenwald, tatsächlich die Flucht gelang.

So die Geschehnisse dieses schrecklichen Tages.

6. Neujahr

Die Untersuchungen laufen fort, besonders im Umfeld der Schule wird der Kirchenbrandstifter vermutet, die Überlebenden des Brandes wurden befragt, v.a. zu den Subjekten des alten Seemanns und des Totengräbers. Das Grafenpaar hat sich und das Dorf unserem Schutz anvertraut, die Überlebenden von Teufelsfels wurden genauestens verhört, ein Trupp sucht weiterhin die Werwölfin in den umliegenden Gebieten. Die Toten sind beerdigt, nachts herrscht strenge Ruhe mit bewaffneten Wachen.

7. Neujahr

Nach zwei peinlichen Befragungen, u.a. der fragwürdigen "Seherin" Hubertine, sind die von Birkenwalds auf ein erträgliches Maß geschrumpft und der Tod von Schwester Hella gesühnt. Weitere Bewohner stehen unter genauer Observation, Mitglieder des Schulhauses sind abgereist, bevor wir eingreifen konnten, wir hätten den vermeintlichen Brandstifter festsetzen sollen. Die magere Ernte hat für die wenigen verbliebenen Bewohner gerade so gereicht.

8. Neujahr

Der Graf nebst Gemahlin weilt in Schönbirken, da sich Unruhen im Land ausbreiten. Die Ernten waren schlecht, das einfache Volk hungert, der Adel sammelt seine Bewaffneten. Die Frau des erschlagenen Hauptmanns wird seit Wochen verhört, um zu ergründen, ob sie nicht die eigentliche Schuldige ihres Schicksals ist. Dafür hat das Jammern der alten Mathilde, ohne Kirche selbst auf die Fürsorge des Dorfes angewiesen, dafür gesorgt, dass die von Birkenwalds und Runkelbeißer mit Gidron Okalon an dem Wiederaufbau der Kirche arbeiten. Der Neubau wird nahe am Friedhof, abseits des Dorfes, erfolgen, um zur Not auch als Seuchenstation zu dienen.

9. Neujahr

Der viele Regen hat die Ernte zerstört und das Bauholz faulen lassen. Alle Rationen an Nahrungsmitteln, Öl und Wolle werden durch die KgH verwaltet. Die Schule wurde vom Blitz getroffen, der Lehrer von Pragen konnte nur noch tot geborgen werden. Okalon ist daraufhin abgereist, Ziel unbekannt. Seit unserer Führung ist nun der erste Zuzug an Bewohnern zu vermelden. Die Familie Schnabelbach hat sich den Befragungen gegenüber aufgeschlossen gezeigt und bezieht vorerst mit ihren Kindern Quartier in einem Schuppen, der als Lazarett dient. Sie verstehen sich auf das Handwerk der Pflege und sind in Kriegszeiten Gold wert für die Versorgung. Die wieder erbaute Kirche steht leidlich, die alte Mathilde ist inzwischen kränkelnd und wird von ihrer Großnichte Margarete gepflegt. Schönbirken hat wohl Mittel bereitgestellt, um für sein Seelenheil die Armenspeisung wiedereinzurichten. Mathilde und Margarete bewohnen seitdem eine Hütte am Dorfeingang – dann muss zumindest keiner das stete Gebrabbel der beiden hören.

10. Neujahr

Weiter Ernteausfälle. Erste Söldnertruppen zogen durch Teufelsfels, ihnen haben sich angeschlossen: Jacob, der Jungwirt, Oswald Runkelbeißer und Hansgar von Birkenwald. Weiteren Wegzug dürfen wir nicht zulassen, soll das Dorf bestehen bleiben. Unter großer Trauer der Dorfbewohner wurde Mathilde zu Grabe getragen, Margarete will ihr Wirken fortführen – als arme alleinstehende Frau ist uns nicht klar, woher Sie die Mittel nehmen will, aber die Verwaltung freut sich über jedes Maul, das sie nicht stopfen muss. Zwischen Schnabelbachs und vom Birkenwalds formen sich erste Bande. Die Familie ist unter strenger Beobachtung, weiterer Ahnenschwund nicht erwünscht und seltsame Vorkommnisse gab es lange nicht mehr. Das soll so bleiben. Die Kirche hat einen neuen Priester, ein kerniger Bursche, der nicht müde wird, mahnende Verse von sich zu geben, Meister Antonius Schwarzhammer. In ihm könnten wir einen guten Verbündeten gefunden haben.

11. Neujahr

Schönbirken ist in einem Scharmützel gefallen, die Witwe hat sich zurückgezogen. Die Unruhen haben sich zu Territorialkämpfen der Adligen entwickelt. Eine Erbnachfolge für Teufelsfels ist zu diesem Zeitpunkt ungewiss und dank der KgH nicht notwendig. Weiterhin ist strenge Rationierung sinnvoll, auch um zu einem Einverständnis mit Söldnergruppen zu kommen. Es kommen immer wieder Geflüchtete in das Dorf, um Bleibe, Ehe oder Arbeit zu finden. Die Birkenwalds forsten aktuell Eichen auf, um das Dorf zu schützen. Tölpel, schnellwachsende Hölzer wären sinnvoller, allerdings liegen sie der Verwaltung mit einem eigenen Familienwappen in den Ohren. Tölpel von den Birkeneicheln. Ha! Die verbliebenen Runkelbeißer versuchen noch, das wenige Getreide zu verbacken, aber wir vermuten, dass sie früher oder später gen Süden zu den nächsten Verwandten ziehen. Es wundert, dass nicht noch mehr verlorene Bastarde aufgetaucht sind.

12. Neujahr

Die Schule wird von invaliden Söldnern repariert und als Schlafstätte genutzt. Ein Weib hat sich entschlossen, die Hausmeisterin in einer unbenutzten Schule zu sein. Isgerd Paudran wird nicht müde, Leuten ein Bild unter die Nase zu halten, ob sie ihre Eltern kennen würden. Sobald fähiges Lehrpersonal gefunden wurde, kann die Schule wieder ihre Aufgaben wahrnehmen und wir sind nicht mehr nur umgeben von Dorftölpeln. Leichter fällt dieser Vorsatz, da die vom Birkenwalds beim Eicheln sammeln von einer schrecklichen Plage heimgesucht wurden und mit Atemnot und Hautflecken im Lazarett der Kirche verendeten. Die Verwaltung hat daraufhin im Winter die gesetzten Eichen ausreißen und verbrennen lassen. Für diese Sippe wurde der Friedhof ausgeweitet. Kunde von Amalia von Schönbirken zu Teufelsfels erreichte uns. Sie ist wohl an einem gebrochenen Herzen ob aller Übel verstorben. Törichtes Weib. Kinderlos und in den Wirren ist unsere Verwaltung weiter notwendig. Ein geschwächtes Dorf fällt sonst leicht einem Falschglauben anheim. Tore Skalagrimson, der Wirt hat sich unserem Willen gebeugt und fährt nun lieber zur See als weiter die armen Seelen mit Bier zu verpesten, die Taverne wurde geschlossen und dient nun der Erheiterung unserer eigenen Mannen.

13. Neujahr

Um einen Überblick über die Dorfbewohner zu behalten, haben wir Identifikationsmittel eingeführt. Rote Beutel mit dem Zeichen der KGH bekommt jeder Bewohner und Besucher, der sich registriert hat. Auf einem Pergament ist vermerkt, um wen es sich handelt und wo er unterkommt. Das hilft v.a. unseren neuen Jüngern, sofort zu erkennen, ob jemand befugt ist, sich in Teufelsfels aufzuhalten oder nicht. Auf Verlust, Vergessen oder umständliche Anbringung, die die Zeit einer Kontrolle verzögert, stehen schwere Strafen. Wir dulden keine Vagabunden in Teufelsfels! Mit Volljährigkeit können sich Bewohner ein weiteres Merkmal geben lassen und bei einer Hauskontrolle ihren Alkoholkonsum legitimieren. Meister Schwarzhammer hat einen weiteren Priester in die Kirche geholt. Herzensgut, aber sehr dem Bier zugetan, müssen wir nun auch die Kirche in die Ausschankkontrollen aufnehmen.

14. Neujahr

Die Unruhen im Land haben wohl eine Verschnaufpause eingelegt, so zumindest unsere Späher. Ein starker Friede ist wohl nicht machbar, das verdonnert unsere Delegation zum Verbleib in dieser tristen Stätte. Uns erreichte dafür ein Brief des Schönbirken-Verwalters. Ein Nordmann hat wohl die Schwester der Gräfin geraubt oder geehelicht und versucht sich als neuer Graf zu etablieren. Barbaren, als ob das so einfach wäre! In die Holzfällerhütte ist die Familie Axtschlag gezogen. Wer sich an Birkenwalds erinnert, sieht sofort, dass es eine entfernte Verwandtschaft geben muss.

15. Neujahr

Blut zieht nach Teufelsfels – in Form von Schürzen, Gedärmen und Fleisch. Die Metzgerei Sülzlecker hat sich eingerichtet. Endlich wieder richtige Waren ohne lange Wege! Um ihren Beruf ausführen zu können, haben wir unter strenger Beobachtung Messer, Wetzstahl und: nächtliche Arbeiten genehmigt. Eine weitere Familie hat sich in der Kräuterhütte eingenistet, Familie Frauenmantel ist ebenfalls verwandt mit den Birkenwalds. Unsere Hoffnungen wurden zerstört, jetzt sind es keine Tölpel, sondern eine ausgewachsene Familienfehde quer über den Dorfplatz. Diesen Jarl, der meint, er wäre der neue Graf, interessiert das freilich nicht. Jagen, Saufen und schön zurück nach Schönbirken zur Frau. Diese monatlichen Besuche mit Pseudoadligen bräuchten wir nicht unbedingt.

16. Neujahr

Das Mädchen Farah Fallstrick hat sich den Metzgern angeschlossen und streift mit Schlingen und Fallen durch die Umgebung. Vielleicht ist unsere Präsenz hier bald nicht mehr nötig, wenn die Lage so ruhig ist. Der Jäger Gustav Grünberg berichtet von ordentlichen Wildbeständen. Teufelsfels wächst und gedeiht dank uns zu nie dagewesener Blüte!

17. Neujahr

Dieser Jarl, der Schönbirken für sich beansprucht, bringt inzwischen seine Tochter mit ins Dorf. Etwas langsam wirkt das Mädchen und wir hoffen nur, dass sie keine fremdländischen Sitten übernimmt. Die andere Tochter bleibt bei ihrer Mutter Beatrice von Schönbirken und sollte damit sicher in ihrem Glauben sein. Solange es bei kurzen Jagdaufenthalten bleibt, werden wir wohl keine Schritte unternehmen müssen. Schließlich schaut das Dorf mit den weiß-roten Bannern mit unserem Symbol inzwischen fast zivilisiert aus! Das dachte sich wohl auch die Lehrerin Agnes Bachwies, die seither ins Dorf kommt, um einmal die Woche die Kinder zu unterrichten. Unsere Bemühungen treten erneut hervor, die Schule wieder mit einem guten und linientreuen Kollegium zu besetzen.

18. Neujahr

Die Metzgerei hat inzwischen einen Fernhandel etabliert und sich ausgeweitet. Ein Gesindehaus steht wacklig neben dem Hauptgebäude. Der Geruch nach Blut zieht hoffentlich keine wilden Tiere ins Dorf! Axtschlags und Frauenmantels benötigen deutlich zu häufig das Lazarett. Es sei denn, die alte Freundschaft zu Schnabelbachs lebt so weiter. In unseren Augen sind das alles keine erfreulichen Nachrichten. Schon dreimal nicht in den neuen Kriegswirren, die Bestechung der Söldner, Teufelsfels zu schonen, kostet immens und wir haben weiterhin keine Kunde, ob es diesen Piratenschatz tatsächlich gibt.

19. Neujahr

Wir werden den Verdacht nicht los, dass sich manche Bewohner nicht an das gewerbliche Ausschankverbot halten und mehr als nur privat Gezeche stattfinden. Allerdings war jede unserer Kontrollen erfolglos und die Schuldigen, die unsere Banner beschmiert und zerrissen haben, konnten wir auch nicht finden. Vielleicht war es auch heilige Fügung, denn die Mühle unten am Bach ist explodiert und bis auf die Grundmauern abgebrannt. So sieht das wohl zumindest der einzige Überlebende, Hagen, der nun als arme Seele in der Kirche wohnt und so keiner Arbeit nachgehen will.

20. Neujahr

Ohne frisch gemahlenes Getreide vom lokalen Müller sind – wie zu erwarten – die Bäcker von dannen gezogen. Schade um das harte Brot ist es nicht.

Die instandgesetzte Schule wurde von den Tagelöhnern bereinigt, da endlich wieder eine gewisse Bildung in Teufelsfels Einzug hält. Selma Friedjof ist als Dorflehrerin empfohlen worden und sucht ihr Kollegium zusammen. Höchste Zeit, wenn wir nicht auf ewig zwischen Dorftölpeln bleiben wollen!

21. Neujahr

Die letzten Ernten waren erfreulicher und das Vieh vermehrt sich. Von Gefechten und Invaliden blieb Teufelsfels verschont. Eine Referendarin, Clara Kannengiesser, ist aus Salztal als Unterstützung der Lehrerin ins Dorf gekommen. Das trifft sich gut, ist das Fräulein Friedjof doch aktuell mehr mit der Suche nach einem Gatten beschäftigt. Der Kirchendiener Peter scheint bereits ein Auge auf sie geworfen zu haben. Aber auf welches Weibsbild nicht, seit er ins Dorf gezogen ist?

22. Neujahr

Das nächste Fräulein ist in die Schule gezogen, diese Hedwig Schneckenstein wirkt seltsam, aber noch können wir nicht sagen, warum. Auf einer Patrouille wurden zwei Jugendliche aufgegriffen, Benedikt und Kevin Metzger, die wohl von zuhause weggelaufen sind. Sie wurden in die Obhut der Schule übergeben und werden wohl der neuen Nachhilfelehrerin Tilda Reiher auf den Geist gehen. Oder diesem naseweisen Fräulein Angela, das Zuflucht in der Kirche gefunden hat.

23. Neujahr

Der Veteran Bertrecht Randolf hat Skalagrimsons Gasthaus instandgesetzt und sammelt die versprengte Jugend dort. Da der Ausschank weiterhin streng reglementiert ist, soll als Dorfaufgabe den ganzen Waisen und Taugenichtsen allerlei Handwerk beigebracht werden. Als mildes Werk und zur Erbauung der Jugendlichen Anice Faerdorrotir, dem Wandervogel Janosch, der schüchternen Becky und den beiden Metzger-Brüdern haben wir gestattet, dass das Gasthaus tagsüber Erfrischungen servieren kann, um die Kosten zu decken.

24. Neujahr

Harod Engelbrecht lässt mich und meine Brüder aufatmen – geschickt mit der Axt und sich zu nichts zu schade, nimmt er uns lästige Aufgaben ab. Seit kurzem ist eine angebliche Hexe in der Region gesichtet worden. Wenn wir die erwischen, kann er sich gleich nützlich machen.

Die Bäckerei hat neueröffnet. Die Familie di Fornii hat wohl Wind von der neuen Mühle in Schneppenbach bekommen und sich in Teufelsfels niedergelassen. Allen voran diese rabiate alte Frau, die von ihrer Familie nur „Nonna“ genannt wird. Vermutlich hat ihre Tochter Magdalena deshalb einen neuen Wirkungskreis gesucht. Kein Junggeselle im Dorf – nicht mal unsere Delegation! – ist sicher vor den Kuppelversuchen dieser vier Damen. Der Großenkel fällt aus der Reihe und hilft freiwillig bei Margarete aus – warum auch immer er sich das Gebrabbel antut!

25. Neujahr

Die Schnabelbachs wollen sich etwas Eigenes aufbauen. Mit dem Barbier Christoph Ehrlichmann und seiner Magd Gabriella Wald haben am alten Platz der Kirche ein Kurhaus gebaut und eröffnet – selbst ich und meine Brüder sind einer ordentlichen Rasur nicht abgeneigt! Von dem Jarl haben wir jetzt noch einen am Hals. Thoralf ist Wulfrics Bruder und führt sich auf, als wäre ER der Herr von Teufelsfels. Oh, wie schön wäre es, endlich wieder in zivilisierten Kreisen zu verkehren!

26. Neujahr

Der Jarl Wulfric war wieder mit Tochter Elisabeth zu Besuch, offensichtlich taugte ihm die Trinkkultur in Schönbirken nicht. Das war aber definitiv das letzte Mal Teufelsfels für ihn: Er wurde im Wald von wilden Tieren angefallen und zerfetzt. Um keine Probleme aufkommen zu lassen, haben wir Kunde an seine Familie geschickt und seitdem seinen Bruder Jarl Thoralf vor Ort. Natürlich hat es keine Probleme gemacht, das alte Herrenhaus endgültig zu räumen, aber inzwischen sind auch die Schönbirken-Nichten eingetroffen. Die Mutter ist wohl so nutzlos wie ihre Schwester Amalia damals… Ihre eine Tochter ist ein seltsames Früchtchen und definitiv nicht ganz richtig im Kopf seit dem Vorfall im Wald und die andere rennt andauernd in die Kirche. Mit dabei haben sie einen seltsamen Diener und einen Gaukler.

27. Neujahr

Warum schlagen wir uns noch mit diesem vermaledeiten Dorf rum?! Thoralf thront gerne am Dorfplatz und lässt sich von Rick dem Gaukler belustigen, seine Töchter kriegen sich in die Haare und die Fehde zwischen Frauenmantels und Axtschlags hat wieder das ganze Dorf in Unruhe versetzt! Dazu wird geheiratet wie zu Birkenwald-Zeiten. Selbst wenn es Adoptivgeschwister sind, ist so eine Verbindung wie bei Frauenmantels höchst unerfreulich. Diese Hexe Susanna Waidschnabel hat inzwischen dreist angefangen, Bewohnern im Wald ihre Dienste anzubieten und wir finden sie einfach nicht.

28. Neujahr

In diesem Dorf passiert nichts, was sich lohnen würde zu erzählen. Wir zählen die Tage, bis der Brief mit unserem Rückruf ankommt.

29. Neujahr

Gäste kommen und Gäste gehen. Normalerweise, aber nicht so in diesem Kaff. Das Kurhaus hat inzwischen laufenden Betrieb und da die Lage im Land entspannter ist, auch betuchte Kundschaft von außerhalb. Daria Springwald gehört zu ihnen und bleibt anscheinend lang-fristig. Zumindest neun Monate... Einen Kurschatten hat sie noch dazu im Gast Olaf Tuch.

30. Neujahr

Wir sind alle froh, endlich aus diesem Sündenpfuhl zu entkommen. 25 Jahre unter unserer wohlwollend führenden Hand und dieser Ort strotzt vor Ignoranz, Trunksucht und Sittenlosigkeit. Sollen sie sehen, was sie mit der Waidschnabel machen, die uns endlich ins Netz gegangen ist – wir gehen zu sinnvolleren Aufgaben!