Ablegerbildung oder wie bilde ich Jungvölker

Beispiel eines Workshops am Rapsfeld im Jahre 2011 für die Ablegerbildung der Anfänger.

( ein weiteres Beispiel aus 2012 siehe hier )

Folgendes Beispiel dient zur Erläuterung wie eine Ablegerbildung vorgenommen wird, d.h. wie und wann eine neue Prinzessin entsteht, und wann und wie sie zur Königin wird.

Fotostrecke des Workshops Ablegerbildung 2012

Beschreibung aus 2012 ('Saugling') siehe hier

Nachtrag:
In Ergänzung zu den hier beschriebenen Verfahren sei auch auf die Infobriefe auf Mayen verwiesen, z.B. auf diesen:
Archiv -> https://www.bienenkunde.rlp.de/Bienenkunde/Infobrief/Archiv -> 2021 -> Infobrief 2021_09 Jungvolkbildung.pdf v.30.4.21 (1.10 MB)
Diese Briefe kann man auch im Abo gekommen, siehe hier unter Aktuelles und dort nach "Infobriefe" suchen.


Falls Sie schon einen Ableger haben, siehe - Mein Ableger - was nun?


Hallo liebe Jungimker!

endlich ist es soweit - wir bilden kommende Woche Eure Ableger!

Wir werden ein Verfahren anwenden das Ihr als Anfänger genauso anwenden könnt um selbst eigene Ableger bilden zu können.

Es ist sehr sicher, Ihr müsst die Königin nicht suchen und läuft auch nicht Gefahr dass Ihr die Königin dem Volk aus Versehen entnehmt. Außerdem schröpft Ihr damit das Volk und verzögert damit den Schwarmdrang.

Wir führen Euch an 6 Völker die Bildung von 6 Ablegern vor.

Treffpunkt ist am neuen Bienenstand beim Raps in Kandel.

1. Termin: Dienstag, 12.4.2011, 16:30 Uhr

2. Termin: Mittwoch, 13.4.2011, 16:30 Uhr

Hier der genaue Ablauf:

1.Tag - 12.4.2011 - 16:30:

    • wir schröpfen das Volk, d.h. entnehmen eine oder zwei Brutwaben mit jüngster Brut und Stiften(Eier) aus dem Brutraum und fegen alle Bienen ab! D.h. die Königin verbleibt im Volk!

    • dann legen wir auf den Honigraum ein Absperrgitter, und darüber setzen wir eine Leerzarge (sofern über dem Brutraum nicht eh schon ein Absperrgitter liegt)

    • in diese Leerzarge kommt von links nach rechts: 1. eine Futterwabe, 2.+3. die Brutwabe, 4. eine Leerwabe (=eine ausgebaute Wabe), 5. eine Mittelwand, der Rest ist Leerraum, bzw. wir mit Leerrähmchen aufgefüllt. (die Leerwaben und die Futterwaben bringe ich mit).

Was geschieht:

da die junge Brut nach Futter 'schreit' kommen durch das Absperrgitter sofort Pflegebienen hoch zur Brutwabe und umsorgen die Brut. Durch das Abfegen der Bienen von der Wabe ist absolut sicher gestellt dass wir die Königin nicht dabei haben!

2.Tag - 13.4.2011 - 16:30:

    • nach 24 Stunden kommen wir abermals vorbei und nehmen den Ableger mit nach Hause

    • wir richten einen Beuten-Boden und verschließen das Flugloch (Schaumstoff, Styrodur, Klebeband, etc.)

    • dann nehmen wir die oberste Zarge vom Altvolk und setzen sie auf den gerichteten Boden

    • dann füllen wir zügig den Rest der Beute mit Mittelwänden (sofern am Vortag nicht schon geschehen) auf, nur damit die 5 Rähmchen beim Transport nicht verrutschen.

    • Plastikfolie drauf (wer es mag), Deckel drauf, Spanngurt drum herum und fertig.

    • Ableger mit nach Hause nehmen, an seinen endgültigen Platz stellen und so füttern, wie es Karl Littig bei der letzten Versammlung vorgeführt hat (z.B. eine Möglichkeit: 3 Rähmchen entnehmen, Tetrapack innen aufrauen, ca. 6 Weinkorken rein, auffüllen mit Zuckerlösung 1:1, d.h. 1kg Zucker in 1kg (=1L) Wasser auflösen, den Tetrapack direkt neben die Mittelwand im hinteren Teil der Zarge platzieren)

    • nicht vergessen das Flugloch zu öffnen - erstmal nur einen kleinen Spalt, sodass max. 2 Bienen nebeneinander Platz haben

Was geschieht:

die Bienen merken unmittelbar dass keine Königin mehr da ist und beginnen mit 'Plan B', d.h. heranziehen einer neuen Königin aus den jüngsten vorhanden Larven. Der zeitliche Ablauf ist wie folgt:

    • die Larve ist im Regelfall 1-2 Tage alt. Die 3 Tage Ei-Stadium sind auch schon vorbei. D.h. 4 Tage von 16 Tage Königinnenentwicklungszeit sind vorbei.

    • nach weiteren 4 Tagen (das sind dann insgesamt 8 Tage) wird die Zelle verschlossen

    • nach weiteren 8 Tagen Puppenstadium (das sind dann insgesamt 16 Tage) schlüpft die erste Königin (er werden mehrere Königinnen herangezogen - die Bienen überlassen nichts dem Zufall) Die erste Königin bringe die anderen Königinnen noch in ihrer Zelle um!

    • nach ca. weiteren 7 Tagen begibt sich die Königin auf Hochzeitsflug (=gesamt 23 Tage)

    • nach weiteren ca. 3 Tagen beginnt sie mit der Eiablage (=gesamt 26 Tage)

Wenn Ihr also am 27.Tag (10.Mai) das erste Mal ein Rähmchen zieht, werdet ihr bestimmt die Königin sowie Stifte auf der Wabe finden. Zuvor schaut ihr nicht nach den Waben! Nur nach dem Futter dürft ihr schauen, max. nach 1-2 Wochen! Zu Beginn werden die Bienen kaum Futter brauchen, sie lagern alles ein. Wenn Ihr zu viel füttert, wird die Leerwabe nur mit Futter gefüllt und die Königin findet keinen Platz mehr für Eier.

Wenn auf der Brutwabe Eier waren, dann sind diese nach spätestens 21 Tage geschlüpft, bzw. 24 Tage falls es Drohnen waren. D.h. am 27. Tag hat man noch den Vorteil dass es keine verdeckelte Brut gibt. Das ist der optimale Zeitpunkt um den Ableger gegen Varroa zu behandeln. Wie wir das machen, sprechen wir dann noch ab. Erinnert mich ggfs. nochmals daran.

Wer an den Terminen nicht kommen kann, macht nichts, dafür habt ihr ja die Beschreibung. Ich nehme in diesem Fall die Ableger mit und stelle sie solange an meinem Bienenstand auf.

Wer kommen kann, könnte folgendes mitbringen:

    • einen Bienenschutz (Schleier, Handschuhe)

    • einen Boden (erst am zweiten Tag)

    • eine Leerzarge

    • ein Absperrgitter

    • ca. 7 Mittelwände, oder eine Mittelwand und 6 Leerrähmchen

    • eine Plastik Abdeckfolie

    • einen Spanngurt

    • einen Zettel mit Namen und Reißnagel

    • etwas zum Verschließen des Fluglochs

Wer noch keine Zargen/Boden hat, auch kein Problem, ich habe genügend.

Wenn die Ableger nicht reichen sollten, kein Problem, ich habe noch weitere Völker die geschröpft werden müssen.

Wenn wir dann schon dabei sind und die Völker geöffnet haben, machen wir gleich noch eine Schwarmkontrolle (die Kippkontrolle) und schauen nach dem Drohnenrahmen.

Diese Schwarmkontrolle sollten wir alle 7 Tage (nicht alle 9-10 Tage!) durchführen. Wenn wir Spielnäpfchen mit Eier bzw. schon mit Maden finden, müssen wir jede Wabe im Brutraum kontrollieren (im Regelfall 20 Waben). Mehr dazu während der praktischen Unterweisung am 1.Termin.

Wie gesagt, die vorgeführte Ablegerbildung ist die einfachste und sicherste Methode für Anfänger um Ableger zu bilden. Dieses Verfahren kann mehrfach an einem Volk angewendet werden. Manche nennen das Verfahren auch 'Saugling' da Ammenbienen zur Brutwabe über den Honigraum hochgezogen, hochgesaugt werden.

Daneben gibt es noch unzählige weitere Möglichkeiten wie z.B. der Sammelbrutableger, aber diese Form der Königinnenzucht üben wir ein anderes Mal, event. auch noch in diesem Jahr.

Egal wer von Euch alles kommen wird, die Ableger werden gebildet und stehen bei mir zur Abholung bereit.

Aber: in der Zeit nach der Verdeckelung bis kurz vor dem Schlupf, d.h. ca. 8. - 14. Tag, sollte man die Königinnenzellen nicht erschüttern und somit den Ableger nicht transportieren.

Also, genug der Worte, bis zum Dienstag im Wald beim Raps

Liebe Grüße

Klaus

PS: Spruch des Tages: 3 + 5 + 8 - dann ist die Königin gemacht :-)

D.h. 3 Tage Ei, dann 5 Tage Larve, dann 8 Tage verdeckelt im Kokon und Schlupf