Der Inhalt

Petticoat und Pferdeschwanz –

Bodenteicher Tagebücher 1956-1964

von Ilse Brandt

Februar 1945/Die Menschen in Preußen, Pommern und Schlesien flüchten vor der anrückenden Roten Armee. Das Baby Doris Renate Krause liegt im Krankenhaus, als Frankfurt/Oder ausgebombt wird. Für ihre Mutter reißt die Verbindung zum Kind ab. Gemeinsam mit ihrer 5-jährigen Tochter flüchtet sie von Lebus nach Westen und findet bei einem Fischerehepaar in Wustrow an der Elbe eine ärmliche Bleibe.

Die kleine Doris kommt mit einem anderen Flüchtlingstreck in die Lüneburger Heide im Norden Deutschland und wird vom kinderlosen Ehepaar Lina und Friedrich Brandt in Bodenteich aufgenommen.



Frau Krause erfährt nichts über das Schicksal ihrer kleinen Tochter. Sie lernt in Wustrow einen englischen Soldaten kennen, heiratet ihn 1947, weil sie von ihm ein Kind erwartet, und zieht später mit ihm nach England. – Sie gibt die Suche nach ihrer kleinen Tochter nicht auf und als sie eines Tages erfährt, dass und wo ihre Doris lebt, reist sie sofort nach Bodenteich, Hauptstraße 15.

"Das Kind gehört jetzt uns!! Bevor Sie es kriegen, springe ich mit ihm vom Kirchturm!!" – hat Lina Brandt Frau Krause gedroht und sie aus dem Haus gejagt. Sie verzichtet auf weitere Besuche und Ansprüche, um wenigstens diesem Kind eine bessere Jugend zu ermöglichen, als es ihre ältere Tochter als Deutsche in England hatte.

Doris wurde von dem wohlhabenden Ehepaar Brandt verwöhnt und geliebt, adoptiert und mit 5 Jahren endgültig auf den Namen Ilse Brandt getauft.

Über ihrer behüteten Jugendzeit lagen jedoch auch Schatten:

Eine Kartenlegerin hatte Frau Brandt vorausgesagt, dass sie eines "unnatürlichen Todes" sterben würde. – Daran glaubte Frau Brandt und neben aller Liebe und Fürsorge drohte sie gelegentlich damit, sich umzubringen, wenn Ilse nicht brav sein würde.

Ilse war ein liebenswertes, unternehmungslustiges und sehr selbstständiges Kind und war immer als erste dabei, wenn es galt, etwas Sinnvolles oder Unsinniges zu organisieren. Sie verliebte sich nicht nur in Mitschüler, sondern auch in ihren Pastor, Turnlehrer und verheiratete Männer, die ihr den Hof machten. Sie schrieb in kurzen, witzigen Beschreibungen ihre kindlichen Erlebnisse auf, in zarten, poetischen Eintragungen ihre geheimen Träume und Sehnsüchte als Teenager und später als heranwachsende Frau.

Frau Brandt, die heimlich und regelmäßig in diesen Tagebüchern las, machten diese Eintragungen Angst. – Als Ilse mit 16 Jahren bei einer Familienfeier erfährt, dass sie ein angenommenes Kind ist, befürchtet sie, Ilse könnte nach ihren leibhaftigen Eltern suchen und sie verlassen. Darum lügt sie Ilse vor, ihre leibliche Mutter hätte sie weggegeben, weil sie sie nicht haben wollte. –

Ilse erlebt zwei Selbstmordversuche ihrer Adoptivmutter, bevor ihr Adoptivvater stirbt. –

So sehr sich Ilse bemüht, ihre von Depressionen geschüttelte und ständig kränkelnde Adoptivmutter zu versorgen, es gelingt ihr nicht, sie aus der Trauer und dem seelischen Tief herauszuholen. – Das schafft aber sehr wohl die Verwandtschaft, die sich nun "liebevoll" um die Witwe kümmert und damit erreicht, dass Frau Brandt ihre Adoptivtochter enterbt und den "lieben Schwager" testamentarisch zu ihrem Haupterben bestimmt.

Auf das hübsche Besitztum des kinderlosen Ehepaares Brandt hatte man wohl schon früher ein begehrliches Auge geworfen. Durch die Adoption von Ilse wurden diese Erwartungen jedoch – zunächst! – zunichte gemacht.

Alles scheint sich noch einmal zum Guten zu wenden, als Frau Brandt im Altersheim einen lieben Lebensgefährten kennen lernt, wieder auflebt, fröhlich wird und Heiratspläne hat.

Als Ilse ihr dann auch noch ihren neuen Freund vorstellt, sagt Frau Brandt im Winter 1963: "Nun hat mein Leben wieder einen Sinn!" – obwohl sie wusste, dass der Bekannte ihrer Tochter (noch) nicht frei war!

Dieses Glück währte nicht lange und wäre auch nicht im Sinne der Verwandtschaft gewesen: Hätte Frau Brandt noch einmal geheiratet, - vielleicht hätte sie dann das Testament geändert?

Was wirklich geschehen ist, bevor Frau Brandt sich am Karfreitag 1964 das Leben nahm, ist auch am Ende des Buches offen. Zeitzeugen sind verstorben oder schweigen darüber.

Ilse hat nach dem Tod ihrer Adoptivmutter nach ihren eigenen Wurzeln gesucht und ihre leibliche Mutter gefunden. Ihr Vater, Erich Krause, war bereits vor ihrer Geburt im Krieg gefallen.

Bei einem Klassentreffen im Jahr 2000, als Ilse zum ersten Mal wieder nach Bodenteich kam, entstand die Idee, ihre Tagebücher, die sie im Alter von 12-19 Jahren geschrieben hatte, als Buch herauszugeben.

Als ihre leibliche Mutter diese 288 Seiten gelesen hatte, sagte sie:

"So habe ich noch einmal deine Jugend erleben können, um die mich der Krieg betrogen hat."

Allein dafür, hat es sich gelohnt, das Buch erscheinen zu lassen.

ISBN 9783831123834 * 288 Seiten * 21,50€

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UND NUN AUCH ALS eBOOK ÜBERALL !!