Wie ist die gesellschaftliche Stellung von Frauen früher zu beurteilen? - Ein Überblick über die Geschichte
Frauen hatten in der deutschen Gesellschaft schon immer eine untergeordnete und unterdrückte Stellung. Vor der Zeit der Industrialisierung war ihre Rolle jedoch noch anders als unsere heutigen Stereotypen. Sowohl Männer als auch Frauen kümmerten sich damals um Haus und Hof und übernahmen beide Verantwortung.
Dies änderte sich jedoch im Zuge der Modernisierung der Gesellschaft. Es entstand ein stereotypes Geschlechterrollenbild, welches bis heute in den Köpfen tief verankert ist. Frauen übernahmen dabei die Kindererziehung und ihr Dasein wurde stark durch die Mutterrolle geprägt. Die typische Frau sollte fürsorglich und selbstlos sein und ihr wurde zugeschrieben, schlecht im rationalen Denken und im Fällen von Entscheidungen zu sein. Männer hingegen wurden als stark, handwerklich begabt und besonders gut im rationalen Denken angesehen. Damit wurde begründet, dass Männer ein Wahlrecht hatten, Frauen aber nicht.
Mit diesen Geschlechterrollen wurden Frauen und Männern auch Aufgaben zugewiesen. Die Frau sollte nicht erwerbstätig sein, sondern als unbezahlte Hausfrau arbeiten und die Kinder erziehen. Der Mann vertrat die Familie nach außen und sollte arbeiten gehen, um den Lebensunterhalt zu finanzieren.
Durch die entstandenen Klischees wurde die Erwerbstätigkeit und die patriarchale Position des Mannes legitimiert und die Frau an den Rand der Gesellschaft gedrängt.
Diese Geschlechterrollen herrschen bis heute in unserer Gesellschaft vor und werden nur langsam aufgebrochen.
Doch auch schon immer gab es Proteste gegen genau diese Rollenbilder. Die erste Frau in der Neuzeit, die sich für Frauenrechte einsetzte, mag wohl die französische Schriftstellerin und Revolutionärin Olympe de Gouges gewesen sein. Sie forderte 1791 während der Französischen Revolution, dass die Menschen- und Bürgerrechte nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen gelten sollten, hatte mit ihrem Vorhaben jedoch keinen Erfolg.
Die erste große, moderne Frauenbewegung begann Mitte des 19. Jahrhunderts. Louise Otto-Peters gründete dabei 1865 den „Allgemeinen deutschen Frauenverein“, der unter anderem für die Bildung von Frauen kämpfte. Frauen war es bis dahin verboten, Abitur zu machen und danach zu studieren. Dies änderte sich 1893, als Frauen zum Abitur zugelassen wurden. 1899 wurden Frauen zu Staatsprüfungen in medizinischen Bereichen zugelassen und ein Jahr später erlaubte das Großherzogtum Baden Frauen uneingeschränkt zu studieren. 1908 trat die Vereinsfreiheit für Frauen in Kraft, die sowohl für Vereine als auch für Parteien galt. Der größte Erfolg der Frauenbewegung war das deutsche Frauenwahlrecht, welches 1918 in Kraft trat. Zum gleichen Zeitpunkt wurde das Recht auf Erwerbstätigkeit und Bildung für Frauen erlangt. 1949 wurde die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in das Deutsche Grundgesetz aufgenommen. Weitere Angleichungen an die Rechte von Männern erfolgten 1958 nach langen Kämpfen.
Die zweite Frauenbewegung begann 1968 und wurde großteils von Studenten geführt. Sie wurde unter anderem durch Helke Sander ausgelöst, die einen Vortrag vor dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund hielt. Sie prangerte an, dass die Männer des Bundes die Diskriminierung von Frauen ignorierten, jedoch wurde sie einfach übergangen. Daraufhin warf sie Tomaten in Richtung des Vorstands. In der Folge gründeten Frauen sogenannte „Weiberräte“ und stellten nun auch alltägliche Ungerechtigkeiten in den Mittelpunkt.
Der DFB hatte 1955 den Frauenfußball verboten. Viele Frauen widersetzen sich diesem Verbot. 1970 spielten ca. 60.000 Frauen Fußball. Im selben Jahr gab der DFB dem Widerstand nach und hob das Verbot auf.
1971 protestierten Frauen für ihre sexuelle Selbstbestimmung, indem sie gegen das Abtreibungsverbot demonstrierten. Der Schwangerschaftsabbruch wurde 1974 in den ersten drei Monaten straffrei und damit wurde der §218 abgeschafft. Bis 1977 war die Frau bei der Eheschließung gesetzlich verpflichtet, die Haushaltsführung zu übernehmen. Dies wurde in dem Jahr abgeschafft. 2005 wurde Angela Merkel als erste und bisher einzige Frau in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Bundeskanzlerin.
Frauen in Deutschland mussten sich ihre Rechte mithilfe drei großer Frauenbewegungen hart erkämpfen, und dies ist bis heute immer noch der Fall. Männer und Frauen sind besonders in der Berufswelt noch immer nicht gleichberechtigt, genauso werden Kinder von klein zum Teil mit überholten Geschlechterrollen konfrontiert.