Intelligente Lernplattformen
oder: Adaptives Lernsystem oder: intelligentes tutorielles System
Thema:
Was ist das? Warum müssen die Bundesländer die Plattformen finanzieren? Wie könnten wir das billiger haben. (OER)
Thema:
Was ist das? Warum müssen die Bundesländer die Plattformen finanzieren? Wie könnten wir das billiger haben. (OER)
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Video zu den Inhalten
Video zu den Chancen der KI
Damit die Digitalisierung der Schulen gelingt benötigen wir nicht nur W-Lan, Geräte und Software. Wir benötigen auch gute Inhalte. Eine Bibliothek ohne Bücher macht keinen Sinn. Wir brauchen diese Lernplattformen dringend.
Was ist eine intelligente Lernplattform?
Schon 2018 habe ich das Konzept in einem Video erklärt: https://youtu.be/8anR71aC5y0
Beispiele für mehr oder weniger intelligente Lernplattformen sind:
Kapiert.de, Bettermarks, Sofatutor, Mathegym, Scoyo, abiweb.de, Lernattack, Schülerhilfe, Anton, Alfons, … usw
Wenn Schüler:innen im Netz nach „Freier Fall mit Luftwiderstand“ suchen, dann sind gerade schwächere Schüler:innen mit der Fülle der Ergebnisse oft überfordert.
In einer Lernplattform öffnen Schüler:innen einfach das entsprechende Kapitel bei „Physik“.
Erklärungen gibt es nicht nur in Textform sondern auch als Video.
Die Schüler:innen finden interaktive Übungen mit Lösungen, die genau zum Lehrplan passen.
Die Schüler:innen und zum Teil auch die Lehrkräfte erhalten ein Feedback über ihre Lernerfolge.
KI wird es den Plattformen bald ermöglichen, die Ergebnisse zu analysieren und dann automatisch passende Aufgaben zu empfehlen. Schule 2024 besteht zum großen Teil aus Langeweile und Überforderung. Schule 2030 wird die Schüler:innen in den gleichen Flow ziehen, den sie heute nur aus Videospielen kennen.
Die Interaktion mit der Lernsoftware wird immer öfter handschriftlich oder mit Sprachsteuerung möglich sein.
Beispiel aus der Praxis:
Ich hielt neulich eine Vertretungsstunde und die Klasse arbeitet mit Mathegym. Die Kollegin hat der Klasse Aufgaben aus Mathegym aufgegeben. Die Schüler:innen haben selbstständig gearbeitet. Sie konnten die Aufgaben selbstständig überprüfen und bekamen ein Punkte-Feedback über ihre Leistung. Die Schüler:innen wussten, dass auch die Lehrkraft eine Rückmeldung über die gemachten Aufgaben erhält.
Weil der Großteil der Klasse ruhig gearbeitet hat, konnte ich ganz entspannt einer kleinen Gruppe den Stoff noch einmal erklären. Etwa fünf Schüler:innen hatten noch grundsätzliche Probleme mit den Formeln, das lässt sich natürlich ganz analog am besten vermitteln.
Bei Papier-Arbeitsaufträgen kann die Lehrkraft nicht alles korrigieren. Das wissen die Schüler:innen und arbeiten dann in Vertretungsstunden eher gemächlich.
Strategie für Bezahl-Inhalte
Niedersachsen finanziert allen seinen Schüler:innen eine ganze Reihe von Plattformen.
https://kmz-wesermarsch.de/index.php/2023/02/01/11-kostenfreie-landesweite-tools/
Vielleicht hat Bayern auch eine Strategie, aber mir ist nichts bekannt.
In Bayern müssen sich Kommunen und Freistaat zügig einigen. Was finanziert Bayern? Was müssen die Kommunen finanzieren? Welche Plattformen finanzieren die Schulen aus ihrem eigenen Budget? Welche Plattformen müssen am Ende die Eltern selbst finanzieren?
Wir benötigen dringend Arbeitsgruppen, die in einem transparenten Verfahren die Vor- und Nachteile der verschiedenen Anbieter vergleichen und Entscheidungen treffen.
Lehrkräfte benötigen eine möglichst langfristige Planungssicherheit. Es ist nicht motivierend, sich in eine Plattform neu einzuarbeiten, wenn diese Plattform dann nach einem Jahr wieder abgeschaltet wird.
Die Bildungsbürokratie benötigt für solche Prozesse viel Zeit, aber die Zeit haben wir nicht. Die strategischen Entscheidungen müssen schnell fallen.
Strategie für Freie Inhalte
Man spricht hier von OER-Inhalten. (Open Educational Resources)
Hätten wir kein Wikipedia, dann müsste der Steuerzahler jedem Kind einen Online-Zugang zu einem Online-Brockhaus finanzieren. Wenn wir uns zu 100% auf Bezahl-Plattformen verlassen, dann ist das auf Dauer teuer und wir begeben uns in eine ungute Abhängigkeit. Im Moment gibt es sehr viele Anbieter. Ich vermute, dass sich einige wenige Anbieter langfristig durchsetzen werden. Diese können dann die Preise diktieren.
Zu Beginn der Pandemie hatte ich vorgeschlagen so ein intelligentes tutorielles System als OER-Plattform aufzubauen: https://youtu.be/8_gdmPV_vQU
In Norwegen finanziert man parallel Bezahl-Inhalte und freie Inhalte: https://path2in.uni-bremen.de/themen/open-educational-resources-in-norwegen/
Wir benötigen keine weitere Sammlung von OER-Inhalten, davon haben wir im Netz genug. Der Gamechanger ist ein intelligentes tutorielles System mit OER-Inhalten. Das muss dann mindestens so gut sein wie Sofatutor oder Bettermarks.
Wir haben in München schon die sehr guten freien Plattformen Serlo (vor allem Mathematik) und LeiFi (Physik), die sich ausbauen ließen.
In Bayern erkenne ich keine OER-Strategie.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung gibt vor, eine OER-Strategie zu haben. Niemand scheint aber beim Bund die Absicht zu haben, eine freie Lernplattform aufzubauen.
Fazit
Solange es in der Politik kein Umdenken gibt, müssen wir allen Kindern die Zugänge zu den guten Lernplattformen bezahlen. Der Bildungserfolg darf nicht noch mehr vom Geldbeutel der Eltern abhängen.
München den 15.06.2024
(CC-By)