Einstieg in die palliative Begleitung
Es geht mir besser, wenn ich einen strukturierten Tagesablauf lebe und mich neuen Herausforderungen, bzw. Aufgaben stellen kann.
In den letzten Jahren durfte ich unter anderem einige Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleiten. An einem Informationstag über Freiwilligenarbeit in einem Alterszentrum habe ich mich entschlossen, in die palliative Begleitung einzusteigen. Wöchentlich besuche ich nun dort G., einen ehemaligen bekannten Bundeshausjournalisten. Diese Begegnungen sind für mich stets sehr bereichernd, manchmal auch herausfordernd. Sie haben mich bewogen, meine Erfahrungen und Kenntnisse in der weitgefächerten Thematik der palliativen Begleitung zu erweitern.
In einem ersten Kurs der Stiftung Diaconis «Letzte Hilfe» habe ich einige Anregungen über das Umsorgen von schwer erkrankten und sterbenden Menschen erhalten. In einem Lehrgang des SRK werde ich im nächsten Jahr meine fachlichen Kompetenzen und Erfahrungen erweitern und vertiefen.
Merkpunkte aus dem Kurs «Letzte Hilfe» Kirchlindach 09.09.23
· „Palliativ“ stammt von dem lateinischen Wort pallium ab und bedeutet „mantelartiger Überwurf“. Palliativversorgung bedeutet, dass der schwerstkranke Mensch umhüllt und beschützt werden soll.
· Zuhause sterben ist für alle Beteiligten anspruchsvoll! Es braucht dazu ein Team und kann nicht allein ermöglicht werden.
· Die generelle Zielsetzung: Lebensqualität verbessern.
· Sterben ist ein Teil des Lebens. Es kommt zu einem Rückzug beim Essen und Trinken, sowohl in der Intimität/Sexualität.
· Entwicklung: Siehe Bilder von Ferdinand Hodler von Valentina
· Es kommt zu Angst und Unruhe, depressiven Reaktionen, Ambivalenz oder Bewusstseinstrübungen.
· Das Gehör bleibt oft in Takt!
· Verstorbene sollen schön sein.
In der palliativen Begleitung geht man von einem ganzheitlichen Ansatz aus:
· Lebensqualität verbessern
· Selbstbestimmung ermöglichen
· Symptomlinderung
· Angehörige sind mitbetroffen und müssen einbezogen, zum Teil auch betreut werden.
Vier wichtige Strategien
1. Da-Sein, (aktiv) Zuhören
2. Nicht medikamentöse Massnahmen können helfen; z. B. Ablenken, gegen Durst/trockenen Mund: Mundspray, wenn möglich (wenig)Trinken, Aufsitzen, Berühren, Schaukeln
3. Medikamente (nur durch ärztliches Personal verordnet)
- Morphin gegen Schmerz
- Midazolam (Dormicum) gegen Angst/Unruhe
- Haloperidol gegen Übelkeit/Erbrechen evtl. Unruhe
- Butylscopolamin gegen Rasselatmung
4. Bleiben und Aushalten können
Siehe auch Buch Borasio: Über das Sterben
Grundsätze zur Kommunikation
· Gelegenheit nutzen, wenn ein Thema im Raum steht.
· Mutig und respektvoll kommunizieren
· Keine Oberflächlichkeiten
Praxis bei Trauernden
· Aktiv Zuhören, geduldig sein
· Praktische Unterstützung anbieten
· Trauernde ermutigen
· Mögliches besprechen
· Eventuell geteilte Unsicherheit zulassen
Die fünf Ws in der Vorsorgeplanung
· Was ist für mich wichtig am Lebensende?
· Wer soll für mich entscheiden
· Wo und wie würde ich gerne sterben?
· Wann hat das Leben für mich noch einen Sinn?
Persönliche Merkpunkte
Ø Supervision/Austausch selber organisieren
Ø Grenzen der palliativen Begleitung für mich und eigene Rolle klären
Ø Anerkannte, erprobte Ausbildung absolvieren
Ø Systematisch Erfahrungen sammeln und teilen
Ø Umgang mit Widersprüchlichkeiten (Ambuigität)
Ø Grenzen für Klienten respektieren
Ø Kernfrage: Was kann ich für dich/euch tun?
Ø Unsicherheiten dürfen angesprochen werden!
Ø Für mich: Vorsorgeauftrag, Patientenverfügung, Vorsorgeplanung, Ort der Dokumente; wer vollzieht das?