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Die Karte zeigt den Verlauf der Aisne von Soissons nach Reims. Weiter im Osten, nördlich der Schleife bei Beaurieux liegt Ailles. In der Nord-Süd-Orientierung liegt Ailles zwischen Laon und Reims (Ecke unten rechts). Siehe: Literatur und Quellen, Heinrich Ludwig Beitzke
Ailles war schon während der Napoleonischen Zeit Kriegsschauplatz, aus dieser Zeit stammt die Karte. Im 1. Weltkrieg wurde der Ort vollständig zerstört. Anstelle des Dorfes steht nur nur eine Steinsäule als Mahnmal. Ein Wiederaufbau war nach dem Krieg nicht ohne weiteres möglich. Es waren nicht nur alle Gebäude zuschossen, teilweise waren auch die Böden mit Munition, Geschossen, sonstigen Überresten verschiedenen Materials und Leichen(teilen) belastet, dass das Gebiet um diesen Ort nicht mehr als nutzbar galt. Für jene Gebiete mit diesem Grad an Verwüstung hatte man in Frankreich den Begriff Zone rouge eingeführt. Dies Gebiete sind noch heute gesperrt. (In Deutschland verbinden die meisten Menschen Funde von Bomben und Munition mit dem 2. Weltkrieg.)
Der Name Ailles existiert heute noch in dem Doppelnamen Ailles-Chermizy.
Bilderkarusell
Die hier folgenden Fotos befinden sich, soweit nicht anders vermerkt, in meinem Privatbesitz. Die genannten historischen Quellen sind ebenfalls aus meinem Bestand, siehe Literatur und Quellen.
Im Folgenden ist aus Platzgründen eine Galerie von Bildern eingesetzt.
Gedenksäule bei dem Cementière Militäre, dem Soldatenfriedhof für die deutschen Soldaten des 8. Lothringischen IR 159. Die Säule ist aufgrund der vielen Einschüsse stark beschädigt, Inschriften nur stellenweise lesbar. Weitere Informationen und Daten unter folgenden Links: Zur Gedenksäule, darin enthalten sind Auszüge der Inschriften); weitere Sammlungen
Vorderseite einer Feldpostkarte: Cementière Militäre. Auf diesem Friedhof wurde Hubert beerdigt. Die Karte wurden in großer Auflage hergestellt sind heute noch in Antiquariaten zu finden. (Das Bild hier stammt aus dem Digitalen Bestand der Universität Osnabrück)
Bild aus einem Schützengraben an der Aisne, IR 159, aus: Offizierskameradschaft … , S. 81 (s. u. Quellen).
Die Rückseite einer Feldpostkarte von Christine Dautzenberg an Johann, hier Hans, enthält folgenden Text:
Mein lieber Hans.
Empfange vom Namenstage von Vater dieses kl. Andenken. sind nicht alle 3 schön getroffen. Wir warten aber bis
zur Stunde auf deinen l. Anruf. Schreibe doch sofort woran es fehlt. Mit herzlichen Grüßen von allen zu Haus von
meinem lieben Peter (Lenzen) und Kinder d. Schw(ester) Christine
Feldpostkarte vom 30. April 1915 des Musketiers Hermann Küppers. Die Überschrift des Bildes lautet: 8. Lothringisches Infanterie-Regiment Nr. 159 Unter dem Bild:
Uns treibt nicht Eroberungssucht, uns beseelt der unbeugsame Wille , den Platz zu bewahren, auf den Gott uns gestellt hat. Wilhelm II. 14. August 1914 (zur Eroberungssucht s. Fischer, Fritz / Literatur)
Vorderseite der Feldpostkarte von 1918 mit privatem Foto. Diese Karte schrieb Christine, die älteste Schwester, an Hans (Johann). V. l. n. r: Jettchen, Peter und Margarete (meine Oma).
Johann und Aloys habe ich noch gut gekannt. Gut? Bei genauer Erinnerung hatte ich mit Johann und dessen Frau Gunhinlde (auch Tant Jünni), die weniger Häuser von meinem Elternhaus entfernt wohnten, außer Tachonkeljohann (= [Guten] Tag, Onkel Johann) und dessen Antwort Tachjong (= [Guten] Tag, Junge) keine tiefergehende Kommunikation gepflegt. Aloys habe ich besser gekannt, er hat zwar auch nicht viel geredet, doch war das immer eine freundliche Kommunikation.
An den zwischen den Schwestern sitzenden Peter kann ich mich nur schwach erinnern.
Amtliche Abschrift der Standesunterlagen
Transkription
Baesweiler, am 22. Juni 1815
Der [korr.: Die] Kommandantur des 8. Lothringischen Infanterie-Regiments 159 hat mitgeteilt,
daß der Reservist der 10. Kompanie die=
ses Regiments, Ackerergehülfe Hubert Dautzen=
berg, ledigen Standes, sechsundzwanzig Jahre
alt, katholischer Religion,
wohnhaft in Baesweiler
geboren zu Baesweiler
in den Kämpfen auf der Höhe Ailles
in Frankreich
am vierten Juni
das Jahres tausend neunhundert fünfzehn
Vormittags um sechs Uhr
verstorben sei.
Nach amtlicher Auskunft der Polizeiverwalt=
tung Baesweiler war der Verstorbene Sohn des Landwir=
tes und Gastwirtes Heinrich Dautzenberg, wohnhaft in
Baesweiler und seiner Ehefrau
Anna Katharina geborene Esser, verstorben, zuletzt wohnhaft in
Baesweiler
Oben: In den Deutschen Verlustlisten, 19. Juni 1915 (Pr.|eussen] 255.), auf S.093, erscheinen folgender Eintrag:
Kan[onier] Hubert D a u t z e n b e r g von d[er] 1. Er[satz] Batt[e]r[ie], Res.[erve-]Fußar[telerie-]Reg[imen]ts Nr. 9 (10.
Komp.|anie]) — Bäsweiler, Geilenkirchen — gefallen.
Unten: Ehrenliste, enthalten in Offizierskameradschaft … S. 521 (Siehe Literatur)
D a u t z e n b e r g, Hubert, Kan.[onier], 22. 3. [18]90, Bäsweiler/Geilenkirchen, von der 1. Ers.[atz-]Batt[e]r.[ie]
Res.[erve-]Fußart.[ellerie-]Re[gimen]t. 9 (zugestellt der 10. Komp.[anie]), gef.[allen] 4.6. [19]15, Ailles.
Gefechtskalender IR 159, aus: Offizierskameradschaft … , S. 462 (Siehe Literatur) Hubert fiel im Zuge der hier genannten Kämpfe an der Aisne.
Heinrich Aloys Dautzenberg
Huberts Vater
Anna Catherina Dautzenberg
Huberts Mutter
Gut Driesch in Baesweiler, das Haus meiner Urgroßeltern. Ich kann mich noch gut an das Gebäude und die umliegenden Wiesen erinnern. Es lag, nur wenige Minuten zu Fuß von meinem Elternhaus entfernt, auf meinem Schulweg. Als Kind war ich mit meiner Tante mehrfach dort und habe sowohl die Stallungen als auch den Innenhof im Gedächtnis. Im Inneren des Hauses war ich nur ein oder zweimal.
Immerhin: Wenigstens für einige Jahre gab es im Leben des Hubert so etwas wie eine normale Biographie. Er besuchte die Höhere Schule in Geilenkirchen. Dass er in Religion nur mit genügend bewertet wurde, ist vor dem Hintergrund seiner beiden Brief kaum zu verstehen. Die Note im Fach Deutsch lässt sich bestätigen, die wenigen grammatikalischen Ausrutscher dürften sich aus den äußenen Umständen erklären. Dass er Latein und Fränzösisch lernte, muss hier hervorgehoben werden. Das war in dieser Zeit nur wenigen zugänglich.
Zur Familie Dautzenberg
Die Eheleute Dautzenberg hatten acht Kinder, vier Töcher und vier Söhne:
1) Maria Christina Theresia * 04. Februar 1885 Düsseldorf, † 18. Oktober 1943 Alsdorf
2) Peter Hubert * 29. Dezember 1886 Baesweiler, † 14. Juli 1970 Linnich.
3) Wilhelm Hubert 22. März 1889 Baesweiler, gefallen 04.06.1915 in Ailles/F
4) Maria Margaretha * 05. August 1891 Baesweiler, † 22. Dezember 1966 Baesweiler
5) Henrica Maria Hubertina * 07. Juli 1893 Baesweiler, † 17. September 1962 Baesweiler (Jettchen)
6) Wilhelm Aloys * 10. Dezember 1895 Baesweiler, † 17. März 1978 Baesweiler (Wies)
7) Johann Wilhelm Heinrich * 25. Dezember 1897 Baesweiler. †09. Oktober 1977 Würselen
8) Maria Catharina Hubertina * 12. August 1899 Baesweiler. †14. Februar 1908 Baesweiler-Setterich, Krankenhaus
Mariahilf
Dieser Text wird in dem eingeklappten Fenster, siehe Pfeil rechts, fortgesetzt.
Auszüge aus kirchlichen Verzeichnissen und amtlichen Standesunterlagen, Einsicht Werner Offergeld und Klaus Peschke vom Geschichtsverein Baesweiler:
Taufverzeichnis der Pfarre Baesweiler
10. Anno 1889 die vigesimo quarto Martii baptizatus est Guilhelmus Hubertus Dautzenberg fil. leg. Henrici et Annae Catharinae Esser. Patrini fuerunt Hubert Josephus Esser aquagranensis et Maria Catharina Dautzenberg ex Baesweiler.
[Einschub:] + Cecidit in pugna prope Ailles in Gallia die 4. 6. 1915.
Am 24. März 1889 ist Wilhelm Hubert Dautzenberg, ehelicher Sohn von Heinrich und Anna Catharina Esser, getauft worden. Paten sind Hubert Joseph Esser aus Aachen und Maria Catharina Dautzenberg aus Baesweiler gewesen.
+ Gefallen bei Ailles in Frankreich am 4. 6. 1915.]
Standesamt Baesweiler
Sterbeurkunde Nr. 65/1915 vom 22. Juli 1915 (Auszug):
Der Kommandeur des 8. Lothringischen Infanterie Regiments 159 hat mitgeteilt, daß der Reservist der 10. Kompagnie dieses Regiments, der Ackergehülfe Hubert Dautzenberg, ledigen Standes, 26 Jahre alt, katholischer Religion, wohnhaft zu Baesweiler, geboren zu Baesweiler, in den Kämpfen auf der Höhe Ailles in Frankreich am 4. Juni 1915, vormittags um 6 Uhr verstorben sei.
Zu Christines Tod findet sich auf der standesamtlichen Heiratsurkunde von 1918 (Sta Baesweiler 1918/001) der Randvermerk:
Baesweiler, den 22. Oktober 1943: Die Ehefrau Maria Christina Lenzen geborene Dautzenberg, ist am 18. Oktober 1943 in Alsdorf Standesamt Alsdorf Nr. 157/1943 verstorben. Der Standesbeamte.
Christine hat zweimal in Baesweiler geheiratet. In den standesamtlichen Heiratsurkunden von 1909 und von 1918 ist jeweils Düsseldorf als Geburtsort angegeben.
Kirchenbuch-Eintrag zur Heirat in Baesweiler, 1909
Sponsa nata est die 4. Febr. 1885 Duesseldorpii in parochia ad St. Maximilianum" und von 1918: "Sponsa (nata) die 4 et renata die 7. Febr. 1885." – Danach wurde die Braut am 4. Februar 1885 in Düsseldorf geboren und am 7. Febr. dort in St. Maximilian getauft.
Literatur
Berghahn, Volker: Der Erste Weltkrieg. München 2020
Fischer, Fritz: Griff nach der Weltmacht: Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/18, Düsseldorf 1961
Leonhard, Jörn: Die Büchse der Pandora: Geschichte des Ersten Weltkriegs. München 2014
Mann, Golo: Deutsche Geschichte, 16. Aufl., Frankfurt 1958
Werner Reinartz: Heimatbuch der Gemeinde Baesweiler, Baesweiler 1961
Quellen
Offizierskameradschaft J.R. 159 im Bunde ehem. 159er / 219er (Herausgeber): Das 8. Lothringische Infanterie-Regiment Nr. 159 im Frieden und im Weltkrieg . Mit zahlreichen Bildern, Skizzen und Übersichtskarten sowie einer Ehrenliste aller Gefallenen des I.R. 159 und des Freikorps Schulz, Berlin 1935 (Kriegsverherrlichung aus der Zeit des Nationalsozialismus)
Illustrierte Geschichte des Weltkrieges 1914/15, Bd. 1 u. 2 ,Stuttgart ca. 1915 (Bei diesem Büchern handelt es sich um Propagandamaterial der Zeit des Nationalsozialismus)
Heinrich Ludwig Beitzke: Geschichte der Deutschen Freiheitskriege in den Jahren 1813 und 1814, Berlin 1855
Aachener Anzeiger, Jahrgänge 1914/1915 (Kürzel AA)
Mühlheimer Zeitung, Jahrgänge 1914/1915 (Mühlheim a. d. R. war Standort des IR 159) (Kürzel MZ)
Feldpostkarte vom 30. April 1915 des Musketiers Hermann Küppers
Dank an
Werner Offergeld und Klaus Peschke vom Geschichtsverein Baesweiler
meine Mutter Christine Johanna geborene Dietz
meine Tante Katharina Dietz
Vorarlberger Landesbibliothek
Landesarchiv NRW, Düsseldorf, Personenstandsregister (beglaubigte Abschriften von Standesunterlagen): https://www.archive.nrw.de/landesarchiv-nrw/geschichte-erfahren/familienforschung/familienforschung-digital
Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen
Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
Oberösterreichische-Landesbibliothek