Sein Wirken als umfassend zu bezeichnen, ist leicht zu begründen. Schon früh bemerkte er, dass die Gitarre ein Fundament benötigte, dass in sich ein stabiles System erforderte. In seinen Anfangszeit seines Schaffens unterrichte er an Musikschulen, seine Erfahrung daraus gab er an angehende Gitarrenlehrer weitergeben, diese zu konzertfähigen Spielern ausbilden, selbst künstlerisch tätig sein und zudem aus Herausgeber und Autor ein Repertoire an Spiel- und Unterrichtsliteratur erschließen und konzipieren. Vor allem hat Heinz Teuchert nie eine hierarchische Sicht auf Breiten- und Spitzenförderung gepflegt.
Unter seinen Lehrwerken ist die Gitarrenfibel eines der erfolgreichsten Lehrwerke für die Gitarre im deutschen Sprachraum: keine Recherche, kein Stöbern im Musikgeschäft ohne über diese Ausgaben möglich.
Heinz Teuchert vertritt so etwas wie meine musikalische Großvatergeneration. Die nachfolgende Generation konnte darauf und ebenso auf das Schaffen von Karl Scheit aufbauen und hat ähnlich breit künstlerisch, lehrend, auf Kursen in Gremien und Ämtern wirkend bedeutende Verdienste für die Gitarre wie für die Entwicklung unseres Instruments. Nach Heinz Teuchert und Karl Scheit wirkt die nächste Generation in ähnlicher Weise. Dieter Kreidler ist dazu das beste Beispiel; auch er hat eine breite Sicht auf das Instrument und wirkt gleichermaßen in der Hochschulausbildung wie im Laienmusikwesen. Meine Generation, die darauf folgende, wir wurden von diesen Lehrern ausgebildet und geprägt. In meinem Fall war es Albert Aigner, bezeichnenderweise der langjährige Duopartner von Dieter Kreidler.
Gedanken zur Entwicklung des Gitarrenunterrichts
Seit den Anfängen der Gitarrenschulen von Heinz Teuchert und Karl Scheit ab den 50er-Jahren erfuhr das Musikschulwesen einen enormen Aufschwung. Die Gitarrenfibel wie auch die erste Gitarrenschule von Dieter Kreidler entstanden in den 70-er Jahren und waren auf die große Zahl jüngerer Gitarrenschüler an den Musikschulen zugeschnitten. Dieter Kreidler hat dabei die Methodik von Karl Scheit in eine modernere Tonsprache übersetzt und ein Programm mit entsprechenden Begleitmaterial im Schott-Verlag aufgebaut. Heinz Teuchert, der grundsätzlich eine ähnliche Spieltechnik wie Karl Scheit vertrat, hat nach seinen ersten Schulen in der Neuen Gitarrenschule wie auch in seinen vorangegangene Lehrwerken und in der Gitarrenfibel eine Methode konzipiert, die deutlich in der Tradition der Schulen des 19. Jahrhunderts, namentlich der Carulli-Schule, steht und einem Aufbau nach Tonarten mit einer Parallelität von Melodie- und Akkordspiel praktizierenden Methode folgt.
In einem Interview in Gitarre & Laute 3/1985, S. 13, berichtet Heinz Teuchert zur Entstehung der Gitarrenfibel:
Mit dem Plan einer Kinderschule hatte ich mich schon lange beschäftigt. Meine Gitarrenfibel ist aus der praktischen Unterrichtsarbeit
mit 5-12-jährigen Schülern entstanden … Meine ersten Schüler waren übrigen meine beiden Söhne Sebastian und Michael.
Dies trägt der Entwicklung hin zu einem früheren Eintrittsalter in den Gitarrenunterricht Rechnung. Die Gitarrenfibel war der erste Versuch, jüngeren Schülern gutes Material zu bieten.
Weitere, ebenfalls wegweisende Initiativen folgten, so die herausragende Arbeit aus dem Umfeld von Dieter Kreidler: Los gehts im Schott-Verlag. In diesem Konzept spiegelt sich der Anspruch einer nahtlosen Verbindung von Musikalischer Früherziehung und dem frühen Instrumentalunterricht.
Die Quartettfibel I und II
Neben dem früheren Eintrittalter im Gitarrenunterricht gibt es weitere Entwicklungen. Vor allem ist die Tendenz zum Gruppenunterricht zu nennen. Auch das Ensemblespiel und das Ausbildungsziel der Ensemblefähigkeit ist eine Anforderung, die sich methodisch beantworten lässt. Dem entsprechen die Ausgaben der Quartettfibel, die der Anfrage und Idee des Verlags folgt. Die Bände sind Auftragsarbeiten.
Es ist offensichtlich, dass schon im Titel Quartettfibel der Bezug zur Gitarrenfibel verankert ist. Es handelt sich um eine Bearbeitung der Gitarrenfibel für Quartettbesetzungen - gleich ob das vier Gitarren oder variable Besetzungen sind. In einigen wenigen Fällen wurden Lieder der zugrundeliegenden Fibeln auch für 5 Gitarren gesetzt. Die Stimmenzahl der Quartette muss nicht in jedem Fall vollzählig sein. Bei den möglichen Besetzungen ist selbstverständlich auch der Gesang zu berücksichtigen. Teile der Begleitung können vorweg als Vorspiel, zwischen Wiederholungen als Zwischenspiel oder als Petite Reprise am Ende gestellt werden.
Das wichtigste Ziel vorweg. Es soll den Schülern ermöglich werden, das Material aus den Gitarrenfibeln zwei- oder mehrfach zu verwenden. Die Anforderungen sind elementar. Nachdem die Lieder im Unterricht erlernt sind, können die anderen Stimmen meist mit Anfängern besetzt werden. Dies lässt sich schon früh in den Unterricht und das gelegentliche Ensemblespiel einführen. Dazu bieten die Sätze ein Gerüst, die oben dargestellten Möglichkeiten lassen sich spontan einsetzen.
Die Stimmen sind so angelegt, dass oft nur Ganze oder Halbe zu spielen sind, auch ein solches Spiel fördert das Zusammenwirken im Sinne eines gemeinsamen Pulses. Die akkordische Bassstimmen können vereinfacht werden, indem die Basstöne allein ausgeführt werden. Im ersten Band stehen spieltechnische Überlegungen gegenüber satztechnischen Ansätzen im Vordergrund. So fehlt in der Dominante zu G-Dur die Terz, weil das Versetzungszeichen noch nicht eingeführt ist, und ein fis auf der vierten Saite aus grifftechnischen Gründen für Anfänger schwierig ist. Es fehlen auch vierstimmige Akkorde, gerade in G-Dur ist die Folge G-g-h und d-a-c einfach und aus haltungstechnischen Überlegungen zu empfehlen.
Die Sätze des zweiten Bandes sind deutlich anspruchsvoller gestaltet. Hier sind weitaus häufiger melodische Bassbewegungen und damit Akkordumkehrungen verwendet. Außerdem habe ich versucht, allen spieltechnischen Einschränkungen zum Trotz, einen reinen Satz zu schreiben. Die Harmonisierungen sind im zweiten Band ebenfalls interessanter, Vertreterklänge werden verwendet, das akkordische Material ist vielfältiger.
Ich habe weitgehend versucht, die Vorgangsweise und Methodik (spiel- und lesetechnisch) der Fibel einzuhalten. Ausnahmen beziehen sich auf die
Vorzeichnung der Tonart, die Vorwegnahme der Einführung von Bassnoten, Themen der Notation wie die frühere Einführung von Versetzungszeichen.
Begleitungen sind leichteste, höchstens dreistimmige Akkordzerlegungen. Der Beginn mit Daumen-Zeigefinger aus haltungstechnischen Gründen sinnvoll, da dieser Anschlag eine Stellung des Daumens vor den Zeigefinger veranlasst.
Beim Fingersatz gehe ich davon aus, dass die Töne auf dem ersten und dritten Bund auf den oberen Saiten mit 1 und 4, nicht mit 1 und 3 zu greifen sind. Dies ergibt eine bessere Handstellung, die sich parallel zum Griffbrett stellt und unerlässlich für ein flüssiges Spiel ist. Diesen Hinweis möchte ich betonen, Heinz Teuchert hat das selbst so konzipiert, vermutlich, ohne zu wissen, dass genau diese Idee schon von Fernando Sor in dessen Schule wie auch in den Etüden formuliert worden ist.
Solche Überlegungen erschließen sich nicht jedem Lehrer aus der Durchsicht der Noten, gleichwohl ist die Einschränkung auf die genannten Kriterien und das zugrundeliegende Konzept für das frühe Stadium des Unterrichts wichtig.
Um den ersten Teil abwechslungsreich zu gestalten, habe ich einige spezielle Effekte eingeführt:
Beispiele:
Ding dang dong verwendet Flageoletts in der Mittelstimme (natürlich ad. lib.), um den Glockenklang zu imitieren.
Eine farbliche Bereicherung stellt auch die schon bekannte Verwendung der Kapodasternotation dar.
Dudelsacktanz spielt sich über einem Quintbordun ab.
Der Flamenco imitiert mit den geschlagenen Akkorden und den eigenwilligen Harmonien die Flamencogitarre.
Musikanten spielen frisch auf ist in der Art der Blasmusik mit Wechselbässen gestaltet.
Gitarren-Samba verwendet einen Perkussioneffekt, der durchaus auch mit Klanghölzern gespielt werden könnte.
Im zweiten Band ist die Musik vielfältiger angelegt, der Satz hat in einigen Lieder mehr eine Verbindlichkeit. So kommen auch Lieder in Moll vor.
Ich wünsche allen Schülern und Lehrern viele schöne Ensemble- und Vorspielstunden.
Michael Sieberichs-Nau