Carl Richard Hauck

(08.11.1880 – 21.12.1947)

Heimatforscher, Schnitzer, Kirchenbuchführer & Mitbegründer des Heimatmuseums

Carl Richard HAUCK, Kirchenbuchführer 1931Foto: © MAGIRIUS

Nach dem 1. Weltkrieg wirkten im Westerzgebirge und besonders in Schneeberg eine Reihe bedeutender Heimatforscher. Was die Ursache für das starke Interesse an der heimatlichen Historie war, lässt sich aus heutiger Sicht nur hypothetisch begründen. In Schneeberg hatten schon immer tüchtige Pädagogen der Lateinschule und später des Lehrerseminars mit der örtlichen Bergbau- und Heimatgeschichte beschäftigt. Der von diesen Lehrern durchgeführte Heimatkundeunterricht regte die Interessen der Schulkinder an. Da es noch kein Radio oder Fernsehen gab, brachten die heimatkundliche Beilagen der hiesigen Zeitung  und die verschiedenen Volkskalender viele Beiträge über das Erzgebirge. Der verlorene Krieg ließ ein starkes Heimatgefühl aufkommen, dabei wurde die Geselligkeit in Vereinen und Gesellschaften ausgiebig gepflegt. Die Heimatforscher der damaligen Zeit, waren sehr vielseitig. Wenn auch teilweise die Ergebnisse ihrer fleißigen Arbeit von uns heute anders gesehen werden, so ist doch die große Fülle ihrer Beiträge beachtenswert. Einer der vielseitigen Männer war Richard HAUCK

Als Sohn eines Blaufarbenarbeiters am 8. November 1880 in Oberschlema geboren, besuchte  dort die Volksschule von 1887 bis 1895. Danach absolvierte er die Gewerbliche Zeichenschule in Schneeberg. Er arbeitete nach Beendigung der Schule als Musterzeichner bei verschiedenen Textilfirmen. 1903 heiratete er eine Schneebergerin und war von 1906 bis 1914 selbständiger Musterzeichner in Schneeberg. In der damaligen Industrie der Maschinenstickerei waren gute Musterzeichner sehr gefragt. Von 1914 bis 1918 leistete HAUCK Kriegsdienst. Im Oktober 1918 übernahm er die Stellung des Kirchenbuchführers und Kanzleivorstehers in der Kirchgemeinde St. Wolfgang. Er war ein gewissenhafter Beamter, in vielen Vereinigungen und Vereinen tätig und pflegte einen bedeutenden Freundeskreis. 

Richard HAUCK hatte nun beruflich Zugang zum Kirchenarchiv und zu der damaligen Ephoralbibliothek. Für seine Tätigkeit als Heimatforscher konnte er diese Unterlagen ebenfalls nutzen. In den Beilagen des „Erzgebirgischen Volksfreundes“, die „Heimatblätter“, sind seine historischen Abhandlungen zu finden. Er brachte eine Broschüre über die nähere Umgebung heraus, arbeitete am „Erzgebirgs-Kalender“ mit und veröffentlichte in der Oberschlemaer Kurzeitung und im Kirchenblatt seine Beiträge. Auch Gedichte, Liedertexte und Theaterstücke kamen von ihm. Der bedeutende Auer Heimatforscher Dr. SIEBER rief 1926 die „Heimatforschergruppe Westerzgebirge“ ins Leben. In diesem Gremium wurde Richard HAUCK als Beisitzer in den Vorstand gewählt. Nach seiner Pensionierung 1938 widmete er sich auch dem Schnitzen.  Durch die Zeichenschule künstlerisch vorgebildet gestaltete, er ausdrucksstarke Holzplastiken. Für den aus 152 Figuren bestehenden „Schneeberger Bergaufzug“ verlieh man ihm 1942 den Staatspreis der Sächsischen Volkskunst. HAUCK überraschte immer gern seine Freunde und Bekannten mit neuen Ideen. 1943 entstand der „Turmsängerzug nach St. Wolfgang“ charaktertreu nach lebenden Originalen dargestellt. Die Schnitzgemeinschaften von Schneeberg und Neustädtel beschlossen 1944 Lieder von Anton GÜNTHER als Schnitzwerke zu gestalten. Davon schnitzte Richard HAUCK allein acht Lieder, so u.a. „Dr Schwammegieher“ und „Mei Voterhaus“. Im Verband erzgebirgischer Bildschnitzer fungierte er als Schriftleiter der Fachzeitschrift „Schnitzer und Bästler“. Er war ein leidenschaftlicher Sammler von heimischen Altertümern, die er oft unter materiellen Opfern in seinen Besitz brachte.  

Schon lange trug man sich mit den Gedanken, in Schneeberg ein Heimatmuseum zu gründen. Seit 1922 gab es einen Altertumsverein. 1923 veranstaltete der Verein seine erste Ausstellung heimatlicher Altertümer in der ehemaligen Turnhalle an der Hartensteiner Straße (jetzt Kino). Seine Privatsammlung bestand aus mehr als 600 Stücke unterschiedlichster Art. Neben seinem Dienstzimmer in der Kirchenkanzlei hatte er einen kleinen Schauraum eingerichtet. 

Signum des Carl Richard* HAUCK Grafik © S. ESPIG

Richard HAUCK erkannte, dass die Vergangenheit Schneebergs und die heimatliche Volkskunst nur in einem Museum richtig dargestellt werden können. Der Museumsverein mietete Räume im damaligen Hotel „Sächsisches Haus“ und am 14. Juli 1929 wurde hier das Schneeberger Heimatmuseum eröffnet. Die HAUCK'sche Sammlung bildete den Grundstock für diese Einrichtung. Der Museumsverein verlegte 1934 seine Schausammlung in das BORTENREUTHER- Haus (jetziges Museum). Durch ständige Erweiterung der Ausstellungsräume und  durch Ankauf und Erwerb neuer Kunstwerke wurde das Schneeberger Museum zu einem der bestbesuchtesten Museen in Sachsen (1943: 26000 Besucher). Außer Richard HAUCK wirkten in dem rührigen Vorstand Curt UNGER und Paul SEIDEL mit. Bekannt und beliebt, waren besonders die Weihnachtsausstellungen, die durch die örtlichen Schnitzgemeinschaften mit ausgestaltet wurden. Er starb am 21.12.1947. Es wäre gut, wenn sich die Schneeberger beim Besuch des Museums an diesen Mitbürger erinnern würden. 

© Helmut RIEDEL & © Werner UNGER 2002