Curt Richard Unger

(03.05.1888 – 10.06.1955)

Heimatfreund & Chronist seiner Zeit

Sein Lebensweg zeigt auf, wie ein Mann mit hervorragender geistiger Veranlagung, vielseitiger Begabung durch Fleiß und Können zu verantwortungsvollen Tätigkeiten in der Öffentlichkeit emporwachsen kann. Unsere Bergstadt hat viele solcher Pioniere mit gesellschaftlichem Schaffensdrang und ausgezeichnetem Engagement hervorgebracht. Besonders erfolgreich und bekannt ist das Dreigestirn Arthur GÜNTHER, Richard HAUCK und Curt UNGER. Sie haben freundschaftlich und heimattreu Gutes und Beachtliches für Schneeberg vollbringen können. Wenn unsere Doppelstadt Schneeberg mit Neustädter über die Landesgrenzen hinaus berühmt wurde, so mit durch diese Bürger. Was könnte uns Menschen näher bringen als deren bewundernswerte Taten und Werke zum Wohl unseres Ortes, der Erzgebirgsheimat und unserer Gesellschaft? Curt UNGER wurde am 3. Mai 1888 als Sohn des Maschinenstickers Friedrich Richard UNGER und seiner Frau Auguste Pauline geb. PUSCHMANN in Neustädtel geboren.

Von 1894 bis 1902 war Curt Schüler der Bürgerschule und besuchte anschließend eine Fortbildungsschule in Neustädtel. Durch seinen Klassenlehrer August HOMMEL (Vorsitzender des Erzgebirgszweigvereins - EZV) wurde er frühzeitig zur Heimarbeit angeleitet. Mit Farbtopf, Kleinleiter und Schablone galt es die Wegemarkierungen im Gleesberg- und Filzteichgelände anzubringen. Ferner half  er die Vereinszeitschrift „Glückauf“ zu den EZV-Mitgliedern zu bringen. Seine rege Geistesgabe und seine Schreibgewandtheit ließen ihn als Lehrling in die lokale Tageszeitung „Erzgebirgischer Volksfreund“ in Schneeberg eintreten. Nach Lehrabschluss arbeitete er als  Redakteur-Volontär in Heidelberg. In die Heimat zurückgekehrt, übernahm UNGER die Leitung der Geschäftsstelle in der Ritterstraße, die fast 40 Jahre seine Berufsheimat werden sollte. 1913 heiratete er Helene* Rosa HÜTTEL. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne hervor (Herbert 1913, Siegfried 1920 und Werner 1922). In vielen Vereinen und Organisationen war er ein gefragtes Vorstandsmitglied (Schriftführer und 1. Vorsitzender). Singen, Turnen und Wandern waren wichtige Freizeittätigkeiten und veranlassten ihn, in unterschiedlichen Leitungsgremien mitzuwirken. Der Männergesangsverein „Liedertafel“, der Turnverein 1847, die Vereinigung „Glück- auf“ und der DHV (Kaufmannsgewerkschaft) profitierten von seiner Aktivität. 1908 gab er die Anregung zur Gründung des „Glückauf-Vereins“ seiner Vaterstadt. 1909 trat er dem Erzgebirgszweigverein Schneeberg bei. Curt UNGER war Kriegsteilnehmer im 1. Weltkrieg. Nach glücklicher Heimkehr organisierte er in hervorragender Weise das Kulturgeschehen Schneebergs in Führungspositionen erfolgreich mit. 1922 half er mit, eine erste Altertümerausstellung in Schneeberg zu ermöglichen. Mit Arthur GÜNTHER und Richard HAUCK gründete er den Altertumsverein Schneeberg. Er war maßgebend an der Durchführung des 34. Deutschen Wandertages 1925 und des 37. Bezirksfeuerwehrtages in Schneeberg beteiligt. Besonders erledigte er die gelungene Pressearbeit. Er war zu diesem Zeitpunkt in die Nationale Volkspartei eingetreten und vertrat sie von 1925 bis 1932 im Stadtparlament. 1927 wurde Curt UNGER in den Hauptvorstand des 30.000 Mitglieder umfassenden Erzgebirgsvereins gewählt. Im Goethehaus (Markt) richtete er eine Geschäftsstelle ein. Als 1935 bis 1937 die Kulturgemeinde die HORLEMANN-Festspiele auf dem Kirchplatz aufführte, war seine Mitgestaltung im Berghabit Ehrensache. Curt UNGER verfasste ein „HORLEMANN-Buch“ mit 40 Seiten. Als 1929 in Schneeberg ein Heimatmuseum gegründet wurde, war er im Bergverein bzw. Museumsverein wiederum aktiv engagiert und machte diese Schausammlung durch Zeitungsartikel weithin bekannt. Als die Bildungseinrichtung 1937 in arge finanzielle Bedrängnis geriet, wählten ihn die Vereinsmitglieder zum Vorsitzenden und so zum Retter dieser Kultureinrichtung. Im kollektiven Zusammenwirken mit Richard HAUCK und Paul SEIDEL wurde nach und nach im BORTENREUTHER-Haus ein Ausstellungsraum nach dem anderen zum führenden Kleinstadtmuseum Sachsens aus gestaltet! Besonders die alljährlichen Weihnachtsausstellungen mit vielen Volkskunstwerken brachten Besucherzahlen bis zu 14.000 Personen. UNGER ist es zu danken, wenn das historisch wertvolle „Krüber-Bethlehem“ und der Neustädtler Heimatberg hier eine präsente Aufstellung fanden. Erstmalige Schnitzdarstellungen wie Anton-GÜNTHER-Lieder, die Bergparade und der Zug der Turmsänger nach St. Wolfgang (geschnitzt von Richard HAUCK) entsprangen seinen Ideen. Curt UNGER war ständiger Teilnehmer bei allen deutschen Sänger- und Turnertreffen und auch deutschen Wandertagen. Ein Höhepunkt seiner Pressearbeit war die „Schneeberger Weihnachtsschau“ 1938/39. Als Mundartsprecher konnte er in den vorweihnachtlichen „Schneeberger Glückauf-Abenden“ seine Vortragsgabe beweisen. Auch bei Rundfunk-Übertragungen war sein Talent gefragt. Ihm ist es zu verdanken, wenn 1948 der Mitteldeutsche Rundfunk, Sender Leipzig, erstmals die christnächtlichen Turmgesänge in den Äther schicken konnte. Eine Großtat von ihm war, in der damals drückenden Notzeit, die Zusammenstellung eines „Schneeberger Weihnachtsbüchleins“ welches bis 1957 fünfmal einen reißenden Absatz fand. Schon in den 30er Jahren organisierte er mehrere Presserundfahrten, bei denen Redakteure führender deutscher Tageszeitschriften acht Tage unter seiner Führung durch das Erzgebirge reisten. Anschließend berichteten sie ausführlich in den Journalen und Zeitschriften darüber. Er selbst konnte im Verlauf seines arbeitsreichen Lebens tausende Presseveröffentlichungen in verschiedenen Organen der Leserschaft vermitteln. Für all diese nützlichen Taten ist Curt UNGER mehrfach geehrt und ausgezeichnet worden: Ehrenmitgliedschaften in mehreren Vereinen, das goldene Vereinsabzeichen des Erzgebirgsvereins, die silberne Ehrennadel des Deutschen Gebirgs- und Wanderverbandes und als höchstes die Urkunde und Plakette „Der Heimat Berge Dank“, damals die höchste Ehrung des Erzgebirgsvereins. Als 1947 H. DÖRFELT als neuer Museumsleiter eingesetzt wurde, war Curt UNGER noch einige Zeit dessen Berater. Die jahrzehntelange Fleißarbeit hatten seine Kraft und Gesundheit stark angegriffen, und es traten Herz- und Kreislaufprobleme auf. Am 10. Juni 1955 rief ihn der ewige Bergfürst zur letzten Ruhe. Viele seiner Freunde gaben ihm das ehrende Grabgeleit zum Schneeberger Friedhof. Ein treuer Heimatfreund wird im Ehrenbuch unserer Bergstadt verzeichnet stehen.

© Werner UNGER 2004