Aus Syrien gibt es unbestätigte Berichte von Oppositionellen, dass schon Dutzende Häftlinge am Covid-19-Virus gestorben seien. Von einer am Sonntag angekündigten Amnestie dürften nach Einschätzung von Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten zwar viele verurteilte Kriminelle profitieren, aber nicht Tausende politische Häftlinge. Ein bekannter Menschenrechtsanwalt befürchtet sogar, das Regime von Präsident Baschar al-Assad könnte die Situation nutzen, um seit Jahren inhaftierte oder verschwundene Menschen mit Verweis auf die Epidemie für tot zu erklären.
Für Journalistinnen und Journalisten in akuten Verfolgungssituationen bedeuten die Grenzschließungen wegen der Corona-Krise, dass ihnen der Weg in ein sicheres Nachbar- oder Drittland vorerst abgeschnitten ist. Dies gilt zum Beispiel für mehrere Hundert Medienschaffende, die seit Monaten in der Rebellen-Enklave Idlib im Norden Syriens festsitzen und für deren Schutz sich Reporter ohne Grenzen einsetzt. Für sie bedeutet die Epidemie angesichts der ohnehin prekären Gesundheitsversorgung für die mehr als eine Million Binnenflüchtlinge in der Region eine zusätzliche Gefahr für Leib und Leben neben den Angriffen des Regimes und der Willkür von Dschihadistengruppen.