Geschichte der AGPF

Massenmord in Jonestown

Am 18.11.1978 wurden in Jonestown in Guyana 912 Menschen ermordet, darunter 276 Kinder.

Die Kinder waren in der Siedlung der Volkstempel-Sekte vielfach wie Sklaven gehalten worden, getrennt von den Eltern, die sie gegen Belohnung ausspionieren mussten. Kinder über 6 Jahre mussten 11 Stunden täglich hart körperlich arbeiten, bei Temperaturen bis zu 40 Grad. Kinder wurden zur Strafe in einen dunklen Brunnen geworfen, nachdem man ihnen gesagt hatte, dass unten Schlangen auf sie warteten. Sie wurden in Holzkisten gesperrt, 1,80 mal 0,90 mal 1,20 Meter klein. Bei öffentlichen körperlich Züchtigungen wurden ihnen Zähne ausgeschlagen. Sektengründer Jim Jones sah zu. Kindern wurden Elektroden an den Armen befestigt, sie wurden mit elektrischen Stromschlägen traktiert. Zwei Sechsjährigen, die versucht hatten, wegzulaufen, waren Ketten und Eisenkugeln an die Fußgelenke geschmiedet worden. Kinder wurden sexuell missbraucht, auch von Jim Jones selbst.

Margaret Singer schildert dies *. Als Professorin der Psychologie hat sie sich an der Universität Berkeley / USA 30 Jahre mit dem Thema Sekten befasst. Sie schildert ihre Besuche auf dem Friedhof von Oackland, wo 406 der Opfer beerdigt sind. Sie schildert einen Gedenkgottesdienst, an dem Stephan Jones, der Sohn von Jim Jones zusammen mit Patricia Ryan teilgenommen hat, der Tochter des US-Kongressabgeordneten Leo J. Ryan, der als einer der ersten in Jonestown ermordet wurde. Er hatte an einer Untersuchung der Moon-Sekte teilgenommen, die in demselben Jahr abgeschlossen wurde. Der Bericht darüber, der Fraser-Report, wurde wenige Tage vor seiner Ermordung veröffentlicht. Ryan hatte aufgrund seiner Erfahrungen die Anklagen von Angehörigen der Sekten-Anhänger ernst genommen. Ryan besuchte die Sekten-Siedlung, einige der Insassen wollten mit ihm in die USA zurückkehren, für Jim Jones der Anlass für die Durchführung seines lange geplanten Massenmordes und den Einsatz des seit langem bevorrateten Zyankali.

Patricia Ryan wurde später Vorsitzende von CAN, der wichtigsten amerikanischen Hilfsorganisation für Sekten-Geschädigte. CAN wurde inzwischen in den Konkurs prozessiert. Im Konkursverfahren haben Scientology-Anhänger den Namen aufgekauft und betreiben jetzt "Sekten-Beratung".


AGPF gegründet

Am 9.12.1978 wurde die AGPF als Verein konstituiert, ganz unter dem Eindruck des Massenmordes und der Frage, ob sich so etwas wiederholen könne. Die Gründung der Arbeitsgemeinschaft war bereits 1977 auf Initiative von Dr. Klaus Karbe erfolgt. Anfang 1978 wurde eine "Dokumentation über die Auswirkungen der Jugendreligionen auf Jugendliche in Einzelfällen" veröffentlicht und ein erster Fachkongress (1) angeregt. Weitere Kongresse folgten 1981 (2) und 1984 (3).

Die AGPF hat Informationsdienste herausgegeben, heute das "AGPF-Info" (4). Außerdem Info-Pakete und Kurz-Infos zu einigen Organisationen (5).

1984 hat die AGPF eine gesetzliche Regelung vorgeschlagen, die Mindestbedingungen des Kundenschutzes zum Inhalt hatte. Diese Vorschläge sind heute im Gesetzentwurf des Bundesrates zum Lebensbewältigungshilfegesetz (6) enthalten.

1990 hat die AGPF die Einrichtung eines Ausschusses des Bundestages angeregt. Eine Bürgerinitiative hat dafür 50.000 Unterschriften gesammelt, die der Präsidentin des Bundestages als Petition überreicht wurden. Diese führte mit anderen Petitionen zur Einrichtung der Enquete-Kommission des Bundestages.

Die AGPF hat heute 10 Vereine als Mitglieder. Die Neutralität ist in der Satzung verankert. Ebenso der Verbraucherschutz: "Der Verein will durch Aufklärung und Beratung Hilfe bei der Beurteilung von Angeboten geben ...". Den Begriff "Sekte" verwendet die AGPF lediglich als umgangssprachlichen Sammelbegriff (7).

Die AGPF unterhält keine Beratungsstelle, sondern bietet präferenzfreie zentrale Vermittlung zu den jeweils geeigneten und qualifizierten Beratungsstellen und Informationsangeboten.


* Singer: Sekten - Wie Menschen ihre Freiheit verlieren und wiedergewinnen können. Auer, Heidelberg, 1997 (1) Bericht: Müller-Küppers + Specht: "Neue Jugendreligionen", Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1979 (2) Bericht: Karbe u. Müller-Küppers: Destruktive Kulte. Verlag für Med. Psychologie, Göttingen 1983 (3) Bericht: Familie und destruktive Kulte, 1984 (4) Info-Liste kann angefordert werden (5) derzeit Kurz-Infos verfügbar über: TM - Maharishi - Ayurveda, Landmark, Bhagwan-Osho, VPM, Family - Kinder Gottes -CoG. (6) vgl. AGPF-Infos 1/98 und 3/97 (7) vgl. VGH Bad.-Württ.1 S 712/85 + 10 S 2160/87