Vorwort von Roshi

Die Praxis des Sati-Zen

In den drei Büchern "Die Buddhas der Zukunft", "Der Garten des Geistes" und "Der Sati-Zen-Weg" wird die Philosophie und Praxis unseres Hauses ausführlich beschrieben (vgl. hier). Hier im Sati-Zen-Wiki wollen wir einige ganz praktische Aspekte vertiefen und darlegen, wie wir in der Sati-Zen-Sangha praktizieren. All diese Aspekte laufen in der Buddha-Lehre unter dem Begriff Upaya, was mit "geschickte oder hilfreiche Mittel" übersetzt werden kann. Unser ganzes Leben besteht aus Hilfsmitteln: Wann immer wir ein Vorhaben umsetzen wollen, greifen wir dafür zu Werkzeugen und Hilfsmitteln, die sich bewährt haben - im Garten wie im Büro, in der Küche wie in der Werkstatt, bei der handwerklichen Arbeit genauso wie bei der geistigen Beschäftigung mit einem Thema. Und wenn ein entsprechendes Hilfsmittel fehlt, so erfinden wir eines.

In der 2600-jährigen Geschichte des Buddhismus haben sich unzählige Hilfsmittel bewährt und wir brauchen das Rad nicht neu zu erfinden. In einigen Bereichen hingegen sollten wir besser unser heutiges Wissen einbeziehen und nicht stur an alten Konzepten festhalten. Damit Neuerungen uns nicht vom Buddha-Weg abbringen, bedarf es einer fundierten Kenntnis des Weges.

Bei der Auswahl hilfreicher Mittel können wir uns die Frage stellen: Ist dies befreiungsrelevant? Also: Hilft es, uns von Gier, Aversion und der Unwissenheit bezüglich unserer wahren Natur zu befreien oder fördert es diese leidvollen Kräfte möglicherweise noch? So wird eine Frage wie diese selbst zu einem Upaya.

Was sich im letzten Jahrhundert wesentlich vertieft und entwickelt hat, ist ein wissenschaftliches Verständnis unserer psychoemotionalen Welt. Buddhistische Traditionalisten sträuben sich oft, diese Erkenntnisse ganz konkret in die Praxis einzubeziehen und angemessen zu gewichten. Doch es sind oft gerade die inneren Gewohnheitsmuster, die unser Leben schwierig machen und uns im samsarischen Kreislauf drehen lassen, weshalb wir gut daran tun, diese wichtige Dimension unseres alltäglichen Erlebens und Miteinanders in die Praxis zu integrieren.

Darüber hinaus gibt es auch Bereiche des Dharma, bei denen sich oft selbst bei langjährig Praktizierenden zeigt, dass sie noch nicht in genügender Tiefe verstanden worden sind. So ein Bereich ist das Verständnis von Form und Leerheit bzw. die Frage, in welcher Beziehung diese Aspekte zueinander stehen. Darum beginnen wir mit diesem Thema. Ohne tiefere Einsicht in das Verhältnis von Form und Leerheit fallen wir bei allen anderen Themen und Praxisformen leicht in das eine oder andere Extrem und finden nicht zu dem, was der Buddha Rechte Erkenntnis nannte.