10 - Feldforschung 2017 ohne Studenten - statt ihrer begleiteten mich meine Tochter und drei meiner acht Enkeln, sowie Roland Bässler. ein lieber Kollege

Roland Girtler, Feldforschung in Siebenbürgen vom 14. bis 28. Juni 2017

Liebe Reisegefährtinnen und Reisegefährten

Heidrun, Alwin, Roland, Wilhelm, Laurin

die Ihr mit mir im Juni 2017 auf Feldforschung in Großpold in Siebenbürgen (Rumänien) zumindest ein paar Tage gewesen seid!

Festzuhalten ist, dass sich diesmal keine Studentinnen und Studenten meines Seminars an der Universität Wien an der Feldforschung beteiligt haben, da sie wegen angeblicher diverser Prüfungen und ähnlicher Verpflichtungen keine Zeit für solche Exkursionen hatten. Studentinnen und Studenten früherer Jahre waren dagegen verwegener und gingen großzügiger mit ihren Prüfungen u.ä. um.

Die hier genannte Dame ist meine Tochter, die beiden Herren Alwin und Laurin sind meine Enkeln, Herr Roland Bässler ist ein lieber Kollege und Herr Wilhelm Hopf, ein edler Kumpan, der meine Feldforschungen in Siebenbürgen seit Jahren aufmerksam verfolgt und regelmäßig bei diesen auftaucht.

Bună ziua!

Ich gebe hier meine Tagebuchaufzeichnungen wieder. Ich bitte um wohlwollende Einsicht.


Mittwoch, 14. 6. 2017 Um 18h30 ist Richard mit seinem Audi da, Heidschi und Alwin sitze mit ihrem Gepäck drinnen, sie werden mich nach Siebenbürge begleiten. Das freut mich. Richard bringt uns zum Hauptbahnhof. Es kommt noch Roland Bässler, ein lieber Soziologe, dazu. Wir sind zu viert. Studenten fahren keine mehr mit. Auch gut so. Finde es angenehm. Gegen 19h30 kommt der Zug nach Bukarest. Steigen ein, es sind nicht zu viele Leute im Zug. Ein Abteil nehmen wir für uns. Machen es uns einigermaßen gemütlich, soweit dies in diesen alten rumänischen Zügen üblich ist. Proviant haben wir mit. Birgitt hat mir ein paar Brote zubereitet. Wasser haben wir auch. Der Zug fährt ab. Nach Budapest versuchen wir zu schlafen. Roland und Alwin haben ein Abteil gemeinsam. Irgendwie haut es mit dem Schlafen. Allmählich wird uns kalt. Sehr ungemütlich.

Donnerstag, 15.6.2017 Sind froh, als wir gegen 9 Uhr in Alba Julia ankommen. Hier ist eine Baustelle. Ein bisserl ein Durcheinander. Vor dem Bahnhof ergattere ich ein Taxi, einigen uns auf 30 Euro für die Fahrt nach Großpold. Der Chauffeur ist ein netter Herr. Komme mit meinem Rumänisch aus. Unterhalte mich sogar mit ihm. In Mühlbach, Sebes, bitte ich den Chauffeur um eine kurze Pause. Schauen uns die Kirche an. Hinein können wir nicht, weil der Mann mit dem Schlüssel unterwegs ist. Fahren weiter nach Reussmarkt. Machen wieder eine Pause. Der Taxifahrer ist geduldig. Eine alte Rumänin holt Adolf Hütter, den Mann, der sich um die Kirchenburg in Reussmarkt kümmert. Betreten diese. Es wird an die alte deutsche Kultur erinnert, die leider verschwunden ist. Alwin spielt in der Kirche auf der Orgel einige Lieder. Alwin ist angetan von dieser alten deutschen Kultur, die er hier erleben darf, allerdings sie ist vergangen. Bedanken uns bei Adolf Hütter, geben ihm etwas Geld. Er freut sich. Fahren weiter nach Großpold. Suche das Haus der Pitter, das mir wohlbekannt ist, aber ich finde es nicht. Schließlich komme ich drauf, dass das Hoftor neu gestrichen ist. Die Tür ist auch neu .Werden von Anneliese herzlich begrüßt. Sie freut sich, uns vier zu sehen. Heidschi, Alwin und Roland residieren in der Villa oben. Sie richten es sich oben gut ein. Leider wollen Heidschi und Alwin schon am Samstag fahren. Wandern am Nachmittag, wie üblich bei meinen Forschungen, durch den Ort, das Zigeunerviertel, werden freundlich gegrüßt, und zum Küppchen. Mir fällt auf, dass einige der Zigeunerhäuser toll renoviert worden sind. Wahrscheinlich durch reiche gute Europäer o.ä. Schauen zum Friedhof, verweise auf die Sprüche beim Eingang, es geht um die Arbeit. Zeige die alten österreichischen Namen, die am Friedhof zu sehen sind. Zeige auch das Grab von Samuel Roth, an dem ich mitgegraben habe. Auch von den Frauen erzähle ich, die in Russland als Kriegsgefangene umgekommen sind. Wandern zu den Pitters, Es gibt etwas zu essen. Bekommen einen Nudelauflauf. Und extra einen Salat. Anneliese tut sich etwas an für uns. Das ist sehr liebenswürdig. Bin ganz schön müde. Tratschen noch. Heidschi weiß sich heiter und charmant zu unterhalten. Baessler ist begeistert von ihr.

Freitag, 16.6.2016 Ein schöner Tag kündigt sich an. Die drei, Heidschi, Roland und Alwin, kommen zum Frühstück. Beschließen, nach Hermannstadt zu fahren. Angeblich kommt gegen 11 Uhr der Autobus. Hoffen es, wandern hin. Doch es kommt keiner. Probieren es nun per Autostopp. Glücklicherweise kommt bald ein Autor. Ein rumänischer Arbeiter läßt seine drei Kollegen aussteigen. Sie sind am Ziel. Ich frage, ob er uns nach Sibiu mitnimmt. Er bejaht. Jetzt können wir vier mitfahren. Es ist eine genüssliche Fahrt. Komme mit meinem Rumänisch gut weiter. Vor Neppendorf läßt er uns aussteigen. Gebe ihm ca 40 Lei, das ist fürstlich. Wandern nun durch Neppendorf. Gehen zum Palast des Zigeunerkönigs.

Die junge Dame, die Frau des Sohnes des Königs, die ich schon vom vorletzten Jahr her kenne, freut sich, als sie mich sieht. Sie bittet uns in den Palast. In dem schönen Saal nehmen wir an einem längeren Tisch Platz. Kaffee wird uns serviert. Dann kommt der Patron, ein netter Herr mit ordentlichem Leibesumfang, er empfängt uns. Sein Bruder ist der verstorbene Zigeunerkönig Cioba. Als ich ihn mit Rege, König, anrede, meint er gelassen und in aller Bescheidenheit, dass er nicht der König sei, sondern der Kaiser, der Imperator. Der Mann kann gut Englisch. Er erzählt unter anderem, dass er über 25 Millionen Zigeuner bzw. Roma regiert. Er will auch schauen, dass alle Roma gebildet werden. Er gibt sich wie ein Grandseigneur. Er imponiert uns. Vor dem Palast im Hof steht ein überlanges Auto für Partyzwecke o.ä. Damit macht er seine Geschäfte, offensichtlich. Er erzählt, er war in den USA, in Los Angeles, überall hat er seine Verbindungen. Die Prinzessin und ihr Mann hören brav zu. Der Kaiser stellt dann seinen Enkel vor, dieser zeigt sein Zeugnis, er hat die erste Klasse der Volksschule gut abgeschlossen. Er ist stolz auf sein Diplom, der Kleine. Die Prinzessin schenkt Heidschi ein Zigeunertuch. Will uns nachher aber noch ein paar andrehen. Kaufe eines. Eine ältere Zigeunerin will uns noch Bronzetöpfe verkaufen. Sie sind sauteuer. Entschuldigen uns, dass wir keine kaufen. Dennoch ist es ein schönes Erlebnis. Der Kaiser freut sich, dass wir ihn und die Seinen besucht haben. Verabschieden uns herzlich, der Prinzessin küsse ich noch gehaucht die Hand. Wandern in die Stadt, dieser Weg gefällt mir. Man erlebt langsam die Stadt. Bei einem Mac Donald kehren wir zu, trinken eine Art Eiskakao. Es schmeckt uns. Wandern weiter zu dem Park, in dem die Schachspieler sich vergnügen, schauen ihnen ein bisserl zu. Suchen dann die evangelische Johanniskirche auf. Betreten die Buchhandlung dabei. Zu meiner großen Überraschung sehe ich mein Buch „Das letzte Lied von Hermannstadt“ hier ausgestellt, man kann es kaufen. Mich ehrt und freut dies sehr. Wir vier marschieren weiter zur orthodoxen Kirche und setzen uns in eine Sesselreihe an der Wand. Mich fasziniert diese Kirche mit ihren bunten Bildern und dem großen Platz in der Mitte. Bleiben eine Zeit andächtig sitzen. Weiter wandern wir zur deutschen gotischen Kirche mit ihrem schönen, vom Maler von Rosenau stammenden Bild, das die Kreuzigung zeigt, aber auch die sozialen Stände der Stadt. Schön ist auch das Glasbild, das auf die Einwanderung der Landler hinweist. Alwin ist von dem allen angetan, das freut mich. Schauen dann auf den Markt, kaufen Holzlöffeln und schauen einer lieben Zigeunerin und ihrem Mann zu, wie sie die Löffeln fabrizieren. Wandern dann zurück zum Großen Ring und in die Fußgängerzone Hier herrscht reges Leben. Es ist ein warmer Tag. Setzen uns in den Schatten eines Zeltdaches bei einem Gasthaus. Heidschi und ich essen Mamaliga, das ist Polenta mit Schafskäse und Rahm, es schmeckt hervorragend, Alwin und Roland essen etwas mit Fleisch. Lassen es uns gut gehen. Genießen die Stadt, schauen noch in die katholische Kirche auf dem Weg zum Bahnhof. Alwin meint, jetzt habe er die Kirchen von drei Religionen besucht. Gehen zum Bahnhof. Roland ist schon da, er hat noch etwas am Markt gekauft. Gottseidank ist der Zug nach Großpold jetzt ein schönerer als der, in dem ich noch im Vorjahr gefahren bin. Wandern vom Bahnhof heim zu den Pitters. Bekommen noch etwas zu essen und ein Glaserl Wein. Heidschi sprüht vor Charme. Sie ist begeistert von den Pitters und dieser alten Kultur. Müde gehe ich zu Bett, lese noch etwas.

Samstag, 17.6.2017 Heute ist es etwas kühler. Heute fährt Heidschi ab, Schade, es war schön mit ihr und Alwin. Am Vormittag führt uns Anneliese noch durch das neue Dorfmuseum, an dem ich vor zwei Jahren, so glaube ich, etwas mitgewirkt habe. Das Museum ist eine schöne Sammlung von Gegenständen vor allem aus dem Leben der Handwerker von Grosspold. Man erfährt viel über Wagner, über das Herstellen von Leinen usw., auch über den Alltag, z. B. das Kartenspielen der Männer. Inzwischen ist ein starkes Gewitter über Großpold hernieder gegangen, Es ist kühler geworden. Tratsche noch mit Alwin. Ihm hat es gut gefallen hier, auch wenn es viele alte Leute hier gibt. Man muss diese Alten achten, denn sie bewahren eine alte Kultur, zu der das Landlerische gehört. Heidschi ist sehr angetan von den Pitters. Anneliese Erzählt aus alten Zeiten, wie sie noch Kinder waren. Ach die Zeit ist verronnen. Schön, dass Heidschi liebevoll an uns hängt. Das freut mich. Anneliese besorgt telefonisch ein Taxi . Bald kommt dieses. Heidschi verabschiedet sich herzlich von Anneliese und Andreas, auch von Schwarzi, den alten Hund, und Lumpi, den jungen, der , wenn er uns sieht, freudig an uns hinauf springt. Heidschi und Alwin wären gerne noch geblieben. Das Taxi bringt sie nach Alba Julia. Es beginnt wieder zu regnen. Es ist ungemütlich. Rufe Heidschi dann an. Die beiden fahren nobel im Schlafwagen. In der Früh werden sie in Wien sein. Es war schön mit den beiden. Ich gehe mit Roland, der erst am Montag fährt, zum Magazin in der Gasse, in der früher Herr Nietsch wohnte. Kaufen hier Wasser. Die eine der beiden Verkäuferinnen, ist eine jüngere fesche Dame, so um die 30. Sie spricht uns in Deutsch an. Sie freut sich, wieder Deutsch zu reden. Frage, warum sie so gut Deutsch kann. Sie erzählt, sie war 7 Jahre in Deutschland , in Stuttgart ? Sie ist froh, weg von Deutschland zu sein. Mich würden ihre Erfahrungen interessieren. Sie erzählt, sie hat als Geschirrabwäscherin in einem Gasthaus angefangen. Wurde dann Kellnerin und schließlich Barfrau. Wahrscheinlich hat sie dabei einen Herrn aus Großpold kennen gelernt. Mit diesem sei sie aus Deutschland ausgewandert. Sie hat zwei Kinder und scheint froh zu sein, in Siebenbürgen und Rumänien zu sein. Sie spricht gerne Deutsch, merke ich. Dennoch dürfte sie lieber hier Verkäuferin sei als Kellnerin oder Barfrau in einer deutschen Stadt. Sie ist eine hübsche Person, die den Männern gefällt. Vielleicht hat sie im Gasthaus oder in der Bar geschäftlich mit Männern zu tun gehabt. Sie scheint lächelnd auf ihr Leben in Deutschland zurück zu blicken. Aber ihre Heimat ist nun Großpold. Wer weiß, was sie alles mitgemacht hat, vielleicht in den Bars. Es wäre interessant, mit ihr eingehender zu reden. Von Deutschland hat sie genug. Wer weiß, was da dahinter steckt. Jedenfalls weiß sie, gut mit Herrn zu sprechen. Sie ist eine sympathische Dame. Nehme gleich sechs Flaschen mit Wasser mit. Schreibe noch etwas.

Sonntag, 18. Juni 2017 Habe nicht schlecht geschlafen in meinem Bett bei den Pitters. Roland kommt. Ich ziehe mich um, weißes Hemd und Krawatte. Er ist mit Pulloverähnlichem angetan. Meine scherzhaft, der echte Feldforscher kommt so daher, wie es die betreffenden Leute, deren Leben man studieren will, es für richtig in der jeweiligen Situation sehen – si vivis Romae Romano vivito more. Er gibt mir recht, hat darauf vergessen. Macht ja auch Spaß, dies einem Kollegen zu sagen, der sich mit Feldforschung beschäftigt. Roland ist ein netter Herr, der mich versteht. Gehen also in die Kirche. Es sind immerhin 26 Leute, die meisten kenne ich. Der kleine Samuel Roth zählt brav die Kirchgänger. Ich begrüße die Damen und Herrn jeweils mit Handgeben. Setze mich mit Roland auf die beiden Plätze, die ich vor Jahren mit Herrn Piringer, der wie ein Offizier mit Spazierstock zur Kirche ging, eingenommen habe. Ich bin noch nie anders in der Kirche gesessen. Der Pfarrer kommt, er schaut sehr gesund aus, er dürfte ein guter Esser sein, überhaupt wenn er ohne Frau lebt, sie ist in Hermannstadt, sie zankt gerne. Nach der Kirche stehen wir noch ein bisserl vor dieser. Man begrüßt sich. Herr Stedel, der Kirchenvater, der als großer Redner gerne auftritt und dies auch ist. In wohl gesetzten Worten begrüßt er die Gläubigen von der Kirchentür aus. Ich werde wiederum höflich von ihm genannt. Er freut sich, dass ich jedes Jahr nach Großpold komme. Mich ehren seine Worte. Wandern dann heimwärts. Anneliese lädt mich und Roland zu einer Gemüsesuppe mit Buchstaben ein. Reden über spannende Sachen. Roland erzählt vom Zigeunerkaiser, der will, dass die Roma, die Zigeuner, gebildet werden, und auch Steuer zahlen sollen. Das gefällt den Pitters. Schließlich sprechen wir über die Gemeinschaftsarbeit im Dorf, die auf alten Traditionen aufbaut. So gab es das Los, das war der Bereich, um den sich das einzelne Paar zu kümmern hatte bzw. der ihm zustand. Das war so beim Wald oder bei der Hutweide. Es gab Zehnerschaften neben der Nachbarschaft, die Anrecht auf bestimmte Kontingente, Lose, hatten, vor allem beim Gemeindewald. Es regnet, sitze an meinem Tisch und schreibe auf dem kleinen Ersatzlaptop vom Saturn. Noch haut er hin.

Montag, 19.6.2017 Heute ist ein schöner Tag. Mache mir einen Tee , dazu esse ich ein Honigbrot. Schreibe weiter an Girtlers Erkundungen. Zu Mittag mache ich mich auf. Gehe zur Autobusstation, dem alten Wartehäusl. Einige jüngere Damen und Herren, alle haben blaue Leiberln an, auf denen etwas von Sicherheit steht, sitzen auf der Bank im Wartehäusl. . Sie dürften vielleicht Aufpasser in einem Kaufhaus sein. Als ich ein Foto mache, regt sich einer auf. Mache keine mehr. Ein Kleinbus kommt, der nimmt diese Leute mit, die sich sogar lustig gemacht haben über mich. Ich werde nicht mitgenommen. Kann man auch nichts machen. Während ich warte , telefoniere ich mit Detlev, er ist zufrieden mit meinem Streifzug über Horn, in dem er und Sissy vorkommen. Endlich bleibt ein Auto stehen. Ein netter Herr, ein Rumäne, mit dem ich etwas Rumänisch rede, bringt mich nach Hermannstadt. Ein Stück vor Hermannstadt lässt er mich aussteigen. Wandere nun hinein in die Stadt, meinen alten Weg. Beim Petöfi-Park vorbei, bald bin ich bei der Johanniskirche und im Park. Schaue wiederum den Schachspielern zu, das ist immer spannend. Sehe dieselben Spieler wie im Vorjahr. Setze mich in die orthodoxe Kirche. Genieße die Stille. Schaue dann zu dem Papiergeschäft gegenüber der Post, kann hier gegen einen billigen Tarif ins Internet gehen. Beantworte ein paar emails. Schreibe Rudolf Richter, der Kollege, der nun in Pension geht, er war Dekan usw., zu mir war er immer fair. Insofern bin ich ihm dankbar, Schreibe ihm dies auch. Zu seinen Ehren wird ein Symposion veranstaltet. Werde auf sein Wohlsein ein Glas Wein erheben. Wandere durch die Stadt, bummle gerne durch das Zentrum von Hermannstadt, es hat seinen eigentümlichen Reiz. Kaufe bei dem Billa am Ende des Großen Ringes Käse, Rahm, Joghurt und sonst noch was. Wandere zum Bahnhof. Um ca 19h30 geht der Zug ab, Bin froh, dass die alten Züge, die ordentlich ramponiert sind, nicht mehr eingesetzt werden. Sie hatten ihren Reiz, aber sie waren dreckig und ungemütlich. Der jetzige Zug dürfte aus Österreich stammen, den man dort nicht mehr will, er ist jedoch gemütlich und reinlich. Lustige Burschen sitzen da und machen Lärm. Einer frägt mich auf Deutsch: Wie geht es? Vielleicht gefallen ihm mein Wildererhut und meine Jeansjacke, die so gar nicht rumänisch aussehen. Wandere vom Bahnhof gemütlich heimwärts. Sitze bei Anneliese und Andreas und tratsche. Mache mir einen gemütlichen Abend. Trinke Tee und schreibe weiter an meinen „Girtlers Erkundungen“. Komme jetzt auf meine Zeit in Indien. Roland Bässler, der heute noch mit dem Radl nach Urwegen gefahren ist, fährt nach Wien ab, ihm hat es gut gefallen da. Er ist auch ein netter Kerl.

Dienstag, 20.6. 2017 Stehe gemütlich auf, mache mir einen Tee und ein Honigbrot. Hervorragend. Bleibe heute am Hof, es ist ein heißer Tag. Schreibe weiter an meinen Erkundungen für die homepage. Schreibe über meine Erlebnisse in Indien. Erzähle über P. Fuchs, aber über Marilynne Pereira, die rührend zu mir war. Vielleicht verzeiht sie mir ein paar Unmöglichkeiten von mir. Auch der indisch-pakistanische Krieg mit den Flieger-Abwehrraketen, deren Erscheinen am Himmel von Bombay den Leuten gefallen hat, deren leere Hülsen doch einigen geschadet haben. Mir wird mein Aufenthalt in Indien wieder bewußt. Bin Engelbert Stigelmayr sehr dafür dankbar, denn die Idee, nach Indien zu fahren, stammte von ihm, er verschaffte mir auch die Kontakt. Am späteren Nachmittag radle ich den Bach entlang, hier wohnten Herr und Frau Piringer, bei denen ich gerne gesessen bin. Herr Piringer trank mit mir gerne ein Glas Wein und Frau Piringer servierte gute Kuchen, den sie gebacken hat. Am Ende der Häuserreihe steht die Schmiede. Es werden gerade Pferden von Zigeuner Hufeisen angepasst. So war es auch bei uns früher. Mit den Pferden ist man nicht zimperlich. Sie müssen ruhig stehen, damit die Hufeisen auch passen. Ist das Pferd unruhig, so kann es sein, dass es einen Fusstritt erhält, wie ich es erlebe. Anders geht es wahrscheinlich nicht. Ein abgelaufenes Hufeisen, das der Schmied dem Pferd vom Fuß entfernt, gibt er mir auf meine Bitte hin. Nehme es mit. Radle heim. Esse mit den Pitters. Salat und Erdäpfeln, die frisch aus der Erde von Anneliese geholt und gleich darauf gekocht wurden, schmecken hervorragend. Schreibe weiter über meine Forschung zum Thema Panchayat in Indien. auch ganz spannend.

Mittwoch, 21.6.2017 Heute ist der längste Tag des Jahres, ab jetzt werden die Tage wieder kürzer. So ist es auch im Leben. Eigentlich schade, dass die Sonne nun immer weniger bis zu Weihnachten scheinen wird. Schreibe über den Panchayat, muss zwei, drei Seiten noch einmal schreiben, da ich offensichtlich vergessen habe, die Sache abzuspeichern, ärgerlich. Mir fallen jedoch nun neue Sachen ein. Schöpfe aus der vollen Erinnerung. Mache mich dann doch auf nach Hermannstadt. Warte ca 20 Minuten. Endlich bleibt einer stehen, ein Zigeuner will auch mit, er hat sich vor mich gestellt, um früher per Autostopp wegzukommen, doch der Chauffeur will nur mich mitnehmen. Recht geschieht dem Vordrängler. Unterhalte mich etwas mit dem Chauffeur, er hat eine Schwester in Waidhofen an der Thaya. Beim Flughafen vor Hermannstadt lässt er mich aussteigen. Wandere in die Stadt. Wieder schaue ich den Schachspielern zu und sitze gemütlich in der orthodoxen Kirche. Schaue zur Schillerbuchhandlung, kaufe ein paar Ansichtskarten, ich kenne die Dame schon. Ihrer Kollegin habe ich gestern meine Visitenkarte gegeben, auf der auf der einen Seite das Landlerische zu lesen ist. Das gefällt ihr, hoffe ich. Gehe an der Gesellenherberge vorbei, eine junge Gesellin schaut heraus, tratsche mit ihr. Erzähle, dass ich es war, der die ersten Handwerksburschen hierher geschickt hat. Es würde mich freuen, wenn dies auf einem Poster, das gegenüber der Herberge hängt, auch vermerkt wäre. Alles möglich steht auf diesem, nicht, aber dass ich die Gesellen hierher geschickt habe. Damit begann eine schöne Tradition, auch die drei Gesellen gehören erwähnt. Wandere zum Markt, meine Löffelverkäuferinnen sind schon weg. Es schaut nach Gewitter aus. Gehe meinen alten Weg entlang des Zibin und entlang der Geleise. Habe noch auf den Zug nach Apoldu zu warten. Fahre mit dem „neuen“ Zug nach Großpold und wandere heimwärts. Anneliese macht mir einen guten Salat aus Rahm und Gurken. Sitze noch an meinen Erkundungen.

Donnerstag, 22.6.2017 Sitze am Hof, arbeite etwas, meine Erkundungen gehen gut weiter. Schreibe über das Leben nach der Matura in Wien und das Leben im Corps. Fahre gegen Mittag per Autostopp nach Hermannstadt. Komme zunächst nicht weiter. Junge Frauen und Herren, die hier auf ihren Privatbus warten, der sie nach Hermannstadt bringen soll, machen sich lustig über mich, genauso wie die von gestern, die hier saßen. . Komme dann doch noch gut weiter. Beim Airport steige ich aus und wandere in die Stadt. Der Marsch macht mir Freude. Schaue den Schachspielern zu. Wilhelm Hopf, der sich angekündigt hat, taucht dort auf. Er ist mit dem Flugzeug gekommen und hat sich ein Auto am Flughafen gemietet. Wandern durch Hermannstadt, setzen uns in den Schanigarten eines Kaffeehauses am Großen Ring. Tratschen mit dem Kellner, er kann gut Deutsch, er hat eine Zeit in Deutschland gearbeitet. Fahren dann mit dem Auto nach Großpold. Wilhelm dürfte eine tiefe Beziehung zu dem Ort bekommen haben. Kehren zu den lieben Pitters. Sie nehmen ihn mit offenen Armen auf, er kann in der Villa schlafen. Das Auto parkt er im Hof der Pitters. Er bekommt ein gutes Abendessen, ich auch , mit Grundbirnen und ein Glasl Wein dazu. Schreibe dann noch etwas auf meinem Zimmer.

Freitag, 23.6.2017 Es ist ein schöner Tag. Hopf plant mit uns einen Ausflug nach Deutsch Weißkirch, in dem Prinz Charles ein Haus hat. In diesem können wir anscheinend schlafen. Werden sehen, wir fahren los, die beiden Pitters, ich und Wilhelm, der Chauffeur. Es geht in Richtung Sibiu und Brasov. Es sind viele Autos unterwegs. Mir gefällt die Tour zunächst überhaupt nicht. Eine lange Fahrt steht uns bevor. Zunächst meint er, wir würden nur 60 Kilometer fahren. Jetzt erfahre ich, dass es 150 Kilometer sind. Ärgere mich zunächst über Meister Hopf, doch dann legt sich der Ärger, als wir in eine schöne Weidelandschaft kommen und auf einsamen Wegen fahren. Es geht vorbei an kleinen Dörfern, in denen dereinst sächsische Bauern gelebt haben, die alle ausgewandert sind. Wir nähern uns Deutsch Weißkirch. Auf einer romantischen Dorfstraße, die noch nicht asphaltiert sind, fahren wir. Es sind die charakteristischen Pferdewägen unterwegs, Mann, Frauen und Kinder sitzen oben. Ein idyllisches Bild. Wir fahren zur Burg, einer wunderbaren Kirchenburg. Sie schaut majestätisch in die Gegend. Das letzte Stück geht über ein Stöckelpflaster, dann gehen wir ein Stück zu Fuß. Beim Eingang zur Burg begrüßt uns eine nette junge Dame, sie ist aus Deutschland, ihre Eltern sind Sachsen. Sie verlangt einen geringen Geldbetrag als Eintritt, kaufe einen Führer durch die Burg, auch Ansichtskarten kaufe ich. Sie erzählt, dass Prinz Charles ein Haus hier hat. Auf Hausnummer 125 wohnt jene Frau, die mit einem Journalisten ein nettes Bücherl über ihr Leben und Prinz Charles geschrieben hat. Das Buch habe ich, schrieb darüber in der Krone. Man kann mit der Dame gut reden, wenn sie gut aufgelegt ist, meint sie. Wandern durch die Burg. Andreas, Wilhelm und ich klettern durch einen z. T. schmalen Schluf hinauf auf den Turm. Haben eine herrliche Aussicht in eine prächtige Landschaft. Reden noch mit der jungen Dame, Marlies Markel heißt sie. Werde ihr ein email schicken, mit meiner Geschichte über Prinz Charles und die Dame. Die drei fahren im Auto, ich gehe zu Fuß zur Hauptstraße, die wohl gleichzeitig der Hauptplatz ist. Drei Brunnen sind zu sehen, an denen das heimkehrende Vieh seinen Durst stillt. Schauen zum Haus von Prinz Charles, ein schön renoviertes Bauernhaus, es ist ein kleines Hotel ist. Wilhelm hat hier angeblich Zimmer reservieren lassen, doch das ist ein Irrtum, hier ist nichts für ihn reserviert, sondern in einem anderen Haus von Prinz Charles, das aber weit von hier entfernt ist. So ein Blödsinn. Werden dort nicht mehr hinfahren, Fahren zum Haus 125, über das ich mich schon auf der Burg erkundigt hatte. Es ist ein liebes Hotel, das aus zwei Bauernhäusern besteht und gut die alte Form des Bauernhauses bewahrt hat. Hier hat man Platz für uns. Anneliese und Andreas bekommen ein schönes Doppelzimmer im Parterre und wir beide je ein nettes Zimmer unter dem Dach. Es ist geschmackvoll eingerichtet Alles ist da, Häusl usw. Es ist ein lauer Abend , setzen uns noch bei einem kleinen Gasthaus in den Gastgarten vor dem Haus, trinken ein Bier und essen Brote. Es schmeckt. Kühe, Ziegen und Schafe ziehen vorbei. Ein herrlicher Abend, an muss dankbar sein. Gehen dann in unsere Zimmer. Es war ein schöner Tag.

Samstag, 24. 6. 2017 Ein prachtvoller Tag kündet sich an. Die Vögel zwitschern. Wir gehen zum Frühstück, es wird im alten Stadel, der wunderbar umgebaut wurde, serviert. Hier holen wir uns das Frühstück und setzen uns an einen Tisch vor dem Stadel, in der Sonne nehmen wir es ein. Es gibt gute Sachen. Bevor wir wegfahren, schaut Anneliese noch zu der Frau, die das Büchl über Prinz Charles geschrieben hat, doch die macht ihr nicht auf. Dann gehe ich hin, sie macht immerhin das Fenster auf, sie ist jedoch denkbar unfreundlich, sie will auf das Buch gar nicht angesprochen werden. Und als ich sie fotografieren will, wird sie richtig böse, sie sei noch nicht hergerichtet. Man könne sie auf der Burg nach 10 Uhr sprechen. Die Dame kommt sich gut vor. Ich verziehe mich. Sage das Anneliese und den andere. Wir verzichten auf das Gespräch mit der unfreundlichen Dame. Fahren los durch eine schöne Gegend, kommen zu einer Bauernburg, die hoch über dem Ort Kreids ??? thront. Im Ort reden wir mit einer Sächsin in einem Laden mit Andenken, kaufe auch drei Keramikschalen. Dies Bauernburg über dem Ort, in dem eine prächtige Wehrkirche sich befindet, ist keine Wehrkirche, sondern diente in Türkenzeiten dem Schutze der Bauern der Umgebung. Wir drei Männer fahren in Wilhelms Wagen ein Stück hinauf. Andreas bleibt beim Auto, weil es doch ganz schön steil ist. Wilhelm und ich kämpfen uns einen uralten Karrenweg ca eine dreiviertel oder halbe Stunde hinauf, zum Schluss ziemlich steil. Wir stehen im Gemäuer dieser riesigen Anlage, hier konnten sich viele Bauernfamilie vor den Türken schützen. Gras bedeckt vieles hier. Bei uns gab es Ritterburgen, hier sind es Bauernburgen. Das ist beachtenswert. Freie Leute wehren sich gegen „Wandervölker“, wie es in einer Schrift heißt. Gehen nun auf einem Pfad, zum Teil ein Wiesenpfad bergab zum Auto, Andreas spricht mit einem alten Sachsen, der auch hier wandert. Er erzählt, wie früher Tannen geholzt wurden, um einen Weg zu schaffen. Nehmen ihn ein Stück mit. Fahren in den Ort. Anneliese wartet auf dem Bankerl, besehen noch die Wehrkirche im Ort, sie besteht aus einem hohen, schon rissigen Turm mit Schießscharten. Dieser steht neben der Kirche. Fahren dann weiter, die nächste Station ist Schässburg, Sighisoara. Wandern hinauf zur Burganlage. Hier ist viel los, an einem Gasthaus steht, dass hier Graf Dracul gewesen ist. Gehe über einen alten Weg zu Tal, zur unteren Stadt, auf diesem Weg mögen früher die Angreifer und Verteidiger der Stadt geritten sein. Auf einem Haus steht groß: Musikverein. Man hört den Gesang von Liedern. Es dürften rumänische Lieder sein. Viel erinnert hier noch an die Kultur der Deutschen. Fahren weiter. Die nächste Station ist Mediasch, hier wurde der berühmte Raketenforscher Hermann Oberth geboren worden. Sonderbar, dass gerade ein Siebenbürger die Rakete erfunden hat. In Mediasch, hier wird auch des Stephan Rothe gedacht, den die Ungarn 1849 erschossen haben, weil er für ein selbständiges Siebenbürgen sich eingesetzt hat. Nehmen hier im Gastgarten eines netten Restaurant Platz. Bestellen uns etwas zu essen, ich esse eine Pizza. Den Pitters dürfte der Ausflug mit Hopf gefallen. Freue mich für sie. Mich tut die Anneliese etwas ärgern, weil ich z.B. meine, ich wäre ein kleiner Fisch, was ja stimmt. Sie findet solche Sätze von mir offensichtlich für aufdringlich. Ist auch egal. Bin auch deppert. Fahren weiter nach Sibiu und schließlich nach Großpold. Sitzen am Abend noch bei einem Wein beisammen.

Sonntag, 25. 6. 2017 Ein heißer Tag. Heute kommt Laurin mit dem Nachtzug an. Fahre mit Wilhelm Hopf im Auto nach Alba Julia. Ein netter Herr ! Ziemlich genau um 8h40 kommt der Zug an. Laurin steigt aus dem Zug, ein fescher Bursch, mit nettem Hut. Begrüßen uns freundlich. Bin froh, einen so netten Enkel zu haben, Fahren dann nach Großpold zum Gottesdienst. Dachte wir kommen zu spät, doch die Damen tratschen noch. Ein paar Herren sind da. Andreas meint, wir sollen noch Anneliese holen. Hopf fährt hinauf, sie will doch lieber zuhause bleiben. Laurin sitzt neben mir, der ich auf meinem angestammten Platz sitze, seit der Zeit, als ich das erste Mal in der Kirche war und neben Herrn Piringer saß - vor undenklicher Zeit. Laurin folgt dem Gottesdienst gespannt. Im Gegensatz zu den Evangelischen in Wien agiert der Pfarrer auch mit dem Rücken zu den Gläubigen, fällt ihm auf. Nach dem Gottesdienst stehn wir vor der Kirche. Die Frauen stehen im Schatten, der Pfarrer stellt sich zu ihnen. Er lacht, man redet auf Sächsisch über die Nüsse, die aufzuschlagen sind am Nachmittag, um 15 Uhr will man sich treffen. Die Nüsse sind vom Nußbaum des Pfarrers, sie gehören zur Landwirtschaft, die dem Pfarrer seit jeher gehört. Auch Schafe hat er, und Wein. Die Gemeinde hat für den Pfarrer zu arbeiten, sie hat aber auch etwas davon, so auch von den Nüssen, die für den Nusskuchen verwendet werden, der am kommenden Donnerstag, dem Feiertag Peter und Paul, gegessen werden sollen. Am selben Tag hat der Pfarrer Geburtstag, das erwähnt eine der Damen. Dieselbe Dame, die mit dem Pfarrer eben auf Sächsisch geredet hat, redet mit den anderen Damen landlerisch. Der Pfarrer wird am Mittwoch uns, Laurin und mich, mit dem Auto nach Alba Julia bringen. Hoffentlich vergisst er nicht, werde ihn auf alle Fälle anrufen. Laurin und ich gehen zu den Pitters. Wilhelm taucht auch auf. Essen etwas. Ruhen uns aus. Laurin ist müde von der Nachtfahrt. Er lag mit einem Wiener im Liegewagen, der in Bukarest einen Würstelstand für Käsekrainer aufmachen will. Zu Weihnachten am Weihnachtsmarkt in Bukarest hat er schon ein ganz gutes Geschäft mit diesen Würsteln gemacht. Will nun sein Geschäft ausdehnen. Nach zwei Uhr melde ich mich telefonisch bei Wilhelm und Laurin, sie wohnen in der Villa. Sie machen sich auf. Ich warte beim Auto. Dann fahren wir los. Zunächst geht es nach Reussmarkt, zur Kirchenburg. Herr Hütter freut sich, mich wieder zu sehen, hatte mich angekündigt, als ich mit Heidschi hier war. Zuerst suchen wir das Museum im Pfarrhof auf, Wilhelm kennt es noch nicht. Es zeigt Erinnerungen an die Sachsen, die hier einmal waren. Es sind schöne Tücher mit netten Sprüchen dabei, einige für die Küche. Dann gehen wir um die Kirche, betrachten die Getreidekästen und die Speckkammern der Sachsen, die sich auf diese Burg zurückzogen, um sich vor den Wandervölkern, wie den Türken und Kuruzzen, zu schützen. Erkläre dies Laurin. Schauen noch in die alte Kirche. Ich bedanke mich bei Herrn Hütter, der sich immer zu freuen scheint, wenn ich auftauche. Er ist ein netter Herr. Sein Sohn ist in Deutschland Elektriker, seine Kinder und die Frau leben hier in der Burg. Herr Hütter, Jahrgang 1946, ist wohlgelaunt, als Kirchendiener ist er nun Chef des schönen Pfarrhofs, der Pfarrer ist ausgewandert. Verabschieden uns herzlich. Fahren weiter auf der Hauptstraße, auf der angenehm zu fahren ist, denn der Verkehr geht nun auf der Autobahn, Gottseidank. Fahren weiter nach Grossau. Will den beiden die prächtige Kirchenburg zeigen. Hier in Grossau lebten Landler aus Oberösterreich. Ich erinnere mich, dass rau Zek den Schlüssel hatte. Suche das Haus der Frau Zek. Eine junge Dame macht auf. Sie spricht gut Deutsch. Ich frage nach Frau Zek, sie ist leider im letzten November gestorben. Frau Zek erzählte mir, sie sei froh gewesen, dass ihre Tochter einen Rumänen geheiratet hat, so könne sie hoffen, dass die Tochter mit ihrer Familie in Rumänien, also in Grossau bleiben würde. Die junge Dame ist die Urenkelin von Frau Zek, sie ging in eine deutsche Schule in Hermannstadt. Ihr Großvater, der Rumäne, spricht kein Deutsch. Die Großmutter, also die Tochter der Frau Zek, spricht wohl noch Sächsisch. Aber bald wird hier im Haus der Sächsin Frau Zek niemand mehr Deutsch sprechen, denn die junge Dame, Anita heißt sie, wird wohl auch einen Rumänen heiraten. So verschwindet das Deutsch hier. Laurin bedauert das. Eine Frau bei der Kirchenburg habe den Schlüssel für diese. Fahren dorthin, aber von der Frau ist weit und breit nichts zu sehen, wir wandern um die prächtige Kirchenburg. An der Straße entdecke ich ein Haus, auf dem groß die ersten Zeilen eines Gedichtes aus dem 18. Jahrhundert von einem Exulanten zu lesen sind, ich kenne sie. Sie heißen ungefähr so: Ich bin ein armer Exulant, ich muss mein Land verlassen, weil ich an Gottes Wort glaube. Oder ähnlich. Fotografiere diesen Spruch. Lasse mich mit diesem fotografieren. Auch die beiden Begleiter fotografiere ich mit dem Spruch. Fahren weiter in Richtung Ocna Sibiului, das alte Salzburg mit dem Salzsee. Zuvor machen wir in Kleinscheuern (??) vor der kleinen Wehrkirche halt. Schauen uns diese an, ein Herr, der daneben wohnt, öffnet sie uns mit dem Schlüssel. Die Kirche macht einen gepflegten Eindruck. Auf den Sitzbänken liegen Polster, sie scheint benützt zu werden. Der Herr erklärt uns, hier und da kämen Leute hier zusammen und zwar vom sogenannten Blauen Kreuz, das sich um Alkoholiker kümmert, solche seien auch im Pfarrhof oder daneben untergebracht. Die Kirche scheint also nicht aus religiösen Gründen aufgesucht zu werden, sondern, um sich zu treffen und vielleicht auch zu feiern. Fahren weiter nach Salzburg. Hier ist viel los. Viele Badegäste sind in dem großen Schwimmbad, aber auch bei den Schwimmbecken im Hotel, das wir schon kennen. Kehren dort zu. Der Eintritt für die Schwimmer beträgt 25 Lei. Laurin und ich zahlen nichts, da wir nicht schwimmen wollen, sondern auf der Terrasse des Hotels nur etwas trinken wollen. Der Herr beim Eingang kommt uns also freundlich entgegen, Wilhelm zieht sich und begibt sich in das Salzwasser, das ihn zu tragen scheint. Während Wilhelm sich seinen Schwimmkünsten hingibt, essen Laurin und ich panierten Käse, dazu trinken wir Wasser und auch Bier. Das Bier ermüdet mich etwas. Wilhelm entsteigt dem Wasser, er trinkt noch ein Wasser, dann fahren wir weiter, und zwar nach Stolzenburg (???). Hier steht an einem Hügel über dem Tal eine Bauernburg, eine Ruine. Vor dem alten Pfarrhof am Fuße des Hügels parken wir. Ich entdecke zwei Tafeln, die mich faszinieren. Sie erinnern an die beiden ungarischen Revolutionäre Petöfi, den Freiheitsdichter, der am Beginn der Revolution 1848 seine Freiheitsgedichte gegen die Habsburger vorlas, und General Bem, dem militärischen Führer der Revolution. Sie seien hier in dem Pfarrhaus 1849 – wahrscheinlich auf der Flucht vor den Schergen der Habsburger – abgestiegen. Sie dürften hier Unterschlupf gefunden haben. Bei den Tafeln befinden sich Bänder mit den ungarischen Farben. Die Ungarn ehren die beiden also noch immer. Wandern hinauf zur Burg, sie ist eine gepflegte Ruine mit einem schönen Innenhof. Auf der Wiese lagern Leute, ein Mann gibt sich als Chef aus. Dem zahlen wir je 3 Lej für den Eintritt. Soll er haben. Wandern hinunter und fahren über die Autobahn nach Saliste und weiter nach Großpold. Zum Abendessen gibt es Grundbirn und Bratwurst für die anderen. Es schmeckt, dazu der gute Wein der Pitters. Auch der schmeckt, muss mich zurückhalten.

Montag, 26.6.2017 Ein schöner Tag wird es heute. Sitze am Schreibtisch, in zwei Tagen fahren wir wieder in die Heimat. Heute wollen wir nach Hermannstadt, Laurin und ich. Wilhelm fliegt heute nach Wien, er hat eine Buchpräsentation im jüdischen Museum. Nach zehn kommen Laurin und Wilhelm zum Frühstück. Wilhelm hat schon alles zusammengepackt. Wilhelm verabschiedet sich, er ist den Pitters sehr dankbar, fahren wir los. Fahren noch nach Grossau zur Kirchenburg, die gestern geschlossen hatte. Heute ist sie offen. Eine Dame, sie ist Sächsin, sie hat einen Rumänen geheiratet, wohnt bei der Kirche und kümmert sich um den Garten in der Burg usw. Die Burgmauer umschließt eine kleine Landwirtschaft, hier konnte man in schweren Zeiten, als die Türken angriffen, überleben. Die Dame, Martina heißt sie, glaube ich, begrüßt uns drei freundlich. Ich stelle mich vor und erzähle von meinen Forschungen in Großpold. Das scheint ihr zu gefallen. Betreten die Kirche, ein Lehrerehepaar aus Norddeutschland ist auch hier. Er unterrichtet Latein und sie Deutsch und Geschichte. Prüfe sie gleich, ob sie Dorothea Viehmann kennt. Sie verneint, eigentlich eine Schande für eine Deutschprofessorin. Frau Viehmann war jene Dame, die den Brüdern Grimm die diversen Märchen erzählt hat. Das sollte sie wohl wissen. Scherze etwas. Die beiden haben sich hier in der Gegend angekauft. Sie wollen Rumänisch lernen. Reden über die Wichtigkeit des Lateins. Erzähle über meine Forschungen bei den Landlern, gebe ihnen wie der Frau Kirchendienerin meine Visitenkarte mit den landlerischen Wörtern. Frau Martina bittet uns in den Speckturm, in dem früher die Landler ihre Speckseiten aufgehängt hatten. Sie ist schlau, denn hier kann man von ihr und anderen Landlerinnnen zubereitete Marmelade, selbst geselchte Wurst usw, kaufen. Als Vegetarier kaufe ich nur drei Marmeladen. Bedanken uns, wünschen alles Gute und fahren weiter. In Neppendorf verabschieden wir uns von Wilhelm. Laurin und ich wandern weiter zum Zigeunerpalast. Laurin ist ein ungemein lieber Kerl, auf so einen Enkel kann man stolz sein. Er ist liebenswürdig und zuvorkommend. Freut sich ,mit dem Großvater durch die Gegend zu ziehen. Er betont, dass er genauso ein kleiner Fisch ist wie ich. Er hat meinen Schmäh. Die Zigeunerprinzessin ist da, ihr Bub macht uns auf, er lacht uns freundlich an. Sie ist gerade dabei, Staub zu wischen o.ä. . sie hat zumindest ein Tuch in der Hand. Sie bittet uns an den Tisch beim Haus. Bietet uns Wasser an. Der Kaiser der Zigeuner ist nicht da, er ist ihr Großvater. Sie beherrscht die Sprache der Zigeuner. Laurin redet mit ihr etwas Französisch. Ich versuche es auf Rumänisch, wir verstehen uns gut. Sie verkauft mir noch ein buntes Zigeunertuch, es stammt von ihrer Großmutter, der Königin. Ob sie noch lebt, das erzählt sie nicht. Mir ist die Prinzessin sympathisch, sie bekommt ihr zweites Kind. Fotografieren sie noch, auch wir lassen uns jeweils mit ihr fotografieren. Wir verabschieden uns herzlich. Sie erwartet – asteptat – meinen nächsten Besuch. Ich komme wieder. Laurin und ich wandern weiter, in die Stadt. Bei MacDonald nehmen wir einen Schokomilkshake zu uns, genauso wie vor zwei Wochen mit Alwin und Heidschi. Wandern in die Stadt, schauen beim Schachspiel zu. Dann beginnt ein ordentliches Gewitter. Stellen uns in der orthodoxen Kirche unter. Als es nachlässt gehen wir weiter. Schaue meine emails in dem Laden bei der Kirche an. Eines kommt von der Waffensammlung des Kunsthistorischen Museums. Man will eine Leihgebühr für eine Radschlosspistole aus dem 16. Jh., die bei uns im Wilderermuseum zu sehen ist. Oder wir sollen durch ein Spezialunternehmen die Waffe zurückschicken. Das Ganze ist ärgerlich. Damals hat uns Dr. Beaufor, der jetzt in Pension ist, uns die Waffen gratis geliehen und jetzt will man Geld, oder wir müssen die Waffe zurückschicken. Muss der Sache nachgehen. Gesindel ! Lasse hier noch das Feldforschungswappen kopieren, ein paarmal. Werde es Leuten, die das interessiert, geben. Gehen in Richtung Römischer Kaiser, setzen uns davor auf einen Kaffee. Es fängt wieder zu regnen an. Ein kräftiges Gewitter geht ab. Kaufen uns jeder einen Regenschirm. Schauen in die Buchhandlung Schiller. Die Dame dort, eine Landlerin, begrüßt uns freundlich. Schauen uns Bücher an. Kaufe Ansichtskarten. Wandern weiter, schauen nun in die Deutsche Kirche. Laurin steigt auf den Turm. Schauen dann ins Cafe Wien. Trinke einen Cappuccino, Laurin einen Radler. Hören österreichisches Radio. Gehen dann über die Lügenbrücke, es regnet noch ein bisserl. Immerhin haben wir jetzt zwei Regenschirme. Wandern gemächlich zum Bahnhof. Fahren mit dem Zug nach Apoldu de Sus. Spazieren vom Bahnhof heimwärts. Essen gut zu Abend, Anneliese hat einen Nudelauflauf gemacht. Dazu gibt es Pitter-Wein, ein Glaserl. Tratschen, übermorgen geht es wieder heimwärts. Morgen fahren wir noch nach Hermannstadt. Haben noch einiges zu erledigen. Laurin wandert zur Villa, heute schläft er alleine in dieser.

Dienstag, 27.6.2017 Heute ist der letzte Tag hier in Großpold . Um ca 9h30 kommt Laurin zum Frühstück. Anneliese kümmert sich rührend um uns. Marschieren dann zum deutschen Friedhof. Es ist eine Frau Pitter da, die sich um über 20 Gräber kümmert von Familien, die bereits ausgewandert sind. Sie hat eine Zigeunerin bei sich, die mit einem Handapparat das Unkraut spritzt. Der Friedhof soll schön sein. Diese Frau Pitter erwähnt, dass ich über das Begräbnis ihrer Mutter in meinem Buch geschrieben habe. Frage, ob sie mit der Geschichte zufrieden ist. Sie bejaht. Das freut mich. Zeige Laurin das Grab von Samuel Roth, das ich gegraben habe mit Konrad und Reinhard vor einigen Jahren. Wandern dann zurück zur Autobushaltestelle. Probieren per Autostopp nach Hermannstadt zu fahren. Es ist schon ziemlich warm. Warten etwas, endlich bleibt ein Mann mit dem Auto stehen. Er dürfte ein rumänischer Arbeiter sein, ein netter Herr, mit dem ich etwas Rumänisch spreche. Er lässt uns in Neppendorf aussteigen. Marschieren nun zu Fuß in die Stadt, ein Marsch, der seinen besonderen Reiz hat. Kehren kurz bei McDonald ein, genießen unseren Schokolade-Milchschake. Neben uns sitzt ein deutsches Paar mit einer Rumänin, die gut Deutsch kann. Es dürfte um irgendwelche Geschäfte in ihrem Gespräch gehen, vielleicht soll die Rumänin eine deutsche Filiale leiten. Wandern in die Stadt. Ich schaue den Schachspielern zu. Auch die orthodoxe Kirche wird aufgesucht. Zeige Laurin die vielen Wandmalereien. In einer, sie handelt vom verlorenen Sohn, kommt auch ein Hund vor als Symbol der heimatlichen Treue. Wandern weiter durch einen Durchgang, der zum Platz beim Römischen Kaiser führt. Spazieren nun über die Gasse bei der Post zur Stiege, die durch die frühere Festungsmauer hinunter führt zur unteren Stadt mit ihren schönen mittelalterlichen Häusern. Schlagen den Weg zum Markt ein. Zeige Laurin die Buntheit des Marktes. Kommen zu den Löffelzigeunerinnen. Sie freuen sich, mich wieder zu sehen. Handle mit ihnen wegen der Löffeln, erwerbe mindestens zehn Holzlöffel. Scherze mit den Damen. Laurin dauern meine Verhandlungen zu lange, die Holzlöffeln dürften auch nicht seine Sympathie haben. Meine schon. Folge ihm, wandern hinauf zur Kirche und zur Fußgängerzone beim Römischen Kaiser, suchen den Gastgarten auf, in dem ich mit Heidschi und Alwin Mamaliga gegessen habe. Es war das Casa Frieda, nehmen Platz und lassen uns den Polenta mit Schafskäse und Sauerrahm schmecken. Trinken dazu ein Bier. Spazieren dann zum Römischen Kaiser , genehmigen uns einen Cappuccino. Frage dann einen Herrn, der neben uns sitzt, von woher er die Narbe auf der linken Wangen habe. Es war ein Unfall, ein accident, meint er auf Englisch, und lächelt. Wir schauen noch zur Buchhandlung Schiller. Schauen dann zum Kleinen Ring. Wollen eine Ausstellung übe gestickte Siebenbürger Tücher anschauen. Diese ist geschlossen. Aber in einem Schauraum daneben mit siebenbürgischer Handarbeit finde ich zwei nette Karamikhäferln von Korrund, führe Laurin zur Befestigungsmauer , zeige ihm den Töpferturm, in dem im 15. Jh. Töpfer die Stadt vor den Türken und Kuruzzen verteidigt haben. Gehen nun über den Römischen Kaiser zum Bahnhof. Gemütlich geht es mit dem Zug heimwärts. Anneliese hat Grundbirn und Paradeissauce gemacht. Andreas und Laurin essen Henderl dazu. Tratschen noch eine Zeit mit den beiden. Gehe spät zu Bett. Morgen geht es zurück nach Wien. Packe noch zusammen.

Mittwoch, 28.6.2017 Heute ist der Tag der Abfahrt. Schade, es waren schöne Tage. Habe mich wohl bei Anneliese und Andreas gefühlt. ………….

Soweit meine Tagebuchaufzeichnungen

Siebenbürgen lässt einen nicht so schnell los. Vermutlich 1147 erreichten die ersten deutschen Siedler dieses schöne Land. Die Sprache der Saxen ist dem Moselfränkischen bzw. Luxemburgischen verwandt. Gegen die Bedrohung durch die Türken wurden in Hermannstadt drei Mauerringe (die teilweise noch erhalten sind) mit 39 Türmen und mehreren großen Toren errichtet. Hermannstadt widerstand mehrfach Belagerungen durch die Türken, denen es nie gelang die Stadt einzunehmen, weswegen die Stadt auch als Bollwerk der Christenheit bezeichnet wurde.

In feldforschender Verbundenheit grüße ich Euch, verehrte Reisegefährten als stets Euer

Roland Girtler

Mulţumesc şi Dumnezeu ajuta!