45 Jahre Fotografie - meine Kameras

Nachdem ich 2010 meine Pentax K-x erhalten hatte, kehrte ich wieder zur Spiegelreflex-Fotografie zurück. Von 1984 bis 2005 habe ich mit analogen Spiegelreflexkameras fotografiert, ehe es, ursprünglich eher unbeabsichtigt, zu einem beinahe fünfjährigen Zwischenspiel mit einer digitalen Megazoom kam. Die Konica Minolta DiMAGE Z10 hatte „nur“ einen elektronischem Sucher, der aber wohl im 21. Jahrhundert die Nachfolge des optischen Suchers antreten wird. Also Zeit für einen Blick zurück in die Geschichte: 35 Jahre Fotografie – meine Kameras:

1982 – 1984: Ricoh 500G

Ricoh 500G

© 2010 Machineboy (Sven Mattis Folkestad)

Die Erinnerungen an die Anfänge sind nur verschwommen. Ob ich meine erste Kamera erst 1982 oder doch nicht schon früher geschenkt bekommen habe, kann ich heute nicht mehr mit Sicherheit beantworten. Es war jedenfalls eine Ricoh Kleinbild-Sucherkamera, die mich stark an die 500G erinnert, wie sie hier beschrieben wird. Als Baubeginn der Serie wird 1972 angegeben, was irgendwie nicht sein kann. Aber Nachfolgermodelle wie die 500GX oder 500ME wurden bis Anfang der 80er Jahre gebaut. Bei denen stört mich aber der rote Knopf oben, an den ich mich überhaupt nicht erinnern kann.

Wie dem auch sei, man musste Blende und Belichtung einstellen und natürlich manuell fokussieren. Fotografiert habe ich hauptsächlich auf Diafilm, was eine harte Schule war: Auf einem Dia muss auf Anhieb alles passen: Belichtung, Entfernungseinstellung, Bildausschnitt – Nachbearbeitung so gut wie unmöglich. Wenn irgendetwas daneben lag, sah man es sofort am Endprodukt. Kein Vergleich mit der Digitalfotografie, wo sich am Computer noch immer etwas an der Belichtung oder dem Bildausschnitt drehen lässt.


1984 – 1990: Yashica FX-D SE

Yashica FX-D SE

1984 wurde dann die Ricoh gegen eine Yashica getauscht. Kostenpunkt für das Set mit einem 3,5-4,5/35-105 mm Zoomobjektiv und einem kleinen Blitz: 510 EUR. Damit begann für mich das Zeitalter der Spiegelreflex-Fotografie. Im Normalbetrieb wählte man die Blende vor und die Kamera stellte dann automatisch die richtige Verschlusszeit ein. Die Entfernungseinstellung war nach wie vor manuell. Dazu bekam ich später einen Vivitar 2-fach Telekonverter geschenkt, sodass aus dem 35-105er bei halbierter Lichtstärke ein 70-210er wurde.

Die Kamera begleitete mich auch auf meinen ersten eigenständigen Reisen nach Griechenland, in die Türkei, nach Frankreich, Italien und dann 1988 auf der Seitenstraße von Europa über Pakistan nach China und Hongkong. Dabei löste sich, wie auf den Fotos zu erkennen ist, die Lederummantelung des Gehäuses teilweise auf, was aber der Funktion keinen Abbruch tat.


1990 – 2002: Minolta Dynax 7000i

Minolta Dynax 7000i

Die Nachfolgerin der ersten Spiegelreflexkamera mit Autofocus (Minolta 7000) begleitete mich dann bis ins neue Jahrtausend. Den Body habe ich in Singapur gekauft (360 EUR), dazu ein Sigma 2,8/24 mm Weitwinkel (120 EUR), ein 1,7/50 mm Standardobjektiv von Minolta (80 EUR) und ein Sigma 4,5-5,6/75-300 mm Teleobjektiv (220 EUR). Die Festbrennweiten waren zwar optisch top, aber im Alltagsbetrieb auf einem Gehäuse unglaublich mühsam: Man ist dauernd am Objektivwechseln.

So kaufte ich mir auch, als ich nach vier Monaten wieder nach Singapur zurückkam, ein Tokina 2,8/28-70 mm (260 EUR), das für die nächsten 12 Jahre mein „Immerdrauf“ werden sollte. Mein Fazit: Wenn Festbrennweiten, dann nur mit zwei verschiedenen Gehäusen. Dann kann man sich, je nach Situation, die richtige Brennweite greifen. Alles andere kann man vergessen.

Wie man am Zustand des Gehäuses erkennen kann, bereiste die Kamera mit mir große Teile Asiens, von der Türkei bis Indien und Nepal, von Kasachstan über China nach Tibet und Südostasien zwischen Thailand und Indonesien. Dazu noch etwas Europa und Nordafrika, ehe die Kameraelektronik im Winter 2001/02 nach 12 Jahren bei -10° den Geist aufgab.


2002 – 2005: Minolta Dynax 404si

Minolta Dynax 404si

Mit der Minolta Dynax 404si (220 EUR) sollte für mich die Ära der analogen Fotografie zu Ende gehen. Der letzte Diafilm steckt auch noch heute in der Kamera. Doch zuvor kaufte ich mir 2002 noch ein Tokina 3,5-5,6/24-200 mm (270 EUR), nachdem ich in Bulgarien bei einem Objektivwechsel das Sigma 70-210 verloren hatte. Trotz der geringeren Lichtstärke und der etwas schlechteren Bildqualität wurde das 24-200er mein neues „Immerdrauf“.

Ein Reisezoom ist einfach unglaublich bequem: Man hat in allen Standard-Situationen das richtige Objektiv auf der Kamera. Das 24 mm Weitwinkel ermöglicht dynamische Bildkompositionen, birgt aber auch die Gefahr, dass man im Normalbetrieb oft bis zu den 24 mm zurückgeht und dabei einem nichtssagenden Vordergrund zu wenig Beachtung schenkt. So gesehen ist vielleicht ein 28 mm als Selbstschutz die bessere Alternative.


2005 – 2010: Konica Minolta DiMAGE Z10

Konica Minolta DiMAGE Z10

Das Ende der Analogfotografie kam eher ungewollt. Eigentlich war ich auf der Suche nach einer digitalen Schnappschusskamera für Familienfotos etc. Ich hatte mir eine Kodak CX7330 ausgeschaut, aber die war nach wochenlangem Hinhalten von Amazon dann doch ausverkauft. Dafür wurden die Fotohändler im Sommer 2005 schön langsam nervös und warfen ihre 3 Megapixel Kameras zu bis dahin noch nicht dagewesenen Preisen auf den Markt. So bekam ich für 20 EUR mehr als für eine Einsteigerkamera eine Megazoom (159 EUR).

Nur hatte ich mit der DiMAGE Z10 auf einmal keine Schnappschusskamera sondern eigentlich einen vollwertigen Ersatz für meine analoge Spiegelreflex: Außer dem Weitwinkelbereich decken die 36-290mm alle Standard-Situationen ab. Dazu kommt, bei Bedarf, volle manuelle Kontrolle über alle Belichtungsparameter und Nahaufnahmen bis zu einem Abbildungsmaßstab von 1:1,5.

Tja, der Rest ist Geschichte: Die praktischere Digitalfotografie löste das Analogzeitalter vollkommen ab (siehe oben). Nebeneffekt ist eine neue Bilderflut: Waren früher bei einem dreiwöchigem Urlaub 10 Diafilme (= 360 Bilder) schon viel, sind jetzt 1.300 Aufnahmen der Standard. - Irgendwann findet auch ein blindes Huhn ein Korn ;-) Das führte auch dazu, dass ich mit der DiMAGE Z10 in den letzten 5 Jahren rund 15.000 Fotos gemacht habe – mehr als mit allen anderen Kameras zusammen.

Wie kann man eigentlich so lange mit 3,2 Megapixel fotografieren, wo jetzt schon jede 100-EUR-Kamera mindestens 16 Megapixel hat? Die Antwort lautet: Die harte Schule des Diafilms. Ich fotografiere auch heute noch auf Endformat. D.h., am Bildausschnitt wird im Normalfall nicht mehr gedreht. Natürlich begradige auch ich schiefe Horizonte, aber letztendlich bleiben mir in 98% der Fälle die 2.048 Pixel in der Breite über, die die Kamera auflöst. Ein Full-HD Monitor hat 1.920 Pixel – wozu also mit mehr fotografieren?

Papierabzüge mit 20 x 30 cm haben noch immer eine Auflösung von 173 dpi, was einen kaum sichtbaren Qualitätsverlust bedeutet. Wie viele 30 x 45 cm Poster macht der Durchschnittsfotograf schon? Dazu kommt, dass die 16 Megapixel einer 100-EUR-Kamera auf einem Full-HD Monitor mittlerweile schlechter aussehen als die 3,2 Megapixel der DiMAGE Z10. Von den anderen unangenehmen Nebenwirkungen der Pixelflut ganz zu schweigen.


2010 - 2020: Pentax K-x

Pentax K-x

Nachdem mein Full-HD Monitor die Schwächen meiner 5 Jahre alten Konica Minolta DiMAGE Z10 entlarvt hatte (Bildrauschen ab ISO 200 und Randunschärfen im Telebereich), war ich fast 2 Jahre auf der Suche nach einem Nachfolger. Megazoom-Kameras mit 2/3 Zoll Bildsensor schieden leider aus, weil die Entwicklung in eine Richtung geht, die der Bildqualität alles andere als zuträglich ist: Das Megapixel-Wettrüsten geht fröhlich weiter und die Objektive wachsen in ziemlich sinnfreie Telebrennweiten hinein, ohne dass im viel interessanteren, aber optisch anspruchsvolleren, Weitwinkelbereich nachgebessert wird.

Da für mich AA-Batterien ein K.o.-Kriterium waren, blieb unter den Spiegelreflexherstellern genau einer übrig: Pentax. Deren Angebot im Einsteigerbereich beschränkte sich aber auf nur eine Kamera: der K-m. Die glänzte pentaxtypisch mit einer hohen Detailtreue, patzte aber im Gegenzug mit einem für Spiegelreflexkameras unüblich hohen Bildrauschen.

Ende 2009 hat dann Pentax die Nachfolgerin herausgebracht, die K-x, und der schien mit dem Sony Exmor Sensor die Quadratur des Kreises gelungen zu sein: hohe Detailtreue und gleichzeitig niedriges Bildrauschen. So habe ich zugeschlagen und für 510 EUR ein Set mit 3,5-5,6/18-55 mm Standardzoom, kleinem Blitz (Pentax AF-200 FG), Tasche, 4 GB Speicherkarte und Akkus inklusive Ladegerät erstanden. Also in Ausstattung und Preislage ziemlich ähnlich zu meiner ersten Spiegelreflex-Kamera 28 Jahre vorher ;-)

Wenn ich die Fotos auf meinem Full-HD Monitor betrachte zeigen selbst Fotos mit 3200 ISO nicht mehr Rauschen und Artefakte als vorher bei 200 ISO. Hier macht sich der größere Bildsensor der Spiegelreflex mit einer Pixelgröße von 5,5 µm gegenüber den 3,0 µm meiner alten DiMAGE wirklich bezahlt. Von den 1,2 µm meiner 8 Megapixel Handy-Kamera ganz zu schweigen.

Ein großer Unterschied zu Kompaktkameras ist auch, dass Tiefenschärfe wieder an Bedeutung gewinnt: Während bei Kompaktkameras bauartbedingt das Bild von vorne bis hinten scharf abgebildet wird, verschwimmt bei den Spiegelreflexkameras der Hintergrund, was z.B. Porträts eine schöne Dreidimensionalität verleiht. Das bedeutet natürlich auch, dass man genau darauf achten muss, dass die bildwichtigen Teile korrekt scharf gestellt sind, was z.B. bei Nahaufnahmen aus der Hand nicht immer ganz einfach ist: Während sich bei meiner Megazoom die Schärfentiefe in Zentimetern bemaß, liegt sie jetzt im Millimeterbereich.

2011 kaufte ich mir dann ein günstiges Tamron 3,5-6,3/18-200mm (159 EUR), das mein neues „Immerdrauf“ wurde. Mit 28-300 mm deckt das Reisezoom die meisten Aufnahmesituationen ab. Lediglich bei wenig Licht greife ich auf das Pentax Standardzoom zurück, weil das Tamron offen einfach grottenschlecht ist. Nichtsdestotrotz siegt die Bequemlichkeit und Schnelligkeit meist über die optische Qualität.

2020 gab die Pentax dann bei einer Radtour durchs Salzkammergut nach 10 Jahren und fast 44.000 Fotos den Geist auf. Ich war schon einige Zeit auf der Suche nach einem Nachfolger, der die Bedürfnisse eines Videographers besser abdeckte. Die Videos mit der 720er HD-Auflösung waren ganz einfach grottenschlecht und auch so war die Kamera etwas in die Jahre gekommen: Durch Staub auf dem Sensor und im Tamron-Objektiv musste ich fast jedes Foto nachbearbeiten, was mir viele nicht so tolle Stunden bescherte.  Meine Hoffnung wäre gewesen, dass Pentax die Videofähigkeiten ihrer Kameras auf  den Stand der Zeit bringt, doch leider Fehlanzeige. Auch das ehemalige Alleinstellungsmerkmal der AA-Batterien ist in den neuen Modellen nicht zu finden. - Schade!


seit 2015: Nikon Coolpix L830

Nikon L830

© Nikon GmbH

Die Nikon L830 habe ich eigentlich mehr als Filmkamera gekauft. Nachdem ich ein Jahr lang mit einem Praktica DVC 10.10 FHD Camcorder gefilmt und dabei den LCD-Monitor und den Akkudeckel fast ruiniert hatte, war ich auf der Suche nach einem Nachfolger: Er sollte in Full-HD filmen, eine längere Akkulaufzeit und bessere Kameraqualitäten haben, damit ich mir bei meinen Fahrradtouren die Mitnahme einer Spiegelreflex-Kamera ersparen konnte. Billig-Camcorder schieden damit aus und günstige Action-Kameras hatten noch problematischere Bildqualitäten. Damit kamen wieder Megazoom-Kameras ins Spiel.

Letztendlich entschied ich mich für eine Nikon L830 (180 EUR): Eine Einsteiger-Kamera mit 16 Megapixel, einen Zoom-Bereich von 23 - 675 mm Kleinbild und einer in dieser Preisklasse noch akzeptablen Bildqualität. Erst ab ISO 400 fordern die nur 1,3 µm großen Pixel ihren Tribut und die Qualität geht rapide den Bach hinab. Aber bei Diashows mit Bewegtbildern fällt das nicht so schnell auf. Elektronischen Sucher hat die Kamera keinen, dafür ist der Monitor neigbar, sodass auch Aufnahmen aus ungewöhnlichen Blickwinkeln möglich sind. Manuelle Einstellmöglichkeiten von Belichtung oder Blende sucht man vergebens, dafür gibt es 18 (!) Motivprogramme, die niemand wirklich durchschaut und braucht. - Irgendwie verstehe ich die Kamerahersteller in diesem Punkt nicht. Sehr positiv ist dagegen, dass die Kamera mit normalen AA-Batterien funktioniert und die Akku-Laufzeit beim Filmen ungefähr fünfmal so lang ist wie beim Praktica-Camcorder.


seit 2020: Canon EOS M50

© Canon GmbH

Nachdem die Pentax K-x den Geist aufgegeben hatte, kaufte ich eine Canon EOS M50. Als spiegellose APS-C Kamera mit 24 Megapixel Sensor glänzt sie vor allem im Videobereich: ein in Full-HD treffsicherer Autofocus, eine 3,5 mm-Buchse, wo man im Gegensatz zur Nikon L830 ein externes Mikrofon anschließen kann und mit einem dreh- und schwenkbaren Display ideal als Vlogging-Kamera. Für Fotos ist der Canon-Sensor nicht gerade der Knüller aber natürlich besser als der 10 Jahre alte Sensor in der Pentax K-x oder der kleine 1/2,3 Zoll Sensor der Nikon L830. Zusammen mit dem 3,5-6,3 / 24 - 72 mm Standardobjektiv bezahlte ich 484 EUR. Mal sehen, ob ich noch in den Telebereich investiere oder mich mit der Qualität der Nikon L830 zufriedengebe.


seit 2024: DJI Osmo Pocket 3

© DJI

Auf meinen Fahrradtouren blieb die Canon EOS M50 oft im Rucksack und ich kramte während der Fahrt einfach mein Smartphone aus der hinteren Hosentasche heraus und machte kurze Videoaufnahmen. Nachdem die Frontkamera des billigen ZTE Blade L3 (85 EUR) aus 2015 noch ziemlich grenzwertige Aufnahmen machte, ist die Kamera des Nokia 6.1 (161 EUR) aus 2018 schon ganz okay. Achillesferse sind aber die Windgeräusche. Bisher ist mir nicht gelungen, das Android im Nokia zur Zusammenarbeit mit einem externen Mikrofon zu überreden.

Aufsehen erregte DJI als es 2023 die Osmo Pocket 3 herausbrachte, die erstaunlich gute Videoaufnahmen machte. Der Sensor ist zwar nur halb so groß wie bei einer APS-C Kamera, hat aber auch nur halb so viele Pixel wie die Canon EOS M50. So ist es nicht überraschend, das die Videoqualität mindestens gleichwertig, wenn nicht sogar besser ist. Den kleinen Smartphone-Sensoren ist er sowieso haushoch überlegen. Dazu kommt noch, dass die Gimbal-Kamera das Bild mechanisch stabilisiert, während Smartphones oder Action Cams das elektronisch machen müssen, was nur bei ausreichend Licht gut funktioniert. 

Bei der Creator Combo für 589 EUR erhält man neben diversen Kleinteilen zusätzlich auch noch ein Funkmikrofon mit Windschutz, einen Akkugriff und ein Stativ. Damit lassen sich auch während der Fahrt oder bei Wind rauschfreie Aufnahmen machen und das 2,0 / 20 mm Objektiv stellt den Hintergrund leicht unscharf dar. Für etwas, was ich nach wie vor in die hintere Hosentasche stecken kann, ein ganz neues Qualitätsniveau.